stärker wird, und Wärme und Schaum (t) erzeugt und einen sehr scharfen geistigen Dampf von sich stößt (u) end- lich aber dikke Theile, und zarte von den flüßigen Thei- len abgeschiedene Hefen fallen läst (w).
Doch es hängt auch die Fäulnis von der Luft ab (x). Denn wenn man die Luft abzuhalten weis, so erhellet aus unzälichen Erfarungen des Robert Boyle(y) daß sich Säfte, die am leichtesten gähren, und also, faul werden ganze Jahre und Menschenalter hindurch erhalten lassen. Folglich erwekkt die Luft in dem verspeisten Fleische, so im Magen liegt, eine andre Art von Bewegung, welche gleichsam nur halbwirksam, ohne Fermentationslerm, aber ungemein gewaltig ist, und wenn sie nach und nach zunimmt (z) ohnfehlbar alle Bänder zerreist, wodurch die Grundstoffe der Fasern zusammen gehalten werden. Blos die Fäulnis verwandelt die Grundfäden der Pflan- zen, die härteste Fasern des Holzes, das Gewebe eines Fleisches, indem sie alle Härte zerstört, in eine Art von Brei (a). Selbst Knochen zerfallen von ihrer langsa- men Gewalt in Staub.
Doch dieses ist nie blos ein Werk der Atmosphären- luft. Es vereinigt sich damit die elastische Kraft der inwendigen Luft (b) welche vorher fix und träge war, nunmehr aber durch die Fäulnis wieder belebt wird (c) und aus den kleinen Hölen der Körper hervor- bricht; sie fliesset in Blasen zusammen; sie macht Dinge, die untersanken, schwimmbar; sie öffnet alle ihre ehema- lige Gefängnisse; sie zerschmelzt alle Wände der Fächer-
räume
(t)[Spaltenumbruch]
Gerade 75. BOERHAAVE T. II. p. 293.
(u)BOERHAAVE p. 178. 180. seqq.
(w)BOERHAAVE ibid p. 179.
(x)BOERHAAVE ibid p. 292.
(y)cont. exp. phys. mech. de aere
(z)[Spaltenumbruch]BOERHAAVE p. 289.
(a)p. 290.
(b)LV. p. 89. KNIGTH, p. 19. Fäulnis inwendiger Luft Mem. de l' Acad. de Chir. T. 1. p. 38.
(c)L. VIII. p. 185.
Der Magen. XIX. Buch.
ſtaͤrker wird, und Waͤrme und Schaum (t) erzeugt und einen ſehr ſcharfen geiſtigen Dampf von ſich ſtoͤßt (u) end- lich aber dikke Theile, und zarte von den fluͤßigen Thei- len abgeſchiedene Hefen fallen laͤſt (w).
Doch es haͤngt auch die Faͤulnis von der Luft ab (x). Denn wenn man die Luft abzuhalten weis, ſo erhellet aus unzaͤlichen Erfarungen des Robert Boyle(y) daß ſich Saͤfte, die am leichteſten gaͤhren, und alſo, faul werden ganze Jahre und Menſchenalter hindurch erhalten laſſen. Folglich erwekkt die Luft in dem verſpeiſten Fleiſche, ſo im Magen liegt, eine andre Art von Bewegung, welche gleichſam nur halbwirkſam, ohne Fermentationslerm, aber ungemein gewaltig iſt, und wenn ſie nach und nach zunimmt (z) ohnfehlbar alle Baͤnder zerreiſt, wodurch die Grundſtoffe der Faſern zuſammen gehalten werden. Blos die Faͤulnis verwandelt die Grundfaͤden der Pflan- zen, die haͤrteſte Faſern des Holzes, das Gewebe eines Fleiſches, indem ſie alle Haͤrte zerſtoͤrt, in eine Art von Brei (a). Selbſt Knochen zerfallen von ihrer langſa- men Gewalt in Staub.
