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Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909.

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II. Die Zeit der Staufer.
einer starken Herzogsmacht gekommen war, ein kräftiges Königtum
schaffen und behaupten lasse. Bei den Hemmnissen seiner ersten
Jahre und der Kürze seiner gesamten Regierungszeit konnte er
da über vorbereitende Schritte nicht hinauskommen, er rechnete
auf Fortführung durch seinen Schwiegersohn, aber die Art, wie er
bereits den Ausbau von dessen Machtstellung in Angriff genommen
hatte, erinnert an die Ziele späterer deutscher Herrscher, -- etwa
des in einigen Zügen ähnlichen, an Bildung, Schlauheit und diplo-
matischem Geschick freilich unendlich überlegenen Karl IV., -- an
das Streben auf, dem Wege der Hausmacht wieder zu einem starken
Königtum zu kommen.

Lothars Haltung der Kirche gegenüber aber wird ganz erst
verständlich, wenn man sich die Stärke und Richtung des kirch-
lichen Geistes jener Zeit vergegenwärtigt, der die besten Kräfte
Europas aufsog und über alle Spaltung des Papsttums hinaus einen
unwiderstehlichen Druck auf die Gemüter der Gläubigen ausübte.
Die Partei der harten, herrschaftsfreudigen und kampfliebenden
Gregorianer, zu denen man einen Adalbert von Mainz zählen
konnte, war damals im Absterben. In dem langen Streite wirt-
schaftlich geschwächt und gemütlich verödet, bedurfte die Kirche
nach beiden Seiten hin einer Erneuerung. Die kam ihr abermals
von Frankreich, und wieder das Mönchtum war Träger der Bewe-
gung. Die Jahrhundertwende war eine Epoche neuer Ordens-
gündungen gewesen, die erst jetzt ihre Kraft recht entfalteten.
Schon 1086 hatte der Domherr Bruno von Köln den Karthäuser-
orden gestiftet. Bedeutsamer wurde 1098 die Gründung des
Klosters Citeaux bei Dijon durch Robert von Molemes, einen
Adligen der Champagne, der Ausgangspunkt für den Zisterzienser-
orden, der freilich erst seit dem Eintritt Bernhards von Clairvaux
(1113) seinen gewaltigen Aufschwung nahm und sich als eine
machtvolle Kongregation über die meisten Länder Europas erstreckte.
Bernhard selbst1), der ihn von Clairvaux aus leitete, gab nicht nur
dem Orden sein Gepräge prunkloser Frömmigkeit und harter Arbeit,
sondern wies auch dem ganzen Zeitalter, das sich vom Ausgang
der Salier bis zu den Anfängen Barbarossas erstreckte, recht eigent-
lich die Richtung. Bei allem selbstverständlichen Festhalten der
gregorianischen Errungenschaften wünschte er kein weiteres Fort-
schreiten auf dieser Bahn, die immer mehr zur Verweltlichung
führte, sondern eine Erhebung der Kirche hoch empor über alles

1) Seine von mehreren Ordensbrüdern verfaßte zeitgenössische Biographie
vgl. Bernardi Opera ed. Mabillon II (1690). Von höchster Wichtigkeit für
die gesamte Zeitgeschichte seine (etwa 500) Briefe, von denen eine kritische
Ausgabe fehlt (am vollständigsten bei Migne, Patrol. lat. 182).

II. Die Zeit der Staufer.
einer starken Herzogsmacht gekommen war, ein kräftiges Königtum
schaffen und behaupten lasse. Bei den Hemmnissen seiner ersten
Jahre und der Kürze seiner gesamten Regierungszeit konnte er
da über vorbereitende Schritte nicht hinauskommen, er rechnete
auf Fortführung durch seinen Schwiegersohn, aber die Art, wie er
bereits den Ausbau von dessen Machtstellung in Angriff genommen
hatte, erinnert an die Ziele späterer deutscher Herrscher, — etwa
des in einigen Zügen ähnlichen, an Bildung, Schlauheit und diplo-
matischem Geschick freilich unendlich überlegenen Karl IV., — an
das Streben auf, dem Wege der Hausmacht wieder zu einem starken
Königtum zu kommen.

