Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775.

Bild:
<< vorherige Seite
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Endlich ist nunmehr durch eine unzählbare Menge
von Bemerkungen völlig erwiesen worden, daß der Mond
[Spaltenumbruch] (g) auf das Quekksilber im Barometer (h) keine Gewalt
habe, und folglich keine ziehende Kraft besizzt, welche auf
ein zollbreites Gefässe wirksam seyn sollte. Folglich kann
dieser Planet keinen Zug auf die ganz kleine, haarfeine
Gefässe der Mutter thun, welche nicht nur kleiner sind,
sondern auch ausserdem ihre eigene bewegende Ursache
haben (i).

Vorlängst hat bereits der Großherzog von Florenz
Ferdinand der 2te die Erfahrung gemacht, daß weder
die Krebse bey abnehmenden Monde mager werden, noch
daß der Einfluß des Mondes zur Erhaltung abgestuzzter
Bäume etwas beyträgt(k).

§. 9.
Die Fermente.

Es wurde diese Theorie im vorhergehenden Jahrhun-
derte (a) Mode, kraft deren man die meisten Bewe-
gungen der menschlichen Maschine, von einem chymischen
Aufbrausen oder Gähren herleitete, und es mangelt ihr
auch unter den Neuern nicht an Vertheidigern (b).

Es suchen berühmte Männer dieses Ferment, oder
Gährmittel, in der Gebärmutter (c) oder deren hohlen

Sinus-
(g) Die ganze Atmosphär werde
gegen 2/5 Zoll in die Höhe vom
Monde gezogen. Diese Höhe ist
gegen ihre Dikke fast nichts MU-
SCHENBROEK. p.
739.
(h) LAMBERT. Act. Helv. IV.
p.
335.
(i) Conf. BOHN. p. 228. La
MOTTE L. I. c. 1. 2. n. SPRYE.
DANEEL. beyträge T. II. p. 53.
PASTA Mestrui p.
26. u. f. HAM-
BERGER. physiol. p.
699.
(k) [Spaltenumbruch] NELLI Stor. Letter. Florent.
p.
100.
(a) GRAAF. p. 132. G. CHAR-
LETON.
der die Vollbütigkeit des
nährenden Saftes zur Ursache des
Mutterferments macht BAYLE de
cattenn. oper. omn. p.
648.
(b) GANDOLPHE Hist. de
l'Acad. ann. 1701. n. 9. TEREN-
ZONI in Giorn. de Lett. XXIX.
art. 13. SANTORIN. de Caton.
(c) VIEUSSENS. nov. system.
p. 10. 11. VERHEYEN. L. II. p.
96.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.

Endlich iſt nunmehr durch eine unzaͤhlbare Menge
von Bemerkungen voͤllig erwieſen worden, daß der Mond
[Spaltenumbruch] (g) auf das Quekkſilber im Barometer (h) keine Gewalt
habe, und folglich keine ziehende Kraft beſizzt, welche auf
ein zollbreites Gefaͤſſe wirkſam ſeyn ſollte. Folglich kann
dieſer Planet keinen Zug auf die ganz kleine, haarfeine
Gefaͤſſe der Mutter thun, welche nicht nur kleiner ſind,
ſondern auch auſſerdem ihre eigene bewegende Urſache
haben (i).

Vorlaͤngſt hat bereits der Großherzog von Florenz
Ferdinand der 2te die Erfahrung gemacht, daß weder
die Krebſe bey abnehmenden Monde mager werden, noch
daß der Einfluß des Mondes zur Erhaltung abgeſtuzzter
Baͤume etwas beytraͤgt(k).

§. 9.
Die Fermente.

Es wurde dieſe Theorie im vorhergehenden Jahrhun-
derte (a) Mode, kraft deren man die meiſten Bewe-
gungen der menſchlichen Maſchine, von einem chymiſchen
Aufbrauſen oder Gaͤhren herleitete, und es mangelt ihr
auch unter den Neuern nicht an Vertheidigern (b).

