Säften(n), und im Schleime der weiblichen Schaam- theile (o), und in dem Safte der gelben Drüse in Hün- dinnen (p), endlich in Verschnittenen (q), angetroffen werden, so muß man glauben, diejenige Meynung ver- liere viel von ihrer Wahrscheinlichkeit, vermöge der man diese Körperchen für noch nicht entwikkelte, sondern un- reife Thiere ansieht, aus denen dereinst grosse Thiere werden sollen. Denn wenn in allen Säften dergleichen thierische Körperchen gefunden werden, so folgt daraus, daß auch alle Säfte zur Befruchtung tüchtig sind; und doch widerspricht dieses den Versuchen. Wenn sie zur Befruchtung im Speichel untauglich sind, oder in den Thränen, warum wären sie es im Saamen mehr?
Doch die Sache Leeuwenhöks wird durch diese Anklage noch nicht verwerflich gemacht. Es haben an- dre berühmte Männer in keinem der menschlichen Säfte Thierchen gesehen, welche sich mit Thierchen vergleichen liessen: es können in dem Safte des gelben Drüsenkör- pers, wofern einige nach der Empfängniß darinnen an- getroffen worden, einige von dem männlichen Saamen dahin gebracht worden seyn: sagt man, sie wären vor der Empfängniß daselbst gewesen, so wäre alsdenn weder der gelbe Körper etwas, noch eine Feuchtigkeit in selbi- gem (r). Man hat wider den berühmten Asch, und für den Leeuwenhök eingewandt, daß der berühmte junge Mann entweder keine gute linsenförmige Gläser gehabt, oder seine Versuche nicht oft genug wiederholet hätte (s).
§. 5.
(n)[Spaltenumbruch]van der STERRE vanden Keyzerlicke snee. ASCHE in der ganzen disput. de sem. et n. 102. BIANCHI de gener. p. 374.
(o)v. der STERRE p. 14. VOL- PINI p. 168. BIANCHI l. c. p. 334. BONO. bei dem VALISNER. c. 11.
(p)NEEDHAM. nouvelles ob- [Spaltenumbruch]
servations p. 208. BUFFON. II. p. 202. &c.
(q)BIANCHI p. 334.
(r) Die Würmchen dieses Saf- tes verwarf MAUPERTIUS negre blanc. p. 136. 137.
(s)Fränk. anmerk. T. III. n. 15.
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Saͤften(n), und im Schleime der weiblichen Schaam- theile (o), und in dem Safte der gelben Druͤſe in Huͤn- dinnen (p), endlich in Verſchnittenen (q), angetroffen werden, ſo muß man glauben, diejenige Meynung ver- liere viel von ihrer Wahrſcheinlichkeit, vermoͤge der man dieſe Koͤrperchen fuͤr noch nicht entwikkelte, ſondern un- reife Thiere anſieht, aus denen dereinſt groſſe Thiere werden ſollen. Denn wenn in allen Saͤften dergleichen thieriſche Koͤrperchen gefunden werden, ſo folgt daraus, daß auch alle Saͤfte zur Befruchtung tuͤchtig ſind; und doch widerſpricht dieſes den Verſuchen. Wenn ſie zur Befruchtung im Speichel untauglich ſind, oder in den Thraͤnen, warum waͤren ſie es im Saamen mehr?
Doch die Sache Leeuwenhoͤks wird durch dieſe Anklage noch nicht verwerflich gemacht. Es haben an- dre beruͤhmte Maͤnner in keinem der menſchlichen Saͤfte Thierchen geſehen, welche ſich mit Thierchen vergleichen lieſſen: es koͤnnen in dem Safte des gelben Druͤſenkoͤr- pers, wofern einige nach der Empfaͤngniß darinnen an- getroffen worden, einige von dem maͤnnlichen Saamen dahin gebracht worden ſeyn: ſagt man, ſie waͤren vor der Empfaͤngniß daſelbſt geweſen, ſo waͤre alsdenn weder der gelbe Koͤrper etwas, noch eine Feuchtigkeit in ſelbi- gem (r). Man hat wider den beruͤhmten Aſch, und fuͤr den Leeuwenhoͤk eingewandt, daß der beruͤhmte junge Mann entweder keine gute linſenfoͤrmige Glaͤſer gehabt, oder ſeine Verſuche nicht oft genug wiederholet haͤtte (s).
