und Schenkel beständig von diesem garstigen Wasser an- gefeuchtet werden sollten. Doch es würde auch davon die Haut, wie man an den Kindern wahrnimmt zernagt werden.
Jn der That finde ich nicht, was mir ein Genüge thun sollte. Jch möchte es nicht wagen, den Geschwulst des Vorstehers(o), der sich innerhalb der Blase erhebt, oder neben der Mündung (p) der Blase einen kleinen Streif macht, hieher zu ziehen, ob man gleich weiß, daß ein Aufschwellen des Vorstehers, wodurch die Harnröhre gegen den Schaamknochen getrieben wurde, die Jschurie zuwege gebracht (q), und ob man gleich angemerkt hat, daß die Harnblasen bei denjenigen Personen dreiekkig werden, deren Vorsteher hart sind(r). Es haben näm- lich die meisten Thiere eine dergleichen geschwollne Vor- steherdrüse so wenig als die Frauenspersonen; ich finde nämlich bei meinen, so häufigen Zergliederungen, was die Frauenspersonen betrift, nicht das mindeste, was sich mit dem Vorsteher vergleichen liesse, und dennoch halten sie den Urin eben so gut, so daß man sie zu gan- zen Tagen für Schaam denselben zurükke halten sieht (s).
Jch habe gesagt, daß man schwerlich einen Schlies- muskel mit Augen sehen könne: indessen möchte ich doch dergleichen nicht leugnen, da es so gewiß ist, daß eine zu sehr erweiterte Harnröhre, wie sie bei ziemlich grossen Steinen zu seyn pflegt (t), wenn diese abgehen, nicht weiter im Stande ist, den Harn zu halten; da sowohl nach unsren, als nach anderer ihrer Erfahrungen, die Scirrhi (u), oder andre Krankheiten an der Mündung der Blase, welche die Muskeln hemmen, Ursache sind,
daß
(o)[Spaltenumbruch]
Fast vollständig BIANCHI p. 419. 420. trage etwas dazu bei PALUCCI p. 29.
(p)FALCONNET. disp. p. 744. de appar. lat.
(q)VALISNER. T. III. p. 331.
(r)[Spaltenumbruch]PALUCCI p. 13.
(s)BIANCHI p. 420.
(t)Nouv. da la Repub. des Lettres 1686. Maj.
(u)Opusc. Pathol. obs. 35.
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IV. Abſchn. die der Harn nimmt.
und Schenkel beſtaͤndig von dieſem garſtigen Waſſer an- gefeuchtet werden ſollten. Doch es wuͤrde auch davon die Haut, wie man an den Kindern wahrnimmt zernagt werden.
Jn der That finde ich nicht, was mir ein Genuͤge thun ſollte. Jch moͤchte es nicht wagen, den Geſchwulſt des Vorſtehers(o), der ſich innerhalb der Blaſe erhebt, oder neben der Muͤndung (p) der Blaſe einen kleinen Streif macht, hieher zu ziehen, ob man gleich weiß, daß ein Aufſchwellen des Vorſtehers, wodurch die Harnroͤhre gegen den Schaamknochen getrieben wurde, die Jſchurie zuwege gebracht (q), und ob man gleich angemerkt hat, daß die Harnblaſen bei denjenigen Perſonen dreiekkig werden, deren Vorſteher hart ſind(r). Es haben naͤm- lich die meiſten Thiere eine dergleichen geſchwollne Vor- ſteherdruͤſe ſo wenig als die Frauensperſonen; ich finde naͤmlich bei meinen, ſo haͤufigen Zergliederungen, was die Frauensperſonen betrift, nicht das mindeſte, was ſich mit dem Vorſteher vergleichen lieſſe, und dennoch halten ſie den Urin eben ſo gut, ſo daß man ſie zu gan- zen Tagen fuͤr Schaam denſelben zuruͤkke halten ſieht (s).
