Sich selbst überlassen, trennet sich an der Milch, wel- che sich in einer gemäßigten kühlen Luft befindet, derglei- chen der Grad der temperirten Wärme ist, dasjenige was wir kuglicht genannt haben, von der übrigen Masse, es begiebt sich dasselbe nach und nach, aber erst in langer Zeit auf die Oberfläche, da man es den Milchraum nennt(c), und dieser ist von dünner Milch zwar fett, aber doch wäßrig, hingegen von der vortreflichen Alpen- milch schwerlich von Butter zu unterscheiden. Unter den Milchramen befindet sich ein Salzwasser, so aber fett und mit dem durch einander gemischten klümpigen, käsigen Theile vermengt, welcher nach und nach selbst herabsinkt, und zu Boden fällt (d).
Jndessen wird die Milch doch vorzüglich von einer zugegossenen Säure in ihre Grundtheile geschieden (e), es mag nun diese Säure vegetabilisch seyn, z E. der Ci- tronensaft, der Cremortartari oder die Blumen von der purpurfarbenen Artischokke (f) oder das aus dem gelben Sternkraut destillirte Wasser; oder auch eine mineralische Säure, so wie endlich eine Säure aus dem Thierreiche seyn. Eine dergleichen Gerinnung entstehet ganz ein- fach, wenn man den Kälbermagen mit Salz maceriret (g), oder wenn man den Magen säugender Kälber und Zie- gens reiniget, und hierauf die daselbst gefundene Ge- rinnungsklumpe wieder in den Magen pakkt, und mit ein wenig Salz (h) schärft, welches noch besser angeht, wenn man eine Wärme zwischen 70 und 100 Graden (i)
und
(c)[Spaltenumbruch]Conf. BOERHAAVE chem. II. p. 319.
(d)SPIELMAN. de optimo pueri nuper. nat. alim. p. 21. EGE- LING. p. 16.
(e) Am meisten in einer Wärme YOUNG. p. 37.
(f)YOUNG. p. 21. diese, meynte man, brächten unter den [Spaltenumbruch]
Pflanzen einzig und allein das Ge- rinnen hervor, doch thur es das Sternkraut, so deswegen heißt presure.
(g)SCHEUCHZ. post. Iter. asp. I. p. 56.
(h)BRADLEY lad. direct. p. 71.
(i)YOUNG. p. 23. nicht über 130. Grad. Ebenda.
H. Phisiol. 7. B. 2. Th. L l l
I. Abſchn. Die Bruͤſte.
Sich ſelbſt uͤberlaſſen, trennet ſich an der Milch, wel- che ſich in einer gemaͤßigten kuͤhlen Luft befindet, derglei- chen der Grad der temperirten Waͤrme iſt, dasjenige was wir kuglicht genannt haben, von der uͤbrigen Maſſe, es begiebt ſich daſſelbe nach und nach, aber erſt in langer Zeit auf die Oberflaͤche, da man es den Milchraum nennt(c), und dieſer iſt von duͤnner Milch zwar fett, aber doch waͤßrig, hingegen von der vortreflichen Alpen- milch ſchwerlich von Butter zu unterſcheiden. Unter den Milchramen befindet ſich ein Salzwaſſer, ſo aber fett und mit dem durch einander gemiſchten kluͤmpigen, kaͤſigen Theile vermengt, welcher nach und nach ſelbſt herabſinkt, und zu Boden faͤllt (d).
Jndeſſen wird die Milch doch vorzuͤglich von einer zugegoſſenen Saͤure in ihre Grundtheile geſchieden (e), es mag nun dieſe Saͤure vegetabiliſch ſeyn, z E. der Ci- tronenſaft, der Cremortartari oder die Blumen von der purpurfarbenen Artiſchokke (f) oder das aus dem gelben Sternkraut deſtillirte Waſſer; oder auch eine mineraliſche Saͤure, ſo wie endlich eine Saͤure aus dem Thierreiche ſeyn. Eine dergleichen Gerinnung entſtehet ganz ein- fach, wenn man den Kaͤlbermagen mit Salz maceriret (g), oder wenn man den Magen ſaͤugender Kaͤlber und Zie- gens reiniget, und hierauf die daſelbſt gefundene Ge- rinnungsklumpe wieder in den Magen pakkt, und mit ein wenig Salz (h) ſchaͤrft, welches noch beſſer angeht, wenn man eine Waͤrme zwiſchen 70 und 100 Graden (i)
und
(c)[Spaltenumbruch]Conf. BOERHAAVE chem. II. p. 319.