Doch dieſes iſt nie blos ein Werk der Atmoſphaͤren- luft. Es vereinigt ſich damit die elaſtiſche Kraft der inwendigen Luft (b) welche vorher fix und traͤge war, nunmehr aber durch die Faͤulnis wieder belebt wird (c) und aus den kleinen Hoͤlen der Koͤrper hervor- bricht; ſie flieſſet in Blaſen zuſammen; ſie macht Dinge, die unterſanken, ſchwimmbar; ſie oͤffnet alle ihre ehema- lige Gefaͤngniſſe; ſie zerſchmelzt alle Waͤnde der Faͤcher-
raͤume
(t)[Spaltenumbruch]
Gerade 75. BOERHAAVE T. II. p. 293.
(u)BOERHAAVE p. 178. 180. ſeqq.
(w)BOERHAAVE ibid p. 179.
(x)BOERHAAVE ibid p. 292.
(y)cont. exp. phyſ. mech. de aere
(z)[Spaltenumbruch]BOERHAAVE p. 289.
(a)p. 290.
(b)LV. p. 89. KNIGTH, p. 19. Faͤulnis inwendiger Luft Mém. de l’ Acad. de Chir. T. 1. p. 38.
(c)L. VIII. p. 185.
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[432[448]/0468]
Der Magen. XIX. Buch.
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einen ſehr ſcharfen geiſtigen Dampf von ſich ſtoͤßt (u) end-
lich aber dikke Theile, und zarte von den fluͤßigen Thei-
len abgeſchiedene Hefen fallen laͤſt (w).
Doch es haͤngt auch die Faͤulnis von der Luft ab (x).
Denn wenn man die Luft abzuhalten weis, ſo erhellet aus
unzaͤlichen Erfarungen des Robert Boyle (y) daß ſich
Saͤfte, die am leichteſten gaͤhren, und alſo, faul werden
ganze Jahre und Menſchenalter hindurch erhalten laſſen.
Folglich erwekkt die Luft in dem verſpeiſten Fleiſche, ſo
im Magen liegt, eine andre Art von Bewegung, welche
gleichſam nur halbwirkſam, ohne Fermentationslerm,
aber ungemein gewaltig iſt, und wenn ſie nach und nach
zunimmt (z) ohnfehlbar alle Baͤnder zerreiſt, wodurch
die Grundſtoffe der Faſern zuſammen gehalten werden.
Blos die Faͤulnis verwandelt die Grundfaͤden der Pflan-
zen, die haͤrteſte Faſern des Holzes, das Gewebe eines
Fleiſches, indem ſie alle Haͤrte zerſtoͤrt, in eine Art von
Brei (a). Selbſt Knochen zerfallen von ihrer langſa-
men Gewalt in Staub.
Doch dieſes iſt nie blos ein Werk der Atmoſphaͤren-
luft. Es vereinigt ſich damit die elaſtiſche Kraft
der inwendigen Luft (b) welche vorher fix und traͤge
war, nunmehr aber durch die Faͤulnis wieder belebt
wird (c) und aus den kleinen Hoͤlen der Koͤrper hervor-
bricht; ſie flieſſet in Blaſen zuſammen; ſie macht Dinge,
die unterſanken, ſchwimmbar; ſie oͤffnet alle ihre ehema-
lige Gefaͤngniſſe; ſie zerſchmelzt alle Waͤnde der Faͤcher-
raͤume
(t)
Gerade 75. BOERHAAVE
T. II. p. 293.
(u) BOERHAAVE p. 178. 180.
ſeqq.
(w) BOERHAAVE ibid p. 179.
(x) BOERHAAVE ibid p. 292.
(y) cont. exp. phyſ. mech. de
aere
(z)
BOERHAAVE p. 289.
(a) p. 290.
(b) LV. p. 89. KNIGTH, p.
19. Faͤulnis inwendiger Luft Mém.
de l’ Acad. de Chir. T. 1. p. 38.
(c) L. VIII. p. 185.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 432[448]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/468>, abgerufen am 23.11.2024.
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