denn es befindet sich das Ende eines jeden Milchgefässes in dem Anfange des Brustkanals, folglich gleichsam in einem breiten Gefässe, in welches sich der Chilus ohne Wiederstand ergiessen kann. Und es wird nicht leicht bei Unterbindungen angehen, daß man alle Milchgefässe hemmen sollte.
Das Anziehen wird geschwinde geschehen, weil die Höhe des Aufsteigens sich umgekehrt, wie der Durch- messer verhält. Es sind aber die Milchgefässe enger, als alle Röhrchen, die die Menschenkunst blasen kann.
Nun wirket diese Ursache beständig fort, sie höret niemals auf, so lange die Mündung des Milchgefässes mitten in den Chilus eingetaucht ist.
Es rührt aber von der peristaltischen Bewegung in dieser Bewegung einige Verschiedenheit her.
Jndem sich nämlich das Gedärme Kraft der peristal- tischen Bewegung zusammen zieht, so wird dasselbe völlig davon enger, die Flokken verengern sich ebenfalls, nähern sich einander immer mehr, und alsdenn wird der Chilus nicht resorbirt (f).
Wenn aber kurz darauf das Gedärm erschlaffet(g), so breiten sich die Flokken in einen grössern Raum ein, der eben entstanden ist, sie selbst werden breiter, und es öffnen sich ihre Mündungen. Alsdenn läßt sich wohl glauben, daß der Saft eingesogen, und von diesem so kleinen Gefäschen bis auf eine kleine Länge angezogen wird: man wird aber gegen die gemeine Versuche nicht verstossen, wenn man annimmt, daß der Chilus einige wenige Linien über die erste Klappen hinaus fort gerissen werde (h); denn wir haben gezeigt, daß in der ganzen Breite des Gedärms Klappen vorkommen.
[Spaltenumbruch](e)
Nun
(f)LOWER. l. c. BRUNNER. duoden. p. 58.
(g)[Spaltenumbruch]
So auch LOWER. p. 222. BOHN. p 148. LIEBERKUHN. n. 19. p 22.
(h)LIEBERKUHN. n. 21. p. 25.
(e)KRAFT.
Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
denn es befindet ſich das Ende eines jeden Milchgefaͤſſes in dem Anfange des Bruſtkanals, folglich gleichſam in einem breiten Gefaͤſſe, in welches ſich der Chilus ohne Wiederſtand ergieſſen kann. Und es wird nicht leicht bei Unterbindungen angehen, daß man alle Milchgefaͤſſe hemmen ſollte.
Das Anziehen wird geſchwinde geſchehen, weil die Hoͤhe des Aufſteigens ſich umgekehrt, wie der Durch- meſſer verhaͤlt. Es ſind aber die Milchgefaͤſſe enger, als alle Roͤhrchen, die die Menſchenkunſt blaſen kann.
Nun wirket dieſe Urſache beſtaͤndig fort, ſie hoͤret niemals auf, ſo lange die Muͤndung des Milchgefaͤſſes mitten in den Chilus eingetaucht iſt.
Es ruͤhrt aber von der periſtaltiſchen Bewegung in dieſer Bewegung einige Verſchiedenheit her.
Jndem ſich naͤmlich das Gedaͤrme Kraft der periſtal- tiſchen Bewegung zuſammen zieht, ſo wird daſſelbe voͤllig davon enger, die Flokken verengern ſich ebenfalls, naͤhern ſich einander immer mehr, und alsdenn wird der Chilus nicht reſorbirt (f).
Wenn aber kurz darauf das Gedaͤrm erſchlaffet(g), ſo breiten ſich die Flokken in einen groͤſſern Raum ein, der eben entſtanden iſt, ſie ſelbſt werden breiter, und es oͤffnen ſich ihre Muͤndungen. Alsdenn laͤßt ſich wohl glauben, daß der Saft eingeſogen, und von dieſem ſo kleinen Gefaͤschen bis auf eine kleine Laͤnge angezogen wird: man wird aber gegen die gemeine Verſuche nicht verſtoſſen, wenn man annimmt, daß der Chilus einige wenige Linien uͤber die erſte Klappen hinaus fort geriſſen werde (h); denn wir haben gezeigt, daß in der ganzen Breite des Gedaͤrms Klappen vorkommen.
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Nun
(f)LOWER. l. c. BRUNNER. duoden. p. 58.
(g)[Spaltenumbruch]
So auch LOWER. p. 222. BOHN. p 148. LIEBERKUHN. n. 19. p 22.
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Die Milchgefaͤſſe. XXV. Buch.
denn es befindet ſich das Ende eines jeden Milchgefaͤſſes
in dem Anfange des Bruſtkanals, folglich gleichſam in
einem breiten Gefaͤſſe, in welches ſich der Chilus ohne
Wiederſtand ergieſſen kann. Und es wird nicht leicht
bei Unterbindungen angehen, daß man alle Milchgefaͤſſe
hemmen ſollte.
Das Anziehen wird geſchwinde geſchehen, weil die
Hoͤhe des Aufſteigens ſich umgekehrt, wie der Durch-
meſſer verhaͤlt. Es ſind aber die Milchgefaͤſſe enger,
als alle Roͤhrchen, die die Menſchenkunſt blaſen kann.
Nun wirket dieſe Urſache beſtaͤndig fort, ſie hoͤret
niemals auf, ſo lange die Muͤndung des Milchgefaͤſſes
mitten in den Chilus eingetaucht iſt.
Es ruͤhrt aber von der periſtaltiſchen Bewegung in
dieſer Bewegung einige Verſchiedenheit her.
Jndem ſich naͤmlich das Gedaͤrme Kraft der periſtal-
tiſchen Bewegung zuſammen zieht, ſo wird daſſelbe voͤllig
davon enger, die Flokken verengern ſich ebenfalls, naͤhern
ſich einander immer mehr, und alsdenn wird der Chilus
nicht reſorbirt (f).
Wenn aber kurz darauf das Gedaͤrm erſchlaffet (g),
ſo breiten ſich die Flokken in einen groͤſſern Raum ein,
der eben entſtanden iſt, ſie ſelbſt werden breiter, und
es oͤffnen ſich ihre Muͤndungen. Alsdenn laͤßt ſich wohl
glauben, daß der Saft eingeſogen, und von dieſem ſo
kleinen Gefaͤschen bis auf eine kleine Laͤnge angezogen
wird: man wird aber gegen die gemeine Verſuche nicht
verſtoſſen, wenn man annimmt, daß der Chilus einige
wenige Linien uͤber die erſte Klappen hinaus fort geriſſen
werde (h); denn wir haben gezeigt, daß in der ganzen
Breite des Gedaͤrms Klappen vorkommen.
Nun
(e)
(f) LOWER. l. c. BRUNNER.
duoden. p. 58.
(g)
So auch LOWER. p. 222.
BOHN. p 148. LIEBERKUHN.
n. 19. p 22.
(h) LIEBERKUHN. n. 21. p. 25.
(e) KRAFT.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 344. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/380>, abgerufen am 24.11.2024.
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