Unter den Vierfüßigen erbrechen sich die Hunde und Kazzen sehr leicht (i), so, daß sie auch daher leicht vom Gifte loskommen: und Harvey berichtet, daß ein Hund seine Jungen mit Speisen gefüttert, welche er durch Erbrechen von sich gegeben (k).
Andre Thiere, und vornämlich Ochsen und Pfer- de (l) erbrechen sich nicht: die erstern erbrechen sich nicht, weil die schiefe Muskeln des Unterleibes sehr breit aus einander laufen (m) und folglich den Magen weniger zusammendrükken: die Pferde, wie man glaubt, so wohl wegen des engen Schlundes (n) und weil der Schlund schief eingesezzt ist, indem er dem Eingange des Harn- ganges gleich kömmt, und es läuft kein Wasser, wenn man gleich den Magen drükkt, aus dem Schlunde her- aus (o): es sind ferner ihre Bauch-und Zwerchfells- muskeln schwach (p). Man kann die Pferde nicht ein- mal durch Brechwein zum Erbrechen bringen (q), ob eini- ge berümte Männer gleich wollen, daß sich Pferde beim Husten dennoch erbrechen können (r). Dennoch bestäti- gen die vor kurzem zu Leiden in der Roßschule gemachte Versuche, die Bertinianische Säzze.
Der Mensch kann sich nicht nach Belieben erbrechen sondern er bedarf eines Reizes dazu. Zwar lesen wir von einigen solchen Beispielen (s) und von einem Maltesischen Säufer, der Becher mit verschiedentlich gefärbten Weine, nach dem Befele der Umstehenden, aus seinem Munde
anfül-
(i)[Spaltenumbruch]SEVERIN vip. pyth. p. 466.
(k)L. c.
(l)SOLEYSEL. Mem. des sa- vans ertang. T. III. p. 416. 417. LAMORIERE I. c. BERTIN Mem. de 1746. p. 44. seqq.
(m)SAUVAG. malad. des boeuts p. 20.
(n)BERTIN Mem. de 1746. p. 148.
(o)[Spaltenumbruch]BERTIN I. c.
(p)LAMORIERE Mem. |de l'Acad. 1733. p. 515.
(q)Idem ibid.
(r)DELIUS Fraenk. Anmerk. I. p. 472. 473. II. p. 14. V. p. 64. 65. 66.
(s)BORELL. Cent. II. obs. 8.
Der Magen. XIX. Buch.
Unter den Vierfuͤßigen erbrechen ſich die Hunde und Kazzen ſehr leicht (i), ſo, daß ſie auch daher leicht vom Gifte loskommen: und Harvey berichtet, daß ein Hund ſeine Jungen mit Speiſen gefuͤttert, welche er durch Erbrechen von ſich gegeben (k).
Andre Thiere, und vornaͤmlich Ochſen und Pfer- de (l) erbrechen ſich nicht: die erſtern erbrechen ſich nicht, weil die ſchiefe Muſkeln des Unterleibes ſehr breit aus einander laufen (m) und folglich den Magen weniger zuſammendruͤkken: die Pferde, wie man glaubt, ſo wohl wegen des engen Schlundes (n) und weil der Schlund ſchief eingeſezzt iſt, indem er dem Eingange des Harn- ganges gleich koͤmmt, und es laͤuft kein Waſſer, wenn man gleich den Magen druͤkkt, aus dem Schlunde her- aus (o): es ſind ferner ihre Bauch-und Zwerchfells- muſkeln ſchwach (p). Man kann die Pferde nicht ein- mal durch Brechwein zum Erbrechen bringen (q), ob eini- ge beruͤmte Maͤnner gleich wollen, daß ſich Pferde beim Huſten dennoch erbrechen koͤnnen (r). Dennoch beſtaͤti- gen die vor kurzem zu Leiden in der Roßſchule gemachte Verſuche, die Bertinianiſche Saͤzze.
Der Menſch kann ſich nicht nach Belieben erbrechen ſondern er bedarf eines Reizes dazu. Zwar leſen wir von einigen ſolchen Beiſpielen (s) und von einem Malteſiſchen Saͤufer, der Becher mit verſchiedentlich gefaͤrbten Weine, nach dem Befele der Umſtehenden, aus ſeinem Munde
anfuͤl-
(i)[Spaltenumbruch]SEVERIN vip. pyth. p. 466.
(k)L. c.
(l)SOLEYSEL. Mém. des ſa- vans ertang. T. III. p. 416. 417. LAMORIERE I. c. BERTIN Mém. de 1746. p. 44. ſeqq.
(m)SAUVAG. malad. des bœuts p. 20.
(n)BERTIN Mém. de 1746. p. 148.
(o)[Spaltenumbruch]BERTIN I. c.
(p)LAMORIERE Mém. |de l’Acad. 1733. p. 515.
(q)Idem ibid.
(r)DELIUS Frænk. Anmerk. I. p. 472. 473. II. p. 14. V. p. 64. 65. 66.