(d)SPIELMAN. de optimo pueri nuper. nat. alim. p. 21. EGE- LING. p. 16.
(e) Am meiſten in einer Waͤrme YOUNG. p. 37.
(f)YOUNG. p. 21. dieſe, meynte man, braͤchten unter den [Spaltenumbruch]
Pflanzen einzig und allein das Ge- rinnen hervor, doch thur es das Sternkraut, ſo deswegen heißt preſure.
(g)SCHEUCHZ. poſt. Iter. aſp. I. p. 56.
(h)BRADLEY lad. direct. p. 71.
(i)YOUNG. p. 23. nicht uͤber 130. Grad. Ebenda.
H. Phiſiol. 7. B. 2. Th. L l l
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0933"n="897"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchn. Die Bruͤſte.</hi></fw><lb/><p>Sich ſelbſt uͤberlaſſen, trennet ſich an der Milch, wel-<lb/>
che ſich in einer gemaͤßigten kuͤhlen Luft befindet, derglei-<lb/>
chen der Grad der temperirten Waͤrme iſt, dasjenige was<lb/>
wir kuglicht genannt haben, von der uͤbrigen Maſſe, es<lb/>
begiebt ſich daſſelbe nach und nach, aber erſt in langer<lb/>
Zeit auf die Oberflaͤche, da man es den <hirendition="#fr">Milchraum</hi><lb/>
nennt<noteplace="foot"n="(c)"><cb/><hirendition="#aq">Conf. BOERHAAVE chem.<lb/>
II. p.</hi> 319.</note>, und dieſer iſt von duͤnner Milch zwar fett,<lb/>
aber doch waͤßrig, hingegen von der vortreflichen Alpen-<lb/>
milch ſchwerlich von Butter zu unterſcheiden. Unter<lb/>
den Milchramen befindet ſich ein Salzwaſſer, ſo aber<lb/>
fett und mit dem durch einander gemiſchten kluͤmpigen,<lb/>
kaͤſigen Theile vermengt, welcher nach und nach ſelbſt<lb/>
herabſinkt, und zu Boden faͤllt <noteplace="foot"n="(d)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SPIELMAN.</hi> de optimo<lb/>
pueri nuper. nat. alim. p. 21. EGE-<lb/>
LING. p.</hi> 16.</note>.</p><lb/><p>Jndeſſen wird die Milch doch vorzuͤglich von einer<lb/>
zugegoſſenen Saͤure in ihre Grundtheile geſchieden <noteplace="foot"n="(e)">Am meiſten in einer Waͤrme<lb/><hirendition="#aq">YOUNG. p.</hi> 37.</note>,<lb/>
es mag nun dieſe Saͤure vegetabiliſch ſeyn, z E. der Ci-<lb/>
tronenſaft, der Cremortartari oder die Blumen von der<lb/>
purpurfarbenen Artiſchokke <noteplace="foot"n="(f)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">YOUNG.</hi> p.</hi> 21. dieſe,<lb/>
meynte man, braͤchten unter den<lb/><cb/>
Pflanzen einzig und allein das Ge-<lb/>
rinnen hervor, doch thur es das<lb/>
Sternkraut, ſo deswegen heißt<lb/><hirendition="#aq">preſure.</hi></note> oder das aus dem gelben<lb/>
Sternkraut deſtillirte Waſſer; oder auch eine mineraliſche<lb/>
Saͤure, ſo wie endlich eine Saͤure aus dem Thierreiche<lb/>ſeyn. Eine dergleichen Gerinnung entſtehet ganz ein-<lb/>
fach, wenn man den Kaͤlbermagen mit Salz maceriret <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">SCHEUCHZ. poſt. Iter.<lb/>
aſp. I. p.</hi> 56.</note>,<lb/>
oder wenn man den Magen ſaͤugender Kaͤlber und Zie-<lb/>
gens reiniget, und hierauf die daſelbſt gefundene Ge-<lb/>
rinnungsklumpe wieder in den Magen pakkt, und mit<lb/>
ein wenig Salz <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">BRADLEY lad. direct. p.</hi> 71.</note>ſchaͤrft, welches noch beſſer angeht,<lb/>
wenn man eine Waͤrme zwiſchen 70 und 100 Graden <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">YOUNG. p.</hi> 23. nicht uͤber<lb/>
130. Grad. Ebenda.</note><lb/><fwplace="bottom"type="catch">und</fw><lb/><fwplace="bottom"type="sig"><hirendition="#fr">H. Phiſiol. 7. B. 2. Th.</hi> L l l</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[897/0933]
