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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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Die Leber. XXIII. Buch.
sie doch nicht ebenfalls tief in Lappen zerschnitten (a). Die
Alten verbanden, weil man zu ihrer Zeit selten Men-
schenkörper öffnete, und solches dennoch bisweilen vor-
kam, den Bau der Leber aus dem Menschen, mit deren
Structur in den Thieren, und man behauptete, daß die
Leber in verschiednen Menschen eine verschiedne Figur
habe, und bald rund, und bald gleichsam in zwo, drei
oder vier Fasern abgeteilt sei (b). Rufus (c) und Cel-
sus
bemühen sich in einem beredten Vortrage zu bestim-
men (d), daß sie überhaupt in vier, und fünf Fasern
geteilt werde. Man kam nicht so gleich auf bessere Ge-
danken, denn obgleich Vesal (e), Columbus (f) und
ohne Zweifel Eustach die Welt eines bessern belehrte,
und Massa gemeiniglich an der Leber nur eine einzige
Spalte beobachtete (g), so wie sie Pareus gemeiniglich (h)
einfach fand; so versicherte doch Puteus, dieser Ver-
theidiger des Galens noch (i), er habe an der Leber
des Herzogs von Savoien vier pinnulas bemerkt, so wie
C. Gemma (k) eine in Fasern abgeteilte Leber unter die
seltne Vorfälle rechnet. Jasolin erwänt eine viertheili-
ge (l); vor kurzem der berümte Grandi eine fünflappige
(m) und dieses that auch unser ehemalige Schreiber (n).
Jndessen brach doch nach und nach das Licht der Wahr-
heit durch diese Nebel durch, und es erinnerte Gabriel
Cuneus (o), daß die viertheilige Leber des Puteus eine
Fabel sei. So sahe auch J. Silvius an der Leber nicht

mehr
(a) [Spaltenumbruch] Lobos die äusserste Theile
der Leber. Loobos in der Warsa-
gerkunst ein Leberzeichen. SUIDAS
II. p.
453.
(b) ORIBAS p. 112. GUNTHER
p. 216. CARPUS MUNDINUM
p. CXLV. C. STEPHANVS
p.
183.
(c) Part. appell. II. p. 58.
(d) L. IV. c. I.
(e) p. 619.
(f) p. 164.
(g) [Spaltenumbruch] Introduct. p. 27.
(h) Administr. anat. p. 15. b.
add. L. II. c.
17.
(i) Apolog. p. 1536.
(k) Cosmocrit. p. 105.
(l) von ihm gesehen de adipe
cord.
(m) Phil. trans. n. 58. & apud
FANTONUM.
(n) Comm. Acad. Petrop. Vol.
VII. p.
228.
(o) p. 98.

Die Leber. XXIII. Buch.
ſie doch nicht ebenfalls tief in Lappen zerſchnitten (a). Die
Alten verbanden, weil man zu ihrer Zeit ſelten Men-
ſchenkoͤrper oͤffnete, und ſolches dennoch bisweilen vor-
kam, den Bau der Leber aus dem Menſchen, mit deren
Structur in den Thieren, und man behauptete, daß die
Leber in verſchiednen Menſchen eine verſchiedne Figur
habe, und bald rund, und bald gleichſam in zwo, drei
oder vier Faſern abgeteilt ſei (b). Rufus (c) und Cel-
ſus
bemuͤhen ſich in einem beredten Vortrage zu beſtim-
men (d), daß ſie uͤberhaupt in vier, und fuͤnf Faſern
geteilt werde. Man kam nicht ſo gleich auf beſſere Ge-
danken, denn obgleich Veſal (e), Columbus (f) und
ohne Zweifel Euſtach die Welt eines beſſern belehrte,
und Maſſa gemeiniglich an der Leber nur eine einzige
Spalte beobachtete (g), ſo wie ſie Pareus gemeiniglich (h)
einfach fand; ſo verſicherte doch Puteus, dieſer Ver-
theidiger des Galens noch (i), er habe an der Leber
des Herzogs von Savoien vier pinnulas bemerkt, ſo wie
C. Gemma (k) eine in Faſern abgeteilte Leber unter die
ſeltne Vorfaͤlle rechnet. Jaſolin erwaͤnt eine viertheili-
ge (l); vor kurzem der beruͤmte Grandi eine fuͤnflappige
(m) und dieſes that auch unſer ehemalige Schreiber (n).
Jndeſſen brach doch nach und nach das Licht der Wahr-
heit durch dieſe Nebel durch, und es erinnerte Gabriel
Cuneus (o), daß die viertheilige Leber des Puteus eine
Fabel ſei. So ſahe auch J. Silvius an der Leber nicht

