selbst(x), der vom Kothe gereizt wird, in Bewegung ge- räth, wie ich solchen gesehen den Wind forttreiben, auf welchen der vom Grimmdarm nachfolgende Koth folgte, und bis er den Koth dem Schliesmuskel des Hintern überliefert.
Es entstehet diese Bewegung vom Reize, wie im dün- nen Gedärme, vermöge der Versuche (y), sie schläft ein, wenn der Reiz stille wird, und ich glaube nicht, daß sie immerwährend ist. Wenigstens empfinde ich nach dem Mittagsessen die Bewegung der hin und her laufenden Luft, gemeiniglich in der vierten Stunde, sie ist sonder- lich schwach, und dauret eine Stunde lang; nach dieser Zeit aber wird alles stille, sonderlich des Morgens frühe, nachdem ich zu Stule gegangen. Vielleicht mag dieses die Ursache gewesen seyn, warum einige berühmte Män- ner die peristaltische Bewegung in den dikken Därmen überhaupt verworfen(z).
Es ist diese Bewegung höchst beständig, wie am dün- nen Gedärme, sogar daß sie auch noch nach dem Tode (a), wenn gleich das Herz nicht mehr schlägt, und alle Mu- skeln bereits eingeschlafen sind (b), dennoch ihre Kräfte äussert: und bisweilen auch noch alsdenn wirksam ist, wenn das Gedärme schon kalt geworden.
§. 9. Die Blähungen.
Diejenigen, welche diesem Gedärme die Bewegung absprechen, scheinen nicht verstanden zu haben, wie noth- wendig diese Anstrengung sey. Wenn sich nämlich, wel- ches aber ein seltener Fall ist, die Blähungen im dünnen
Gedärme
(x)[Spaltenumbruch]
Davon SCHWARTZ n. 31. p. 46. und fast dergleichen n. 27. WEPFER p. 209.
(y)Exper. 361. 364. 377. von kalter Luft WEPFER p. 209.
(z)[Spaltenumbruch]LANGGUTH. de mot. pe- ristaltic POERHAAVE.
(a)Exper. 381. 388. FABER l. c. WEPFER cicut. p. 199.
(b)Exper. 372. 38. 420.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
ſelbſt(x), der vom Kothe gereizt wird, in Bewegung ge- raͤth, wie ich ſolchen geſehen den Wind forttreiben, auf welchen der vom Grimmdarm nachfolgende Koth folgte, und bis er den Koth dem Schliesmuſkel des Hintern uͤberliefert.
Es entſtehet dieſe Bewegung vom Reize, wie im duͤn- nen Gedaͤrme, vermoͤge der Verſuche (y), ſie ſchlaͤft ein, wenn der Reiz ſtille wird, und ich glaube nicht, daß ſie immerwaͤhrend iſt. Wenigſtens empfinde ich nach dem Mittagseſſen die Bewegung der hin und her laufenden Luft, gemeiniglich in der vierten Stunde, ſie iſt ſonder- lich ſchwach, und dauret eine Stunde lang; nach dieſer Zeit aber wird alles ſtille, ſonderlich des Morgens fruͤhe, nachdem ich zu Stule gegangen. Vielleicht mag dieſes die Urſache geweſen ſeyn, warum einige beruͤhmte Maͤn- ner die periſtaltiſche Bewegung in den dikken Daͤrmen uͤberhaupt verworfen(z).
Es iſt dieſe Bewegung hoͤchſt beſtaͤndig, wie am duͤn- nen Gedaͤrme, ſogar daß ſie auch noch nach dem Tode (a), wenn gleich das Herz nicht mehr ſchlaͤgt, und alle Mu- ſkeln bereits eingeſchlafen ſind (b), dennoch ihre Kraͤfte aͤuſſert: und bisweilen auch noch alsdenn wirkſam iſt, wenn das Gedaͤrme ſchon kalt geworden.
§. 9. Die Blaͤhungen.
Diejenigen, welche dieſem Gedaͤrme die Bewegung abſprechen, ſcheinen nicht verſtanden zu haben, wie noth- wendig dieſe Anſtrengung ſey. Wenn ſich naͤmlich, wel- ches aber ein ſeltener Fall iſt, die Blaͤhungen im duͤnnen
Gedaͤrme
(x)[Spaltenumbruch]
Davon SCHWARTZ n. 31. p. 46. und faſt dergleichen n. 27. WEPFER p. 209.
(y)Exper. 361. 364. 377. von kalter Luft WEPFER p. 209.
(z)[Spaltenumbruch]LANGGUTH. de mot. pe- riſtaltic POERHAAVE.
(a)Exper. 381. 388. FABER l. c. WEPFER cicut. p. 199.
(b)Exper. 372. 38. 420.
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Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
ſelbſt (x), der vom Kothe gereizt wird, in Bewegung ge-
raͤth, wie ich ſolchen geſehen den Wind forttreiben, auf
welchen der vom Grimmdarm nachfolgende Koth folgte,
und bis er den Koth dem Schliesmuſkel des Hintern
uͤberliefert.
Es entſtehet dieſe Bewegung vom Reize, wie im duͤn-
nen Gedaͤrme, vermoͤge der Verſuche (y), ſie ſchlaͤft ein,
wenn der Reiz ſtille wird, und ich glaube nicht, daß ſie
immerwaͤhrend iſt. Wenigſtens empfinde ich nach dem
Mittagseſſen die Bewegung der hin und her laufenden
Luft, gemeiniglich in der vierten Stunde, ſie iſt ſonder-
lich ſchwach, und dauret eine Stunde lang; nach dieſer
Zeit aber wird alles ſtille, ſonderlich des Morgens fruͤhe,
nachdem ich zu Stule gegangen. Vielleicht mag dieſes
die Urſache geweſen ſeyn, warum einige beruͤhmte Maͤn-
ner die periſtaltiſche Bewegung in den dikken Daͤrmen
uͤberhaupt verworfen (z).
Es iſt dieſe Bewegung hoͤchſt beſtaͤndig, wie am duͤn-
nen Gedaͤrme, ſogar daß ſie auch noch nach dem Tode (a),
wenn gleich das Herz nicht mehr ſchlaͤgt, und alle Mu-
ſkeln bereits eingeſchlafen ſind (b), dennoch ihre Kraͤfte
aͤuſſert: und bisweilen auch noch alsdenn wirkſam iſt,
wenn das Gedaͤrme ſchon kalt geworden.
§. 9.
Die Blaͤhungen.
Diejenigen, welche dieſem Gedaͤrme die Bewegung
abſprechen, ſcheinen nicht verſtanden zu haben, wie noth-
wendig dieſe Anſtrengung ſey. Wenn ſich naͤmlich, wel-
ches aber ein ſeltener Fall iſt, die Blaͤhungen im duͤnnen
Gedaͤrme
(x)
Davon SCHWARTZ n. 31.
p. 46. und faſt dergleichen n. 27.
WEPFER p. 209.
(y) Exper. 361. 364. 377. von
kalter Luft WEPFER p. 209.
(z)
LANGGUTH. de mot. pe-
riſtaltic POERHAAVE.
(a) Exper. 381. 388. FABER l. c.
WEPFER cicut. p. 199.
(b) Exper. 372. 38. 420.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 274. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/310>, abgerufen am 21.11.2024.
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