I. Abſchn. Die Bruͤſte.
Sich ſelbſt uͤberlaſſen, trennet ſich an der Milch, wel-
che ſich in einer gemaͤßigten kuͤhlen Luft befindet, derglei-
chen der Grad der temperirten Waͤrme iſt, dasjenige was
wir kuglicht genannt haben, von der uͤbrigen Maſſe, es
begiebt ſich daſſelbe nach und nach, aber erſt in langer
Zeit auf die Oberflaͤche, da man es den Milchraum
nennt (c), und dieſer iſt von duͤnner Milch zwar fett,
aber doch waͤßrig, hingegen von der vortreflichen Alpen-
milch ſchwerlich von Butter zu unterſcheiden. Unter
den Milchramen befindet ſich ein Salzwaſſer, ſo aber
fett und mit dem durch einander gemiſchten kluͤmpigen,
kaͤſigen Theile vermengt, welcher nach und nach ſelbſt
herabſinkt, und zu Boden faͤllt (d).
Jndeſſen wird die Milch doch vorzuͤglich von einer
zugegoſſenen Saͤure in ihre Grundtheile geſchieden (e),
es mag nun dieſe Saͤure vegetabiliſch ſeyn, z E. der Ci-
tronenſaft, der Cremortartari oder die Blumen von der
purpurfarbenen Artiſchokke (f) oder das aus dem gelben
Sternkraut deſtillirte Waſſer; oder auch eine mineraliſche
Saͤure, ſo wie endlich eine Saͤure aus dem Thierreiche
ſeyn. Eine dergleichen Gerinnung entſtehet ganz ein-
fach, wenn man den Kaͤlbermagen mit Salz maceriret (g),
oder wenn man den Magen ſaͤugender Kaͤlber und Zie-
gens reiniget, und hierauf die daſelbſt gefundene Ge-
rinnungsklumpe wieder in den Magen pakkt, und mit
ein wenig Salz (h) ſchaͤrft, welches noch beſſer angeht,
wenn man eine Waͤrme zwiſchen 70 und 100 Graden (i)
und
(c)
Conf. BOERHAAVE chem.
II. p. 319.
(d) SPIELMAN. de optimo
pueri nuper. nat. alim. p. 21. EGE-
LING. p. 16.
(e) Am meiſten in einer Waͤrme
YOUNG. p. 37.
(f) YOUNG. p. 21. dieſe,
meynte man, braͤchten unter den
Pflanzen einzig und allein das Ge-
rinnen hervor, doch thur es das
Sternkraut, ſo deswegen heißt
preſure.
(g) SCHEUCHZ. poſt. Iter.
aſp. I. p. 56.
(h) BRADLEY lad. direct. p. 71.
(i) YOUNG. p. 23. nicht uͤber
130. Grad. Ebenda.
H. Phiſiol. 7. B. 2. Th. L l l
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 897. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/933>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.