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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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I. Die Zeit der Salier.

Eben diese Zugeständnisse waren indes für Heinrichs Stolz
unerträglich. Als die erbitterten sächsischen Bauern bei der Nieder-
legung der Harzburg Frevel gegen die Kirche und die Gräber
von Verwandten des Königs begingen, erklärte er den Frieden für
gebrochen und wußte in überaus geschickter Weise gegen die
Sachsen Stimmung zu machen und eine Anzahl der Fürsten durch
Verhandlungen für sich zu gewinnen, so daß er im folgenden
Jahre (1075) mit überlegenem Heere die Feinde bei Homburg a.
d. Unstrut, nicht weit von Langensalza, aufs Haupt schlug und
bald darauf zu völliger Unterwerfung zwang.

Heinrich hatte erreicht, was er gewollt: die sächsischen Großen
in seiner Haft, ihre Güter jetzt nur umsomehr für die Krone ein-
gezogen, der Wiederaufbau der Burgen sofort begonnen! Die er-
strebte wirtschaftliche Grundlage schien dem Königtum gesichert;
schon befestigte sich die Dynastie, indem die Fürsten zur Königs-
wahl von Heinrichs einjährigem Söhnchen Konrad verpflichtet wurden.
Aber die zur dauernden Sicherung der neuen Verhältnisse erforder-
liche Ruhe blieb versagt. Das Anwachsen der Sondergewalten im
Reiche war ja nur ein Teil der Erbschaft gewesen, die Heinrich
bei seiner Volljährigkeit übernommen hatte; daneben stand drohend
die errungene Selbständigkeit des Papsttums und das Anschwellen
der kirchlichen Reformbewegung, welcher der König bislang nicht
die genügende Beachtung geschenkt hatte. Jetzt kam es zum
Zusammenstoß mit diesen Mächten.

Noch auf der Synode von Mantua (1064) hatten sich die
deutschen Bischöfe mit Anno von Köln an der Spitze geschmeichelt,
die Entscheidung über das Papsttum in der Hand zu haben. Gleich
der damals von ihnen anerkannte Papst Alexander II. riß sie gründ-
lich aus dieser Täuschung, indem er mit allen Mitteln daran arbeitete,
die Selbständigkeit der deutschen Kirche zu brechen. Heinrich IV.
bot damals den stolzen Erzbischöfen, die sich in Rom wie Schul-
jungen zu verantworten hatten, vielleicht in einer gewissen Schaden-
freude, keinen Rückhalt, doch half er damit nur die Macht der
Krone unterhöhlen. Und schon trat die Kurie mit dem königlichen
Hofe in der Frage der Bischofsernennungen in Konkurrenz, nament-
lich in dem wichtigen Mailand, und sprach wegen der aufs neue
geübten Simonie über Ratgeber des Königs, dessen Person man
noch schonte, den Bann aus (1073). Ein Konflikt lag in der Luft,
die Tonart wurde schärfer. Mit Petrus Damiani war eben damals
(1072) der Hauptvertreter der maßvollen, kaiserfreundlichen Reform-
richtung gestorben; der wahre Leiter der päpstlichen Politik war
schon geraume Zeit der Kardinal Hildebrand, den Alexander II.
nach Damianis Ausspruch zu seinem Gott erkor. Ebendieser wurde

I. Die Zeit der Salier.

Eben diese Zugeständnisse waren indes für Heinrichs Stolz
unerträglich. Als die erbitterten sächsischen Bauern bei der Nieder-
legung der Harzburg Frevel gegen die Kirche und die Gräber
von Verwandten des Königs begingen, erklärte er den Frieden für
gebrochen und wußte in überaus geschickter Weise gegen die
Sachsen Stimmung zu machen und eine Anzahl der Fürsten durch
Verhandlungen für sich zu gewinnen, so daß er im folgenden
Jahre (1075) mit überlegenem Heere die Feinde bei Homburg a.
d. Unstrut, nicht weit von Langensalza, aufs Haupt schlug und
bald darauf zu völliger Unterwerfung zwang.

Heinrich hatte erreicht, was er gewollt: die sächsischen Großen
in seiner Haft, ihre Güter jetzt nur umsomehr für die Krone ein-
gezogen, der Wiederaufbau der Burgen sofort begonnen! Die er-
strebte wirtschaftliche Grundlage schien dem Königtum gesichert;
schon befestigte sich die Dynastie, indem die Fürsten zur Königs-
wahl von Heinrichs einjährigem Söhnchen Konrad verpflichtet wurden.
Aber die zur dauernden Sicherung der neuen Verhältnisse erforder-
liche Ruhe blieb versagt. Das Anwachsen der Sondergewalten im
Reiche war ja nur ein Teil der Erbschaft gewesen, die Heinrich
bei seiner Volljährigkeit übernommen hatte; daneben stand drohend
die errungene Selbständigkeit des Papsttums und das Anschwellen
der kirchlichen Reformbewegung, welcher der König bislang nicht
die genügende Beachtung geschenkt hatte. Jetzt kam es zum
Zusammenstoß mit diesen Mächten.

