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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

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III. Abschn. Monatliche Reinigung.
mehr in eine zarte Knochenrinde verdünnet. Folglich
entstehet in beyden Geschlechtern eine Vollblütigkeit; wel-
che sich bey den Mannspersonen durch ein öfteres Nasen-
bluten, durch eine sehr lebhafte Munterkeit, durch eine
blühende Farbe, und durch andere Zeichen mehr ver-
räth: diese Vollblütigkeit leget sich auch bey Knaben in
so fern am Bekken deutlich zu Tage, der Ausbruch der
Mannbarkeit, die Erzeugung des neuen Saamens, das
Wachsen der Saamenbläschen, die sehr leichte nächtliche
Befleckungen, der Trieb zur Liebe, und das Aufschwel-
len der Leistendrüsen, kündigen endlich alle diese Voll-
blütigkeit an.

Bey dem Mägdchen entstehet überhaupt die Vollblü-
tigkeit von dergleichen Ursache; und es wird ausserdem
diese Vollblütigkeit dem weiblichen Geschlechte aus der
Ursache eigenthümlich, weil Frauenspersonen schwächere
Leibesübungen haben(i): weil sie zu den Blutungen von
der andern Art leichter zu bringen sind: weil ihre wei-
chere Schlagadern das Blut leichter in sich nehmen (k),
und in die dichtere Blutadern mühsamer zurücke sen-
den (l), und sich folglich dieses Blut in den engen We-
gen der kleinen Gefässe verweilet. Bereits die Alten
machten die Anmerkung, daß die weiblichen Thiere, durch
alle Geschlechter genommen, einen grössern Ueberfluß
an Blut haben (m): und es hat ein grosser Mann, der
unser ehemalige Amtsgehülfe war, durch Versuche dar-
gelegt, daß Frauenspersonen mehr Blut, als die Män-
ner enthalten(n).

Eben dieses ist auch die Ursache, warum Frauensperso-
nen die Arten der Blutungen leichter ausstehen können (o).

Folglich
(i) [Spaltenumbruch] Von verhinderter Perspira-
tion COKBURNE l. c. p. 113.
(k) p. 161. 162.
(l) Ibid.
(m) ARISTOT. hist. anim. L.
III. c.
15.
(n) [Spaltenumbruch] STEPHAN. HALES. hae-
mostat. p.
12.
(o) FREIND. c. 3. PUZOS. T.
I. Mem. de l'Acad. de Chir. La
MOTTE obs.
157. von fünf und
zwanzig Pfunden ARCULAN. bey
dem
A a a a 5

III. Abſchn. Monatliche Reinigung.
mehr in eine zarte Knochenrinde verduͤnnet. Folglich
entſtehet in beyden Geſchlechtern eine Vollbluͤtigkeit; wel-
che ſich bey den Mannsperſonen durch ein oͤfteres Naſen-
bluten, durch eine ſehr lebhafte Munterkeit, durch eine
bluͤhende Farbe, und durch andere Zeichen mehr ver-
raͤth: dieſe Vollbluͤtigkeit leget ſich auch bey Knaben in
ſo fern am Bekken deutlich zu Tage, der Ausbruch der
Mannbarkeit, die Erzeugung des neuen Saamens, das
Wachſen der Saamenblaͤschen, die ſehr leichte naͤchtliche
Befleckungen, der Trieb zur Liebe, und das Aufſchwel-
len der Leiſtendruͤſen, kuͤndigen endlich alle dieſe Voll-
bluͤtigkeit an.

