Ein andrer berümter Mann will, sie wasche die Milchflokken ab, damit sich diese nicht verstopfen mögen, und dieser Gedanke weicht vom vorhergehenden nur in etwas ab (p).
Das zweite Geschäfte der Galle scheint auf die Be- zwingung der Säure anzukommen, welche in den Spei- sen krautfressender Thiere, und auch in denen die vom Fleische leben, herrschend ist, z. E. in den Hunden (q) und Kazzen, ohngeachtet davon kaum eine Spur in ihrem Kote übrig ist. Es hat Helmontius, dieser scharfsin- nige Mann, nicht ohne Versuche, so von der Sache geurteilet (r).
So riechen auch die Auswürfe der Kinder, wenn sie weis, und käsig sind, sauer.
Jn einem todten Körper herrschte die Säure völlig, ob man gleich keine Galle finden konnte (s).
Allein darum zerstört die Galle, ob sie gleich der al- kalischen Natur ganz nahe verwannt ist, doch nicht die ganze Neigung der Speisen zum Sauerwerden, indem dieses noch im Chilo vorhanden ist.
Endlich haben schon die allerältesten Aerzte gelehrt, die Galle reize das Gedärme, sich zusammen zuziehen, und vertrete die Stelle von einem natürlichen Klistire (t).
Dieses lehren abermals die Krankheiten. Der Leib ist auf das hartnäkkigste verstopft, wenn entweder aus allerlei Ursachen keine, oder eine zu schwache Galle abgeht.
Von
(p)[Spaltenumbruch]COLE of secretion p. 252.
(q)p. 316. FLOYER praeternat. state of hum. p. 122.
(r)Sextupl. digest. n. 22. das Saure verändre sich in eine gallen- änliche salzige und flüchtige Natur. BOERHAAVE FLOYER I. c.
(s)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Vol. VIII. obs. 10.
(t)GALENUS de usu part. L. V. c. 3. 5. diaet. acut. p. 241. RHAZE MANSOR L. I. c. 22. VESAL. L. V. c. 8. GREULICH WILLIS pharm. rat. p. 43. PEC- QUET Diss. p. 91.
Die Galle. XXIII. Buch.
Ein andrer beruͤmter Mann will, ſie waſche die Milchflokken ab, damit ſich dieſe nicht verſtopfen moͤgen, und dieſer Gedanke weicht vom vorhergehenden nur in etwas ab (p).
Das zweite Geſchaͤfte der Galle ſcheint auf die Be- zwingung der Saͤure anzukommen, welche in den Spei- ſen krautfreſſender Thiere, und auch in denen die vom Fleiſche leben, herrſchend iſt, z. E. in den Hunden (q) und Kazzen, ohngeachtet davon kaum eine Spur in ihrem Kote uͤbrig iſt. Es hat Helmontius, dieſer ſcharfſin- nige Mann, nicht ohne Verſuche, ſo von der Sache geurteilet (r).
So riechen auch die Auswuͤrfe der Kinder, wenn ſie weis, und kaͤſig ſind, ſauer.
Jn einem todten Koͤrper herrſchte die Saͤure voͤllig, ob man gleich keine Galle finden konnte (s).
Allein darum zerſtoͤrt die Galle, ob ſie gleich der al- kaliſchen Natur ganz nahe verwannt iſt, doch nicht die ganze Neigung der Speiſen zum Sauerwerden, indem dieſes noch im Chilo vorhanden iſt.
Endlich haben ſchon die alleraͤlteſten Aerzte gelehrt, die Galle reize das Gedaͤrme, ſich zuſammen zuziehen, und vertrete die Stelle von einem natuͤrlichen Kliſtire (t).
Dieſes lehren abermals die Krankheiten. Der Leib iſt auf das hartnaͤkkigſte verſtopft, wenn entweder aus allerlei Urſachen keine, oder eine zu ſchwache Galle abgeht.
Von
(p)[Spaltenumbruch]COLE of ſecretion p. 252.
(q)p. 316. FLOYER præternat. ſtate of hum. p. 122.
(r)Sextupl. digeſt. n. 22. das Saure veraͤndre ſich in eine gallen- aͤnliche ſalzige und fluͤchtige Natur. BOERHAAVE FLOYER I. c.
(s)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Vol. VIII. obſ. 10.
