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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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Das Gedärme. XXIV. Buch.
noch nicht, oder doch nur mittelmäßig stinkt(a). Was
hingegen bei gesunden Menschen, und bei Erwachsenen
durch den Stuhlgang ausgeleert wird, hat schon eine ganz
andere Beschaffenheit: indem der Koth bei Kindern von
der Natur des dünnen Gedärms viel weniger abweicht,
und mehr flüßig und chilusartig ist.

Dagegen ist der Auswurf in gesunden und erwach-
senen Personen am Ende des äussersten Mastdarms eine
Art von dikker Lottwerge, welche sich, indem sie durch
den engern Schliesmuskel gehen muß, zu einem Cilin-
der, und in andern Thieren anders bildet (a*). Es mö-
gen auch einige Aerzte von dem flüßigern Menschenkothe
so viel gutes hoffen, als sie wollen, so haben doch schon
von Alters her erfahrne Aerzte die gewöhnliche Beschaf-
fenheit für die natürliche in gesundem Zustande einstim-
mig angesehen(b). So bald man die Speisen nicht ge-
hörig verdaut, so gehet sogleich ein weicher Koth fort (c).

Jndessen artet er doch ebenfalls in eine Zähigkeit und
Härte aus.

Er verwandelt sich in der heftigen Kolik zu einem
Schleime, der sich ans Gedärme feste anhängt (d).

Wenn er sich zu lange im Gedärme verhält, es mag
solches herrühren, wovon es will, so verhärtet er sich,

und
(a) [Spaltenumbruch] p. 51.
(a*) Diese Figur hängt vom
dikken Gedärme und Schliesmu-
skel ab. Kügelchen an der Laus
SWAMMERDAM bibl. p. 80. an
der Schnekke LISTER. anat. exerc.
II. p. 26. buccino Scelect. II. p.
10.
an den Raupen der Koth rinnig
LYONNET. Insect. theol. II. p. 93.
oft sechsmal abgetheilt, wie an der
Seidenraupe MALPIGH. SAU-
VAGES vers. a Scie Mem. III.
p.
64.
(b) [Spaltenumbruch] Mäßig dikke CHEYNE Sa-
nit. infirm. p. 141. MERCURIA-
LIS excrem. L. II. c. 8. p. 71. SAN-
CTORIUS de ponderat. n. 30 de
exere. et quiet. n.
18.
(c) CHEYNE l. c. c. 5. in einem
besondern Exempel, nachdem ein
Stükk des dünnen Darmes zerstört
worden MERY Mem. de l'Acad.
1701. p.
286. flüßig in einem we-
nig gesunden Menschen SAN-
CTOR.
ponder. n.
14. 22. 104.
(d) CITESIUS p. 232.

Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.
noch nicht, oder doch nur mittelmaͤßig ſtinkt(a). Was
hingegen bei geſunden Menſchen, und bei Erwachſenen
durch den Stuhlgang ausgeleert wird, hat ſchon eine ganz
andere Beſchaffenheit: indem der Koth bei Kindern von
der Natur des duͤnnen Gedaͤrms viel weniger abweicht,
und mehr fluͤßig und chilusartig iſt.

Dagegen iſt der Auswurf in geſunden und erwach-
ſenen Perſonen am Ende des aͤuſſerſten Maſtdarms eine
Art von dikker Lottwerge, welche ſich, indem ſie durch
den engern Schliesmuſkel gehen muß, zu einem Cilin-
der, und in andern Thieren anders bildet (a*). Es moͤ-
gen auch einige Aerzte von dem fluͤßigern Menſchenkothe
ſo viel gutes hoffen, als ſie wollen, ſo haben doch ſchon
von Alters her erfahrne Aerzte die gewoͤhnliche Beſchaf-
fenheit fuͤr die natuͤrliche in geſundem Zuſtande einſtim-
mig angeſehen(b). So bald man die Speiſen nicht ge-
hoͤrig verdaut, ſo gehet ſogleich ein weicher Koth fort (c).

Jndeſſen artet er doch ebenfalls in eine Zaͤhigkeit und
Haͤrte aus.

Er verwandelt ſich in der heftigen Kolik zu einem
Schleime, der ſich ans Gedaͤrme feſte anhaͤngt (d).

