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Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690.

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Deß Academischen
Volck mehrentheils gerettet ward. Auch litten die Spanier
selbsten nicht wenig Schaden an ihrer Flotte. Jedoch der Fran-
tzosen Unglück kam ihnen wol zu statten/ dergestalt/ daß sie in
aller Eyl über Berge und Flüsse hin nach der Carlsburg zogen
darinnen nur 200. abgemattete Soldaten lagen/ weil Ribald
das beste Volck mit sich zu Schiff genommen. Vor der Sonnen
Aufgang fielen die Spanier so gewaltig an/ daß sie die Vestung
in kurtzer Zeit eroberten. Laudonnier entwischete mit einem klei-
nen Nachen/ und andere wenige schwammen über den Graben.
Die Eroberer verschoneten Niemand. Selbst die auß der Flucht
wieder zuruck kehreten/ wurden Mörderischer Weise nieder ge-
hauen. Ja/ als keine Lebendige mehr vorhanden/ den Muthwil-
len an ihnen zu verüben/ liessen sie ihre Grausamkeit an den Tod-
ten auß. Sie schnitten ihnen die Augen auß/ und die Schaam
ab/ steckten sie auf die Degenspitzen/ und rieffen den Entflohenen
auf dem Fluß zu: Wo thun den Frantzosen die Augen wehl?
Unterdessen gelangete Ribald mit seinen auß gebungerten und
wehrlosen Völckern bey Carlsburg an/ aber er ward hefftig be-
stürtzet/ als er die Spanische Fahnen auf den Wällen fliegen sa-
he/ und Valmont mit einer Spanis. Parthey auf ihn angezogen
kam. Zwischen den Frantzosen und Spaniern lag ein Fluß/
hierüber begaben sich die Frantzosen/ mit dem Bedinge/ daß man
ihres Lebens schonen solte. Dieses ward zugesaget/ und beschwo-
ren. Mehr als 400. wurden mit Böthen zu den Spaniern über-
gesetzet/ welche sie alle gebunden in die Vestung führeten/ und
allda gantz Treuloß/ wider alle gegebene und beschworne Parole,
erstachen. Die Leichen warff Melandez in ein grosses Feuer/ den
Ribald selbsten zerhieb er in 4. Stücken/ und hieng die Stücke
rings um den Wall/ seinen abgeschornen Barth aber schickte er
nach Sevilien.

Diese unerhörte Grausamkeit/ die man an seinen Unter-
thanen verübet/ zog ihm der König in Franckreich/ Carl der IX.
nicht einmahl zu Gemüthe/ vielleicht auß einem lieff-eingewur-
tzelten Haß wider den Koligni, der zu dieser Räyse nach Florida
beförderlich gewesen. Ja/ die von der Reformirten Religion
vermuthen/ es sey ein angelegtes Stücklein gewesen/ und daß
man mit gemeltem Zug nichts Gutes im Sinn gehabt/ weil
nicht allein die Hülffs-Völcker vorbedächtlich zu spät gekommen/
sondern auch selbst der heimliche Anschlag/ den man dem See-
Obristen anbefohlen/ den Spaniern zugeschrieben worden.
Aber/ ob schon die Frantzösische Krone das unmenschliche Ver-

fahren

Deß Academiſchen
Volck mehrentheils gerettet ward. Auch litten die Spanier
ſelbſten nicht wenig Schaden an ihrer Flotte. Jedoch der Fran-
tzoſen Ungluͤck kam ihnen wol zu ſtatten/ dergeſtalt/ daß ſie in
aller Eyl uͤber Berge und Fluͤſſe hin nach der Carlsburg zogen
darinnen nur 200. abgemattete Soldaten lagen/ weil Ribald
das beſte Volck mit ſich zu Schiff genommen. Vor der Sonnen
Aufgang fielen die Spanier ſo gewaltig an/ daß ſie die Veſtung
in kurtzer Zeit eroberten. Laudonnier entwiſchete mit einem klei-
nen Nachen/ und andere wenige ſchwammen uͤber den Graben.
Die Eroberer verſchoneten Niemand. Selbſt die auß der Flucht
wieder zuruck kehreten/ wurden Moͤrderiſcher Weiſe nieder ge-
hauen. Ja/ als keine Lebendige mehr vorhanden/ den Muthwil-
len an ihnen zu veruͤben/ lieſſen ſie ihre Grauſamkeit an den Tod-
ten auß. Sie ſchnitten ihnen die Augen auß/ und die Schaam
ab/ ſteckten ſie auf die Degenſpitzen/ und rieffen den Entflohenen
auf dem Fluß zu: Wo thun den Frantzoſen die Augen wehl?
Unterdeſſen gelangete Ribald mit ſeinen auß gebungerten und
wehrloſen Voͤlckern bey Carlsburg an/ aber er ward hefftig be-
ſtuͤrtzet/ als er die Spaniſche Fahnen auf den Waͤllen fliegen ſa-
he/ und Valmont mit einer Spaniſ. Parthey auf ihn angezogen
kam. Zwiſchen den Frantzoſen und Spaniern lag ein Fluß/
hieruͤber begaben ſich die Frantzoſen/ mit dem Bedinge/ daß man
ihres Lebens ſchonen ſolte. Dieſes ward zugeſaget/ und beſchwo-
ren. Mehr als 400. wurden mit Boͤthen zu den Spaniern uͤber-
geſetzet/ welche ſie alle gebunden in die Veſtung fuͤhreten/ und
allda gantz Treuloß/ wider alle gegebene und beſchworne Parole,
erſtachen. Die Leichen warff Melandez in ein groſſes Feuer/ den
Ribald ſelbſten zerhieb er in 4. Stuͤcken/ und hieng die Stuͤcke
rings um den Wall/ ſeinen abgeſchornen Barth aber ſchickte er
nach Sevilien.

