Doch auch dieses läst sich nicht wohl begreifen, daß die Flieswassergefässe mit dem Gallengange Gemeinschaft haben sollen; und dennoch werden die Gänge des Flies- wassers, wenn man Wasser, Milch (h), und Luft in die Gallengänge treibt (i), damit angefüllt, ja es ziehet Cassebohm in seinen posthumis diese Methode derjeni- gen vor, da man in die Pfortader Luft bläst. Hiermit stimmen auch die Exempel andrer Ausführungsgänge überein (k). Wenn man endlich die Gallengänge mit dem Zwölffingerdarm bindet, so lassen sich die knotigen und durchsichtigen Gefässe der Leber anfüllen (k*).
Endlich schwizzt, wiewohl dieses leichter angeht, ein in die Pfortader (l) in die Holader, und den Gallengang gesprizzter Saft, in das Fadengewebe der Leber aus, und ich habe gesehen, wenn ich den Leim blau gefärbt hatte, daß der ganze Gang, und alle seine Aeste in der Leber, einen blauen und etwas breiten Streif vom Fadengewe- be parallel neben sich laufen hatte. Man kann sich vor- stellen, der Saft wäre durch unorganische Schweislöcher durchgeschwizzt. Doch wenn selbige in todten Körpern offen sind, warum sind sie es in einem lebendigen und warmen Thiere nicht. Vielleicht gesellet sich ein Dunst der von den Schlagäderchen geschieden worden, noch zur Galle? oder vielleicht ist dieses der Weg durch den der Saft vom Gallengange in die Flieswassergefässe übergeht? So dachte Hunter und Monroo.
§. 22.
(h)[Spaltenumbruch]NEEDHAM apud BIRCH T. III. p. 233.
(i) Luft COWPER ad t. 38. f. 1. Primit. Polon. T. II. p. 122.
(k)L. II. p. 166.
(k*)VIEUSSENS p. 169.
(l)[Spaltenumbruch]
dieses, dächte ich, sind die Fäden voll Quecksilber, die durch die Pfortader injicirt worden, und die Kapsel GLISSONII ausma- chen bei dem VIEUSSENS obs. p. 156
B b b 2
I. Abſchn. Jhr Bau.
Doch auch dieſes laͤſt ſich nicht wohl begreifen, daß die Flieswaſſergefaͤſſe mit dem Gallengange Gemeinſchaft haben ſollen; und dennoch werden die Gaͤnge des Flies- waſſers, wenn man Waſſer, Milch (h), und Luft in die Gallengaͤnge treibt (i), damit angefuͤllt, ja es ziehet Caſſebohm in ſeinen poſthumis dieſe Methode derjeni- gen vor, da man in die Pfortader Luft blaͤſt. Hiermit ſtimmen auch die Exempel andrer Ausfuͤhrungsgaͤnge uͤberein (k). Wenn man endlich die Gallengaͤnge mit dem Zwoͤlffingerdarm bindet, ſo laſſen ſich die knotigen und durchſichtigen Gefaͤſſe der Leber anfuͤllen (k*).
Endlich ſchwizzt, wiewohl dieſes leichter angeht, ein in die Pfortader (l) in die Holader, und den Gallengang geſprizzter Saft, in das Fadengewebe der Leber aus, und ich habe geſehen, wenn ich den Leim blau gefaͤrbt hatte, daß der ganze Gang, und alle ſeine Aeſte in der Leber, einen blauen und etwas breiten Streif vom Fadengewe- be parallel neben ſich laufen hatte. Man kann ſich vor- ſtellen, der Saft waͤre durch unorganiſche Schweisloͤcher durchgeſchwizzt. Doch wenn ſelbige in todten Koͤrpern offen ſind, warum ſind ſie es in einem lebendigen und warmen Thiere nicht. Vielleicht geſellet ſich ein Dunſt der von den Schlagaͤderchen geſchieden worden, noch zur Galle? oder vielleicht iſt dieſes der Weg durch den der Saft vom Gallengange in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergeht? So dachte Hunter und Monroo.
§. 22.
(h)[Spaltenumbruch]NEEDHAM apud BIRCH T. III. p. 233.
(i) Luft COWPER ad t. 38. f. 1. Primit. Polon. T. II. p. 122.
(k)L. II. p. 166.
(k*)VIEUSSENS p. 169.
