Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Magen. XIX. Buch.
esel. Dieser Saft aus dem Schafe brauste mit der Vi-
triolsäure, und dem Sauren des Salpeters ein wenig mit
einem faulen Geruche auf: er färbte den Violensirup
grün. Er wollte nicht von der Säure gerinnen, und
bekam vom beigemischten Weinsteinöl Flokken. Er hatte
einen salzigen, etwas scharfen Geschmakk, war aber ohne
Küchensalz. Da man ihn aufbehielt, so wurde er davon
noch leimiger.

Jm Maulesel schien er eiweisartig, klebrig zu sein, er
warf, mit Ruthen gepeitschet, wie Eiweis, Schaum auf,
verrauchte aber am Feuer ganz und gar. Vom scharfen
Weingeiste fand man ihn nicht verändert. Mit Vi-
triolgeiste brauste er ein wenig auf, und lies Flokken
fallen; und so verhielt es sich auch mit andern chemischen
Flüßigkeiten: doch brauste er mit dem Salpetergeiste mehr
auf. Er wurde vom Weinsteinöl flüßiger, und flokkig.
Folglich scheinet dieser Saft, aus Schleim und Wasser
zusammengesezzt zu sein, und zur alkalischen Natur zu
gehören.

Seine Zusammensezzung ist gemischt aus dem, oben
bereits beschriebenen, Speichel; aus der ausdünstenden
Flüßigkeit des Magens, welche man nach der Analogie,
und gewissen Versuchen, die man am Magen der Hün-
chen angestellt, für eine Art von Flieswasser halten kann;
wozu noch der Schlundsaft, der Saft der Gekrösdrüse,
und der Drüsenschleim zu rechnen ist.

§. 17.
Die Schlagadern des Magens. 1. Die linke
Kranzschlagader.

Diesen Saft bringen, so wie alle übrige Säfte, die
Schlagadern hervor. Eine Menge derselben, die den
Magen bedienet, entstehet von der Bauchschlagader,
welche wir, ob sie gleich auch noch andre Aeste von sich

giebt,

Der Magen. XIX. Buch.
eſel. Dieſer Saft aus dem Schafe brauſte mit der Vi-
triolſaͤure, und dem Sauren des Salpeters ein wenig mit
einem faulen Geruche auf: er faͤrbte den Violenſirup
gruͤn. Er wollte nicht von der Saͤure gerinnen, und
bekam vom beigemiſchten Weinſteinoͤl Flokken. Er hatte
einen ſalzigen, etwas ſcharfen Geſchmakk, war aber ohne
Kuͤchenſalz. Da man ihn aufbehielt, ſo wurde er davon
noch leimiger.

Jm Mauleſel ſchien er eiweisartig, klebrig zu ſein, er
warf, mit Ruthen gepeitſchet, wie Eiweis, Schaum auf,
verrauchte aber am Feuer ganz und gar. Vom ſcharfen
Weingeiſte fand man ihn nicht veraͤndert. Mit Vi-
triolgeiſte brauſte er ein wenig auf, und lies Flokken
fallen; und ſo verhielt es ſich auch mit andern chemiſchen
Fluͤßigkeiten: doch brauſte er mit dem Salpetergeiſte mehr
auf. Er wurde vom Weinſteinoͤl fluͤßiger, und flokkig.
Folglich ſcheinet dieſer Saft, aus Schleim und Waſſer
zuſammengeſezzt zu ſein, und zur alkaliſchen Natur zu
gehoͤren.

Seine Zuſammenſezzung iſt gemiſcht aus dem, oben
bereits beſchriebenen, Speichel; aus der ausduͤnſtenden
Fluͤßigkeit des Magens, welche man nach der Analogie,
und gewiſſen Verſuchen, die man am Magen der Huͤn-
chen angeſtellt, fuͤr eine Art von Flieswaſſer halten kann;
wozu noch der Schlundſaft, der Saft der Gekroͤsdruͤſe,
und der Druͤſenſchleim zu rechnen iſt.

§. 17.
Die Schlagadern des Magens. 1. Die linke
Kranzſchlagader.

Dieſen Saft bringen, ſo wie alle uͤbrige Saͤfte, die
Schlagadern hervor. Eine Menge derſelben, die den
Magen bedienet, entſtehet von der Bauchſchlagader,
welche wir, ob ſie gleich auch noch andre Aeſte von ſich

