Es leiden nämlich die allerwenigsten Menschen an der güldnen Ader; und die wenigsten Personen unter ar- beitsamen Völkern, und die Landleute in Europa, so wie alle, die starke Leibesübungen machen, haben diesen Ab- flus so wenig von nöthen, als sie davon incommodirt werden. Selbst unter den Gelehrten und viel sizzenden Personen wissen viele von diesem Uebel nichts, und die es an sich haben, scheinen, wie ich oft gesehen, im Unter- leibe verstopfte Eingeweide mit sich herum zu tragen.
Diesen schwächlichen Personen, bei denen sich das Blut in den Aesten der Pfortader(c) anhäufet, kann es freilich zu einiger Linderung gereichen, wenn diese beschwerlichen Anhäufungen durch die güldne Ader ge- mindert werden.
Jch erinnere aber zugleich, daß solches ein betrübtes Rettungsmittel sey, welches gemeiniglich die Kräfte schwächt, und bei reiferem Alter die Wassersucht nach sich ziehet, und ich erinnere mich noch, daß eine hieraus entstandene Wassersucht durch keine Heilmittel vom Boer- haave gehoben werden konnte (d); daß daraus am Hintern Fisteln entstehen, die bei den Hipochondristen in Jtalien so gemein ist, ja daß daraus, wie ich gesehen, der Brand wird.
Selbst Stahl(f), der die güldne Ader so sehr rühm- te, gestand es (g), man müsse keine Gewohnheit daraus machen, weil ihr Ausgang zweifelhaft sei. Er räth, die schon alt gewordne beizubehalten, und folgt darinnen dem Hippokrates.
(e)
Fünf
(c)[Spaltenumbruch]Conf. CARE ib.
(d) Unter den, von uns edirten consiliis BOERHAAVII, mit be- findlich.
(f)[Spaltenumbruch]De mot. sang. haemorrh. p. 29.
(g)Conf. Illustr. RICHTE- RUM de moderandis haemorrhoi- dum laudibus, und ohnlängst HAENIUM.
(e)HELVETIUS pertes. de sang. p. 36.
T 3
IV. Abſchn. Verrichtung des dikken.
Es leiden naͤmlich die allerwenigſten Menſchen an der guͤldnen Ader; und die wenigſten Perſonen unter ar- beitſamen Voͤlkern, und die Landleute in Europa, ſo wie alle, die ſtarke Leibesuͤbungen machen, haben dieſen Ab- flus ſo wenig von noͤthen, als ſie davon incommodirt werden. Selbſt unter den Gelehrten und viel ſizzenden Perſonen wiſſen viele von dieſem Uebel nichts, und die es an ſich haben, ſcheinen, wie ich oft geſehen, im Unter- leibe verſtopfte Eingeweide mit ſich herum zu tragen.
Dieſen ſchwaͤchlichen Perſonen, bei denen ſich das Blut in den Aeſten der Pfortader(c) anhaͤufet, kann es freilich zu einiger Linderung gereichen, wenn dieſe beſchwerlichen Anhaͤufungen durch die guͤldne Ader ge- mindert werden.
Jch erinnere aber zugleich, daß ſolches ein betruͤbtes Rettungsmittel ſey, welches gemeiniglich die Kraͤfte ſchwaͤcht, und bei reiferem Alter die Waſſerſucht nach ſich ziehet, und ich erinnere mich noch, daß eine hieraus entſtandene Waſſerſucht durch keine Heilmittel vom Boer- haave gehoben werden konnte (d); daß daraus am Hintern Fiſteln entſtehen, die bei den Hipochondriſten in Jtalien ſo gemein iſt, ja daß daraus, wie ich geſehen, der Brand wird.
Selbſt Stahl(f), der die guͤldne Ader ſo ſehr ruͤhm- te, geſtand es (g), man muͤſſe keine Gewohnheit daraus machen, weil ihr Ausgang zweifelhaft ſei. Er raͤth, die ſchon alt gewordne beizubehalten, und folgt darinnen dem Hippokrates.
(e)
Fuͤnf
(c)[Spaltenumbruch]Conf. CARE ib.
(d) Unter den, von uns edirten conſiliis BOERHAAVII, mit be- findlich.
(f)[Spaltenumbruch]De mot. ſang. hæmorrh. p. 29.
(g)Conf. Illuſtr. RICHTE- RUM de moderandis hæmorrhoi- dum laudibus, und ohnlaͤngſt HAENIUM.
(e)HELVETIUS perteſ. de ſang. p. 36.
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IV. Abſchn. Verrichtung des dikken.
Es leiden naͤmlich die allerwenigſten Menſchen an der
guͤldnen Ader; und die wenigſten Perſonen unter ar-
beitſamen Voͤlkern, und die Landleute in Europa, ſo wie
alle, die ſtarke Leibesuͤbungen machen, haben dieſen Ab-
flus ſo wenig von noͤthen, als ſie davon incommodirt
werden. Selbſt unter den Gelehrten und viel ſizzenden
Perſonen wiſſen viele von dieſem Uebel nichts, und die
es an ſich haben, ſcheinen, wie ich oft geſehen, im Unter-
leibe verſtopfte Eingeweide mit ſich herum zu tragen.
Dieſen ſchwaͤchlichen Perſonen, bei denen ſich das
Blut in den Aeſten der Pfortader (c) anhaͤufet, kann
es freilich zu einiger Linderung gereichen, wenn dieſe
beſchwerlichen Anhaͤufungen durch die guͤldne Ader ge-
mindert werden.
Jch erinnere aber zugleich, daß ſolches ein betruͤbtes
Rettungsmittel ſey, welches gemeiniglich die Kraͤfte
ſchwaͤcht, und bei reiferem Alter die Waſſerſucht nach
ſich ziehet, und ich erinnere mich noch, daß eine hieraus
entſtandene Waſſerſucht durch keine Heilmittel vom Boer-
haave gehoben werden konnte (d); daß daraus am
Hintern Fiſteln entſtehen, die bei den Hipochondriſten
in Jtalien ſo gemein iſt, ja daß daraus, wie ich geſehen,
der Brand wird.
Selbſt Stahl (f), der die guͤldne Ader ſo ſehr ruͤhm-
te, geſtand es (g), man muͤſſe keine Gewohnheit daraus
machen, weil ihr Ausgang zweifelhaft ſei. Er raͤth,
die ſchon alt gewordne beizubehalten, und folgt darinnen
dem Hippokrates.
Fuͤnf
(e)
(c)
Conf. CARE ib.
(d) Unter den, von uns edirten
conſiliis BOERHAAVII, mit be-
findlich.
(f)
De mot. ſang. hæmorrh.
p. 29.
(g) Conf. Illuſtr. RICHTE-
RUM de moderandis hæmorrhoi-
dum laudibus, und ohnlaͤngſt
HAENIUM.
(e) HELVETIUS perteſ. de
ſang. p. 36.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 293. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/329>, abgerufen am 22.11.2024.
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