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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Die Harnwege. XXVI. Buch.

Sein Unterscheid ist selbst bei den Thieren sehr gros-
So haben die kaltblütigen Thiere einen geschmakklosen
Harn(b), er ist bei den Krautfressenden mäßig stinkend,
und er nimmt, da er den unangenehmen Geruch leicht
verliert, das Angenehme von Mosch an sich, er ist bei
diesen Thieren trübe, und mit dem Wesentlichen ihrer
Speisen angefüllt. Die fleischfräßigen Thiere geben ei-
nen scharfen Harn von sich, indem der Harn der Tiger-
thiere, den Geruch von spanischen Fliegen äussert (c).
Am übelsten riecht der Kazzenurin (d), und der Urin
des amerikanischen Stinkthieres (d*). Bei den Vögeln
mischt sich offenbar die kalkartige Materie darunter, so
wie in den vierfüßigen Thieren von kalten Blute z. E.
in der Schildkröte (e) und dem Kamäleon (f). Der
Urin, welchen wir sogleich nach dem Trinken von uns
geben, der Trankurin urina potus (g) ist fast nichts, als
Wasser; dergleichen erfolgt von einem kalten, den Kör-
per erkältenden Trunke, wenn die Blase leer und rein
ist, oder wenn sie sich kurz zuvor durchs Harnen erschöpft
hat, oder wenn man häufig Wasser getrunken hat (h),
und die Wege des Harns dadurch gleichsam ausgespület
worden, da sie denn endlich fast einen solchen Urin, wie
das Wasser ist, welches wir trinken, durchlassen (i).

Der Chilusharn, chyli urina (k) ändert sich schon
eine, oder die andre Stunde nach dem Trinken, er lei-
det schon von den Speisen Veränderungen, er wird von

der
(b) [Spaltenumbruch] Die Schildkröte CALDESI
pag.
53.
(c) Hist. de l'Acad. 1747 p. 78.
(d) Dauret Jahre lang FABER.
ad HERNANDEZ. p.
657.
(d*) Conf. KALM. Amor. Resa
T. III.
(e) CALDESI p. 53.
(f) VALISNER. p. 418.
(g) Der urina potus PARA-
CELSI, BOERHAAVII, DURETI
[Spaltenumbruch] Coac. III. t. 4. c 3. BOHNII p.
194 DEIDIER. tum. p. 68. REGA
de urina.
(h) BOERHAAVE p. 278.
(i) BOERHAAVE ib. von dem
Trinkwasser in hizzigen Fiebern
VALISNERI II. p. 515.
(k) Apud BOERHAAVIUM
Praelect. T. III. p. 139. et de Ju-
dic. urin.
vermischt von Speise
und Urin.
Die Harnwege. XXVI. Buch.

Sein Unterſcheid iſt ſelbſt bei den Thieren ſehr gros-
So haben die kaltbluͤtigen Thiere einen geſchmakkloſen
Harn(b), er iſt bei den Krautfreſſenden maͤßig ſtinkend,
und er nimmt, da er den unangenehmen Geruch leicht
verliert, das Angenehme von Moſch an ſich, er iſt bei
dieſen Thieren truͤbe, und mit dem Weſentlichen ihrer
Speiſen angefuͤllt. Die fleiſchfraͤßigen Thiere geben ei-
nen ſcharfen Harn von ſich, indem der Harn der Tiger-
thiere, den Geruch von ſpaniſchen Fliegen aͤuſſert (c).
Am uͤbelſten riecht der Kazzenurin (d), und der Urin
des amerikaniſchen Stinkthieres (d*). Bei den Voͤgeln
miſcht ſich offenbar die kalkartige Materie darunter, ſo
wie in den vierfuͤßigen Thieren von kalten Blute z. E.
in der Schildkroͤte (e) und dem Kamaͤleon (f). Der
Urin, welchen wir ſogleich nach dem Trinken von uns
geben, der Trankurin urina potus (g) iſt faſt nichts, als
Waſſer; dergleichen erfolgt von einem kalten, den Koͤr-
per erkaͤltenden Trunke, wenn die Blaſe leer und rein
iſt, oder wenn ſie ſich kurz zuvor durchs Harnen erſchoͤpft
hat, oder wenn man haͤufig Waſſer getrunken hat (h),
und die Wege des Harns dadurch gleichſam ausgeſpuͤlet
worden, da ſie denn endlich faſt einen ſolchen Urin, wie
das Waſſer iſt, welches wir trinken, durchlaſſen (i).