Es ſuchen beruͤhmte Maͤnner dieſes Ferment, oder
Gaͤhrmittel, in der Gebaͤrmutter (c) oder deren hohlen

Sinuſ-
(g) Die ganze Atmoſphaͤr werde
gegen ⅖ Zoll in die Hoͤhe vom
Monde gezogen. Dieſe Hoͤhe iſt
gegen ihre Dikke faſt nichts MU-
SCHENBROEK. p.
739.
(h) LAMBERT. Act. Helv. IV.
p.
335.
(i) Conf. BOHN. p. 228. La
MOTTE L. I. c. 1. 2. n. SPRYE.
DANEEL. beyträge T. II. p. 53.
PASTA Meſtrui p.
26. u. f. HAM-
BERGER. phyſiol. p.
699.
(k) [Spaltenumbruch] NELLI Stor. Letter. Florent.
p.
100.
(a) GRAAF. p. 132. G. CHAR-
LETON.
der die Vollbuͤtigkeit des
naͤhrenden Saftes zur Urſache des
Mutterferments macht BAYLE de
cattenn. oper. omn. p.
648.
(b) GANDOLPHE Hiſt. de
l’Acad. ann. 1701. n. 9. TEREN-
ZONI in Giorn. de Lett. XXIX.
art. 13. SANTORIN. de Caton.
(c) VIEUSSENS. nov. ſyſtem.
p. 10. 11. VERHEYEN. L. II. p.
96.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f1128" n="1092"/>
              <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Weibliche Theile. <hi rendition="#aq">XXVIII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
              <p>Endlich i&#x017F;t nunmehr durch eine unza&#x0364;hlbare Menge<lb/>
von Bemerkungen vo&#x0364;llig erwie&#x017F;en worden, daß der Mond<lb/><cb/>
<note place="foot" n="(g)">Die ganze Atmo&#x017F;pha&#x0364;r werde<lb/>
gegen &#x2156; Zoll in die Ho&#x0364;he vom<lb/>
Monde gezogen. Die&#x017F;e Ho&#x0364;he i&#x017F;t<lb/>
gegen ihre Dikke fa&#x017F;t nichts <hi rendition="#aq">MU-<lb/>
SCHENBROEK. p.</hi> 739.</note> auf das Quekk&#x017F;ilber im Barometer <note place="foot" n="(h)"><hi rendition="#aq">LAMBERT. Act. Helv. IV.<lb/>
p.</hi> 335.</note> keine Gewalt<lb/>
habe, und folglich keine ziehende Kraft be&#x017F;izzt, welche auf<lb/>
ein zollbreites Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e wirk&#x017F;am &#x017F;eyn &#x017F;ollte. Folglich kann<lb/>
die&#x017F;er Planet keinen Zug auf die ganz kleine, haarfeine<lb/>
Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e der Mutter thun, welche nicht nur kleiner &#x017F;ind,<lb/>
&#x017F;ondern auch au&#x017F;&#x017F;erdem ihre eigene bewegende Ur&#x017F;ache<lb/>
haben <note place="foot" n="(i)"><hi rendition="#aq">Conf. BOHN. p. 228. La<lb/>
MOTTE L. I. c. 1. 2. n. SPRYE.<lb/>
DANEEL. beyträge T. II. p. 53.<lb/>
PASTA Me&#x017F;trui p.</hi> 26. u. f. <hi rendition="#aq">HAM-<lb/>
BERGER. phy&#x017F;iol. p.</hi> 699.</note>.</p><lb/>
              <p>Vorla&#x0364;ng&#x017F;t hat bereits der Großherzog von Florenz<lb/><hi rendition="#fr">Ferdinand</hi> der 2te die Erfahrung gemacht, daß weder<lb/>
die Kreb&#x017F;e bey abnehmenden Monde mager werden, noch<lb/>
daß der Einfluß des Mondes zur Erhaltung abge&#x017F;tuzzter<lb/>
Ba&#x0364;ume etwas beytra&#x0364;gt<note place="foot" n="(k)"><cb/><hi rendition="#aq">NELLI Stor. Letter. Florent.<lb/>
p.</hi> 100.</note>.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 9.<lb/><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Die Fermente.</hi></hi></head><lb/>
              <p>Es wurde die&#x017F;e Theorie im vorhergehenden Jahrhun-<lb/>
derte <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">GRAAF. p. 132. G. CHAR-<lb/>
