Wenn sie sauer befunden worden, und den Lakkmus im Meersaufische (e), oder in der Klapperschlange(f) gefärbt hat, so mus man dieses von einer beigemischten fremden Feuchtigkeit erklären, und es folgte bei dem Kranken des Woodward(g), zwar keine saure und bittre Galle, welche die Haut des Mundes abschälte; sondern es vertrat eine saure Magenflüßigkeit, wechsel- weise die Stelle der Galle (h). Und hieher rechne ich die saure Galle der Alten (i), von der es hies, daß sie mit der Erde selbst aufbrause. Sie war so sauer gewor- den, daß sie die Zähne stumpf machte, aber von dem Ge- brauche der Limonien (k); denn es ist das kleinste Theil- chen Säure, welches in der Galle verborgen stekkt, im Geschmakke nicht zu bemerken. Zwar kann sie einem Mehlteige zum Fermente dienen (l), doch dieses thut das Fleisch auch.
Sie wird in Krankheiten geschmakklos (m), und wir haben dergleichen Exempel angeführt.
Gemeiniglich wachsen zu gleicher Zeit die Zähigkeit und Schärfe, so wie in Krankheiten die Dünnheit und wässrige Schwäche der Galle.
§. 4.
(e)[Spaltenumbruch]PARIS P I. p. 122. Auch bei Würmern schmekkt die Galle noch lauge Zeit bitter und scharf, als in der Schnekke. SEVERIN Zootom. p. 331.
(f)MATHER Phil. trans. n. 339.
(g)Cases. p. 228.
(h)p. 316. 317.
(i)GALEN de atrabile meth. med. L. XIV. Conf. SENNERT Instit. med. L. II. P. II. c. 6.
(k)HUXHAM de Colic. Dam- no[unleserliches Material - 1 Zeichen fehlt]. p. 20.
(l)BORELL Cent. II. obs. 1. ORTLOB cholepojes. ZYPAEUS p. 81 Solches läugnet SBARA- [Spaltenumbruch]
GLI vigil. ment. & ocul. p. 117. doch bestätigt es VALISNERI riche mit Brodt säuerlich, und mache das Brodt gährend. Gal. mmerv. VI. p. 87. Oper. III. p. 241. ma- che die Milch gerinnend TESTI ibid. p. 148. vermere die Gährung PRINGLE p. 398. 413. von der Schaafgalle.
(m) Die Galle war träge, da die Nachgeburt fünf Jahre im Lei- be zurükke geblieben PETERMANN T. I. obs. 5. im hizzigen Fieber war die Galle dünn, und nicht bitter BIANGHI p. 912 wäßrig in der Rinderseuche MANGET I. c.
Die Galle. XXIII. Buch.
Wenn ſie ſauer befunden worden, und den Lakkmus im Meerſaufiſche (e), oder in der Klapperſchlange(f) gefaͤrbt hat, ſo mus man dieſes von einer beigemiſchten fremden Feuchtigkeit erklaͤren, und es folgte bei dem Kranken des Woodward(g), zwar keine ſaure und bittre Galle, welche die Haut des Mundes abſchaͤlte; ſondern es vertrat eine ſaure Magenfluͤßigkeit, wechſel- weiſe die Stelle der Galle (h). Und hieher rechne ich die ſaure Galle der Alten (i), von der es hies, daß ſie mit der Erde ſelbſt aufbrauſe. Sie war ſo ſauer gewor- den, daß ſie die Zaͤhne ſtumpf machte, aber von dem Ge- brauche der Limonien (k); denn es iſt das kleinſte Theil- chen Saͤure, welches in der Galle verborgen ſtekkt, im Geſchmakke nicht zu bemerken. Zwar kann ſie einem Mehlteige zum Fermente dienen (l), doch dieſes thut das Fleiſch auch.
Sie wird in Krankheiten geſchmakklos (m), und wir haben dergleichen Exempel angefuͤhrt.
Gemeiniglich wachſen zu gleicher Zeit die Zaͤhigkeit und Schaͤrfe, ſo wie in Krankheiten die Duͤnnheit und waͤſſrige Schwaͤche der Galle.
§. 4.
(e)[Spaltenumbruch]PARIS P I. p. 122. Auch bei Wuͤrmern ſchmekkt die Galle noch lauge Zeit bitter und ſcharf, als in der Schnekke. SEVERIN Zootom. p. 331.
