Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Gedärme. XXIV. Buch.

Es ist nicht zu zweifeln, daß sie nicht auf die Art,
wie Salz oder die Jalappe(y), so man auf einen ent-
blösten Darm streut, wirken sollten, indem beide nicht
nur eine lebhafte Bewegung daran hervorbringen, son-
dern auch den Schleim aus der flokkigen Haut heraus-
ziehen (w*), und nach der wohlthätigen Anordnung der
Natur, die sonst zu sehr gereizte Nerven erfrischen. Jn-
dessen reizen doch nicht alle scharfe Dinge zum Stuhlge-
hen, ob sie gleich alle die peristaltische Bewegung (z)
vermehren, wenn man sie auch nur von aussen an die
Haut bringt (z*). Es scheinen nämlich einige das Ge-
därme so zusammen zu ziehen, daß die fernere Bewegung
desselben vielmehr gehemmt werden muß (a).

Es fliesset aber die Feuchtigkeit um desto häufiger zu,
je schärfer die Purgiermittel sind, folglich von der Ja-
lappe stärker, und von den Sennesblättern schwächer (b).

Es verhält sich die Kraft der Purgiermittel über-
haupt wie die Reizbarkeit des Gedärmes. Daher wer-
den bei gewissen Temperamenten und Nationen(c) viel
grössere Doses erfordert, ja es giebt Menschen, die von
keiner Arzenei purgirt werden (c*). Es konnte Jemand
ein Quentgen Gummigutta vertragen (d), und vom
Euphorbio (d*), oder Scammoneum, ein Quentgen

einneh-
(y) [Spaltenumbruch] Le CAT Phil. trans. n. 60.
FOELIX append. &c.
und siehe
p. 101.
(z) SCHWENKE haemathol.
p.
66.
(z*) vom mercurio sublimato
sehr heftig. Exper. 396. 407. so
wie vom Kobalte. 402. 408.
(a) Exper. 377. Conf. WE-
PFER p.
91.
(b) p. 101. 102.
(c) [Spaltenumbruch] Bei den Engländern sind
die Doses stärker. Phil. trans. n.
211. De Curonibus et Russis L.
XIX. p.
159. 160.
(c*) bei sehr verstepftem Leibe.
Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 1.
obs.
98. eine Frau, die von kei-
ner Arzenei purgirt wurde. LOE-
SECKE Arzneymitt. p.
120.
(d) PECHLIN purg. p. 51.
(d*) Hist. de l'Acad. 1703. p. 52.
Das Gedaͤrme. XXIV. Buch.

Es iſt nicht zu zweifeln, daß ſie nicht auf die Art,
wie Salz oder die Jalappe(y), ſo man auf einen ent-
bloͤſten Darm ſtreut, wirken ſollten, indem beide nicht
nur eine lebhafte Bewegung daran hervorbringen, ſon-
dern auch den Schleim aus der flokkigen Haut heraus-
ziehen (w*), und nach der wohlthaͤtigen Anordnung der
Natur, die ſonſt zu ſehr gereizte Nerven erfriſchen. Jn-
deſſen reizen doch nicht alle ſcharfe Dinge zum Stuhlge-
hen, ob ſie gleich alle die periſtaltiſche Bewegung (z)
vermehren, wenn man ſie auch nur von auſſen an die
Haut bringt (z*). Es ſcheinen naͤmlich einige das Ge-
daͤrme ſo zuſammen zu ziehen, daß die fernere Bewegung
deſſelben vielmehr gehemmt werden muß (a).

Es flieſſet aber die Feuchtigkeit um deſto haͤufiger zu,
je ſchaͤrfer die Purgiermittel ſind, folglich von der Ja-
lappe ſtaͤrker, und von den Sennesblaͤttern ſchwaͤcher (b).

