Die Kuhmilch enthält endlich an Ram(g) zwan- zig Quentchen, an fester Butter sechs Quentchen, an dichtem Käse drey Unzen (h), an eingedikkter Wadikke zehn Quentchens, folglich hat sie an Ram und Käse (i) mehr als die Menschenmilch hat, und sie weicht im Ver- hältnisse der Fettigkeit blos der Schafmilch.
Es ist folglich die Schafmilch die fetteste von allen, und sie hat zugleich den meisten Käse in sich. Die Esels- milch enthält viel Wasser, und die wenigste Fettigkeit, und die wenigsten fetten Theile (k). Auf diese folgt die Menschen - und die Eselsmilch an der Menge des Was- sers, an Wenigkeit des käsigen Theils und der Butter. Folglich kann man glauben, daß die Esels - und Pferde- milch besser auflöse und dünner sey, und daß die Men- schen- und Schaafsmilch am meisten ernähre (l).
Es enthält ferner die Milch der wiederkäuenden Thie- re mehr Säure (m), ja es zeigt die noch so frische Wa- dikke von der Kuhmilch Merkmale von einer Säure (n), sie färbt den Lakkmuß roth (o), und hat mehr schleimige Theile in sich (p). Was die Milch von Thieren betrift, die nicht wiederkäuen, so ist dieselbe nicht so sauer, sie verändert sich von dem Laab weniger, und das schleimige Wesen läßt sich nicht so leicht davon trennen (q), wenn sie nicht, indem sie gekocht wird, einen Zusazz von Säure bekömmt. Dahingegen verräth die Frauensmilch keine Spur von einer Säure (r). Und es wird nach ganzer
drey
(g)[Spaltenumbruch]YOUNG. p. 45.
(h)SPIELMANN.
(i) Mehr Käse als Rahm HOM- BERG.
(k) Am Reste drei Quentchen, 32 Gran, mehr also als vom Esel und Menschen, weniger als von der Ziege p. 59.
(l) Die Ziegenmilch soll mehr, als die Menschen und Eselsmilch, [Spaltenumbruch]
auflösen, nach dem BARICELLUS sec. fac. et us. p. 130.
(m)HOMBERG. Mem. de 1712. p. 273. YOUNG. p. 57.
(n)NAVIER. ebenda.
(o)NAVIER. observations sur l'ammollissement des os p. 52.
(p)YOUNG. p. 57.
(q)Ibid. p. 58.
(r)Ibid.
L l l 4
I. Abſchn. Die Bruͤſte.
Die Kuhmilch enthaͤlt endlich an Ram(g) zwan- zig Quentchen, an feſter Butter ſechs Quentchen, an dichtem Kaͤſe drey Unzen (h), an eingedikkter Wadikke zehn Quentchens, folglich hat ſie an Ram und Kaͤſe (i) mehr als die Menſchenmilch hat, und ſie weicht im Ver- haͤltniſſe der Fettigkeit blos der Schafmilch.
Es iſt folglich die Schafmilch die fetteſte von allen, und ſie hat zugleich den meiſten Kaͤſe in ſich. Die Eſels- milch enthaͤlt viel Waſſer, und die wenigſte Fettigkeit, und die wenigſten fetten Theile (k). Auf dieſe folgt die Menſchen - und die Eſelsmilch an der Menge des Waſ- ſers, an Wenigkeit des kaͤſigen Theils und der Butter. Folglich kann man glauben, daß die Eſels - und Pferde- milch beſſer aufloͤſe und duͤnner ſey, und daß die Men- ſchen- und Schaafsmilch am meiſten ernaͤhre (l).