Jch habe geſagt, daß man ſchwerlich einen Schlies- muſkel mit Augen ſehen koͤnne: indeſſen moͤchte ich doch dergleichen nicht leugnen, da es ſo gewiß iſt, daß eine zu ſehr erweiterte Harnroͤhre, wie ſie bei ziemlich groſſen Steinen zu ſeyn pflegt (t), wenn dieſe abgehen, nicht weiter im Stande iſt, den Harn zu halten; da ſowohl nach unſren, als nach anderer ihrer Erfahrungen, die Scirrhi (u), oder andre Krankheiten an der Muͤndung der Blaſe, welche die Muſkeln hemmen, Urſache ſind,
daß
(o)[Spaltenumbruch]
Faſt vollſtaͤndig BIANCHI p. 419. 420. trage etwas dazu bei PALUCCI p. 29.
(p)FALCONNET. diſp. p. 744. de appar. lat.
(q)VALISNER. T. III. p. 331.
(r)[Spaltenumbruch]PALUCCI p. 13.
(s)BIANCHI p. 420.
(t)Nouv. da la Repub. des Lettres 1686. Maj.
(u)Opuſc. Pathol. obſ. 35.
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IV. Abſchn. die der Harn nimmt.
und Schenkel beſtaͤndig von dieſem garſtigen Waſſer an-
gefeuchtet werden ſollten. Doch es wuͤrde auch davon
die Haut, wie man an den Kindern wahrnimmt zernagt
werden.
Jn der That finde ich nicht, was mir ein Genuͤge
thun ſollte. Jch moͤchte es nicht wagen, den Geſchwulſt
des Vorſtehers (o), der ſich innerhalb der Blaſe erhebt,
oder neben der Muͤndung (p) der Blaſe einen kleinen
Streif macht, hieher zu ziehen, ob man gleich weiß, daß
ein Aufſchwellen des Vorſtehers, wodurch die Harnroͤhre
gegen den Schaamknochen getrieben wurde, die Jſchurie
zuwege gebracht (q), und ob man gleich angemerkt hat,
daß die Harnblaſen bei denjenigen Perſonen dreiekkig
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lich die meiſten Thiere eine dergleichen geſchwollne Vor-
ſteherdruͤſe ſo wenig als die Frauensperſonen; ich finde
naͤmlich bei meinen, ſo haͤufigen Zergliederungen, was
die Frauensperſonen betrift, nicht das mindeſte, was
ſich mit dem Vorſteher vergleichen lieſſe, und dennoch
halten ſie den Urin eben ſo gut, ſo daß man ſie zu gan-
zen Tagen fuͤr Schaam denſelben zuruͤkke halten ſieht (s).
Jch habe geſagt, daß man ſchwerlich einen Schlies-
muſkel mit Augen ſehen koͤnne: indeſſen moͤchte ich doch
dergleichen nicht leugnen, da es ſo gewiß iſt, daß eine
zu ſehr erweiterte Harnroͤhre, wie ſie bei ziemlich groſſen
Steinen zu ſeyn pflegt (t), wenn dieſe abgehen, nicht
weiter im Stande iſt, den Harn zu halten; da ſowohl
nach unſren, als nach anderer ihrer Erfahrungen, die
Scirrhi (u), oder andre Krankheiten an der Muͤndung
der Blaſe, welche die Muſkeln hemmen, Urſache ſind,
daß
(o)
Faſt vollſtaͤndig BIANCHI
p. 419. 420. trage etwas dazu bei
PALUCCI p. 29.
(p) FALCONNET. diſp. p. 744.
de appar. lat.
(q) VALISNER. T. III. p. 331.
(r)
PALUCCI p. 13.
(s) BIANCHI p. 420.
(t) Nouv. da la Repub. des
Lettres 1686. Maj.
(u) Opuſc. Pathol. obſ. 35.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 583. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/619>, abgerufen am 22.11.2024.
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