LETON.</hi> der die Vollbu&#x0364;tigkeit des<lb/>
na&#x0364;hrenden Saftes zur Ur&#x017F;ache des<lb/>
Mutterferments macht <hi rendition="#aq">BAYLE de<lb/>
cattenn. oper. omn. p.</hi> 648.</note> Mode, kraft deren man die mei&#x017F;ten Bewe-<lb/>
gungen der men&#x017F;chlichen Ma&#x017F;chine, von einem chymi&#x017F;chen<lb/>
Aufbrau&#x017F;en oder Ga&#x0364;hren herleitete, und es mangelt ihr<lb/>
auch unter den Neuern nicht an Vertheidigern <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">GANDOLPHE Hi&#x017F;t. de<lb/>
l&#x2019;Acad. ann. 1701. n. 9. TEREN-<lb/>
ZONI in Giorn. de Lett. XXIX.<lb/>
art. 13. SANTORIN. de Caton.</hi></note>.</p><lb/>
              <p>Es &#x017F;uchen beru&#x0364;hmte Ma&#x0364;nner die&#x017F;es Ferment, oder<lb/>
Ga&#x0364;hrmittel, in der Geba&#x0364;rmutter <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">VIEUSSENS. nov. &#x017F;y&#x017F;tem.<lb/>
p. 10. 11. VERHEYEN. L. II. p.</hi> 96.</note> oder deren hohlen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Sinu&#x017F;-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[1092/1128] Weibliche Theile. XXVIII. Buch. Endlich iſt nunmehr durch eine unzaͤhlbare Menge von Bemerkungen voͤllig erwieſen worden, daß der Mond (g) auf das Quekkſilber im Barometer (h) keine Gewalt habe, und folglich keine ziehende Kraft beſizzt, welche auf ein zollbreites Gefaͤſſe wirkſam ſeyn ſollte. Folglich kann dieſer Planet keinen Zug auf die ganz kleine, haarfeine Gefaͤſſe der Mutter thun, welche nicht nur kleiner ſind, ſondern auch auſſerdem ihre eigene bewegende Urſache haben (i). Vorlaͤngſt hat bereits der Großherzog von Florenz Ferdinand der 2te die Erfahrung gemacht, daß weder die Krebſe bey abnehmenden Monde mager werden, noch daß der Einfluß des Mondes zur Erhaltung abgeſtuzzter Baͤume etwas beytraͤgt (k). §. 9. Die Fermente. Es wurde dieſe Theorie im vorhergehenden Jahrhun- derte (a) Mode, kraft deren man die meiſten Bewe- gungen der menſchlichen Maſchine, von einem chymiſchen Aufbrauſen oder Gaͤhren herleitete, und es mangelt ihr auch unter den Neuern nicht an Vertheidigern (b). Es ſuchen beruͤhmte Maͤnner dieſes Ferment, oder Gaͤhrmittel, in der Gebaͤrmutter (c) oder deren hohlen Sinuſ- (g) Die ganze Atmoſphaͤr werde gegen ⅖ Zoll in die Hoͤhe vom Monde gezogen. Dieſe Hoͤhe iſt gegen ihre Dikke faſt nichts MU- SCHENBROEK. p. 739. (h) LAMBERT. Act. Helv. IV. p. 335. (i) Conf. BOHN. p. 228. La MOTTE L. I. c. 1. 2. n. SPRYE. DANEEL. beyträge T. II. p. 53. PASTA Meſtrui p. 26. u. f. HAM- BERGER. phyſiol. p. 699. (k) NELLI Stor. Letter. Florent. p. 100. (a) GRAAF. p. 132. G. CHAR- LETON. der die Vollbuͤtigkeit des naͤhrenden Saftes zur Urſache des Mutterferments macht BAYLE de cattenn. oper. omn. p. 648. (b) GANDOLPHE Hiſt. de l’Acad. ann. 1701. n. 9. TEREN- ZONI in Giorn. de Lett. XXIX. art. 13. SANTORIN. de Caton. (c) VIEUSSENS. nov. ſyſtem. p. 10. 11. VERHEYEN. L. II. p. 96.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1128
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 1092. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1128>, abgerufen am 18.12.2024.