Das Gedärm hat beinahe einerlei Wärme mir dem Blute(a), nämlich 96 Fahrenheitsche Grade, und es ist dieselbe um etwas grösser (b) als die, welche zum Be- brüten und Auskriechen des Hühnchen erfordert wird. Von dieser Wärme wird die inwendige Luft, welche zwi- schen den Grundtheilen des Schleims, der Limphe und des Oels, und in den Schweislöchern der Fasern stekkt. verdünnt, und sie nimmt nach Zerreissung ihrer Bande, nachdem sie bisher fix gewesen, ihren ehemaligen elasti- schen Zustand wieder an (c). Aus diesem Bestreben der Luft (c*) entstehet eine Trennung in der Speisemasse, und es hört darinnen der Zusammenhang der Theile dergestalt auf (d), daß die Fäulnis alles, selbst das Fleisch, die Knochen, und das Holz in einem weichen Brei verwandelt: die Fäulnis aber bekömmt ihre Be- wegung von der in Bewegung gesezzten Luft her.
Vermittelst eben dieser Kraft verbindet sich der nun- mehr verdünnte brennbare Theil mit den Salzen, und es wird ein grosser Theil dieser Salze, die fix waren, flüchtig gemacht (e): vielleicht liesse sich hierbey fragen, ob Dinge, welche fix waren, durch das Anhängen flüch- tiger Theile (f) flüchtig gemacht werden, so wie man sich bereden könnte, daß das ungemein leichte Feuer vermit- telst des Anhängens alle Körper flüchtig mache (g): oder ob solches durch das Anhängen der leichten Körper
z. E.
(a)[Spaltenumbruch]L. V.
(b) Daß sie beträgt gr. 92.
(c)L. VIII. p. 185.
(c*)BOYLE I. c.
(d)KRUGER pathol. p. 216.
(e)BOERHAAVE Elem. T. II. proc. 88. denn auch aus Salpeter [Spaltenumbruch]
erzeugt sich mit Zusazze eines Brenn- baren, ein Urinsalz POTT.
(f)PECHLIN purg. p. 400. Add. HAMBERGER l. c. BOYLE l. c. c. 5. nach dem Exempel des Eisens, zu dem man Salmiak thut. BOERHAAVE praet. I. p. 410.
(g)Ibid.
II. Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen.
§. 8. Die Waͤrme, oder Feuer und Luft.
Das Gedaͤrm hat beinahe einerlei Waͤrme mir dem Blute(a), naͤmlich 96 Fahrenheitſche Grade, und es iſt dieſelbe um etwas groͤſſer (b) als die, welche zum Be- bruͤten und Auskriechen des Huͤhnchen erfordert wird. Von dieſer Waͤrme wird die inwendige Luft, welche zwi- ſchen den Grundtheilen des Schleims, der Limphe und des Oels, und in den Schweisloͤchern der Faſern ſtekkt. verduͤnnt, und ſie nimmt nach Zerreiſſung ihrer Bande, nachdem ſie bisher fix geweſen, ihren ehemaligen elaſti- ſchen Zuſtand wieder an (c). Aus dieſem Beſtreben der Luft (c*) entſtehet eine Trennung in der Speiſemaſſe, und es hoͤrt darinnen der Zuſammenhang der Theile dergeſtalt auf (d), daß die Faͤulnis alles, ſelbſt das Fleiſch, die Knochen, und das Holz in einem weichen Brei verwandelt: die Faͤulnis aber bekoͤmmt ihre Be- wegung von der in Bewegung geſezzten Luft her.
Vermittelſt eben dieſer Kraft verbindet ſich der nun- mehr verduͤnnte brennbare Theil mit den Salzen, und es wird ein groſſer Theil dieſer Salze, die fix waren, fluͤchtig gemacht (e): vielleicht lieſſe ſich hierbey fragen, ob Dinge, welche fix waren, durch das Anhaͤngen fluͤch- tiger Theile (f) fluͤchtig gemacht werden, ſo wie man ſich bereden koͤnnte, daß das ungemein leichte Feuer vermit- telſt des Anhaͤngens alle Koͤrper fluͤchtig mache (g): oder ob ſolches durch das Anhaͤngen der leichten Koͤrper
z. E.
(a)[Spaltenumbruch]L. V.
(b) Daß ſie betraͤgt gr. 92.
(c)L. VIII. p. 185.
(c*)BOYLE I. c.
(d)KRUGER pathol. p. 216.
(e)BOERHAAVE Elem. T. II. proc. 88. denn auch aus Salpeter [Spaltenumbruch]
erzeugt ſich mit Zuſazze eines Brenn- baren, ein Urinſalz POTT.
(f)PECHLIN purg. p. 400. Add. HAMBERGER l. c. BOYLE l. c. c. 5. nach dem Exempel des Eiſens, zu dem man Salmiak thut. BOERHAAVE præt. I. p. 410.
(g)Ibid.
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II. Abſchn. Verrichtungen des duͤnnen.
§. 8.
Die Waͤrme, oder Feuer und Luft.
Das Gedaͤrm hat beinahe einerlei Waͤrme mir dem
Blute (a), naͤmlich 96 Fahrenheitſche Grade, und es
iſt dieſelbe um etwas groͤſſer (b) als die, welche zum Be-
bruͤten und Auskriechen des Huͤhnchen erfordert wird.
Von dieſer Waͤrme wird die inwendige Luft, welche zwi-
ſchen den Grundtheilen des Schleims, der Limphe und
des Oels, und in den Schweisloͤchern der Faſern ſtekkt.
verduͤnnt, und ſie nimmt nach Zerreiſſung ihrer Bande,
nachdem ſie bisher fix geweſen, ihren ehemaligen elaſti-
ſchen Zuſtand wieder an (c). Aus dieſem Beſtreben
der Luft (c*) entſtehet eine Trennung in der Speiſemaſſe,
und es hoͤrt darinnen der Zuſammenhang der Theile
dergeſtalt auf (d), daß die Faͤulnis alles, ſelbſt das
Fleiſch, die Knochen, und das Holz in einem weichen
Brei verwandelt: die Faͤulnis aber bekoͤmmt ihre Be-
wegung von der in Bewegung geſezzten Luft her.
Vermittelſt eben dieſer Kraft verbindet ſich der nun-
mehr verduͤnnte brennbare Theil mit den Salzen, und
es wird ein groſſer Theil dieſer Salze, die fix waren,
fluͤchtig gemacht (e): vielleicht lieſſe ſich hierbey fragen,
ob Dinge, welche fix waren, durch das Anhaͤngen fluͤch-
tiger Theile (f) fluͤchtig gemacht werden, ſo wie man ſich
bereden koͤnnte, daß das ungemein leichte Feuer vermit-
telſt des Anhaͤngens alle Koͤrper fluͤchtig mache (g):
oder ob ſolches durch das Anhaͤngen der leichten Koͤrper
z. E.
(a)
L. V.
(b) Daß ſie betraͤgt gr. 92.
(c) L. VIII. p. 185.
(c*) BOYLE I. c.
(d) KRUGER pathol. p. 216.
(e) BOERHAAVE Elem. T. II.
proc. 88. denn auch aus Salpeter
erzeugt ſich mit Zuſazze eines Brenn-
baren, ein Urinſalz POTT.
(f) PECHLIN purg. p. 400.
Add. HAMBERGER l. c. BOYLE
l. c. c. 5. nach dem Exempel des
Eiſens, zu dem man Salmiak thut.
BOERHAAVE præt. I. p. 410.
(g) Ibid.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/143>, abgerufen am 22.11.2024.
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