Bey dem Maͤgdchen entſtehet uͤberhaupt die Vollbluͤ-
tigkeit von dergleichen Urſache; und es wird auſſerdem
dieſe Vollbluͤtigkeit dem weiblichen Geſchlechte aus der
Urſache eigenthuͤmlich, weil Frauensperſonen ſchwaͤchere
Leibesuͤbungen haben(i): weil ſie zu den Blutungen von
der andern Art leichter zu bringen ſind: weil ihre wei-
chere Schlagadern das Blut leichter in ſich nehmen (k),
und in die dichtere Blutadern muͤhſamer zuruͤcke ſen-
den (l), und ſich folglich dieſes Blut in den engen We-
gen der kleinen Gefaͤſſe verweilet. Bereits die Alten
machten die Anmerkung, daß die weiblichen Thiere, durch
alle Geſchlechter genommen, einen groͤſſern Ueberfluß
an Blut haben (m): und es hat ein groſſer Mann, der
unſer ehemalige Amtsgehuͤlfe war, durch Verſuche dar-
gelegt, daß Frauensperſonen mehr Blut, als die Maͤn-
ner enthalten(n).

Eben dieſes iſt auch die Urſache, warum Frauensperſo-
nen die Arten der Blutungen leichter ausſtehen koͤnnen (o).

Folglich
(i) [Spaltenumbruch] Von verhinderter Perſpira-
tion COKBURNE l. c. p. 113.
(k) p. 161. 162.
(l) Ibid.
(m) ARISTOT. hiſt. anim. L.
III. c.
15.
(n) [Spaltenumbruch] STEPHAN. HALES. hæ-
moſtat. p.
12.
(o) FREIND. c. 3. PUZOS. T.
I. Mém. de l’Acad. de Chir. La
MOTTE obſ.
157. von fuͤnf und
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dem
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[1113/1149] III. Abſchn. Monatliche Reinigung. mehr in eine zarte Knochenrinde verduͤnnet. Folglich entſtehet in beyden Geſchlechtern eine Vollbluͤtigkeit; wel- che ſich bey den Mannsperſonen durch ein oͤfteres Naſen- bluten, durch eine ſehr lebhafte Munterkeit, durch eine bluͤhende Farbe, und durch andere Zeichen mehr ver- raͤth: dieſe Vollbluͤtigkeit leget ſich auch bey Knaben in ſo fern am Bekken deutlich zu Tage, der Ausbruch der Mannbarkeit, die Erzeugung des neuen Saamens, das Wachſen der Saamenblaͤschen, die ſehr leichte naͤchtliche Befleckungen, der Trieb zur Liebe, und das Aufſchwel- len der Leiſtendruͤſen, kuͤndigen endlich alle dieſe Voll- bluͤtigkeit an. Bey dem Maͤgdchen entſtehet uͤberhaupt die Vollbluͤ- tigkeit von dergleichen Urſache; und es wird auſſerdem dieſe Vollbluͤtigkeit dem weiblichen Geſchlechte aus der Urſache eigenthuͤmlich, weil Frauensperſonen ſchwaͤchere Leibesuͤbungen haben (i): weil ſie zu den Blutungen von der andern Art leichter zu bringen ſind: weil ihre wei- chere Schlagadern das Blut leichter in ſich nehmen (k), und in die dichtere Blutadern muͤhſamer zuruͤcke ſen- den (l), und ſich folglich dieſes Blut in den engen We- gen der kleinen Gefaͤſſe verweilet. Bereits die Alten machten die Anmerkung, daß die weiblichen Thiere, durch alle Geſchlechter genommen, einen groͤſſern Ueberfluß an Blut haben (m): und es hat ein groſſer Mann, der unſer ehemalige Amtsgehuͤlfe war, durch Verſuche dar- gelegt, daß Frauensperſonen mehr Blut, als die Maͤn- ner enthalten (n). Eben dieſes iſt auch die Urſache, warum Frauensperſo- nen die Arten der Blutungen leichter ausſtehen koͤnnen (o). Folglich (i) Von verhinderter Perſpira- tion COKBURNE l. c. p. 113. (k) p. 161. 162. (l) Ibid. (m) ARISTOT. hiſt. anim. L. III. c. 15. (n) STEPHAN. HALES. hæ- moſtat. p. 12. (o) FREIND. c. 3. PUZOS. T. I. Mém. de l’Acad. de Chir. La MOTTE obſ. 157. von fuͤnf und zwanzig Pfunden ARCULAN. bey dem A a a a 5

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1149>, abgerufen am 21.11.2024.