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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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I. Die Zeit der Salier.
gleiche, wie er es von seinem Vater übernommen hatte. Wohl
hatten gerade die letzten Jahre bewiesen, daß der Kaiser noch
allen gegensätzlichen Gewalten gewachsen war, und von einer ernst-
lichen Erschütterung seiner Machtstellung ließ sich noch nicht reden.
Aber nicht zum wenigsten durch die Fehler seiner Politik waren
alle jene Gewalten emporgekommen, deren furchtbarer Zusammen-
schluß seinem Nachfolger Verderben bringen sollte: die Opposition
des sächsischen und süddeutschen Laienadels, die lothringisch-tus-
zische Verbindung, das zur Selbständigkeit schreitende Papsttum,
die süditalischen Normannen.

Mißstimmung und Unfriede waren im Reiche weitverbreitet,
als Heinrich, der noch nicht das vierzigste Jahr vollendet hatte, in
seiner Pfalz Bodfeld im Harz auf den Tod erkrankte. Mit schwerer
Sorge gedachte er da der Nachfolge seines erst sechsjährigen Söhn-
chens. Schon hatten diesen die Fürsten zum König gewählt (1053),
aber, wie uns berichtet wird, ihren künftigen Gehorsam von der
Voraussetzung eines gerechten Regiments abhängig gemacht. Eben
weil diese Klausel, die man einem Konrad II. gegenüber schwerlich
gewagt haben würde, ein Moment der Unsicherheit enthielt, ver-
pflichtete Heinrich auf seinem Sterbebett die gerade anwesenden
Fürsten durch eine Wiederholung der Wahlhandlung aufs neue. Dem
Papste Viktor II., der als Bischof von Eichstätt daran teilnahm,
empfahl der Kaiser seinen Knaben zum besonderen Schutze. Noch
einmal verzieh er allen seinen Feinden und erbat ihre Vergebung
für seine Schuld. Dann trat der Tod ein (5. Okt. 1056). Deutsch-
land stand an einem Wendepunkt seiner Geschicke.

§ 3. Das Reich während der Minderjährigkeit
Heinrichs IV. (1056-1065).

Nach dem bald erfolgenden Tode des päpstlichen Beraters
Viktor II. (1057) sah sich Agnes, die Witwe Heinrichs III., als
Regentin vor eine ihre Kraft weit übersteigende Aufgabe gestellt.
Ängstlich und unsicher, ohne politisches Urteil, persönlichen An-
trieben folgend, voll kirchlicher Ergebenheit, ein schwaches Weib,
hat sie durch ihr energieloses Walten künftiges Unheil vorbereiten
helfen. Die Männer, die sie in Süddeutschland zu Herzogen erhob,
der Burgunder Rudolf von Rheinfelden in Schwaben, der Sachse
Otto von Nordheim in Bayern der Schwabe Berthold von Zähringen
in Kärnthen, sollten sich bald genug als die gefährlichsten Gegner
der Krone erweisen. Die Günstlingswirtschaft am Hofe, die Für-
sorge für die Reichsklöster, die Mißerfolge der großen Politik steigerten

I. Die Zeit der Salier.
gleiche, wie er es von seinem Vater übernommen hatte. Wohl
hatten gerade die letzten Jahre bewiesen, daß der Kaiser noch
allen gegensätzlichen Gewalten gewachsen war, und von einer ernst-
lichen Erschütterung seiner Machtstellung ließ sich noch nicht reden.
Aber nicht zum wenigsten durch die Fehler seiner Politik waren
alle jene Gewalten emporgekommen, deren furchtbarer Zusammen-
schluß seinem Nachfolger Verderben bringen sollte: die Opposition
des sächsischen und süddeutschen Laienadels, die lothringisch-tus-
zische Verbindung, das zur Selbständigkeit schreitende Papsttum,
die süditalischen Normannen.

Mißstimmung und Unfriede waren im Reiche weitverbreitet,
als Heinrich, der noch nicht das vierzigste Jahr vollendet hatte, in
seiner Pfalz Bodfeld im Harz auf den Tod erkrankte. Mit schwerer
Sorge gedachte er da der Nachfolge seines erst sechsjährigen Söhn-
chens. Schon hatten diesen die Fürsten zum König gewählt (1053),
aber, wie uns berichtet wird, ihren künftigen Gehorsam von der
Voraussetzung eines gerechten Regiments abhängig gemacht. Eben
weil diese Klausel, die man einem Konrad II. gegenüber schwerlich
gewagt haben würde, ein Moment der Unsicherheit enthielt, ver-
pflichtete Heinrich auf seinem Sterbebett die gerade anwesenden
Fürsten durch eine Wiederholung der Wahlhandlung aufs neue. Dem
Papste Viktor II., der als Bischof von Eichstätt daran teilnahm,
empfahl der Kaiser seinen Knaben zum besonderen Schutze. Noch
einmal verzieh er allen seinen Feinden und erbat ihre Vergebung
für seine Schuld. Dann trat der Tod ein (5. Okt. 1056). Deutsch-
land stand an einem Wendepunkt seiner Geschicke.