Wenn er ſich zu lange im Gedaͤrme verhaͤlt, es mag
ſolches herruͤhren, wovon es will, ſo verhaͤrtet er ſich,

und
(a) [Spaltenumbruch] p. 51.
(a*) Dieſe Figur haͤngt vom
dikken Gedaͤrme und Schliesmu-
ſkel ab. Kuͤgelchen an der Laus
SWAMMERDAM bibl. p. 80. an
der Schnekke LISTER. anat. exerc.
II. p. 26. buccino Scelect. II. p.
10.
an den Raupen der Koth rinnig
LYONNET. Inſect. theol. II. p. 93.
oft ſechsmal abgetheilt, wie an der
Seidenraupe MALPIGH. SAU-
VAGES verſ. à Scie Mém. III.
p.
64.
(b) [Spaltenumbruch] Maͤßig dikke CHEYNE Sa-
nit. infirm. p. 141. MERCURIA-
LIS excrem. L. II. c. 8. p. 71. SAN-
CTORIUS de ponderat. n. 30 de
exere. et quiet. n.
18.
(c) CHEYNE l. c. c. 5. in einem
beſondern Exempel, nachdem ein
Stuͤkk des duͤnnen Darmes zerſtoͤrt
worden MERY Mém. de l’Acad.
1701. p.
286. fluͤßig in einem we-
nig geſunden Menſchen SAN-
CTOR.
ponder. n.
14. 22. 104.
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[254/0290] Das Gedaͤrme. XXIV. Buch. noch nicht, oder doch nur mittelmaͤßig ſtinkt (a). Was hingegen bei geſunden Menſchen, und bei Erwachſenen durch den Stuhlgang ausgeleert wird, hat ſchon eine ganz andere Beſchaffenheit: indem der Koth bei Kindern von der Natur des duͤnnen Gedaͤrms viel weniger abweicht, und mehr fluͤßig und chilusartig iſt. Dagegen iſt der Auswurf in geſunden und erwach- ſenen Perſonen am Ende des aͤuſſerſten Maſtdarms eine Art von dikker Lottwerge, welche ſich, indem ſie durch den engern Schliesmuſkel gehen muß, zu einem Cilin- der, und in andern Thieren anders bildet (a*). Es moͤ- gen auch einige Aerzte von dem fluͤßigern Menſchenkothe ſo viel gutes hoffen, als ſie wollen, ſo haben doch ſchon von Alters her erfahrne Aerzte die gewoͤhnliche Beſchaf- fenheit fuͤr die natuͤrliche in geſundem Zuſtande einſtim- mig angeſehen (b). So bald man die Speiſen nicht ge- hoͤrig verdaut, ſo gehet ſogleich ein weicher Koth fort (c). Jndeſſen artet er doch ebenfalls in eine Zaͤhigkeit und Haͤrte aus. Er verwandelt ſich in der heftigen Kolik zu einem Schleime, der ſich ans Gedaͤrme feſte anhaͤngt (d). Wenn er ſich zu lange im Gedaͤrme verhaͤlt, es mag ſolches herruͤhren, wovon es will, ſo verhaͤrtet er ſich, und (a) p. 51. (a*) Dieſe Figur haͤngt vom dikken Gedaͤrme und Schliesmu- ſkel ab. Kuͤgelchen an der Laus SWAMMERDAM bibl. p. 80. an der Schnekke LISTER. anat. exerc. II. p. 26. buccino Scelect. II. p. 10. an den Raupen der Koth rinnig LYONNET. Inſect. theol. II. p. 93. oft ſechsmal abgetheilt, wie an der Seidenraupe MALPIGH. SAU- VAGES verſ. à Scie Mém. III. p. 64. (b) Maͤßig dikke CHEYNE Sa- nit. infirm. p. 141. MERCURIA- LIS excrem. L. II. c. 8. p. 71. SAN- CTORIUS de ponderat. n. 30 de exere. et quiet. n. 18. (c) CHEYNE l. c. c. 5. in einem beſondern Exempel, nachdem ein Stuͤkk des duͤnnen Darmes zerſtoͤrt worden MERY Mém. de l’Acad. 1701. p. 286. fluͤßig in einem we- nig geſunden Menſchen SAN- CTOR. ponder. n. 14. 22. 104. (d) CITESIUS p. 232.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/290>, abgerufen am 04.05.2024.