Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite
Die Galle. XXIII. Buch.

Jn den nordlichen Gegenden gebraucht man die
trokkne Lachsgalle (m) in verschiedenen Krankheiten, so
wie bei Geschwüren und Geschwülsten.

Jn den hizzigen Ländern verwandelt sie sich wegen
ihrer zu grossen Schärfe in ein Gift, so wie die Galle
aus dem Fische Guamajacuatinga (n), die Galle aus
der Kröte Cururu (o), welche man in Amerika für eins
der stärksten Gifte hält (p); doch ich möchte auch nicht,
wegen ihres so herben Geschmakkes, eine gar zu grosse
Dose von der Karpengalle Jemanden anrathen.

So tödtet die Galle von Personen, die an der Pest
gestorben, wenn man sie in die Blutadern eines Hundes
sprizzt (q). Sie ist in hizzigen (r) oder auch bösartigen
Fiebern (s) nicht so tödlich befunden worden.

§. 7.
Wie sich die Galle gegen saure Dinge verhalte.

Man hat die mehresten dieser Versuche mit der Rin-
dergalle (a) einige mit der Schaafsgalle (b) einige auch
mit der Hundsgalle (c), sehr wenige aber nur mit der
Menschengalle (d), angestellt. Und dieses ist nicht ohne
Grund geschehen: denn da sich die Galle von der Fäul-
nis ansehnlich verändert, so mus man sie frisch nehmen,
und von den Hausthieren gebrauchen, da ihre Galle
ausserdem noch an Geschmakk, Farbe, und andern Kräf-
ten von der menschlichen wenig unterschieden ist. Doch
auch alsdenn noch, hat man sich| noch einigermaassen zu

fürch-
(m) [Spaltenumbruch] BRANDES Piscatur.
(n) PIS. hist. nat. bras. L. I.
p.
295.
(o) Idem p. 297. 298.
(p) p. 272.
(q) DEIDIER exp. sur la peste
Exp. 2. 3. 5. des tum. p.
388. 389.
(r) Journ. des Sav. Decembr.
1722.
(s) [Spaltenumbruch] DEIDIER Exp. 10. doch
war das Thier krank.
(a) GAUBIANA, BAGLIVI-
ANA p. 439. BONNIANA,
SCHEUCHZERIANA, VERHEYE-
NIANA.
(b) BAGLIV p. 436. seq.
(c) apud ORTLOBIUM.
(d) BAGLIV p. 4. 9.
Die Galle. XXIII. Buch.

Jn den nordlichen Gegenden gebraucht man die
trokkne Lachsgalle (m) in verſchiedenen Krankheiten, ſo
wie bei Geſchwuͤren und Geſchwuͤlſten.

Jn den hizzigen Laͤndern verwandelt ſie ſich wegen
ihrer zu groſſen Schaͤrfe in ein Gift, ſo wie die Galle
aus dem Fiſche Guamajacuatinga (n), die Galle aus
der Kroͤte Cururu (o), welche man in Amerika fuͤr eins
der ſtaͤrkſten Gifte haͤlt (p); doch ich moͤchte auch nicht,
wegen ihres ſo herben Geſchmakkes, eine gar zu groſſe
Doſe von der Karpengalle Jemanden anrathen.

So toͤdtet die Galle von Perſonen, die an der Peſt
geſtorben, wenn man ſie in die Blutadern eines Hundes
ſprizzt (q). Sie iſt in hizzigen (r) oder auch boͤsartigen
Fiebern (s) nicht ſo toͤdlich befunden worden.

§. 7.
Wie ſich die Galle gegen ſaure Dinge verhalte.