Dieſe unerhoͤrte Grauſamkeit/ die man an ſeinen Unter-
thanen veruͤbet/ zog ihm der Koͤnig in Franckreich/ Carl der IX.
nicht einmahl zu Gemuͤthe/ vielleicht auß einem lieff-eingewur-
tzelten Haß wider den Koligni, der zu dieſer Raͤyſe nach Florida
befoͤrderlich geweſen. Ja/ die von der Reformirten Religion
vermuthen/ es ſey ein angelegtes Stuͤcklein geweſen/ und daß
man mit gemeltem Zug nichts Gutes im Sinn gehabt/ weil
nicht allein die Huͤlffs-Voͤlcker vorbedaͤchtlich zu ſpaͤt gekom̃en/
ſondern auch ſelbſt der heimliche Anſchlag/ den man dem See-
Obriſten anbefohlen/ den Spaniern zugeſchrieben worden.
Aber/ ob ſchon die Frantzoͤſiſche Krone das unmenſchliche Ver-

fahren
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[1016/1038] Deß Academiſchen Volck mehrentheils gerettet ward. Auch litten die Spanier ſelbſten nicht wenig Schaden an ihrer Flotte. Jedoch der Fran- tzoſen Ungluͤck kam ihnen wol zu ſtatten/ dergeſtalt/ daß ſie in aller Eyl uͤber Berge und Fluͤſſe hin nach der Carlsburg zogen darinnen nur 200. abgemattete Soldaten lagen/ weil Ribald das beſte Volck mit ſich zu Schiff genommen. Vor der Sonnen Aufgang fielen die Spanier ſo gewaltig an/ daß ſie die Veſtung in kurtzer Zeit eroberten. Laudonnier entwiſchete mit einem klei- nen Nachen/ und andere wenige ſchwammen uͤber den Graben. Die Eroberer verſchoneten Niemand. Selbſt die auß der Flucht wieder zuruck kehreten/ wurden Moͤrderiſcher Weiſe nieder ge- hauen. Ja/ als keine Lebendige mehr vorhanden/ den Muthwil- len an ihnen zu veruͤben/ lieſſen ſie ihre Grauſamkeit an den Tod- ten auß. Sie ſchnitten ihnen die Augen auß/ und die Schaam ab/ ſteckten ſie auf die Degenſpitzen/ und rieffen den Entflohenen auf dem Fluß zu: Wo thun den Frantzoſen die Augen wehl? Unterdeſſen gelangete Ribald mit ſeinen auß gebungerten und wehrloſen Voͤlckern bey Carlsburg an/ aber er ward hefftig be- ſtuͤrtzet/ als er die Spaniſche Fahnen auf den Waͤllen fliegen ſa- he/ und Valmont mit einer Spaniſ. Parthey auf ihn angezogen kam. Zwiſchen den Frantzoſen und Spaniern lag ein Fluß/ hieruͤber begaben ſich die Frantzoſen/ mit dem Bedinge/ daß man ihres Lebens ſchonen ſolte. Dieſes ward zugeſaget/ und beſchwo- ren. Mehr als 400. wurden mit Boͤthen zu den Spaniern uͤber- geſetzet/ welche ſie alle gebunden in die Veſtung fuͤhreten/ und allda gantz Treuloß/ wider alle gegebene und beſchworne Parole, erſtachen. Die Leichen warff Melandez in ein groſſes Feuer/ den Ribald ſelbſten zerhieb er in 4. Stuͤcken/ und hieng die Stuͤcke rings um den Wall/ ſeinen abgeſchornen Barth aber ſchickte er nach Sevilien. Dieſe unerhoͤrte Grauſamkeit/ die man an ſeinen Unter- thanen veruͤbet/ zog ihm der Koͤnig in Franckreich/ Carl der IX. nicht einmahl zu Gemuͤthe/ vielleicht auß einem lieff-eingewur- tzelten Haß wider den Koligni, der zu dieſer Raͤyſe nach Florida befoͤrderlich geweſen. Ja/ die von der Reformirten Religion vermuthen/ es ſey ein angelegtes Stuͤcklein geweſen/ und daß man mit gemeltem Zug nichts Gutes im Sinn gehabt/ weil nicht allein die Huͤlffs-Voͤlcker vorbedaͤchtlich zu ſpaͤt gekom̃en/ ſondern auch ſelbſt der heimliche Anſchlag/ den man dem See- Obriſten anbefohlen/ den Spaniern zugeſchrieben worden. Aber/ ob ſchon die Frantzoͤſiſche Krone das unmenſchliche Ver- fahren

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Zitationshilfe: Happel, Eberhard Werner: Der Academische Roman. Ulm, 1690, S. 1016. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/happel_roman_1690/1038>, abgerufen am 23.11.2024.