§. 5.
(n)[Spaltenumbruch]van der STERRE vanden Keyzerlicke ſnee. ASCHE in der ganzen diſput. de ſem. et n. 102. BIANCHI de gener. p. 374.
(o)v. der STERRE p. 14. VOL- PINI p. 168. BIANCHI l. c. p. 334. BONO. bei dem VALISNER. c. 11.
(p)NEEDHAM. nouvelles ob- [Spaltenumbruch]
ſervations p. 208. BUFFON. II. p. 202. &c.
(q)BIANCHI p. 334.
(r) Die Wuͤrmchen dieſes Saf- tes verwarf MAUPERTIUS negre blanc. p. 136. 137.
(s)Fränk. anmerk. T. III. n. 15.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0804"n="768"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Zeugungstheile, <hirendition="#aq">XXVII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
Saͤften<noteplace="foot"n="(n)"><cb/><hirendition="#aq">van der STERRE vanden<lb/>
Keyzerlicke ſnee. ASCHE</hi> in der<lb/>
ganzen <hirendition="#aq">diſput. de ſem. et n. 102.<lb/>
BIANCHI de gener. p.</hi> 374.</note>, und im Schleime der weiblichen Schaam-<lb/>
theile <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">v. der STERRE p. 14. VOL-<lb/>
PINI p. 168. BIANCHI l. c. p. 334.<lb/>
BONO.</hi> bei dem <hirendition="#aq">VALISNER. c.</hi> 11.</note>, und in dem Safte der gelben Druͤſe in Huͤn-<lb/>
dinnen <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">NEEDHAM. nouvelles ob-<lb/><cb/>ſervations p. 208. BUFFON. II.<lb/>
p. 202. &c.</hi></note>, endlich in Verſchnittenen <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">BIANCHI p.</hi> 334.</note>, angetroffen<lb/>
werden, ſo muß man glauben, diejenige Meynung ver-<lb/>
liere viel von ihrer Wahrſcheinlichkeit, vermoͤge der man<lb/>
dieſe Koͤrperchen fuͤr noch nicht entwikkelte, ſondern un-<lb/>
reife Thiere anſieht, aus denen dereinſt groſſe Thiere<lb/>
werden ſollen. Denn wenn in allen Saͤften dergleichen<lb/>
thieriſche Koͤrperchen gefunden werden, ſo folgt daraus,<lb/>
daß auch alle Saͤfte zur Befruchtung tuͤchtig ſind; und<lb/>
doch widerſpricht dieſes den Verſuchen. Wenn ſie<lb/>
zur Befruchtung im Speichel untauglich ſind, oder in<lb/>
den Thraͤnen, warum waͤren ſie es im Saamen mehr?</p><lb/><p>Doch die Sache <hirendition="#fr">Leeuwenhoͤks</hi> wird durch dieſe<lb/>
Anklage noch nicht verwerflich gemacht. Es haben an-<lb/>
dre beruͤhmte Maͤnner in keinem der menſchlichen Saͤfte<lb/>
Thierchen geſehen, welche ſich mit Thierchen vergleichen<lb/>
lieſſen: es koͤnnen in dem Safte des gelben Druͤſenkoͤr-<lb/>
pers, wofern einige nach der Empfaͤngniß darinnen an-<lb/>
getroffen worden, einige von dem maͤnnlichen Saamen<lb/>
dahin gebracht worden ſeyn: ſagt man, ſie waͤren vor<lb/>
der Empfaͤngniß daſelbſt geweſen, ſo waͤre alsdenn weder<lb/>
der gelbe Koͤrper etwas, noch eine Feuchtigkeit in ſelbi-<lb/>
gem <noteplace="foot"n="(r)">Die Wuͤrmchen dieſes Saf-<lb/>
tes verwarf <hirendition="#aq">MAUPERTIUS negre<lb/>
blanc. p.</hi> 136. 137.</note>. Man hat wider den beruͤhmten <hirendition="#fr">Aſch,</hi> und<lb/>
fuͤr den <hirendition="#fr">Leeuwenhoͤk</hi> eingewandt, daß der beruͤhmte<lb/>
junge Mann entweder keine gute linſenfoͤrmige Glaͤſer<lb/>
gehabt, oder ſeine Verſuche nicht oft genug wiederholet<lb/>
haͤtte <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">Fränk. anmerk. T. III. n.</hi> 15.</note>.</p></div><lb/><fwplace="bottom"type="catch">§. 5.</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[768/0804]
Zeugungstheile, XXVII. Buch.
