rungsreformation gemeiniglich Körper liederlicher und hingerichteter Frauenspersonen auf die Zergliederungs- säle gebracht worden: Man weiß aber wohl, daß lieder- liche Weibspersonen selten Jungfern sind. Eine andere Klage ist es, daß dasselbe von denen Hebammen zer- stört werde [Spaltenumbruch](b*).
Jndessen haben diejenigen Zergliederer, welche sich, sonderlich in unserm Zeitalter, nach den besser eingerich- teten Zergliederungssälen, und bei der Menge derer aus den Krankenhäusern abgelieferten Körpern, der guten Gelegenheit bedienen, sehr leicht diesen, nicht eben klei- nen, noch undeutlichen, noch irgend mangelnden Theil, finden können: Und es ist nunmehr unter den Feinden des Jungferhäutchens keiner mehr, als unser berühmter Amtsgehülfe allein (c) noch übrig, welchen die Noth- wendigkeit seiner Hypothese dergestalt in die Enge treibt, daß er das Jungferhäutchen nicht zulassen will.
Schon findet sich der Name desselben bei den Cä- cilius.
Die Araber beschreiben es dergestalt (d): Es sey aus Blutadern und Runzeln durch einander gewebt, man kann also nicht gewiß seyn, ob sie die Sache selbst mit Augen gesehen. Von einer, vor die Mutterscheide gespannten Haut reden die Wiederhersteller der Anato- mie, Mundinus(e), Achillinus(f), Zerwus(g), Berengarius(h). Jm sechzehnten Seculo handeln
davon:
(b*)VESAL. p. 654.
(c)De BUFFON. hist. natur. II. p. 494. es sey nicht in kleinen Mädchen, sondern es werde um die Zeit der Mannbarkeit eine solche enge Stelle wie das hymen p. 50. dergleichen sagt auch BARTHOL. LAURENTINUS. MAURICEAU. VENETTE. DIONIS.
(d)RHAZE l. c. 26. AVER- RHOES. colliget. l. c. 35. AVI- [Spaltenumbruch]
CENNA Canon. L. III. fen. 21. c. 1. t. 1. BONACCIOLUS p. 12. Alex. BENEDICTUS pag. 25. b. conf. ASTRUC. morb. mulier. I. p. 234. u. f.
(e)p. 183. b.
(f)p. 6. b.
(g) Eine Haut vor dem Mut- terhalse p. 47.
(h)Ia MUNDINUM pag. 213. Isag. p. 22.
Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
rungsreformation gemeiniglich Koͤrper liederlicher und hingerichteter Frauensperſonen auf die Zergliederungs- ſaͤle gebracht worden: Man weiß aber wohl, daß lieder- liche Weibsperſonen ſelten Jungfern ſind. Eine andere Klage iſt es, daß daſſelbe von denen Hebammen zer- ſtoͤrt werde [Spaltenumbruch](b*).
Jndeſſen haben diejenigen Zergliederer, welche ſich, ſonderlich in unſerm Zeitalter, nach den beſſer eingerich- teten Zergliederungsſaͤlen, und bei der Menge derer aus den Krankenhaͤuſern abgelieferten Koͤrpern, der guten Gelegenheit bedienen, ſehr leicht dieſen, nicht eben klei- nen, noch undeutlichen, noch irgend mangelnden Theil, finden koͤnnen: Und es iſt nunmehr unter den Feinden des Jungferhaͤutchens keiner mehr, als unſer beruͤhmter Amtsgehuͤlfe allein (c) noch uͤbrig, welchen die Noth- wendigkeit ſeiner Hypotheſe dergeſtalt in die Enge treibt, daß er das Jungferhaͤutchen nicht zulaſſen will.
Schon findet ſich der Name deſſelben bei den Caͤ- cilius.
Die Araber beſchreiben es dergeſtalt (d): Es ſey aus Blutadern und Runzeln durch einander gewebt, man kann alſo nicht gewiß ſeyn, ob ſie die Sache ſelbſt mit Augen geſehen. Von einer, vor die Mutterſcheide geſpannten Haut reden die Wiederherſteller der Anato- mie, Mundinus(e), Achillinus(f), Zerwus(g), Berengarius(h). Jm ſechzehnten Seculo handeln
davon:
(b*)VESAL. p. 654.
