Man siehet dieses Verderben in dem dritten Magen der wiederkäuenden Thiere (b), sonderlich aber im vierten (c) so heftig, daß die Milch in Kälbern geronnen ist, und sie die Häute dieses Sakkes mit ihrer Säure angreift, welche viele Monate schon hinlänglich ist, die Milch zum Gerinnen zu bringen, und man wendet sie in dieser Ab- sicht zum Käsemachen an.
Doch es hat auch in den Vögeln die Säure eine so grosse Kraft, daß die inwendige Membran eines Hüner- magens (d) die Stelle eines Ferments vertreten kann: die Hüner mögen saure Sommerfrüchte (e) oder Körner geniessen: und man lieset Zeugnisse, daß Wasser, wo- rinnen man Mägen von verschiedenen Thieren kocht, Merkmale von einer Säure von sich giebt (f).
Jm Menschenmagen gerinnet die Milch ebenfalls, und wird endlich darinnen so dichte, als ein Käse (g).
Jch habe endlich selbst in den Mägen der Hunde ei- ne höchst ekelhafte Säure, welche übel roch (h), oft war- genommen, und es fand ein berümter Mann (i) in Kazzen den Magensaft mit Milch vermengt, und sauer.
Man darf sich also nicht wundern, daß bei Sper- lingen der Magen sauer riecht (k); daß der Magen ver- dauender Vögel einen höchst scharfen Geruch von sich giebt (l); daß das Kupfer im Magen des Straussen grün
an-
(b)[Spaltenumbruch]VIEUSSENS des liq. p. 278. PEYER p. 102. und im zweeten Magen der Ziegen VIEUSSENS p. 279. 280.
(c)PEYER p. 102 128. VIRID. bon Chyle p. 232. DUVERNEY II. p. 437. FABRIC. de ventric. var. p. 110. 120. FABER ad HERNAND. p 624.
(d)REAUMUR Mem. de 1752. p. 306. Oeconom. Abhandl. T. I. p. 890.
(e)[Spaltenumbruch]
Aus den Rosen eine ange- neme Säure FLOYER pharmaco hasan. p. 53.
(f)VIRIDET prim. coct.
(g)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 2. obs. 163.
(h)FOELIX Cap. 7. 12.
(i) Solches zeigte. MATTEI p. 15.
(k)p. 147.
(l)CORNEL Consent. p. 210. 219.
Der Magen. XIX. Buch.
Man ſiehet dieſes Verderben in dem dritten Magen der wiederkaͤuenden Thiere (b), ſonderlich aber im vierten (c) ſo heftig, daß die Milch in Kaͤlbern geronnen iſt, und ſie die Haͤute dieſes Sakkes mit ihrer Saͤure angreift, welche viele Monate ſchon hinlaͤnglich iſt, die Milch zum Gerinnen zu bringen, und man wendet ſie in dieſer Ab- ſicht zum Kaͤſemachen an.
Doch es hat auch in den Voͤgeln die Saͤure eine ſo groſſe Kraft, daß die inwendige Membran eines Huͤner- magens (d) die Stelle eines Ferments vertreten kann: die Huͤner moͤgen ſaure Sommerfruͤchte (e) oder Koͤrner genieſſen: und man lieſet Zeugniſſe, daß Waſſer, wo- rinnen man Maͤgen von verſchiedenen Thieren kocht, Merkmale von einer Saͤure von ſich giebt (f).
Jm Menſchenmagen gerinnet die Milch ebenfalls, und wird endlich darinnen ſo dichte, als ein Kaͤſe (g).
Jch habe endlich ſelbſt in den Maͤgen der Hunde ei- ne hoͤchſt ekelhafte Saͤure, welche uͤbel roch (h), oft war- genommen, und es fand ein beruͤmter Mann (i) in Kazzen den Magenſaft mit Milch vermengt, und ſauer.