(l)[Spaltenumbruch]
dieſes, daͤchte ich, ſind die Faͤden voll Queckſilber, die durch die Pfortader injicirt worden, und die Kapſel GLISSONII ausma- chen bei dem VIEUSSENS obſ. p. 156
B b b 2
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0775"n="739[755]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b"><hirendition="#aq">I.</hi> Abſchn. Jhr Bau.</hi></fw><lb/><p>Doch auch dieſes laͤſt ſich nicht wohl begreifen, daß<lb/>
die Flieswaſſergefaͤſſe mit dem Gallengange Gemeinſchaft<lb/>
haben ſollen; und dennoch werden die Gaͤnge des Flies-<lb/>
waſſers, wenn man Waſſer, Milch <noteplace="foot"n="(h)"><cb/><hirendition="#aq">NEEDHAM apud BIRCH<lb/>
T. III. p.</hi> 233.</note>, und Luft in die<lb/>
Gallengaͤnge treibt <noteplace="foot"n="(i)">Luft <hirendition="#aq">COWPER ad t. 38.<lb/>
f. 1. Primit. Polon. T. II. p.</hi> 122.</note>, damit angefuͤllt, ja es ziehet<lb/><hirendition="#fr">Caſſebohm</hi> in ſeinen <hirendition="#aq">poſthumis</hi> dieſe Methode derjeni-<lb/>
gen vor, da man in die Pfortader Luft blaͤſt. Hiermit<lb/>ſtimmen auch die Exempel andrer Ausfuͤhrungsgaͤnge<lb/>
uͤberein <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">L. II. p.</hi> 166.</note>. Wenn man endlich die Gallengaͤnge mit<lb/>
dem Zwoͤlffingerdarm bindet, ſo laſſen ſich die knotigen<lb/>
und durchſichtigen Gefaͤſſe der Leber anfuͤllen <noteplace="foot"n="(k*)"><hirendition="#aq">VIEUSSENS p.</hi> 169.</note>.</p><lb/><p>Endlich ſchwizzt, wiewohl dieſes leichter angeht, ein<lb/>
in die Pfortader <noteplace="foot"n="(l)"><cb/>
dieſes, daͤchte ich, ſind die<lb/>
Faͤden voll Queckſilber, die durch<lb/>
die Pfortader injicirt worden, und<lb/>
die Kapſel <hirendition="#aq"><hirendition="#g">GLISSONII</hi></hi> ausma-<lb/>
chen bei dem <hirendition="#aq">VIEUSSENS obſ.<lb/>
p.</hi> 156</note> in die Holader, und den Gallengang<lb/>
geſprizzter Saft, in das Fadengewebe der Leber aus, und<lb/>
ich habe geſehen, wenn ich den Leim blau gefaͤrbt hatte,<lb/>
daß der ganze Gang, und alle ſeine Aeſte in der Leber,<lb/>
einen blauen und etwas breiten Streif vom Fadengewe-<lb/>
be parallel neben ſich laufen hatte. Man kann ſich vor-<lb/>ſtellen, der Saft waͤre durch unorganiſche Schweisloͤcher<lb/>
durchgeſchwizzt. Doch wenn ſelbige in todten Koͤrpern<lb/>
offen ſind, warum ſind ſie es in einem lebendigen und<lb/>
warmen Thiere nicht. Vielleicht geſellet ſich ein Dunſt<lb/>
der von den Schlagaͤderchen geſchieden worden, noch zur<lb/>
Galle? oder vielleicht iſt dieſes der Weg durch den der<lb/>
Saft vom Gallengange in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergeht?<lb/>
So dachte <hirendition="#fr">Hunter</hi> und <hirendition="#fr">Monroo.</hi></p></div><lb/><fwplace="bottom"type="sig">B b b 2</fw><fwplace="bottom"type="catch">§. 22.</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[739[755]/0775]
I. Abſchn. Jhr Bau.
Doch auch dieſes laͤſt ſich nicht wohl begreifen, daß
die Flieswaſſergefaͤſſe mit dem Gallengange Gemeinſchaft
haben ſollen; und dennoch werden die Gaͤnge des Flies-
waſſers, wenn man Waſſer, Milch (h), und Luft in die
Gallengaͤnge treibt (i), damit angefuͤllt, ja es ziehet
Caſſebohm in ſeinen poſthumis dieſe Methode derjeni-
gen vor, da man in die Pfortader Luft blaͤſt. Hiermit
ſtimmen auch die Exempel andrer Ausfuͤhrungsgaͤnge
uͤberein (k). Wenn man endlich die Gallengaͤnge mit
dem Zwoͤlffingerdarm bindet, ſo laſſen ſich die knotigen
und durchſichtigen Gefaͤſſe der Leber anfuͤllen (k*).
Endlich ſchwizzt, wiewohl dieſes leichter angeht, ein
in die Pfortader (l) in die Holader, und den Gallengang
geſprizzter Saft, in das Fadengewebe der Leber aus, und
ich habe geſehen, wenn ich den Leim blau gefaͤrbt hatte,
daß der ganze Gang, und alle ſeine Aeſte in der Leber,
einen blauen und etwas breiten Streif vom Fadengewe-
be parallel neben ſich laufen hatte. Man kann ſich vor-
ſtellen, der Saft waͤre durch unorganiſche Schweisloͤcher
durchgeſchwizzt. Doch wenn ſelbige in todten Koͤrpern
offen ſind, warum ſind ſie es in einem lebendigen und
warmen Thiere nicht. Vielleicht geſellet ſich ein Dunſt
der von den Schlagaͤderchen geſchieden worden, noch zur
Galle? oder vielleicht iſt dieſes der Weg durch den der
Saft vom Gallengange in die Flieswaſſergefaͤſſe uͤbergeht?
So dachte Hunter und Monroo.
§. 22.
(h)
NEEDHAM apud BIRCH
T. III. p. 233.
(i) Luft COWPER ad t. 38.
f. 1. Primit. Polon. T. II. p. 122.
(k) L. II. p. 166.
(k*) VIEUSSENS p. 169.
(l)
dieſes, daͤchte ich, ſind die
Faͤden voll Queckſilber, die durch
die Pfortader injicirt worden, und
die Kapſel GLISSONII ausma-
chen bei dem VIEUSSENS obſ.
p. 156
B b b 2
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 739[755]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/775>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.