(f)MATHER Phil. tranſ. n. 339.
(g)Caſes. p. 228.
(h)p. 316. 317.
(i)GALEN de atrabile meth. med. L. XIV. Conf. SENNERT Inſtit. med. L. II. P. II. c. 6.
(k)HUXHAM de Colic. Dam- no[unleserliches Material – 1 Zeichen fehlt]. p. 20.
(l)BORELL Cent. II. obſ. 1. ORTLOB cholepojeſ. ZYPÆUS p. 81 Solches laͤugnet SBARA- [Spaltenumbruch]
GLI vigil. ment. & ocul. p. 117. doch beſtaͤtigt es VALISNERI riche mit Brodt ſaͤuerlich, und mache das Brodt gaͤhrend. Gal. mmerv. VI. p. 87. Oper. III. p. 241. ma- che die Milch gerinnend TESTI ibid. p. 148. vermere die Gaͤhrung PRINGLE p. 398. 413. von der Schaafgalle.
(m) Die Galle war traͤge, da die Nachgeburt fuͤnf Jahre im Lei- be zuruͤkke geblieben PETERMANN T. I. obſ. 5. im hizzigen Fieber war die Galle duͤnn, und nicht bitter BIANGHI p. 912 waͤßrig in der Rinderſeuche MANGET I. c.
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Die Galle. XXIII. Buch.
Wenn ſie ſauer befunden worden, und den Lakkmus
im Meerſaufiſche (e), oder in der Klapperſchlange (f)
gefaͤrbt hat, ſo mus man dieſes von einer beigemiſchten
fremden Feuchtigkeit erklaͤren, und es folgte bei dem
Kranken des Woodward (g), zwar keine ſaure und
bittre Galle, welche die Haut des Mundes abſchaͤlte;
ſondern es vertrat eine ſaure Magenfluͤßigkeit, wechſel-
weiſe die Stelle der Galle (h). Und hieher rechne ich
die ſaure Galle der Alten (i), von der es hies, daß ſie
mit der Erde ſelbſt aufbrauſe. Sie war ſo ſauer gewor-
den, daß ſie die Zaͤhne ſtumpf machte, aber von dem Ge-
brauche der Limonien (k); denn es iſt das kleinſte Theil-
chen Saͤure, welches in der Galle verborgen ſtekkt, im
Geſchmakke nicht zu bemerken. Zwar kann ſie einem
Mehlteige zum Fermente dienen (l), doch dieſes thut
das Fleiſch auch.
Sie wird in Krankheiten geſchmakklos (m), und
wir haben dergleichen Exempel angefuͤhrt.
Gemeiniglich wachſen zu gleicher Zeit die Zaͤhigkeit
und Schaͤrfe, ſo wie in Krankheiten die Duͤnnheit und
waͤſſrige Schwaͤche der Galle.
§. 4.
(e)
PARIS P I. p. 122. Auch
bei Wuͤrmern ſchmekkt die Galle
noch lauge Zeit bitter und ſcharf,
als in der Schnekke. SEVERIN
Zootom. p. 331.
(f) MATHER Phil. tranſ.
n. 339.
(g) Caſes. p. 228.
(h) p. 316. 317.
(i) GALEN de atrabile meth.
med. L. XIV. Conf. SENNERT
Inſtit. med. L. II. P. II. c. 6.
(k) HUXHAM de Colic. Dam-
no_. p. 20.
(l) BORELL Cent. II. obſ. 1.
ORTLOB cholepojeſ. ZYPÆUS
p. 81 Solches laͤugnet SBARA-
GLI vigil. ment. & ocul. p. 117.
doch beſtaͤtigt es VALISNERI riche
mit Brodt ſaͤuerlich, und mache
das Brodt gaͤhrend. Gal. mmerv.
VI. p. 87. Oper. III. p. 241. ma-
che die Milch gerinnend TESTI
ibid. p. 148. vermere die Gaͤhrung
PRINGLE p. 398. 413. von der
Schaafgalle.
(m) Die Galle war traͤge, da
die Nachgeburt fuͤnf Jahre im Lei-
be zuruͤkke geblieben PETERMANN
T. I. obſ. 5. im hizzigen Fieber
war die Galle duͤnn, und nicht
bitter BIANGHI p. 912 waͤßrig
in der Rinderſeuche MANGET I. c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 808. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/828>, abgerufen am 23.11.2024.
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