Der Chilusharn, chyli urina (k) aͤndert ſich ſchon
eine, oder die andre Stunde nach dem Trinken, er lei-
det ſchon von den Speiſen Veraͤnderungen, er wird von

der
(b) [Spaltenumbruch] Die Schildkroͤte CALDESI
pag.
53.
(c) Hiſt. de l’Acad. 1747 p. 78.
(d) Dauret Jahre lang FABER.
ad HERNANDEZ. p.
657.
(d*) Conf. KALM. Amor. Reſa
T. III.
(e) CALDESI p. 53.
(f) VALISNER. p. 418.
(g) Der urina potus PARA-
CELSI, BOERHAAVII, DURETI
[Spaltenumbruch] Coac. III. t. 4. c 3. BOHNII p.
194 DEIDIER. tum. p. 68. REGA
de urina.
(h) BOERHAAVE p. 278.
(i) BOERHAAVE ib. von dem
Trinkwaſſer in hizzigen Fiebern
VALISNERI II. p. 515.
(k) Apud BOERHAAVIUM
Prælect. T. III. p. 139. et de Ju-
dic. urin.
vermiſcht von Speiſe
und Urin.
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[498/0534] Die Harnwege. XXVI. Buch. Sein Unterſcheid iſt ſelbſt bei den Thieren ſehr gros- So haben die kaltbluͤtigen Thiere einen geſchmakkloſen Harn (b), er iſt bei den Krautfreſſenden maͤßig ſtinkend, und er nimmt, da er den unangenehmen Geruch leicht verliert, das Angenehme von Moſch an ſich, er iſt bei dieſen Thieren truͤbe, und mit dem Weſentlichen ihrer Speiſen angefuͤllt. Die fleiſchfraͤßigen Thiere geben ei- nen ſcharfen Harn von ſich, indem der Harn der Tiger- thiere, den Geruch von ſpaniſchen Fliegen aͤuſſert (c). Am uͤbelſten riecht der Kazzenurin (d), und der Urin des amerikaniſchen Stinkthieres (d*). Bei den Voͤgeln miſcht ſich offenbar die kalkartige Materie darunter, ſo wie in den vierfuͤßigen Thieren von kalten Blute z. E. in der Schildkroͤte (e) und dem Kamaͤleon (f). Der Urin, welchen wir ſogleich nach dem Trinken von uns geben, der Trankurin urina potus (g) iſt faſt nichts, als Waſſer; dergleichen erfolgt von einem kalten, den Koͤr- per erkaͤltenden Trunke, wenn die Blaſe leer und rein iſt, oder wenn ſie ſich kurz zuvor durchs Harnen erſchoͤpft hat, oder wenn man haͤufig Waſſer getrunken hat (h), und die Wege des Harns dadurch gleichſam ausgeſpuͤlet worden, da ſie denn endlich faſt einen ſolchen Urin, wie das Waſſer iſt, welches wir trinken, durchlaſſen (i). Der Chilusharn, chyli urina (k) aͤndert ſich ſchon eine, oder die andre Stunde nach dem Trinken, er lei- det ſchon von den Speiſen Veraͤnderungen, er wird von der (b) Die Schildkroͤte CALDESI pag. 53. (c) Hiſt. de l’Acad. 1747 p. 78. (d) Dauret Jahre lang FABER. ad HERNANDEZ. p. 657. (d*) Conf. KALM. Amor. Reſa T. III. (e) CALDESI p. 53. (f) VALISNER. p. 418. (g) Der urina potus PARA- CELSI, BOERHAAVII, DURETI Coac. III. t. 4. c 3. BOHNII p. 194 DEIDIER. tum. p. 68. REGA de urina. (h) BOERHAAVE p. 278. (i) BOERHAAVE ib. von dem Trinkwaſſer in hizzigen Fiebern VALISNERI II. p. 515. (k) Apud BOERHAAVIUM Prælect. T. III. p. 139. et de Ju- dic. urin. vermiſcht von Speiſe und Urin.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 498. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/534>, abgerufen am 21.05.2024.