Noch auf der Synode von Mantua (1064) hatten sich die
deutschen Bischöfe mit Anno von Köln an der Spitze geschmeichelt,
die Entscheidung über das Papsttum in der Hand zu haben. Gleich
der damals von ihnen anerkannte Papst Alexander II. riß sie gründ-
lich aus dieser Täuschung, indem er mit allen Mitteln daran arbeitete,
die Selbständigkeit der deutschen Kirche zu brechen. Heinrich IV.
bot damals den stolzen Erzbischöfen, die sich in Rom wie Schul-
jungen zu verantworten hatten, vielleicht in einer gewissen Schaden-
freude, keinen Rückhalt, doch half er damit nur die Macht der
Krone unterhöhlen. Und schon trat die Kurie mit dem königlichen
Hofe in der Frage der Bischofsernennungen in Konkurrenz, nament-
lich in dem wichtigen Mailand, und sprach wegen der aufs neue
geübten Simonie über Ratgeber des Königs, dessen Person man
noch schonte, den Bann aus (1073). Ein Konflikt lag in der Luft,
die Tonart wurde schärfer. Mit Petrus Damiani war eben damals
(1072) der Hauptvertreter der maßvollen, kaiserfreundlichen Reform-
richtung gestorben; der wahre Leiter der päpstlichen Politik war
schon geraume Zeit der Kardinal Hildebrand, den Alexander II.
nach Damianis Ausspruch zu seinem Gott erkor. Ebendieser wurde

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[42/0050] I. Die Zeit der Salier. Eben diese Zugeständnisse waren indes für Heinrichs Stolz unerträglich. Als die erbitterten sächsischen Bauern bei der Nieder- legung der Harzburg Frevel gegen die Kirche und die Gräber von Verwandten des Königs begingen, erklärte er den Frieden für gebrochen und wußte in überaus geschickter Weise gegen die Sachsen Stimmung zu machen und eine Anzahl der Fürsten durch Verhandlungen für sich zu gewinnen, so daß er im folgenden Jahre (1075) mit überlegenem Heere die Feinde bei Homburg a. d. Unstrut, nicht weit von Langensalza, aufs Haupt schlug und bald darauf zu völliger Unterwerfung zwang. Heinrich hatte erreicht, was er gewollt: die sächsischen Großen in seiner Haft, ihre Güter jetzt nur umsomehr für die Krone ein- gezogen, der Wiederaufbau der Burgen sofort begonnen! Die er- strebte wirtschaftliche Grundlage schien dem Königtum gesichert; schon befestigte sich die Dynastie, indem die Fürsten zur Königs- wahl von Heinrichs einjährigem Söhnchen Konrad verpflichtet wurden. Aber die zur dauernden Sicherung der neuen Verhältnisse erforder- liche Ruhe blieb versagt. Das Anwachsen der Sondergewalten im Reiche war ja nur ein Teil der Erbschaft gewesen, die Heinrich bei seiner Volljährigkeit übernommen hatte; daneben stand drohend die errungene Selbständigkeit des Papsttums und das Anschwellen der kirchlichen Reformbewegung, welcher der König bislang nicht die genügende Beachtung geschenkt hatte. Jetzt kam es zum Zusammenstoß mit diesen Mächten. Noch auf der Synode von Mantua (1064) hatten sich die deutschen Bischöfe mit Anno von Köln an der Spitze geschmeichelt, die Entscheidung über das Papsttum in der Hand zu haben. Gleich der damals von ihnen anerkannte Papst Alexander II. riß sie gründ- lich aus dieser Täuschung, indem er mit allen Mitteln daran arbeitete, die Selbständigkeit der deutschen Kirche zu brechen. Heinrich IV. bot damals den stolzen Erzbischöfen, die sich in Rom wie Schul- jungen zu verantworten hatten, vielleicht in einer gewissen Schaden- freude, keinen Rückhalt, doch half er damit nur die Macht der Krone unterhöhlen. Und schon trat die Kurie mit dem königlichen Hofe in der Frage der Bischofsernennungen in Konkurrenz, nament- lich in dem wichtigen Mailand, und sprach wegen der aufs neue geübten Simonie über Ratgeber des Königs, dessen Person man noch schonte, den Bann aus (1073). Ein Konflikt lag in der Luft, die Tonart wurde schärfer. Mit Petrus Damiani war eben damals (1072) der Hauptvertreter der maßvollen, kaiserfreundlichen Reform- richtung gestorben; der wahre Leiter der päpstlichen Politik war schon geraume Zeit der Kardinal Hildebrand, den Alexander II. nach Damianis Ausspruch zu seinem Gott erkor. Ebendieser wurde

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/50>, abgerufen am 25.11.2024.