auch mit dem Hunger beschaffen. Es ist aber die Stim- me dieser Triebe so getreu, daß sie auch die Art der Speise und des Trankes überhaupt ganz genau unterscheidet. Jn den hizzigen Fiebern deutet der Durst selbst die wahre Kur (e) an, er verlangt ein etwas küles mit sauren Säf- ten vermischtes Wasser; und der Hunger verbietet uns mit seinem Stillschweigen schon das Essen, zu einer Zeit, wenn die bevorstehende Fäulnis der Säfte keine Speise zu nehmen erlaubt, ohne daß dadurch eine gewisse Fäul- nis erwekkt werden würde, wodurch ebenfalls die Krank- heit zunehmen müste.
Der Hunger stiftet noch etwas mehr Nuzzen. Es fordern sich Kranke oft ungewönliche Speise, und bezeu- gen darnach ein grosses Verlangen. Die grösten Aerzte rathen, diesen Trieb (f) niemals ausser Acht zu lassen. So hat man die sauren Säfte (g), die den meisten Aerzten verdächtig sind, auch in der faulen roten Ruhr, und in hizzigen Krankheiten (h) heilsam befunden.
So verlangt der Jnstinkt der Natur selbst, eingesal- zene Speisen (i), die doch so wenig von dem Salmiak verschieden sind, den Muys lobte, in den Wechselfie- bern, und man sieht davon den besten Erfolg, wenn
man
(e)[Spaltenumbruch]
Dessen glükkliche Anwen- dung in bösartigen pestilenziali- schen Fiebern wird bestätigt von dem sehr gelehrten A. COCCHI del vitto pythagorico.
(f)G. v. SWIETEN T. II. p. 231. BRUNNER beim DANIEL Bey- traege II. p. 96. BOHN offic med. dupl. diss. 3. n. 6. APPERLEY obss. p. 185. Essay of a Societ. at Edimb. T. V. P. 2. n. 46. von vier Pfunden Citronen eine atrophia ourirt. PANAROL L. II. p. 38.
(g) Saure Gurken OEHME II. p. 59. add. DANIEL I. c. Kohl FABRIC. sciagraph. Butishac. p. [Spaltenumbruch]
32 pepones im verlornen Appetite PEIRESCI vita p. 21. melongena MARC. DON. L. VI. c. 5.
(h) Auch dünn Bier, wie ich davor halte HAGEDORN Cent. II. n. 49.
(i)SCHELHAMMER Ars med. T. III. p. 287. HELWIG obs. 155. add. Eph. Nat. Cur. Vol. X. obs. 59. Bresl. Saml. 1724. p. 440. und im verlornen Appetite WIGAN Itiner philiatr. p. 58. & C. TRI- OEN. p. 2. in andern Uebeln. Jm Fiebern bediente sich der salzi- gen Dinge glükklich TRALLIA- NUS L. XII. p. 748 766.
Der Magen. XIX. Buch.
auch mit dem Hunger beſchaffen. Es iſt aber die Stim- me dieſer Triebe ſo getreu, daß ſie auch die Art der Speiſe und des Trankes uͤberhaupt ganz genau unterſcheidet. Jn den hizzigen Fiebern deutet der Durſt ſelbſt die wahre Kur (e) an, er verlangt ein etwas kuͤles mit ſauren Saͤf- ten vermiſchtes Waſſer; und der Hunger verbietet uns mit ſeinem Stillſchweigen ſchon das Eſſen, zu einer Zeit, wenn die bevorſtehende Faͤulnis der Saͤfte keine Speiſe zu nehmen erlaubt, ohne daß dadurch eine gewiſſe Faͤul- nis erwekkt werden wuͤrde, wodurch ebenfalls die Krank- heit zunehmen muͤſte.
Der Hunger ſtiftet noch etwas mehr Nuzzen. Es fordern ſich Kranke oft ungewoͤnliche Speiſe, und bezeu- gen darnach ein groſſes Verlangen. Die groͤſten Aerzte rathen, dieſen Trieb (f) niemals auſſer Acht zu laſſen. So hat man die ſauren Saͤfte (g), die den meiſten Aerzten verdaͤchtig ſind, auch in der faulen roten Ruhr, und in hizzigen Krankheiten (h) heilſam befunden.
So verlangt der Jnſtinkt der Natur ſelbſt, eingeſal- zene Speiſen (i), die doch ſo wenig von dem Salmiak verſchieden ſind, den Muys lobte, in den Wechſelfie- bern, und man ſieht davon den beſten Erfolg, wenn
man
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Deſſen gluͤkkliche Anwen- dung in boͤsartigen peſtilenziali- ſchen Fiebern wird beſtaͤtigt von dem ſehr gelehrten A. COCCHI del vitto pythagorico.