§ 3. Das Reich während der Minderjährigkeit
Heinrichs IV. (1056‒1065).

Nach dem bald erfolgenden Tode des päpstlichen Beraters
Viktor II. (1057) sah sich Agnes, die Witwe Heinrichs III., als
Regentin vor eine ihre Kraft weit übersteigende Aufgabe gestellt.
Ängstlich und unsicher, ohne politisches Urteil, persönlichen An-
trieben folgend, voll kirchlicher Ergebenheit, ein schwaches Weib,
hat sie durch ihr energieloses Walten künftiges Unheil vorbereiten
helfen. Die Männer, die sie in Süddeutschland zu Herzogen erhob,
der Burgunder Rudolf von Rheinfelden in Schwaben, der Sachse
Otto von Nordheim in Bayern der Schwabe Berthold von Zähringen
in Kärnthen, sollten sich bald genug als die gefährlichsten Gegner
der Krone erweisen. Die Günstlingswirtschaft am Hofe, die Für-
sorge für die Reichsklöster, die Mißerfolge der großen Politik steigerten

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[30/0038] I. Die Zeit der Salier. gleiche, wie er es von seinem Vater übernommen hatte. Wohl hatten gerade die letzten Jahre bewiesen, daß der Kaiser noch allen gegensätzlichen Gewalten gewachsen war, und von einer ernst- lichen Erschütterung seiner Machtstellung ließ sich noch nicht reden. Aber nicht zum wenigsten durch die Fehler seiner Politik waren alle jene Gewalten emporgekommen, deren furchtbarer Zusammen- schluß seinem Nachfolger Verderben bringen sollte: die Opposition des sächsischen und süddeutschen Laienadels, die lothringisch-tus- zische Verbindung, das zur Selbständigkeit schreitende Papsttum, die süditalischen Normannen. Mißstimmung und Unfriede waren im Reiche weitverbreitet, als Heinrich, der noch nicht das vierzigste Jahr vollendet hatte, in seiner Pfalz Bodfeld im Harz auf den Tod erkrankte. Mit schwerer Sorge gedachte er da der Nachfolge seines erst sechsjährigen Söhn- chens. Schon hatten diesen die Fürsten zum König gewählt (1053), aber, wie uns berichtet wird, ihren künftigen Gehorsam von der Voraussetzung eines gerechten Regiments abhängig gemacht. Eben weil diese Klausel, die man einem Konrad II. gegenüber schwerlich gewagt haben würde, ein Moment der Unsicherheit enthielt, ver- pflichtete Heinrich auf seinem Sterbebett die gerade anwesenden Fürsten durch eine Wiederholung der Wahlhandlung aufs neue. Dem Papste Viktor II., der als Bischof von Eichstätt daran teilnahm, empfahl der Kaiser seinen Knaben zum besonderen Schutze. Noch einmal verzieh er allen seinen Feinden und erbat ihre Vergebung für seine Schuld. Dann trat der Tod ein (5. Okt. 1056). Deutsch- land stand an einem Wendepunkt seiner Geschicke. § 3. Das Reich während der Minderjährigkeit Heinrichs IV. (1056‒1065). Nach dem bald erfolgenden Tode des päpstlichen Beraters Viktor II. (1057) sah sich Agnes, die Witwe Heinrichs III., als Regentin vor eine ihre Kraft weit übersteigende Aufgabe gestellt. Ängstlich und unsicher, ohne politisches Urteil, persönlichen An- trieben folgend, voll kirchlicher Ergebenheit, ein schwaches Weib, hat sie durch ihr energieloses Walten künftiges Unheil vorbereiten helfen. Die Männer, die sie in Süddeutschland zu Herzogen erhob, der Burgunder Rudolf von Rheinfelden in Schwaben, der Sachse Otto von Nordheim in Bayern der Schwabe Berthold von Zähringen in Kärnthen, sollten sich bald genug als die gefährlichsten Gegner der Krone erweisen. Die Günstlingswirtschaft am Hofe, die Für- sorge für die Reichsklöster, die Mißerfolge der großen Politik steigerten

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/38>, abgerufen am 21.11.2024.