Man hat die mehreſten dieſer Verſuche mit der Rin-
dergalle (a) einige mit der Schaafsgalle (b) einige auch
mit der Hundsgalle (c), ſehr wenige aber nur mit der
Menſchengalle (d), angeſtellt. Und dieſes iſt nicht ohne
Grund geſchehen: denn da ſich die Galle von der Faͤul-
nis anſehnlich veraͤndert, ſo mus man ſie friſch nehmen,
und von den Hausthieren gebrauchen, da ihre Galle
auſſerdem noch an Geſchmakk, Farbe, und andern Kraͤf-
ten von der menſchlichen wenig unterſchieden iſt. Doch
auch alsdenn noch, hat man ſich| noch einigermaaſſen zu

fuͤrch-
(m) [Spaltenumbruch] BRANDES Piſcatur.
(n) PIS. hiſt. nat. braſ. L. I.
p.
295.
(o) Idem p. 297. 298.
(p) p. 272.
(q) DEIDIER exp. ſur la peſte
Exp. 2. 3. 5. des tum. p.
388. 389.
(r) Journ. des Sav. Decembr.
1722.
(s) [Spaltenumbruch] DEIDIER Exp. 10. doch
war das Thier krank.
(a) GAUBIANA, BAGLIVI-
ANA p. 439. BONNIANA,
SCHEUCHZERIANA, VERHEYE-
NIANA.
(b) BAGLIV p. 436. ſeq.
(c) apud ORTLOBIUM.
(d) BAGLIV p. 4. 9.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0834" n="814"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Die Galle. <hi rendition="#aq">XXIII.</hi> Buch.</hi> </fw><lb/>
            <p>Jn den nordlichen Gegenden gebraucht man die<lb/>
trokkne Lachsgalle <note place="foot" n="(m)"><cb/><hi rendition="#aq">BRANDES Pi&#x017F;catur.</hi></note> in ver&#x017F;chiedenen Krankheiten, &#x017F;o<lb/>
wie bei Ge&#x017F;chwu&#x0364;ren und Ge&#x017F;chwu&#x0364;l&#x017F;ten.</p><lb/>
            <p>Jn den hizzigen La&#x0364;ndern verwandelt &#x017F;ie &#x017F;ich wegen<lb/>
ihrer zu gro&#x017F;&#x017F;en Scha&#x0364;rfe in ein Gift, &#x017F;o wie die Galle<lb/>
aus dem Fi&#x017F;che Guamajacuatinga <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">PIS. hi&#x017F;t. nat. bra&#x017F;. L. I.<lb/>
p.</hi> 295.</note>, die Galle aus<lb/>
der Kro&#x0364;te Cururu <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Idem</hi> p.</hi> 297. 298.</note>, welche man in Amerika fu&#x0364;r eins<lb/>
der &#x017F;ta&#x0364;rk&#x017F;ten Gifte ha&#x0364;lt <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq">p.</hi> 272.</note>; doch ich mo&#x0364;chte auch nicht,<lb/>
wegen ihres &#x017F;o herben Ge&#x017F;chmakkes, eine gar zu gro&#x017F;&#x017F;e<lb/>
Do&#x017F;e von der Karpengalle Jemanden anrathen.</p><lb/>
            <p>So to&#x0364;dtet die Galle von Per&#x017F;onen, die an der Pe&#x017F;t<lb/>
ge&#x017F;torben, wenn man &#x017F;ie in die Blutadern eines Hundes<lb/>
&#x017F;prizzt <note place="foot" n="(q)"><hi rendition="#aq">DEIDIER exp. &#x017F;ur la pe&#x017F;te<lb/>
Exp. 2. 3. 5. des tum. p.</hi> 388. 389.</note>. Sie i&#x017F;t in hizzigen <note place="foot" n="(r)"><hi rendition="#aq">Journ. des Sav. Decembr.</hi><lb/>
1722.</note> oder auch bo&#x0364;sartigen<lb/>
Fiebern <note place="foot" n="(s)"><cb/><hi rendition="#aq">DEIDIER Exp.</hi> 10. doch<lb/>
war das Thier krank.</note> nicht &#x017F;o to&#x0364;dlich befunden worden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 7.<lb/><hi rendition="#b">Wie &#x017F;ich die Galle gegen &#x017F;aure Dinge verhalte.</hi></head><lb/>
            <p>Man hat die mehre&#x017F;ten die&#x017F;er Ver&#x017F;uche mit der Rin-<lb/>