Lothars Haltung der Kirche gegenüber aber wird ganz erst
verständlich, wenn man sich die Stärke und Richtung des kirch-
lichen Geistes jener Zeit vergegenwärtigt, der die besten Kräfte
Europas aufsog und über alle Spaltung des Papsttums hinaus einen
unwiderstehlichen Druck auf die Gemüter der Gläubigen ausübte.
Die Partei der harten, herrschaftsfreudigen und kampfliebenden
Gregorianer, zu denen man einen Adalbert von Mainz zählen
konnte, war damals im Absterben. In dem langen Streite wirt-
schaftlich geschwächt und gemütlich verödet, bedurfte die Kirche
nach beiden Seiten hin einer Erneuerung. Die kam ihr abermals
von Frankreich, und wieder das Mönchtum war Träger der Bewe-
gung. Die Jahrhundertwende war eine Epoche neuer Ordens-
gündungen gewesen, die erst jetzt ihre Kraft recht entfalteten.
Schon 1086 hatte der Domherr Bruno von Köln den Karthäuser-
orden gestiftet. Bedeutsamer wurde 1098 die Gründung des
Klosters Citeaux bei Dijon durch Robert von Molêmes, einen
Adligen der Champagne, der Ausgangspunkt für den Zisterzienser-
orden, der freilich erst seit dem Eintritt Bernhards von Clairvaux
(1113) seinen gewaltigen Aufschwung nahm und sich als eine
machtvolle Kongregation über die meisten Länder Europas erstreckte.
Bernhard selbst1), der ihn von Clairvaux aus leitete, gab nicht nur
dem Orden sein Gepräge prunkloser Frömmigkeit und harter Arbeit,
sondern wies auch dem ganzen Zeitalter, das sich vom Ausgang
der Salier bis zu den Anfängen Barbarossas erstreckte, recht eigent-
lich die Richtung. Bei allem selbstverständlichen Festhalten der
gregorianischen Errungenschaften wünschte er kein weiteres Fort-
schreiten auf dieser Bahn, die immer mehr zur Verweltlichung
führte, sondern eine Erhebung der Kirche hoch empor über alles

1) Seine von mehreren Ordensbrüdern verfaßte zeitgenössische Biographie
vgl. Bernardi Opera ed. Mabillon II (1690). Von höchster Wichtigkeit für
die gesamte Zeitgeschichte seine (etwa 500) Briefe, von denen eine kritische
Ausgabe fehlt (am vollständigsten bei Migne, Patrol. lat. 182).
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[92/0100] II. Die Zeit der Staufer. einer starken Herzogsmacht gekommen war, ein kräftiges Königtum schaffen und behaupten lasse. Bei den Hemmnissen seiner ersten Jahre und der Kürze seiner gesamten Regierungszeit konnte er da über vorbereitende Schritte nicht hinauskommen, er rechnete auf Fortführung durch seinen Schwiegersohn, aber die Art, wie er bereits den Ausbau von dessen Machtstellung in Angriff genommen hatte, erinnert an die Ziele späterer deutscher Herrscher, — etwa des in einigen Zügen ähnlichen, an Bildung, Schlauheit und diplo- matischem Geschick freilich unendlich überlegenen Karl IV., — an das Streben auf, dem Wege der Hausmacht wieder zu einem starken Königtum zu kommen. Lothars Haltung der Kirche gegenüber aber wird ganz erst verständlich, wenn man sich die Stärke und Richtung des kirch- lichen Geistes jener Zeit vergegenwärtigt, der die besten Kräfte Europas aufsog und über alle Spaltung des Papsttums hinaus einen unwiderstehlichen Druck auf die Gemüter der Gläubigen ausübte. Die Partei der harten, herrschaftsfreudigen und kampfliebenden Gregorianer, zu denen man einen Adalbert von Mainz zählen konnte, war damals im Absterben. In dem langen Streite wirt- schaftlich geschwächt und gemütlich verödet, bedurfte die Kirche nach beiden Seiten hin einer Erneuerung. Die kam ihr abermals von Frankreich, und wieder das Mönchtum war Träger der Bewe- gung. Die Jahrhundertwende war eine Epoche neuer Ordens- gündungen gewesen, die erst jetzt ihre Kraft recht entfalteten. Schon 1086 hatte der Domherr Bruno von Köln den Karthäuser- orden gestiftet. Bedeutsamer wurde 1098 die Gründung des Klosters Citeaux bei Dijon durch Robert von Molêmes, einen Adligen der Champagne, der Ausgangspunkt für den Zisterzienser- orden, der freilich erst seit dem Eintritt Bernhards von Clairvaux (1113) seinen gewaltigen Aufschwung nahm und sich als eine machtvolle Kongregation über die meisten Länder Europas erstreckte. Bernhard selbst 1), der ihn von Clairvaux aus leitete, gab nicht nur dem Orden sein Gepräge prunkloser Frömmigkeit und harter Arbeit, sondern wies auch dem ganzen Zeitalter, das sich vom Ausgang der Salier bis zu den Anfängen Barbarossas erstreckte, recht eigent- lich die Richtung. Bei allem selbstverständlichen Festhalten der gregorianischen Errungenschaften wünschte er kein weiteres Fort- schreiten auf dieser Bahn, die immer mehr zur Verweltlichung führte, sondern eine Erhebung der Kirche hoch empor über alles 1) Seine von mehreren Ordensbrüdern verfaßte zeitgenössische Biographie vgl. Bernardi Opera ed. Mabillon II (1690). Von höchster Wichtigkeit für die gesamte Zeitgeschichte seine (etwa 500) Briefe, von denen eine kritische Ausgabe fehlt (am vollständigsten bei Migne, Patrol. lat. 182).

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Zitationshilfe: Hampe, Karl: Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer. Leipzig, 1909, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/hampe_kaisergeschichte_1909/100>, abgerufen am 25.11.2024.