mehr
(a) [Spaltenumbruch] Lobos die aͤuſſerſte Theile
der Leber. Loobos in der Warſa-
gerkunſt ein Leberzeichen. SUIDAS
II. p.
453.
(b) ORIBAS p. 112. GUNTHER
p. 216. CARPUS MUNDINUM
p. CXLV. C. STEPHANVS
p.
183.
(c) Part. appell. II. p. 58.
(d) L. IV. c. I.
(e) p. 619.
(f) p. 164.
(g) [Spaltenumbruch] Introduct. p. 27.
(h) Adminiſtr. anat. p. 15. b.
add. L. II. c.
17.
(i) Apolog. p. 1536.
(k) Coſmocrit. p. 105.
(l) von ihm geſehen de adipe
cord.
(m) Phil. tranſ. n. 58. & apud
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VII. p.
228.
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[668[684]/0704] Die Leber. XXIII. Buch. ſie doch nicht ebenfalls tief in Lappen zerſchnitten (a). Die Alten verbanden, weil man zu ihrer Zeit ſelten Men- ſchenkoͤrper oͤffnete, und ſolches dennoch bisweilen vor- kam, den Bau der Leber aus dem Menſchen, mit deren Structur in den Thieren, und man behauptete, daß die Leber in verſchiednen Menſchen eine verſchiedne Figur habe, und bald rund, und bald gleichſam in zwo, drei oder vier Faſern abgeteilt ſei (b). Rufus (c) und Cel- ſus bemuͤhen ſich in einem beredten Vortrage zu beſtim- men (d), daß ſie uͤberhaupt in vier, und fuͤnf Faſern geteilt werde. Man kam nicht ſo gleich auf beſſere Ge- danken, denn obgleich Veſal (e), Columbus (f) und ohne Zweifel Euſtach die Welt eines beſſern belehrte, und Maſſa gemeiniglich an der Leber nur eine einzige Spalte beobachtete (g), ſo wie ſie Pareus gemeiniglich (h) einfach fand; ſo verſicherte doch Puteus, dieſer Ver- theidiger des Galens noch (i), er habe an der Leber des Herzogs von Savoien vier pinnulas bemerkt, ſo wie C. Gemma (k) eine in Faſern abgeteilte Leber unter die ſeltne Vorfaͤlle rechnet. Jaſolin erwaͤnt eine viertheili- ge (l); vor kurzem der beruͤmte Grandi eine fuͤnflappige (m) und dieſes that auch unſer ehemalige Schreiber (n). Jndeſſen brach doch nach und nach das Licht der Wahr- heit durch dieſe Nebel durch, und es erinnerte Gabriel Cuneus (o), daß die viertheilige Leber des Puteus eine Fabel ſei. So ſahe auch J. Silvius an der Leber nicht mehr (a) Lobos die aͤuſſerſte Theile der Leber. Loobos in der Warſa- gerkunſt ein Leberzeichen. SUIDAS II. p. 453. (b) ORIBAS p. 112. GUNTHER p. 216. CARPUS MUNDINUM p. CXLV. C. STEPHANVS p. 183. (c) Part. appell. II. p. 58. (d) L. IV. c. I. (e) p. 619. (f) p. 164. (g) Introduct. p. 27. (h) Adminiſtr. anat. p. 15. b. add. L. II. c. 17. (i) Apolog. p. 1536. (k) Coſmocrit. p. 105. (l) von ihm geſehen de adipe cord. (m) Phil. tranſ. n. 58. & apud FANTONUM. (n) Comm. Acad. Petrop. Vol. VII. p. 228. (o) p. 98.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 668[684]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/704>, abgerufen am 24.08.2024.