lich überwältigt(n). Wir können auch nicht nach Be- lieben diesen Darmwächter nachlassen, ob wir gleich, wenn wir uns der Nervenkraft bedienen, diese verhalten können, damit die angebohrne Kraft allein übrig sey, und dasjenige offenbar erschlaffe, was in dem Hintern eingestekkt worden. Durch diesen Versuch giebt sich aber- mals der Unterscheid zwischen beiden Bewegungen der willkührlichen, und der angebohrnen zu erkennen: denn es bleibt diese noch übrig, wenn jene gleich aufgehoben worden.
Um sich also von der Beschwerlichkeit los zu machen, und den Widerstand des Schlismuskels zu heben, so un- ternimmt der Wille seine Anstrengung(o): er ver- bindet nämlich die Kräfte des Zwerchfelles, und der Bauchmuskeln, und er drükkt das Gedärme gleichsam unter einer Presse, hernieder. Wo also die Strasse ist, da wird der Koth durch den Theil des Heilighüftenein- schnittes der weder durch Bänder noch Knochen versi- chert ist, in die Rizze des Schliesmuskels herabgeprest, er dehnt selbige allmählich auseinander, und macht sich Plazz.
So eröffnet sich auch der flüßige Koth, und die Blä- hungen(p) vermöge der starken Pressung des Schlies- muskels den Weg.
Nothwendig verbindet sich dabei die Gewalt des Atem- holens, und das Zusammenziehen des Mastdarms (q): denn es findet der Koth selten, ohne die Kraft des Atem- holens, die Strasse des Durchganges: er thut es mit dieser allein in Fiebern; in der heftigen Kolik, und bei der Verstopfung des Leibes; ja es läßt sich, wenn das
Gedärm
(n)[Spaltenumbruch]
Da in einer Verstopsung von 20 Tagen, und darüber, der- selbe eine solche Menge Koth be- herbergt p. 187.
(o)L. VIII. p. 297.
(p)[Spaltenumbruch]Homo ad modulos.
(q)RIOLANUS p. 204. enchi- rid. p. 106. PECHLIN. I. obs. 57. BEVERWICK. Schat. p. 59. &c.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
lich uͤberwaͤltigt(n). Wir koͤnnen auch nicht nach Be- lieben dieſen Darmwaͤchter nachlaſſen, ob wir gleich, wenn wir uns der Nervenkraft bedienen, dieſe verhalten koͤnnen, damit die angebohrne Kraft allein uͤbrig ſey, und dasjenige offenbar erſchlaffe, was in dem Hintern eingeſtekkt worden. Durch dieſen Verſuch giebt ſich aber- mals der Unterſcheid zwiſchen beiden Bewegungen der willkuͤhrlichen, und der angebohrnen zu erkennen: denn es bleibt dieſe noch uͤbrig, wenn jene gleich aufgehoben worden.
Um ſich alſo von der Beſchwerlichkeit los zu machen, und den Widerſtand des Schlismuſkels zu heben, ſo un- ternimmt der Wille ſeine Anſtrengung(o): er ver- bindet naͤmlich die Kraͤfte des Zwerchfelles, und der Bauchmuſkeln, und er druͤkkt das Gedaͤrme gleichſam unter einer Preſſe, hernieder. Wo alſo die Straſſe iſt, da wird der Koth durch den Theil des Heilighuͤftenein- ſchnittes der weder durch Baͤnder noch Knochen verſi- chert iſt, in die Rizze des Schliesmuſkels herabgepreſt, er dehnt ſelbige allmaͤhlich auseinander, und macht ſich Plazz.
So eroͤffnet ſich auch der fluͤßige Koth, und die Blaͤ- hungen(p) vermoͤge der ſtarken Preſſung des Schlies- muſkels den Weg.
Nothwendig verbindet ſich dabei die Gewalt des Atem- holens, und das Zuſammenziehen des Maſtdarms (q): denn es findet der Koth ſelten, ohne die Kraft des Atem- holens, die Straſſe des Durchganges: er thut es mit dieſer allein in Fiebern; in der heftigen Kolik, und bei der Verſtopfung des Leibes; ja es laͤßt ſich, wenn das
Gedaͤrm
(n)[Spaltenumbruch]
Da in einer Verſtopſung von 20 Tagen, und daruͤber, der- ſelbe eine ſolche Menge Koth be- herbergt p. 187.
(o)L. VIII. p. 297.
(p)[Spaltenumbruch]Homo ad modulos.