(c)De BUFFON. hiſt. natur. II. p. 494. es ſey nicht in kleinen Maͤdchen, ſondern es werde um die Zeit der Mannbarkeit eine ſolche enge Stelle wie das hymen p. 50. dergleichen ſagt auch BARTHOL. LAURENTINUS. MAURICEAU. VENETTE. DIONIS.
(d)RHAZE l. c. 26. AVER- RHOES. colliget. l. c. 35. AVI- [Spaltenumbruch]
CENNA Canon. L. III. fen. 21. c. 1. t. 1. BONACCIOLUS p. 12. Alex. BENEDICTUS pag. 25. b. conf. ASTRUC. morb. mulier. I. p. 234. u. f.
(e)p. 183. b.
(f)p. 6. b.
(g) Eine Haut vor dem Mut- terhalſe p. 47.
(h)Ia MUNDINUM pag. 213. Iſag. p. 22.
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Weibliche Theile. XXVIII. Buch.
rungsreformation gemeiniglich Koͤrper liederlicher und
hingerichteter Frauensperſonen auf die Zergliederungs-
ſaͤle gebracht worden: Man weiß aber wohl, daß lieder-
liche Weibsperſonen ſelten Jungfern ſind. Eine andere
Klage iſt es, daß daſſelbe von denen Hebammen zer-
ſtoͤrt werde
(b*).
Jndeſſen haben diejenigen Zergliederer, welche ſich,
ſonderlich in unſerm Zeitalter, nach den beſſer eingerich-
teten Zergliederungsſaͤlen, und bei der Menge derer aus
den Krankenhaͤuſern abgelieferten Koͤrpern, der guten
Gelegenheit bedienen, ſehr leicht dieſen, nicht eben klei-
nen, noch undeutlichen, noch irgend mangelnden Theil,
finden koͤnnen: Und es iſt nunmehr unter den Feinden
des Jungferhaͤutchens keiner mehr, als unſer beruͤhmter
Amtsgehuͤlfe allein (c) noch uͤbrig, welchen die Noth-
wendigkeit ſeiner Hypotheſe dergeſtalt in die Enge treibt,
daß er das Jungferhaͤutchen nicht zulaſſen will.
Schon findet ſich der Name deſſelben bei den Caͤ-
cilius.
Die Araber beſchreiben es dergeſtalt (d): Es ſey
aus Blutadern und Runzeln durch einander gewebt,
man kann alſo nicht gewiß ſeyn, ob ſie die Sache ſelbſt
mit Augen geſehen. Von einer, vor die Mutterſcheide
geſpannten Haut reden die Wiederherſteller der Anato-
mie, Mundinus (e), Achillinus (f), Zerwus (g),
Berengarius (h). Jm ſechzehnten Seculo handeln
davon:
(b*) VESAL. p. 654.
(c) De BUFFON. hiſt. natur.
II. p. 494. es ſey nicht in kleinen
Maͤdchen, ſondern es werde um
die Zeit der Mannbarkeit eine ſolche
enge Stelle wie das hymen p. 50.
dergleichen ſagt auch BARTHOL.
LAURENTINUS. MAURICEAU.
VENETTE. DIONIS.
(d) RHAZE l. c. 26. AVER-
RHOES. colliget. l. c. 35. AVI-
CENNA Canon. L. III. fen. 21.
c. 1. t. 1. BONACCIOLUS p. 12.
Alex. BENEDICTUS pag. 25. b.
conf. ASTRUC. morb. mulier. I.
p. 234. u. f.
(e) p. 183. b.
(f) p. 6. b.
(g) Eine Haut vor dem Mut-
terhalſe p. 47.
(h) Ia MUNDINUM pag. 213.
Iſag. p. 22.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 7. Berlin, 1775, S. 996. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende07_1775/1032>, abgerufen am 22.11.2024.
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