Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Frauenspersonen, die viel Kinder hatten, und folg-
lich eine so grosse Menge Blut verlohren, wie auch Kind-
betterinnen hätten die monatliche Reinigung oft noch stär-
ker(s).

§. 23.
Beantwortung dieser Einwürfe.

Jn der That sind bärtige Jungfern eine ungemeine
Seltenheit, wenn sich ihre Natur so stark befindet, daß
sie den Bart hervor treiben kann; und eben so seltsam
sind auch solche weichliche Männer, denen der Bart man-
geln sollte. Folglich kann man schwerlich sagen, daß
sich ein starkes Frauenzimmer in die Stelle einer weich-
lichen Mannsperson sezzen könnte. Es bleiben nemlich,
ungemein wenige Exempel ausgenommen, die Unterschei-
dungszeichen beyder Geschlechter auch sogar in den Kno-
chen (a) unveränderlich, und es sinken gar zu weichliche
Männer in den Zustand der Frauenspersonen zurükk (b).

Das Gewichte des Monatbluts, welches sich von
sechs bis zwölf Unzen belaufen soll, läßt sich schwerlich
auf der Waage bemerken, weil dazu eine vollkommene
Gleichförmigkeit im Genuß der Speisen, in der Zeit von
der lezzten Ausführung des Harns, des Kothes und
Schweisses, in der Kleidertracht gehört, wenn man auf
dergleichen leichte Unterschiede etwas festes bauen will.

Man muß sich eben so wenig darüber verwundern,
daß alle Mägdchen vollblütig sind, als daß sie alle zart,
von einem weichern Baue sind, und deutliche Brüste ha-
ben. Sowohl die Brüste, als die Reinigung sind ein
Werk der Mannbarkeit, welche allen Frauenspersonen

gemein
(s) [Spaltenumbruch] DOBSON. p. 5.
(a) L. XXVIII. p. 2.
(b) ZACUT. Prax. med. mi-
[Spaltenumbruch] rab. obs.
110. ohnbärtig war der,
der vier bis fünf Tage durch die
Mannsruthe blutete.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Frauensperſonen, die viel Kinder hatten, und folg-
lich eine ſo groſſe Menge Blut verlohren, wie auch Kind-
betterinnen haͤtten die monatliche Reinigung oft noch ſtaͤr-
ker(s).

§. 23.
Beantwortung dieſer Einwuͤrfe.

Jn der That ſind baͤrtige Jungfern eine ungemeine
Seltenheit, wenn ſich ihre Natur ſo ſtark befindet, daß
ſie den Bart hervor treiben kann; und eben ſo ſeltſam
ſind auch ſolche weichliche Maͤnner, denen der Bart man-
geln ſollte. Folglich kann man ſchwerlich ſagen, daß
ſich ein ſtarkes Frauenzimmer in die Stelle einer weich-
lichen Mannsperſon ſezzen koͤnnte. Es bleiben nemlich,
ungemein wenige Exempel ausgenommen, die Unterſchei-
dungszeichen beyder Geſchlechter auch ſogar in den Kno-
chen (a) unveraͤnderlich, und es ſinken gar zu weichliche
Maͤnner in den Zuſtand der Frauensperſonen zuruͤkk (b).

Das Gewichte des Monatbluts, welches ſich von
ſechs bis zwoͤlf Unzen belaufen ſoll, laͤßt ſich ſchwerlich
auf der Waage bemerken, weil dazu eine vollkommene
Gleichfoͤrmigkeit im Genuß der Speiſen, in der Zeit von
der lezzten Ausfuͤhrung des Harns, des Kothes und
Schweiſſes, in der Kleidertracht gehoͤrt, wenn man auf
dergleichen leichte Unterſchiede etwas feſtes bauen will.

Man muß ſich eben ſo wenig daruͤber verwundern,
daß alle Maͤgdchen vollbluͤtig ſind, als daß ſie alle zart,
von einem weichern Baue ſind, und deutliche Bruͤſte ha-
ben. Sowohl die Bruͤſte, als die Reinigung ſind ein
Werk der Mannbarkeit, welche allen Frauensperſonen