Man darf ſich alſo nicht wundern, daß bei Sper- lingen der Magen ſauer riecht (k); daß der Magen ver- dauender Voͤgel einen hoͤchſt ſcharfen Geruch von ſich giebt (l); daß das Kupfer im Magen des Strauſſen gruͤn
an-
(b)[Spaltenumbruch]VIEUSSENS des liq. p. 278. PEYER p. 102. und im zweeten Magen der Ziegen VIEUSSENS p. 279. 280.
(c)PEYER p. 102 128. VIRID. bon Chyle p. 232. DUVERNEY II. p. 437. FABRIC. de ventric. var. p. 110. 120. FABER ad HERNAND. p 624.
(d)REAUMUR Mém. de 1752. p. 306. Oeconom. Abhandl. T. I. p. 890.
(e)[Spaltenumbruch]
Aus den Roſen eine ange- neme Saͤure FLOYER pharmaco haſan. p. 53.
(f)VIRIDET prim. coct.
(g)Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann. 2. obſ. 163.
(h)FOELIX Cap. 7. 12.
(i) Solches zeigte. MATTEI p. 15.
(k)p. 147.
(l)CORNEL Conſent. p. 210. 219.
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[458[474]/0494]
Der Magen. XIX. Buch.
Man ſiehet dieſes Verderben in dem dritten Magen der
wiederkaͤuenden Thiere (b), ſonderlich aber im vierten (c)
ſo heftig, daß die Milch in Kaͤlbern geronnen iſt, und
ſie die Haͤute dieſes Sakkes mit ihrer Saͤure angreift,
welche viele Monate ſchon hinlaͤnglich iſt, die Milch zum
Gerinnen zu bringen, und man wendet ſie in dieſer Ab-
ſicht zum Kaͤſemachen an.
Doch es hat auch in den Voͤgeln die Saͤure eine ſo
groſſe Kraft, daß die inwendige Membran eines Huͤner-
magens (d) die Stelle eines Ferments vertreten kann:
die Huͤner moͤgen ſaure Sommerfruͤchte (e) oder Koͤrner
genieſſen: und man lieſet Zeugniſſe, daß Waſſer, wo-
rinnen man Maͤgen von verſchiedenen Thieren kocht,
Merkmale von einer Saͤure von ſich giebt (f).
Jm Menſchenmagen gerinnet die Milch ebenfalls,
und wird endlich darinnen ſo dichte, als ein Kaͤſe (g).
Jch habe endlich ſelbſt in den Maͤgen der Hunde ei-
ne hoͤchſt ekelhafte Saͤure, welche uͤbel roch (h), oft war-
genommen, und es fand ein beruͤmter Mann (i) in
Kazzen den Magenſaft mit Milch vermengt, und ſauer.
Man darf ſich alſo nicht wundern, daß bei Sper-
lingen der Magen ſauer riecht (k); daß der Magen ver-
dauender Voͤgel einen hoͤchſt ſcharfen Geruch von ſich
giebt (l); daß das Kupfer im Magen des Strauſſen gruͤn
an-
(b)
VIEUSSENS des liq. p. 278.
PEYER p. 102. und im zweeten
Magen der Ziegen VIEUSSENS
p. 279. 280.
(c) PEYER p. 102 128. VIRID.
bon Chyle p. 232. DUVERNEY
II. p. 437. FABRIC. de ventric.
var. p. 110. 120. FABER ad
HERNAND. p 624.
(d) REAUMUR Mém. de 1752.
p. 306. Oeconom. Abhandl. T. I.
p. 890.
(e)
Aus den Roſen eine ange-
neme Saͤure FLOYER pharmaco
haſan. p. 53.
(f) VIRIDET prim. coct.
(g) Eph. Nat. Cur. Dec. I.
ann. 2. obſ. 163.
(h) FOELIX Cap. 7. 12.
(i) Solches zeigte. MATTEI
p. 15.
(k) p. 147.
(l) CORNEL Conſent.
p. 210. 219.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 458[474]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/494>, abgerufen am 21.11.2024.
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