(t)GALENUS de uſu part. L. V. c. 3. 5. diæt. acut. p. 241. RHAZE MANSOR L. I. c. 22. VESAL. L. V. c. 8. GREULICH WILLIS pharm. rat. p. 43. PEC- QUET Diſſ. p. 91.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0916"n="896"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Die Galle. <hirendition="#aq">XXIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Ein andrer beruͤmter Mann will, ſie waſche die<lb/>
Milchflokken ab, damit ſich dieſe nicht verſtopfen moͤgen,<lb/>
und dieſer Gedanke weicht vom vorhergehenden nur in<lb/>
etwas ab <noteplace="foot"n="(p)"><cb/><hirendition="#aq">COLE of ſecretion p.</hi> 252.</note>.</p><lb/><p>Das zweite Geſchaͤfte der Galle ſcheint auf die Be-<lb/>
zwingung der Saͤure anzukommen, welche in den Spei-<lb/>ſen krautfreſſender Thiere, und auch in denen die vom<lb/>
Fleiſche leben, herrſchend iſt, z. E. in den Hunden <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">p. 316. FLOYER præternat.<lb/>ſtate of hum. p.</hi> 122.</note><lb/>
und Kazzen, ohngeachtet davon kaum eine Spur in ihrem<lb/>
Kote uͤbrig iſt. Es hat <hirendition="#fr">Helmontius,</hi> dieſer ſcharfſin-<lb/>
nige Mann, nicht ohne Verſuche, ſo von der Sache<lb/>
geurteilet <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">Sextupl. digeſt. n.</hi> 22. das<lb/>
Saure veraͤndre ſich in eine gallen-<lb/>
aͤnliche ſalzige und fluͤchtige Natur.<lb/><hirendition="#aq">BOERHAAVE FLOYER I. c.</hi></note>.</p><lb/><p>So riechen auch die Auswuͤrfe der Kinder, wenn ſie<lb/>
weis, und kaͤſig ſind, ſauer.</p><lb/><p>Jn einem todten Koͤrper herrſchte die Saͤure voͤllig,<lb/>
ob man gleich keine Galle finden konnte <noteplace="foot"n="(s)"><cb/><hirendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Vol. VIII.<lb/>
obſ.</hi> 10.</note>.</p><lb/><p>Allein darum zerſtoͤrt die Galle, ob ſie gleich der al-<lb/>
kaliſchen Natur ganz nahe verwannt iſt, doch nicht die<lb/>
ganze Neigung der Speiſen zum Sauerwerden, indem<lb/>
dieſes noch im Chilo vorhanden iſt.</p><lb/><p>Endlich haben ſchon die alleraͤlteſten Aerzte gelehrt,<lb/>
die Galle reize das Gedaͤrme, ſich zuſammen zuziehen,<lb/>
und vertrete die Stelle von einem natuͤrlichen Kliſtire <noteplace="foot"n="(t)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">GALENUS</hi> de uſu part.<lb/>
L. V. c. 3. 5. diæt. acut. p. 241.<lb/>
RHAZE <hirendition="#g">MANSOR</hi> L. I. c. 22.<lb/>
VESAL. L. V. c. 8. GREULICH<lb/>
WILLIS pharm. rat. p. 43. PEC-<lb/>
QUET Diſſ. p.</hi> 91.</note>.</p><lb/><p>Dieſes lehren abermals die Krankheiten. Der Leib<lb/>
iſt auf das hartnaͤkkigſte verſtopft, wenn entweder aus<lb/>
allerlei Urſachen keine, oder eine zu ſchwache Galle abgeht.</p><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Von</fw><lb/></div></div></div></body></text></TEI>
[896/0916]
Die Galle. XXIII. Buch.
Ein andrer beruͤmter Mann will, ſie waſche die
Milchflokken ab, damit ſich dieſe nicht verſtopfen moͤgen,
und dieſer Gedanke weicht vom vorhergehenden nur in
etwas ab (p).
Das zweite Geſchaͤfte der Galle ſcheint auf die Be-
zwingung der Saͤure anzukommen, welche in den Spei-
ſen krautfreſſender Thiere, und auch in denen die vom
Fleiſche leben, herrſchend iſt, z. E. in den Hunden (q)
und Kazzen, ohngeachtet davon kaum eine Spur in ihrem
Kote uͤbrig iſt. Es hat Helmontius, dieſer ſcharfſin-
nige Mann, nicht ohne Verſuche, ſo von der Sache
geurteilet (r).
So riechen auch die Auswuͤrfe der Kinder, wenn ſie
weis, und kaͤſig ſind, ſauer.
Jn einem todten Koͤrper herrſchte die Saͤure voͤllig,
ob man gleich keine Galle finden konnte (s).
Allein darum zerſtoͤrt die Galle, ob ſie gleich der al-
kaliſchen Natur ganz nahe verwannt iſt, doch nicht die
ganze Neigung der Speiſen zum Sauerwerden, indem
dieſes noch im Chilo vorhanden iſt.
Endlich haben ſchon die alleraͤlteſten Aerzte gelehrt,
die Galle reize das Gedaͤrme, ſich zuſammen zuziehen,
und vertrete die Stelle von einem natuͤrlichen Kliſtire (t).
Dieſes lehren abermals die Krankheiten. Der Leib
iſt auf das hartnaͤkkigſte verſtopft, wenn entweder aus
allerlei Urſachen keine, oder eine zu ſchwache Galle abgeht.
Von
(p)
COLE of ſecretion p. 252.
(q) p. 316. FLOYER præternat.
ſtate of hum. p. 122.
(r) Sextupl. digeſt. n. 22. das
Saure veraͤndre ſich in eine gallen-
aͤnliche ſalzige und fluͤchtige Natur.
BOERHAAVE FLOYER I. c.
(s)
Eph. Nat. Cur. Vol. VIII.
obſ. 10.
(t) GALENUS de uſu part.
L. V. c. 3. 5. diæt. acut. p. 241.
RHAZE MANSOR L. I. c. 22.
VESAL. L. V. c. 8. GREULICH
WILLIS pharm. rat. p. 43. PEC-
QUET Diſſ. p. 91.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 896. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/916>, abgerufen am 27.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.