ein Stein in der Niere wachsen soll. Ganz gemein ist es, nämlich, daß Kinder(s) und Knaben [Spaltenumbruch](s*) am Stei- ne krank liegen, da man doch nicht glauben wird, daß in ihren Säften zu viel Erde stekke; dahingegen ich mich nicht erinnern kann, daß ich in abgelebten Greisen, wel- che über ein Jahrhundert alt wurden, nur einen einzigen Stein gefunden hätte.
Das erste, was dazu erfordert wird, ist, wie es scheint, die Ruhe und das Stillestehen. Wenn die Harnblase ihr Amt träge verrichtet, wie bei Menschen die viel im Bette liegen, besonders wenn sie sich gezwun- gen sehen, in trokkner Hizze zu bähen, so verweilt sich der Urin in der Blase (t), und er wird in der Niere selbst langsamer durchgeseicht, theils weil ihm die Lage zuwider ist, theils eben dieser Wärme wegen, von der wir zeigen werden, daß sie der Absonderung des Harns sehr im Wege stehe (t*). Es scheinet dieses eine von den Ursa- chen mit zu seyn, warum die Podagristen Steine bekom- men. Jch lese, daß sich auch von Geschwülsten des Unterleibes, so die Niere zusammen drükken, Steine er- zeugen (t**).
Vornämlich scheinet die Vereinigung der Erde mit dem öligen Grundstoffe, mit einem flüchtigen Alkali, und endlich mit der Luft, hierzu erfordert zu werden; und der lezztern wegen scheint der Stein viel leichter, als die
wirkli-
(s)[Spaltenumbruch]MARINI pag. 161. BREN- DEL. obs. anat. Dec. III. n. 1. vom sero des Blutes, so nach abgeleg- tem Bodensazze lange aufbehalten worden, sezze sich eine kalkige Ma- terie miscell. Taurin. II. pag. 89. Wie es gemein ist, daß sich eine kalkige Materie in beiden Blasen anlegt, oder daß Steine mehr als an einem Orte im Menschen wach- sen, so entstehen auch scirrhi an vielen Orten im Menschen in den Eingeweiden, beiden Arten von Drusen. Siehe BADER. obs. 20.
(s*) Steine wachsen nur in Kindern HIPPOCR. peri phys. ant. n. 24. öfters HEISTER. p. 894. DIONIS. p. 117.
(t)Conf. ELLER. misc. Berol. Cont. III.
(t*)Sect. IV.
(t**)BLAS. P. I. obs. 13. Phil. trans. XLIX. P. I. hartes Fett, so die Niere drükkt Phil. trans. Vol. L. II. P. II. etc.
Die Harnwege. XXVI. Buch.
ein Stein in der Niere wachſen ſoll. Ganz gemein iſt es, naͤmlich, daß Kinder(s) und Knaben [Spaltenumbruch](s*) am Stei- ne krank liegen, da man doch nicht glauben wird, daß in ihren Saͤften zu viel Erde ſtekke; dahingegen ich mich nicht erinnern kann, daß ich in abgelebten Greiſen, wel- che uͤber ein Jahrhundert alt wurden, nur einen einzigen Stein gefunden haͤtte.
Das erſte, was dazu erfordert wird, iſt, wie es ſcheint, die Ruhe und das Stilleſtehen. Wenn die Harnblaſe ihr Amt traͤge verrichtet, wie bei Menſchen die viel im Bette liegen, beſonders wenn ſie ſich gezwun- gen ſehen, in trokkner Hizze zu baͤhen, ſo verweilt ſich der Urin in der Blaſe (t), und er wird in der Niere ſelbſt langſamer durchgeſeicht, theils weil ihm die Lage zuwider iſt, theils eben dieſer Waͤrme wegen, von der wir zeigen werden, daß ſie der Abſonderung des Harns ſehr im Wege ſtehe (t*). Es ſcheinet dieſes eine von den Urſa- chen mit zu ſeyn, warum die Podagriſten Steine bekom- men. Jch leſe, daß ſich auch von Geſchwuͤlſten des Unterleibes, ſo die Niere zuſammen druͤkken, Steine er- zeugen (t**).