Es enthaͤlt ferner die Milch der wiederkaͤuenden Thie- re mehr Saͤure (m), ja es zeigt die noch ſo friſche Wa- dikke von der Kuhmilch Merkmale von einer Saͤure (n), ſie faͤrbt den Lakkmuß roth (o), und hat mehr ſchleimige Theile in ſich (p). Was die Milch von Thieren betrift, die nicht wiederkaͤuen, ſo iſt dieſelbe nicht ſo ſauer, ſie veraͤndert ſich von dem Laab weniger, und das ſchleimige Weſen laͤßt ſich nicht ſo leicht davon trennen (q), wenn ſie nicht, indem ſie gekocht wird, einen Zuſazz von Saͤure bekoͤmmt. Dahingegen verraͤth die Frauensmilch keine Spur von einer Saͤure (r). Und es wird nach ganzer
drey
(g)[Spaltenumbruch]YOUNG. p. 45.
(h)SPIELMANN.
(i) Mehr Kaͤſe als Rahm HOM- BERG.
(k) Am Reſte drei Quentchen, 32 Gran, mehr alſo als vom Eſel und Menſchen, weniger als von der Ziege p. 59.
(l) Die Ziegenmilch ſoll mehr, als die Menſchen und Eſelsmilch, [Spaltenumbruch]
aufloͤſen, nach dem BARICELLUS ſec. fac. et uſ. p. 130.
(m)HOMBERG. Mém. de 1712. p. 273. YOUNG. p. 57.
(n)NAVIER. ebenda.
(o)NAVIER. obſervations ſur l’ammolliſſement des os p. 52.
(p)YOUNG. p. 57.
(q)Ibid. p. 58.
(r)Ibid.
L l l 4
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0939"n="903"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchn. Die Bruͤſte.</hi></fw><lb/><p>Die Kuhmilch enthaͤlt endlich an Ram<noteplace="foot"n="(g)"><cb/><hirendition="#aq">YOUNG. p.</hi> 45.</note> zwan-<lb/>
zig Quentchen, an feſter Butter ſechs Quentchen, an<lb/>
dichtem Kaͤſe drey Unzen <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">SPIELMANN.</hi></note>, an eingedikkter Wadikke<lb/>
zehn Quentchens, folglich hat ſie an Ram und Kaͤſe <noteplace="foot"n="(i)">Mehr Kaͤſe als Rahm <hirendition="#aq">HOM-<lb/>
BERG.</hi></note><lb/>
mehr als die Menſchenmilch hat, und ſie weicht im Ver-<lb/>
haͤltniſſe der Fettigkeit blos der Schafmilch.</p><lb/><p>Es iſt folglich die Schafmilch die fetteſte von allen,<lb/>
und ſie hat zugleich den meiſten Kaͤſe in ſich. Die Eſels-<lb/>
milch enthaͤlt viel Waſſer, und die wenigſte Fettigkeit,<lb/>
und die wenigſten fetten Theile <noteplace="foot"n="(k)">Am Reſte drei Quentchen,<lb/>
32 Gran, mehr alſo als vom Eſel<lb/>
und Menſchen, weniger als von<lb/>
der Ziege <hirendition="#aq">p.</hi> 59.</note>. Auf dieſe folgt die<lb/>
Menſchen - und die Eſelsmilch an der Menge des Waſ-<lb/>ſers, an Wenigkeit des kaͤſigen Theils und der Butter.<lb/>
Folglich kann man glauben, daß die Eſels - und Pferde-<lb/>
milch beſſer aufloͤſe und duͤnner ſey, und daß die Men-<lb/>ſchen- und Schaafsmilch am meiſten ernaͤhre <noteplace="foot"n="(l)">Die Ziegenmilch ſoll mehr,<lb/>
als die Menſchen und Eſelsmilch,<lb/><cb/>
aufloͤſen, nach dem <hirendition="#aq">BARICELLUS<lb/>ſec. fac. et uſ. p.</hi> 130.</note>.</p><lb/><p>Es enthaͤlt ferner die Milch der wiederkaͤuenden Thie-<lb/>
re mehr Saͤure <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">HOMBERG. Mém. de 1712.<lb/>
p. 273. YOUNG. p.</hi> 57.</note>, ja es zeigt die noch ſo friſche Wa-<lb/>
dikke von der Kuhmilch Merkmale von einer Saͤure <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq">NAVIER.</hi> ebenda.</note>,<lb/>ſie faͤrbt den Lakkmuß roth <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">NAVIER. obſervations ſur<lb/>
l’ammolliſſement des os p.</hi> 52.</note>, und hat mehr ſchleimige<lb/>
Theile in ſich <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">YOUNG. p.</hi> 57.</note>. Was die Milch von Thieren betrift,<lb/>
die nicht wiederkaͤuen, ſo iſt dieſelbe nicht ſo ſauer, ſie<lb/>
veraͤndert ſich von dem Laab weniger, und das ſchleimige<lb/>
Weſen laͤßt ſich nicht ſo leicht davon trennen <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ibid.</hi> p.</hi> 58.</note>, wenn<lb/>ſie nicht, indem ſie gekocht wird, einen Zuſazz von Saͤure<lb/>
bekoͤmmt. Dahingegen verraͤth die Frauensmilch keine<lb/>
Spur von einer Saͤure <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Ibid.</hi></hi></note>. Und es wird nach ganzer<lb/><fwplace="bottom"type="sig">L l l 4</fw><fwplace="bottom"type="catch">drey</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[903/0939]