(s)BORELL. Cent. II. obſ. 8.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0460"n="424[440]"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der Magen. <hirendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Unter den Vierfuͤßigen erbrechen ſich die Hunde und<lb/>
Kazzen ſehr leicht <noteplace="foot"n="(i)"><cb/><hirendition="#aq">SEVERIN vip. pyth. p.</hi> 466.</note>, ſo, daß ſie auch daher leicht vom<lb/>
Gifte loskommen: und <hirendition="#fr">Harvey</hi> berichtet, daß ein Hund<lb/>ſeine Jungen mit Speiſen gefuͤttert, welche er durch<lb/>
Erbrechen von ſich gegeben <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">L. c.</hi></note>.</p><lb/><p>Andre Thiere, und vornaͤmlich Ochſen und Pfer-<lb/>
de <noteplace="foot"n="(l)"><hirendition="#aq">SOLEYSEL. Mém. des ſa-<lb/>
vans ertang. T. III. p. 416. 417.<lb/>
LAMORIERE I. c. BERTIN Mém.<lb/>
de 1746. p. 44. ſeqq.</hi></note> erbrechen ſich nicht: die erſtern erbrechen ſich<lb/>
nicht, weil die ſchiefe Muſkeln des Unterleibes ſehr breit<lb/>
aus einander laufen <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">SAUVAG.</hi> malad. des<lb/>
bœuts p.</hi> 20.</note> und folglich den Magen weniger<lb/>
zuſammendruͤkken: die Pferde, wie man glaubt, ſo wohl<lb/>
wegen des engen Schlundes <noteplace="foot"n="(n)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">BERTIN</hi> Mém. de 1746.<lb/>
p.</hi> 148.</note> und weil der Schlund<lb/>ſchief eingeſezzt iſt, indem er dem Eingange des Harn-<lb/>
ganges gleich koͤmmt, und es laͤuft kein Waſſer, wenn<lb/>
man gleich den Magen druͤkkt, aus dem Schlunde her-<lb/>
aus <noteplace="foot"n="(o)"><cb/><hirendition="#aq">BERTIN I. c.</hi></note>: es ſind ferner ihre Bauch-und Zwerchfells-<lb/>
muſkeln ſchwach <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">LAMORIERE</hi> Mém. |de<lb/>
l’Acad. 1733. p.</hi> 515.</note>. Man kann die Pferde nicht ein-<lb/>
mal durch Brechwein zum Erbrechen bringen <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq"><hirendition="#i">Idem</hi> ibid.</hi></note>, ob eini-<lb/>
ge beruͤmte Maͤnner gleich wollen, daß ſich Pferde beim<lb/>
Huſten dennoch erbrechen koͤnnen <noteplace="foot"n="(r)"><hirendition="#aq">DELIUS Frænk. Anmerk. I.<lb/>
p. 472. 473. II. p. 14. V. p.</hi> 64.<lb/>
65. 66.</note>. Dennoch beſtaͤti-<lb/>
gen die vor kurzem zu Leiden in der Roßſchule gemachte<lb/>
Verſuche, die Bertinianiſche Saͤzze.</p><lb/><p>Der Menſch kann ſich nicht nach Belieben erbrechen<lb/>ſondern er bedarf eines Reizes dazu. Zwar leſen wir von<lb/>
einigen ſolchen Beiſpielen <noteplace="foot"n="(s)"><hirendition="#aq">BORELL. Cent. II. obſ.</hi> 8.</note> und von einem Malteſiſchen<lb/>
Saͤufer, der Becher mit verſchiedentlich gefaͤrbten Weine,<lb/>
nach dem Befele der Umſtehenden, aus ſeinem Munde<lb/><fwplace="bottom"type="catch">anfuͤl-</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[424[440]/0460]
Der Magen. XIX. Buch.
Unter den Vierfuͤßigen erbrechen ſich die Hunde und
Kazzen ſehr leicht (i), ſo, daß ſie auch daher leicht vom
Gifte loskommen: und Harvey berichtet, daß ein Hund
ſeine Jungen mit Speiſen gefuͤttert, welche er durch
Erbrechen von ſich gegeben (k).
Andre Thiere, und vornaͤmlich Ochſen und Pfer-
de (l) erbrechen ſich nicht: die erſtern erbrechen ſich
nicht, weil die ſchiefe Muſkeln des Unterleibes ſehr breit
aus einander laufen (m) und folglich den Magen weniger
zuſammendruͤkken: die Pferde, wie man glaubt, ſo wohl
wegen des engen Schlundes (n) und weil der Schlund
ſchief eingeſezzt iſt, indem er dem Eingange des Harn-
ganges gleich koͤmmt, und es laͤuft kein Waſſer, wenn
man gleich den Magen druͤkkt, aus dem Schlunde her-
aus (o): es ſind ferner ihre Bauch-und Zwerchfells-
muſkeln ſchwach (p). Man kann die Pferde nicht ein-
mal durch Brechwein zum Erbrechen bringen (q), ob eini-
ge beruͤmte Maͤnner gleich wollen, daß ſich Pferde beim
Huſten dennoch erbrechen koͤnnen (r). Dennoch beſtaͤti-
gen die vor kurzem zu Leiden in der Roßſchule gemachte
Verſuche, die Bertinianiſche Saͤzze.
Der Menſch kann ſich nicht nach Belieben erbrechen
ſondern er bedarf eines Reizes dazu. Zwar leſen wir von
einigen ſolchen Beiſpielen (s) und von einem Malteſiſchen
Saͤufer, der Becher mit verſchiedentlich gefaͤrbten Weine,
nach dem Befele der Umſtehenden, aus ſeinem Munde
anfuͤl-
(i)
SEVERIN vip. pyth. p. 466.
(k) L. c.
(l) SOLEYSEL. Mém. des ſa-
vans ertang. T. III. p. 416. 417.
LAMORIERE I. c. BERTIN Mém.
de 1746. p. 44. ſeqq.
(m) SAUVAG. malad. des
bœuts p. 20.
(n) BERTIN Mém. de 1746.
p. 148.
(o)
BERTIN I. c.
(p) LAMORIERE Mém. |de
l’Acad. 1733. p. 515.
(q) Idem ibid.
(r) DELIUS Frænk. Anmerk. I.
p. 472. 473. II. p. 14. V. p. 64.
65. 66.
(s) BORELL. Cent. II. obſ. 8.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 424[440]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/460>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.