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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

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der Sonnenhizze wieder anschwellen, und wachsen sollte,
je mehr es regnet, oder je mehr Schnee und Eis von der
Sonne schmelzet. Man kann diesen Schweis des auf-
gelösten Schnees in den innersten Winkeln der an-
grenzenden Thäler gesammelt, und Millionen Adern zu
Millionen dergleichen Adern laufen sehen, bis daraus die
Rhone wird; ja man sieht, wie alle Alpen zu hohlen Thä-
lern werden, in deren mittlere und hohle Betten, welche
die abhängige Flächen durch ihren Zusammenfluß machen,
die Gewässer zusammen rinnen.

Man soll auf dem Broksberge, und hin und wieder
auch auf den höchsten Alpen, Teiche antreffen. Auf dem
eben gedachten Berge ist ein mäßiger Brunnen, wenig
Fus tief, in den sich eine sumpfige Wiese, die viel höher
liegt, ausleert, denn ich habe drei oder viermal das Was-
ser dieses Teiches getrunken. Auf den Alpen befinden
sich zwischen sehr hohen Felsen Thäler, deren gröste Tiefe
das von den Hügeln zusammenfliessende Wasser auffängt.

Man mus ferner den Ursprung, der auf der Ober-
fläche sich befindenden Qvellen in Betrachtung ziehen;
ich habe dazu viele Gelegenheit gehabt, Versuche an den
Salzgruben in den Bergen über Panex und über Fenal-
let anzustellen. Auch die innerlichen Adern der Gewäs-
ser kommen von dem Regen her, welcher durch die Rizzen
der Felsen, oberhalb dem obern Ausgange der Gruben,
und diese Rizzen sind bestimmt, in die Erde abrinnt, den
Adern dieser Felsen und ihren schiefen Richtungen folgt,
und endlich mit tausend und tausend Tropfen von dem
durchborten Berge, der aus einem blauen hartgewordnen
Thone besteht, in die ausfliessende Qvelle zusammen-
läuft, die nunmehr an Tageslicht kömmt. An andern
Orten, als auf den Bergen des Jura, die ehemals zu der
berümten katholischen Abtei gehörten, sieht man einen
Teich, welcher sich durch die kleinste Felsenrizzen in den
Berg ergiesset: an andern Orten findet man offenbare

Anzei-

Der Magen. XIX. Buch.
der Sonnenhizze wieder anſchwellen, und wachſen ſollte,
je mehr es regnet, oder je mehr Schnee und Eis von der
Sonne ſchmelzet. Man kann dieſen Schweis des auf-
geloͤſten Schnees in den innerſten Winkeln der an-
grenzenden Thaͤler geſammelt, und Millionen Adern zu
Millionen dergleichen Adern laufen ſehen, bis daraus die
Rhone wird; ja man ſieht, wie alle Alpen zu hohlen Thaͤ-
lern werden, in deren mittlere und hohle Betten, welche
die abhaͤngige Flaͤchen durch ihren Zuſammenfluß machen,
die Gewaͤſſer zuſammen rinnen.

Man ſoll auf dem Broksberge, und hin und wieder
auch auf den hoͤchſten Alpen, Teiche antreffen. Auf dem
eben gedachten Berge iſt ein maͤßiger Brunnen, wenig
Fus tief, in den ſich eine ſumpfige Wieſe, die viel hoͤher
liegt, ausleert, denn ich habe drei oder viermal das Waſ-
ſer dieſes Teiches getrunken. Auf den Alpen befinden
ſich zwiſchen ſehr hohen Felſen Thaͤler, deren groͤſte Tiefe
das von den Huͤgeln zuſammenflieſſende Waſſer auffaͤngt.

Man mus ferner den Urſprung, der auf der Ober-
flaͤche ſich befindenden Qvellen in Betrachtung ziehen;
ich habe dazu viele Gelegenheit gehabt, Verſuche an den
Salzgruben in den Bergen uͤber Panex und uͤber Fenal-
let anzuſtellen. Auch die innerlichen Adern der Gewaͤſ-
ſer kommen von dem Regen her, welcher durch die Rizzen
der Felſen, oberhalb dem obern Ausgange der Gruben,
und dieſe Rizzen ſind beſtimmt, in die Erde abrinnt, den
Adern dieſer Felſen und ihren ſchiefen Richtungen folgt,
und endlich mit tauſend und tauſend Tropfen von dem
durchborten Berge, der aus einem blauen hartgewordnen
Thone beſteht, in die ausflieſſende Qvelle zuſammen-
laͤuft, die nunmehr an Tageslicht koͤmmt. An andern
Orten, als auf den Bergen des Jura, die ehemals zu der
beruͤmten katholiſchen Abtei gehoͤrten, ſieht man einen
Teich, welcher ſich durch die kleinſte Felſenrizzen in den
Berg ergieſſet: an andern Orten findet man offenbare

Anzei-
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[326[342]/0362] Der Magen. XIX. Buch. der Sonnenhizze wieder anſchwellen, und wachſen ſollte, je mehr es regnet, oder je mehr Schnee und Eis von der Sonne ſchmelzet. Man kann dieſen Schweis des auf- geloͤſten Schnees in den innerſten Winkeln der an- grenzenden Thaͤler geſammelt, und Millionen Adern zu Millionen dergleichen Adern laufen ſehen, bis daraus die Rhone wird; ja man ſieht, wie alle Alpen zu hohlen Thaͤ- lern werden, in deren mittlere und hohle Betten, welche die abhaͤngige Flaͤchen durch ihren Zuſammenfluß machen, die Gewaͤſſer zuſammen rinnen. Man ſoll auf dem Broksberge, und hin und wieder auch auf den hoͤchſten Alpen, Teiche antreffen. Auf dem eben gedachten Berge iſt ein maͤßiger Brunnen, wenig Fus tief, in den ſich eine ſumpfige Wieſe, die viel hoͤher liegt, ausleert, denn ich habe drei oder viermal das Waſ- ſer dieſes Teiches getrunken. Auf den Alpen befinden ſich zwiſchen ſehr hohen Felſen Thaͤler, deren groͤſte Tiefe das von den Huͤgeln zuſammenflieſſende Waſſer auffaͤngt. Man mus ferner den Urſprung, der auf der Ober- flaͤche ſich befindenden Qvellen in Betrachtung ziehen; ich habe dazu viele Gelegenheit gehabt, Verſuche an den Salzgruben in den Bergen uͤber Panex und uͤber Fenal- let anzuſtellen. Auch die innerlichen Adern der Gewaͤſ- ſer kommen von dem Regen her, welcher durch die Rizzen der Felſen, oberhalb dem obern Ausgange der Gruben, und dieſe Rizzen ſind beſtimmt, in die Erde abrinnt, den Adern dieſer Felſen und ihren ſchiefen Richtungen folgt, und endlich mit tauſend und tauſend Tropfen von dem durchborten Berge, der aus einem blauen hartgewordnen Thone beſteht, in die ausflieſſende Qvelle zuſammen- laͤuft, die nunmehr an Tageslicht koͤmmt. An andern Orten, als auf den Bergen des Jura, die ehemals zu der beruͤmten katholiſchen Abtei gehoͤrten, ſieht man einen Teich, welcher ſich durch die kleinſte Felſenrizzen in den Berg ergieſſet: an andern Orten findet man offenbare Anzei-

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 326[342]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/362>, abgerufen am 24.11.2024.