Es verhaͤlt ſich die Kraft der Purgiermittel uͤber-
haupt wie die Reizbarkeit des Gedaͤrmes. Daher wer-
den bei gewiſſen Temperamenten und Nationen(c) viel
groͤſſere Doſes erfordert, ja es giebt Menſchen, die von
keiner Arzenei purgirt werden (c*). Es konnte Jemand
ein Quentgen Gummigutta vertragen (d), und vom
Euphorbio (d*), oder Scammoneum, ein Quentgen

einneh-
(y) [Spaltenumbruch] Le CAT Phil. tranſ. n. 60.
FOELIX append. &c.
und ſiehe
p. 101.
(z) SCHWENKE hæmathol.
p.
66.
(z*) vom mercurio ſublimato
ſehr heftig. Exper. 396. 407. ſo
wie vom Kobalte. 402. 408.
(a) Exper. 377. Conf. WE-
PFER p.
91.
(b) p. 101. 102.
(c) [Spaltenumbruch] Bei den Englaͤndern ſind
die Doſes ſtaͤrker. Phil. tranſ. n.
211. De Curonibus et Ruſſis L.
XIX. p.
159. 160.
(c*) bei ſehr verſtepftem Leibe.
Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 1.
obſ.
98. eine Frau, die von kei-
ner Arzenei purgirt wurde. LOE-
SECKE Arzneymitt. p.
120.
(d) PECHLIN purg. p. 51.
(d*) Hiſt. de l’Acad. 1703. p. 52.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0194" n="158"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Das Geda&#x0364;rme. <hi rendition="#aq">XXIV.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
              <p>Es i&#x017F;t nicht zu zweifeln, daß &#x017F;ie nicht auf die Art,<lb/>
wie Salz oder die Jalappe<note place="foot" n="(y)"><cb/><hi rendition="#aq">Le CAT Phil. tran&#x017F;. n. 60.<lb/><hi rendition="#g">FOELIX</hi> append. &amp;c.</hi> und &#x017F;iehe<lb/><hi rendition="#aq">p.</hi> 101.</note>, &#x017F;o man auf einen ent-<lb/>
blo&#x0364;&#x017F;ten Darm &#x017F;treut, wirken &#x017F;ollten, indem beide nicht<lb/>
nur eine lebhafte Bewegung daran hervorbringen, &#x017F;on-<lb/>
dern auch den Schleim aus der flokkigen Haut heraus-<lb/>
ziehen (w*), und nach der wohltha&#x0364;tigen Anordnung der<lb/>
Natur, die &#x017F;on&#x017F;t zu &#x017F;ehr gereizte Nerven erfri&#x017F;chen. Jn-<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en reizen doch nicht alle &#x017F;charfe Dinge zum Stuhlge-<lb/>
hen, ob &#x017F;ie gleich alle die peri&#x017F;talti&#x017F;che Bewegung <note place="foot" n="(z)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SCHWENKE</hi> hæmathol.<lb/>
p.</hi> 66.</note><lb/>
vermehren, wenn man &#x017F;ie auch nur von au&#x017F;&#x017F;en an die<lb/>
Haut bringt <note place="foot" n="(z*)">vom <hi rendition="#aq">mercurio &#x017F;ublimato</hi><lb/>
&#x017F;ehr heftig. <hi rendition="#aq">Exper.</hi> 396. 407. &#x017F;o<lb/>
wie vom Kobalte. 402. 408.</note>. Es &#x017F;cheinen na&#x0364;mlich einige das Ge-<lb/>
da&#x0364;rme &#x017F;o zu&#x017F;ammen zu ziehen, daß die fernere Bewegung<lb/>
de&#x017F;&#x017F;elben vielmehr gehemmt werden muß <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">Exper. 377. Conf. WE-<lb/>
PFER p.</hi> 91.</note>.</p><lb/>
              <p>Es flie&#x017F;&#x017F;et aber die Feuchtigkeit um de&#x017F;to ha&#x0364;ufiger zu,<lb/>
je &#x017F;cha&#x0364;rfer die Purgiermittel &#x017F;ind, folglich von der Ja-<lb/>
lappe &#x017F;ta&#x0364;rker, und von den Sennesbla&#x0364;ttern &#x017F;chwa&#x0364;cher <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 101. 102.</note>.</p><lb/>
              <p>Es verha&#x0364;lt &#x017F;ich die Kraft der Purgiermittel u&#x0364;ber-<lb/>