Vornaͤmlich ſcheinet die Vereinigung der Erde mit dem oͤligen Grundſtoffe, mit einem fluͤchtigen Alkali, und endlich mit der Luft, hierzu erfordert zu werden; und der lezztern wegen ſcheint der Stein viel leichter, als die
wirkli-
(s)[Spaltenumbruch]MARINI pag. 161. BREN- DEL. obſ. anat. Dec. III. n. 1. vom ſero des Blutes, ſo nach abgeleg- tem Bodenſazze lange aufbehalten worden, ſezze ſich eine kalkige Ma- terie miſcell. Taurin. II. pag. 89. Wie es gemein iſt, daß ſich eine kalkige Materie in beiden Blaſen anlegt, oder daß Steine mehr als an einem Orte im Menſchen wach- ſen, ſo entſtehen auch ſcirrhi an vielen Orten im Menſchen in den Eingeweiden, beiden Arten von Druſen. Siehe BADER. obſ. 20.
(s*) Steine wachſen nur in Kindern HIPPOCR. peri phyſ. ant. n. 24. oͤfters HEISTER. p. 894. DIONIS. p. 117.
(t)Conf. ELLER. miſc. Berol. Cont. III.
(t*)Sect. IV.
(t**)BLAS. P. I. obſ. 13. Phil. tranſ. XLIX. P. I. hartes Fett, ſo die Niere druͤkkt Phil. tranſ. Vol. L. II. P. II. etc.
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Die Harnwege. XXVI. Buch.
ein Stein in der Niere wachſen ſoll. Ganz gemein iſt
es, naͤmlich, daß Kinder (s) und Knaben
(s*) am Stei-
ne krank liegen, da man doch nicht glauben wird, daß
in ihren Saͤften zu viel Erde ſtekke; dahingegen ich mich
nicht erinnern kann, daß ich in abgelebten Greiſen, wel-
che uͤber ein Jahrhundert alt wurden, nur einen einzigen
Stein gefunden haͤtte.
Das erſte, was dazu erfordert wird, iſt, wie es
ſcheint, die Ruhe und das Stilleſtehen. Wenn die
Harnblaſe ihr Amt traͤge verrichtet, wie bei Menſchen
die viel im Bette liegen, beſonders wenn ſie ſich gezwun-
gen ſehen, in trokkner Hizze zu baͤhen, ſo verweilt ſich
der Urin in der Blaſe (t), und er wird in der Niere ſelbſt
langſamer durchgeſeicht, theils weil ihm die Lage zuwider
iſt, theils eben dieſer Waͤrme wegen, von der wir zeigen
werden, daß ſie der Abſonderung des Harns ſehr im
Wege ſtehe (t*). Es ſcheinet dieſes eine von den Urſa-
chen mit zu ſeyn, warum die Podagriſten Steine bekom-
men. Jch leſe, daß ſich auch von Geſchwuͤlſten des
Unterleibes, ſo die Niere zuſammen druͤkken, Steine er-
zeugen (t**).
Vornaͤmlich ſcheinet die Vereinigung der Erde mit
dem oͤligen Grundſtoffe, mit einem fluͤchtigen Alkali, und
endlich mit der Luft, hierzu erfordert zu werden; und
der lezztern wegen ſcheint der Stein viel leichter, als die
wirkli-
(s)
MARINI pag. 161. BREN-
DEL. obſ. anat. Dec. III. n. 1. vom
ſero des Blutes, ſo nach abgeleg-
tem Bodenſazze lange aufbehalten
worden, ſezze ſich eine kalkige Ma-
terie miſcell. Taurin. II. pag. 89.
Wie es gemein iſt, daß ſich eine
kalkige Materie in beiden Blaſen
anlegt, oder daß Steine mehr als
an einem Orte im Menſchen wach-
ſen, ſo entſtehen auch ſcirrhi an
vielen Orten im Menſchen in den
Eingeweiden, beiden Arten von
Druſen. Siehe BADER. obſ. 20.
(s*) Steine wachſen nur in
Kindern HIPPOCR. peri phyſ. ant.
n. 24. oͤfters HEISTER. p. 894.
DIONIS. p. 117.
(t) Conf. ELLER. miſc. Berol.
Cont. III.
(t*) Sect. IV.
(t**) BLAS. P. I. obſ. 13. Phil.
tranſ. XLIX. P. I. hartes Fett, ſo
die Niere druͤkkt Phil. tranſ. Vol.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 536. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/572>, abgerufen am 24.11.2024.
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