gemein
(s) [Spaltenumbruch] DOBSON. p. 5.
(a) L. XXVIII. p. 2.
(b) ZACUT. Prax. med. mi-
[Spaltenumbruch] rab. obſ.
110. ohnbaͤrtig war der,
der vier bis fuͤnf Tage durch die
Mannsruthe blutete.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f1164" n="1128"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Weibliche Theile. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
              <p>Frauensper&#x017F;onen, die viel Kinder hatten, und folg-<lb/>
lich eine &#x017F;o gro&#x017F;&#x017F;e Menge Blut verlohren, wie auch Kind-<lb/>
betterinnen ha&#x0364;tten die monatliche Reinigung oft noch &#x017F;ta&#x0364;r-<lb/>
ker<note place="foot" n="(s)"><cb/><hi rendition="#aq">DOBSON. p.</hi> 5.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 23.<lb/><hi rendition="#b">Beantwortung die&#x017F;er Einwu&#x0364;rfe.</hi></head><lb/>
              <p>Jn der That &#x017F;ind ba&#x0364;rtige Jungfern eine ungemeine<lb/>
Seltenheit, wenn &#x017F;ich ihre Natur &#x017F;o &#x017F;tark befindet, daß<lb/>
&#x017F;ie den Bart hervor treiben kann; und eben &#x017F;o &#x017F;elt&#x017F;am<lb/>
&#x017F;ind auch &#x017F;olche weichliche Ma&#x0364;nner, denen der Bart man-<lb/>
geln &#x017F;ollte. Folglich kann man &#x017F;chwerlich &#x017F;agen, daß<lb/>
&#x017F;ich ein &#x017F;tarkes Frauenzimmer in die Stelle einer weich-<lb/>
lichen Mannsper&#x017F;on &#x017F;ezzen ko&#x0364;nnte. Es bleiben nemlich,<lb/>
ungemein wenige Exempel ausgenommen, die Unter&#x017F;chei-<lb/>
dungszeichen beyder Ge&#x017F;chlechter auch &#x017F;ogar in den Kno-<lb/>
chen <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">L. XXVIII. p.</hi> 2.</note> unvera&#x0364;nderlich, und es &#x017F;inken gar zu weichliche<lb/>
Ma&#x0364;nner in den Zu&#x017F;tand der Frauensper&#x017F;onen zuru&#x0364;kk <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">ZACUT. Prax. med. mi-<lb/><cb/>
rab. ob&#x017F;.</hi> 110. ohnba&#x0364;rtig war der,<lb/>
der vier bis fu&#x0364;nf Tage durch die<lb/>
Mannsruthe blutete.</note>.</p><lb/>
              <p>Das Gewichte des Monatbluts, welches &#x017F;ich von<lb/>
&#x017F;echs bis zwo&#x0364;lf Unzen belaufen &#x017F;oll, la&#x0364;ßt &#x017F;ich &#x017F;chwerlich<lb/>
auf der Waage bemerken, weil dazu eine vollkommene<lb/>
Gleichfo&#x0364;rmigkeit im Genuß der Spei&#x017F;en, in der Zeit von<lb/>
der lezzten Ausfu&#x0364;hrung des Harns, des Kothes und<lb/>
Schwei&#x017F;&#x017F;es, in der Kleidertracht geho&#x0364;rt, wenn man auf<lb/>
dergleichen leichte Unter&#x017F;chiede etwas fe&#x017F;tes bauen will.</p><lb/>
              <p>Man muß &#x017F;ich eben &#x017F;o wenig daru&#x0364;ber verwundern,<lb/>
daß alle Ma&#x0364;gdchen vollblu&#x0364;tig &#x017F;ind, als daß &#x017F;ie alle zart,<lb/>
von einem weichern Baue &#x017F;ind, und deutliche Bru&#x0364;&#x017F;te ha-<lb/>
ben. Sowohl die Bru&#x0364;&#x017F;te, als die Reinigung &#x017F;ind ein<lb/>
Werk der Mannbarkeit, welche allen Frauensper&#x017F;onen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gemein</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1128/1164] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. Frauensperſonen, die viel Kinder hatten, und folg- lich eine ſo groſſe Menge Blut verlohren, wie auch Kind- betterinnen haͤtten die monatliche Reinigung oft noch ſtaͤr- ker (s). §. 23. Beantwortung dieſer Einwuͤrfe. Jn der That ſind baͤrtige Jungfern eine ungemeine Seltenheit, wenn ſich ihre Natur ſo ſtark befindet, daß ſie den Bart hervor treiben kann; und eben ſo ſeltſam ſind auch ſolche weichliche Maͤnner, denen der Bart man- geln ſollte. Folglich kann man ſchwerlich ſagen, daß ſich ein ſtarkes Frauenzimmer in die Stelle einer weich- lichen Mannsperſon ſezzen koͤnnte. Es bleiben nemlich, ungemein wenige Exempel ausgenommen, die Unterſchei- dungszeichen beyder Geſchlechter auch ſogar in den Kno- chen (a) unveraͤnderlich, und es ſinken gar zu weichliche Maͤnner in den Zuſtand der Frauensperſonen zuruͤkk (b). Das Gewichte des Monatbluts, welches ſich von ſechs bis zwoͤlf Unzen belaufen ſoll, laͤßt ſich ſchwerlich auf der Waage bemerken, weil dazu eine vollkommene Gleichfoͤrmigkeit im Genuß der Speiſen, in der Zeit von der lezzten Ausfuͤhrung des Harns, des Kothes und Schweiſſes, in der Kleidertracht gehoͤrt, wenn man auf dergleichen leichte Unterſchiede etwas feſtes bauen will. Man muß ſich eben ſo wenig daruͤber verwundern, daß alle Maͤgdchen vollbluͤtig ſind, als daß ſie alle zart, von einem weichern Baue ſind, und deutliche Bruͤſte ha- ben. Sowohl die Bruͤſte, als die Reinigung ſind ein Werk der Mannbarkeit, welche allen Frauensperſonen gemein (s) DOBSON. p. 5. (a) L. XXVIII. p. 2. (b) ZACUT. Prax. med. mi- rab. obſ. 110. ohnbaͤrtig war der, der vier bis fuͤnf Tage durch die Mannsruthe blutete.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1164
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1164>, abgerufen am 23.11.2024.