I. Abſchn. Die Bruͤſte.
Die Kuhmilch enthaͤlt endlich an Ram (g) zwan-
zig Quentchen, an feſter Butter ſechs Quentchen, an
dichtem Kaͤſe drey Unzen (h), an eingedikkter Wadikke
zehn Quentchens, folglich hat ſie an Ram und Kaͤſe (i)
mehr als die Menſchenmilch hat, und ſie weicht im Ver-
haͤltniſſe der Fettigkeit blos der Schafmilch.
Es iſt folglich die Schafmilch die fetteſte von allen,
und ſie hat zugleich den meiſten Kaͤſe in ſich. Die Eſels-
milch enthaͤlt viel Waſſer, und die wenigſte Fettigkeit,
und die wenigſten fetten Theile (k). Auf dieſe folgt die
Menſchen - und die Eſelsmilch an der Menge des Waſ-
ſers, an Wenigkeit des kaͤſigen Theils und der Butter.
Folglich kann man glauben, daß die Eſels - und Pferde-
milch beſſer aufloͤſe und duͤnner ſey, und daß die Men-
ſchen- und Schaafsmilch am meiſten ernaͤhre (l).
Es enthaͤlt ferner die Milch der wiederkaͤuenden Thie-
re mehr Saͤure (m), ja es zeigt die noch ſo friſche Wa-
dikke von der Kuhmilch Merkmale von einer Saͤure (n),
ſie faͤrbt den Lakkmuß roth (o), und hat mehr ſchleimige
Theile in ſich (p). Was die Milch von Thieren betrift,
die nicht wiederkaͤuen, ſo iſt dieſelbe nicht ſo ſauer, ſie
veraͤndert ſich von dem Laab weniger, und das ſchleimige
Weſen laͤßt ſich nicht ſo leicht davon trennen (q), wenn
ſie nicht, indem ſie gekocht wird, einen Zuſazz von Saͤure
bekoͤmmt. Dahingegen verraͤth die Frauensmilch keine
Spur von einer Saͤure (r). Und es wird nach ganzer
drey
(g)
YOUNG. p. 45.
(h) SPIELMANN.
(i) Mehr Kaͤſe als Rahm HOM-
BERG.
(k) Am Reſte drei Quentchen,
32 Gran, mehr alſo als vom Eſel
und Menſchen, weniger als von
der Ziege p. 59.
(l) Die Ziegenmilch ſoll mehr,
als die Menſchen und Eſelsmilch,
aufloͤſen, nach dem BARICELLUS
ſec. fac. et uſ. p. 130.
(m) HOMBERG. Mém. de 1712.
p. 273. YOUNG. p. 57.
(n) NAVIER. ebenda.
(o) NAVIER. obſervations ſur
l’ammolliſſement des os p. 52.
(p) YOUNG. p. 57.
(q) Ibid. p. 58.
(r) Ibid.
L l l 4
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 903. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/939>, abgerufen am 17.05.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.