giebt,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0238" n="218"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Magen. <hi rendition="#aq">XIX.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
e&#x017F;el. Die&#x017F;er Saft aus dem Schafe brau&#x017F;te mit der Vi-<lb/>
triol&#x017F;a&#x0364;ure, und dem Sauren des Salpeters ein wenig mit<lb/>
einem faulen Geruche auf: er fa&#x0364;rbte den Violen&#x017F;irup<lb/>
gru&#x0364;n. Er wollte nicht von der Sa&#x0364;ure gerinnen, und<lb/>
bekam vom beigemi&#x017F;chten Wein&#x017F;teino&#x0364;l Flokken. Er hatte<lb/>
einen &#x017F;alzigen, etwas &#x017F;charfen Ge&#x017F;chmakk, war aber ohne<lb/>
Ku&#x0364;chen&#x017F;alz. Da man ihn aufbehielt, &#x017F;o wurde er davon<lb/>
noch leimiger.</p><lb/>
            <p>Jm Maule&#x017F;el &#x017F;chien er eiweisartig, klebrig zu &#x017F;ein, er<lb/>
warf, mit Ruthen gepeit&#x017F;chet, wie Eiweis, Schaum auf,<lb/>
verrauchte aber am Feuer ganz und gar. Vom &#x017F;charfen<lb/>
Weingei&#x017F;te fand man ihn nicht vera&#x0364;ndert. Mit Vi-<lb/>
triolgei&#x017F;te brau&#x017F;te er ein wenig auf, und lies Flokken<lb/>
fallen; und &#x017F;o verhielt es &#x017F;ich auch mit andern chemi&#x017F;chen<lb/>
Flu&#x0364;ßigkeiten: doch brau&#x017F;te er mit dem Salpetergei&#x017F;te mehr<lb/>
auf. Er wurde vom Wein&#x017F;teino&#x0364;l flu&#x0364;ßiger, und flokkig.<lb/>
Folglich &#x017F;cheinet die&#x017F;er Saft, aus Schleim und Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
zu&#x017F;ammenge&#x017F;ezzt zu &#x017F;ein, und zur alkali&#x017F;chen Natur zu<lb/>
geho&#x0364;ren.</p><lb/>
            <p>Seine Zu&#x017F;ammen&#x017F;ezzung i&#x017F;t gemi&#x017F;cht aus dem, oben<lb/>
bereits be&#x017F;chriebenen, Speichel; aus der ausdu&#x0364;n&#x017F;tenden<lb/>
Flu&#x0364;ßigkeit des Magens, welche man nach der Analogie,<lb/>
und gewi&#x017F;&#x017F;en Ver&#x017F;uchen, die man am Magen der Hu&#x0364;n-<lb/>
chen ange&#x017F;tellt, fu&#x0364;r eine Art von Flieswa&#x017F;&#x017F;er halten kann;<lb/>
wozu noch der Schlund&#x017F;aft, der Saft der Gekro&#x0364;sdru&#x0364;&#x017F;e,<lb/>
und der Dru&#x0364;&#x017F;en&#x017F;chleim zu rechnen i&#x017F;t.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 17.<lb/><hi rendition="#b">Die Schlagadern des Magens. 1. Die linke<lb/>
Kranz&#x017F;chlagader.</hi></head><lb/>
            <p>Die&#x017F;en Saft bringen, &#x017F;o wie alle u&#x0364;brige Sa&#x0364;fte, die<lb/>
Schlagadern hervor. Eine Menge der&#x017F;elben, die den<lb/>
Magen bedienet, ent&#x017F;tehet von der <hi rendition="#fr">Bauch&#x017F;chlagader,</hi><lb/>
welche wir, ob &#x017F;ie gleich auch noch andre Ae&#x017F;te von &#x017F;ich<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">giebt,</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[218/0238] Der Magen. XIX. Buch. eſel. Dieſer Saft aus dem Schafe brauſte mit der Vi- triolſaͤure, und dem Sauren des Salpeters ein wenig mit einem faulen Geruche auf: er faͤrbte den Violenſirup gruͤn. Er wollte nicht von der Saͤure gerinnen, und bekam vom beigemiſchten Weinſteinoͤl Flokken. Er hatte einen ſalzigen, etwas ſcharfen Geſchmakk, war aber ohne Kuͤchenſalz. Da man ihn aufbehielt, ſo wurde er davon noch leimiger. Jm Mauleſel ſchien er eiweisartig, klebrig zu ſein, er warf, mit Ruthen gepeitſchet, wie Eiweis, Schaum auf, verrauchte aber am Feuer ganz und gar. Vom ſcharfen Weingeiſte fand man ihn nicht veraͤndert. Mit Vi- triolgeiſte brauſte er ein wenig auf, und lies Flokken fallen; und ſo verhielt es ſich auch mit andern chemiſchen Fluͤßigkeiten: doch brauſte er mit dem Salpetergeiſte mehr auf. Er wurde vom Weinſteinoͤl fluͤßiger, und flokkig. Folglich ſcheinet dieſer Saft, aus Schleim und Waſſer zuſammengeſezzt zu ſein, und zur alkaliſchen Natur zu gehoͤren. Seine Zuſammenſezzung iſt gemiſcht aus dem, oben bereits beſchriebenen, Speichel; aus der ausduͤnſtenden Fluͤßigkeit des Magens, welche man nach der Analogie, und gewiſſen Verſuchen, die man am Magen der Huͤn- chen angeſtellt, fuͤr eine Art von Flieswaſſer halten kann; wozu noch der Schlundſaft, der Saft der Gekroͤsdruͤſe, und der Druͤſenſchleim zu rechnen iſt. §. 17. Die Schlagadern des Magens. 1. Die linke Kranzſchlagader. Dieſen Saft bringen, ſo wie alle uͤbrige Saͤfte, die Schlagadern hervor. Eine Menge derſelben, die den Magen bedienet, entſtehet von der Bauchſchlagader, welche wir, ob ſie gleich auch noch andre Aeſte von ſich giebt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/238
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/238>, abgerufen am 22.11.2024.