haupt wie die Reizbarkeit des Geda&#x0364;rmes. Daher wer-<lb/>
den bei gewi&#x017F;&#x017F;en Temperamenten und Nationen<note place="foot" n="(c)"><cb/>
Bei den Engla&#x0364;ndern &#x017F;ind<lb/>
die Do&#x017F;es &#x017F;ta&#x0364;rker. <hi rendition="#aq">Phil. tran&#x017F;. n.<lb/>
211. De Curonibus et Ru&#x017F;&#x017F;is L.<lb/>
XIX. p.</hi> 159. 160.</note> viel<lb/>
gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;ere Do&#x017F;es erfordert, ja es giebt Men&#x017F;chen, die von<lb/>
keiner Arzenei purgirt werden <note place="foot" n="(c*)">bei &#x017F;ehr ver&#x017F;tepftem Leibe.<lb/><hi rendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 1.<lb/>
ob&#x017F;.</hi> 98. eine Frau, die von kei-<lb/>
ner Arzenei purgirt wurde. <hi rendition="#aq">LOE-<lb/>
SECKE Arzneymitt. p.</hi> 120.</note>. Es konnte Jemand<lb/>
ein Quentgen Gummigutta vertragen <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">PECHLIN purg. p.</hi> 51.</note>, und vom<lb/>
Euphorbio <note place="foot" n="(d*)"><hi rendition="#aq">Hi&#x017F;t. de l&#x2019;Acad. 1703. p.</hi> 52.</note>, oder Scammoneum, ein Quentgen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">einneh-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0194] Das Gedaͤrme. XXIV. Buch. Es iſt nicht zu zweifeln, daß ſie nicht auf die Art, wie Salz oder die Jalappe (y), ſo man auf einen ent- bloͤſten Darm ſtreut, wirken ſollten, indem beide nicht nur eine lebhafte Bewegung daran hervorbringen, ſon- dern auch den Schleim aus der flokkigen Haut heraus- ziehen (w*), und nach der wohlthaͤtigen Anordnung der Natur, die ſonſt zu ſehr gereizte Nerven erfriſchen. Jn- deſſen reizen doch nicht alle ſcharfe Dinge zum Stuhlge- hen, ob ſie gleich alle die periſtaltiſche Bewegung (z) vermehren, wenn man ſie auch nur von auſſen an die Haut bringt (z*). Es ſcheinen naͤmlich einige das Ge- daͤrme ſo zuſammen zu ziehen, daß die fernere Bewegung deſſelben vielmehr gehemmt werden muß (a). Es flieſſet aber die Feuchtigkeit um deſto haͤufiger zu, je ſchaͤrfer die Purgiermittel ſind, folglich von der Ja- lappe ſtaͤrker, und von den Sennesblaͤttern ſchwaͤcher (b). Es verhaͤlt ſich die Kraft der Purgiermittel uͤber- haupt wie die Reizbarkeit des Gedaͤrmes. Daher wer- den bei gewiſſen Temperamenten und Nationen (c) viel groͤſſere Doſes erfordert, ja es giebt Menſchen, die von keiner Arzenei purgirt werden (c*). Es konnte Jemand ein Quentgen Gummigutta vertragen (d), und vom Euphorbio (d*), oder Scammoneum, ein Quentgen einneh- (y) Le CAT Phil. tranſ. n. 60. FOELIX append. &c. und ſiehe p. 101. (z) SCHWENKE hæmathol. p. 66. (z*) vom mercurio ſublimato ſehr heftig. Exper. 396. 407. ſo wie vom Kobalte. 402. 408. (a) Exper. 377. Conf. WE- PFER p. 91. (b) p. 101. 102. (c) Bei den Englaͤndern ſind die Doſes ſtaͤrker. Phil. tranſ. n. 211. De Curonibus et Ruſſis L. XIX. p. 159. 160. (c*) bei ſehr verſtepftem Leibe. Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 1. obſ. 98. eine Frau, die von kei- ner Arzenei purgirt wurde. LOE- SECKE Arzneymitt. p. 120. (d) PECHLIN purg. p. 51. (d*) Hiſt. de l’Acad. 1703. p. 52.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/194
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/194>, abgerufen am 22.11.2024.