(q)RIOLANUS p. 204. enchi- rid. p. 106. PECHLIN. I. obſ. 57. BEVERWICK. Schat. p. 59. &c.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0322"n="286"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Das Gedaͤrme. <hirendition="#aq">XXIV.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
lich uͤberwaͤltigt<noteplace="foot"n="(n)"><cb/>
Da in einer Verſtopſung<lb/>
von 20 Tagen, und daruͤber, der-<lb/>ſelbe eine ſolche Menge Koth be-<lb/>
herbergt <hirendition="#aq">p.</hi> 187.</note>. Wir koͤnnen auch nicht nach Be-<lb/>
lieben dieſen Darmwaͤchter nachlaſſen, ob wir gleich,<lb/>
wenn wir uns der Nervenkraft bedienen, dieſe verhalten<lb/>
koͤnnen, damit die angebohrne Kraft allein uͤbrig ſey,<lb/>
und dasjenige offenbar erſchlaffe, was in dem Hintern<lb/>
eingeſtekkt worden. Durch dieſen Verſuch giebt ſich aber-<lb/>
mals der Unterſcheid zwiſchen beiden Bewegungen der<lb/>
willkuͤhrlichen, und der angebohrnen zu erkennen: denn<lb/>
es bleibt dieſe noch uͤbrig, wenn jene gleich aufgehoben<lb/>
worden.</p><lb/><p>Um ſich alſo von der Beſchwerlichkeit los zu machen,<lb/>
und den Widerſtand des Schlismuſkels zu heben, ſo un-<lb/>
ternimmt der Wille ſeine <hirendition="#fr">Anſtrengung</hi><noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq">L. VIII. p.</hi> 297.</note>: er ver-<lb/>
bindet naͤmlich die Kraͤfte des Zwerchfelles, und der<lb/>
Bauchmuſkeln, und er druͤkkt das Gedaͤrme gleichſam<lb/>
unter einer Preſſe, hernieder. Wo alſo die Straſſe iſt,<lb/>
da wird der Koth durch den Theil des Heilighuͤftenein-<lb/>ſchnittes der weder durch Baͤnder noch Knochen verſi-<lb/>
chert iſt, in die Rizze des Schliesmuſkels herabgepreſt,<lb/>
er dehnt ſelbige allmaͤhlich auseinander, und macht ſich<lb/>
Plazz.</p><lb/><p>So eroͤffnet ſich auch der fluͤßige Koth, und die Blaͤ-<lb/>
hungen<noteplace="foot"n="(p)"><cb/><hirendition="#aq">Homo ad modulos.</hi></note> vermoͤge der ſtarken Preſſung des Schlies-<lb/>
muſkels den Weg.</p><lb/><p>Nothwendig verbindet ſich dabei die Gewalt des Atem-<lb/>
holens, und das Zuſammenziehen des Maſtdarms <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">RIOLANUS p. 204. enchi-<lb/>
rid. p. 106. PECHLIN. I. obſ. 57.<lb/>
BEVERWICK. Schat. p. 59. &c.</hi></note>:<lb/>
denn es findet der Koth ſelten, ohne die Kraft des Atem-<lb/>
holens, die Straſſe des Durchganges: er thut es mit<lb/>
dieſer allein in Fiebern; in der heftigen Kolik, und bei<lb/>
der Verſtopfung des Leibes; ja es laͤßt ſich, wenn das<lb/><fwplace="bottom"type="catch">Gedaͤrm</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[286/0322]
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
lich uͤberwaͤltigt (n). Wir koͤnnen auch nicht nach Be-
lieben dieſen Darmwaͤchter nachlaſſen, ob wir gleich,
wenn wir uns der Nervenkraft bedienen, dieſe verhalten
koͤnnen, damit die angebohrne Kraft allein uͤbrig ſey,
und dasjenige offenbar erſchlaffe, was in dem Hintern
eingeſtekkt worden. Durch dieſen Verſuch giebt ſich aber-
mals der Unterſcheid zwiſchen beiden Bewegungen der
willkuͤhrlichen, und der angebohrnen zu erkennen: denn
es bleibt dieſe noch uͤbrig, wenn jene gleich aufgehoben
worden.
Um ſich alſo von der Beſchwerlichkeit los zu machen,
und den Widerſtand des Schlismuſkels zu heben, ſo un-
ternimmt der Wille ſeine Anſtrengung (o): er ver-
bindet naͤmlich die Kraͤfte des Zwerchfelles, und der
Bauchmuſkeln, und er druͤkkt das Gedaͤrme gleichſam
unter einer Preſſe, hernieder. Wo alſo die Straſſe iſt,
da wird der Koth durch den Theil des Heilighuͤftenein-
ſchnittes der weder durch Baͤnder noch Knochen verſi-
chert iſt, in die Rizze des Schliesmuſkels herabgepreſt,
er dehnt ſelbige allmaͤhlich auseinander, und macht ſich
Plazz.
So eroͤffnet ſich auch der fluͤßige Koth, und die Blaͤ-
hungen (p) vermoͤge der ſtarken Preſſung des Schlies-
muſkels den Weg.
Nothwendig verbindet ſich dabei die Gewalt des Atem-
holens, und das Zuſammenziehen des Maſtdarms (q):
denn es findet der Koth ſelten, ohne die Kraft des Atem-
holens, die Straſſe des Durchganges: er thut es mit
dieſer allein in Fiebern; in der heftigen Kolik, und bei
der Verſtopfung des Leibes; ja es laͤßt ſich, wenn das
Gedaͤrm
(n)
Da in einer Verſtopſung
von 20 Tagen, und daruͤber, der-
ſelbe eine ſolche Menge Koth be-
herbergt p. 187.
(o) L. VIII. p. 297.
(p)
Homo ad modulos.
(q) RIOLANUS p. 204. enchi-
rid. p. 106. PECHLIN. I. obſ. 57.
BEVERWICK. Schat. p. 59. &c.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/322>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.