Saͤften (n), und im Schleime der weiblichen Schaam-
theile (o), und in dem Safte der gelben Druͤſe in Huͤn-
dinnen (p), endlich in Verſchnittenen (q), angetroffen
werden, ſo muß man glauben, diejenige Meynung ver-
liere viel von ihrer Wahrſcheinlichkeit, vermoͤge der man
dieſe Koͤrperchen fuͤr noch nicht entwikkelte, ſondern un-
reife Thiere anſieht, aus denen dereinſt groſſe Thiere
werden ſollen. Denn wenn in allen Saͤften dergleichen
thieriſche Koͤrperchen gefunden werden, ſo folgt daraus,
daß auch alle Saͤfte zur Befruchtung tuͤchtig ſind; und
doch widerſpricht dieſes den Verſuchen. Wenn ſie
zur Befruchtung im Speichel untauglich ſind, oder in
den Thraͤnen, warum waͤren ſie es im Saamen mehr?
Doch die Sache Leeuwenhoͤks wird durch dieſe
Anklage noch nicht verwerflich gemacht. Es haben an-
dre beruͤhmte Maͤnner in keinem der menſchlichen Saͤfte
Thierchen geſehen, welche ſich mit Thierchen vergleichen
lieſſen: es koͤnnen in dem Safte des gelben Druͤſenkoͤr-
pers, wofern einige nach der Empfaͤngniß darinnen an-
getroffen worden, einige von dem maͤnnlichen Saamen
dahin gebracht worden ſeyn: ſagt man, ſie waͤren vor
der Empfaͤngniß daſelbſt geweſen, ſo waͤre alsdenn weder
der gelbe Koͤrper etwas, noch eine Feuchtigkeit in ſelbi-
gem (r). Man hat wider den beruͤhmten Aſch, und
fuͤr den Leeuwenhoͤk eingewandt, daß der beruͤhmte
junge Mann entweder keine gute linſenfoͤrmige Glaͤſer
gehabt, oder ſeine Verſuche nicht oft genug wiederholet
haͤtte (s).
§. 5.
(n)
van der STERRE vanden
Keyzerlicke ſnee. ASCHE in der
ganzen diſput. de ſem. et n. 102.
BIANCHI de gener. p. 374.
(o) v. der STERRE p. 14. VOL-
PINI p. 168. BIANCHI l. c. p. 334.
BONO. bei dem VALISNER. c. 11.
(p) NEEDHAM. nouvelles ob-
ſervations p. 208. BUFFON. II.
p. 202. &c.
(q) BIANCHI p. 334.
(r) Die Wuͤrmchen dieſes Saf-
tes verwarf MAUPERTIUS negre
blanc. p. 136. 137.
(s) Fränk. anmerk. T. III. n. 15.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 768. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/804>, abgerufen am 24.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.