(f)G. v. SWIETEN T. II. p. 231. BRUNNER beim DANIEL Bey- traege II. p. 96. BOHN offic med. dupl. diſſ. 3. n. 6. APPERLEY obſſ. p. 185. Eſſay of a Societ. at Edimb. T. V. P. 2. n. 46. von vier Pfunden Citronen eine atrophia ourirt. PANAROL L. II. p. 38.
(g) Saure Gurken OEHME II. p. 59. add. DANIEL I. c. Kohl FABRIC. ſciagraph. Butishac. p. [Spaltenumbruch]
32 pepones im verlornen Appetite PEIRESCI vita p. 21. melongena MARC. DON. L. VI. c. 5.
(h) Auch duͤnn Bier, wie ich davor halte HAGEDORN Cent. II. n. 49.
(i)SCHELHAMMER Ars med. T. III. p. 287. HELWIG obſ. 155. add. Eph. Nat. Cur. Vol. X. obſ. 59. Bresl. Saml. 1724. p. 440. und im verlornen Appetite WIGAN Itiner philiatr. p. 58. & C. TRI- OEN. p. 2. in andern Uebeln. Jm Fiebern bediente ſich der ſalzi- gen Dinge gluͤkklich TRALLIA- NUS L. XII. p. 748 766.
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[270[286]/0306]
Der Magen. XIX. Buch.
auch mit dem Hunger beſchaffen. Es iſt aber die Stim-
me dieſer Triebe ſo getreu, daß ſie auch die Art der Speiſe
und des Trankes uͤberhaupt ganz genau unterſcheidet.
Jn den hizzigen Fiebern deutet der Durſt ſelbſt die wahre
Kur (e) an, er verlangt ein etwas kuͤles mit ſauren Saͤf-
ten vermiſchtes Waſſer; und der Hunger verbietet uns
mit ſeinem Stillſchweigen ſchon das Eſſen, zu einer Zeit,
wenn die bevorſtehende Faͤulnis der Saͤfte keine Speiſe
zu nehmen erlaubt, ohne daß dadurch eine gewiſſe Faͤul-
nis erwekkt werden wuͤrde, wodurch ebenfalls die Krank-
heit zunehmen muͤſte.
Der Hunger ſtiftet noch etwas mehr Nuzzen. Es
fordern ſich Kranke oft ungewoͤnliche Speiſe, und bezeu-
gen darnach ein groſſes Verlangen. Die groͤſten Aerzte
rathen, dieſen Trieb (f) niemals auſſer Acht zu laſſen.
So hat man die ſauren Saͤfte (g), die den meiſten Aerzten
verdaͤchtig ſind, auch in der faulen roten Ruhr, und in
hizzigen Krankheiten (h) heilſam befunden.
So verlangt der Jnſtinkt der Natur ſelbſt, eingeſal-
zene Speiſen (i), die doch ſo wenig von dem Salmiak
verſchieden ſind, den Muys lobte, in den Wechſelfie-
bern, und man ſieht davon den beſten Erfolg, wenn
man
(e)
Deſſen gluͤkkliche Anwen-
dung in boͤsartigen peſtilenziali-
ſchen Fiebern wird beſtaͤtigt von
dem ſehr gelehrten A. COCCHI
del vitto pythagorico.
(f) G. v. SWIETEN T. II. p. 231.
BRUNNER beim DANIEL Bey-
traege II. p. 96. BOHN offic med.
dupl. diſſ. 3. n. 6. APPERLEY
obſſ. p. 185. Eſſay of a Societ. at
Edimb. T. V. P. 2. n. 46. von vier
Pfunden Citronen eine atrophia
ourirt. PANAROL L. II. p. 38.
(g) Saure Gurken OEHME II.
p. 59. add. DANIEL I. c. Kohl
FABRIC. ſciagraph. Butishac. p.
32 pepones im verlornen Appetite
PEIRESCI vita p. 21. melongena
MARC. DON. L. VI. c. 5.
(h) Auch duͤnn Bier, wie ich
davor halte HAGEDORN Cent.
II. n. 49.
(i) SCHELHAMMER Ars med.
T. III. p. 287. HELWIG obſ. 155.
add. Eph. Nat. Cur. Vol. X. obſ.
59. Bresl. Saml. 1724. p. 440. und
im verlornen Appetite WIGAN
Itiner philiatr. p. 58. & C. TRI-
OEN. p. 2. in andern Uebeln.
Jm Fiebern bediente ſich der ſalzi-
gen Dinge gluͤkklich TRALLIA-
NUS L. XII. p. 748 766.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 270[286]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/306>, abgerufen am 23.11.2024.
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