dergalle <note place="foot" n="(a)"><hi rendition="#aq">GAUBIANA, BAGLIVI-<lb/>
ANA p. 439. <hi rendition="#g">BONNIANA,</hi><lb/>
SCHEUCHZERIANA, VERHEYE-<lb/>
NIANA.</hi></note> einige mit der Schaafsgalle <note place="foot" n="(b)"><hi rendition="#aq">BAGLIV p. 436. &#x017F;eq.</hi></note> einige auch<lb/>
mit der Hundsgalle <note place="foot" n="(c)"><hi rendition="#aq">apud ORTLOBIUM.</hi></note>, &#x017F;ehr wenige aber nur mit der<lb/>
Men&#x017F;chengalle <note place="foot" n="(d)"><hi rendition="#aq">BAGLIV p.</hi> 4. 9.</note>, ange&#x017F;tellt. Und die&#x017F;es i&#x017F;t nicht ohne<lb/>
Grund ge&#x017F;chehen: denn da &#x017F;ich die Galle von der Fa&#x0364;ul-<lb/>
nis an&#x017F;ehnlich vera&#x0364;ndert, &#x017F;o mus man &#x017F;ie fri&#x017F;ch nehmen,<lb/>
und von den Hausthieren gebrauchen, da ihre Galle<lb/>
au&#x017F;&#x017F;erdem noch an Ge&#x017F;chmakk, Farbe, und andern Kra&#x0364;f-<lb/>
ten von der men&#x017F;chlichen wenig unter&#x017F;chieden i&#x017F;t. Doch<lb/>
auch alsdenn noch, hat man &#x017F;ich| noch einigermaa&#x017F;&#x017F;en zu<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">fu&#x0364;rch-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[814/0834] Die Galle. XXIII. Buch. Jn den nordlichen Gegenden gebraucht man die trokkne Lachsgalle (m) in verſchiedenen Krankheiten, ſo wie bei Geſchwuͤren und Geſchwuͤlſten. Jn den hizzigen Laͤndern verwandelt ſie ſich wegen ihrer zu groſſen Schaͤrfe in ein Gift, ſo wie die Galle aus dem Fiſche Guamajacuatinga (n), die Galle aus der Kroͤte Cururu (o), welche man in Amerika fuͤr eins der ſtaͤrkſten Gifte haͤlt (p); doch ich moͤchte auch nicht, wegen ihres ſo herben Geſchmakkes, eine gar zu groſſe Doſe von der Karpengalle Jemanden anrathen. So toͤdtet die Galle von Perſonen, die an der Peſt geſtorben, wenn man ſie in die Blutadern eines Hundes ſprizzt (q). Sie iſt in hizzigen (r) oder auch boͤsartigen Fiebern (s) nicht ſo toͤdlich befunden worden. §. 7. Wie ſich die Galle gegen ſaure Dinge verhalte. Man hat die mehreſten dieſer Verſuche mit der Rin- dergalle (a) einige mit der Schaafsgalle (b) einige auch mit der Hundsgalle (c), ſehr wenige aber nur mit der Menſchengalle (d), angeſtellt. Und dieſes iſt nicht ohne Grund geſchehen: denn da ſich die Galle von der Faͤul- nis anſehnlich veraͤndert, ſo mus man ſie friſch nehmen, und von den Hausthieren gebrauchen, da ihre Galle auſſerdem noch an Geſchmakk, Farbe, und andern Kraͤf- ten von der menſchlichen wenig unterſchieden iſt. Doch auch alsdenn noch, hat man ſich| noch einigermaaſſen zu fuͤrch- (m) BRANDES Piſcatur. (n) PIS. hiſt. nat. braſ. L. I. p. 295. (o) Idem p. 297. 298. (p) p. 272. (q) DEIDIER exp. ſur la peſte Exp. 2. 3. 5. des tum. p. 388. 389. (r) Journ. des Sav. Decembr. 1722. (s) DEIDIER Exp. 10. doch war das Thier krank. (a) GAUBIANA, BAGLIVI- ANA p. 439. BONNIANA, SCHEUCHZERIANA, VERHEYE- NIANA. (b) BAGLIV p. 436. ſeq. (c) apud ORTLOBIUM. (d) BAGLIV p. 4. 9.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/834
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 814. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/834>, abgerufen am 23.11.2024.