Wenn sich aber einige finden, die bei weggeschnitt- nen (f) oder durch Krankheiten zerstörten Zapfen (g), oder wenn selbige gleich von der Geburt an felen (h), und bei angefressenen Gaumen (i) dennoch die Speise vollkom- men herunterschlukken können (k), bei solchen Personen ist wahrscheinlich, entweder blos ein schlaffer Zapfe ver- stümmelt worden, daß also noch genung zu seinem not- dürftigen Gebrauche übrig geblieben; oder es muß we- nigstens so viel vom Gaumen, als die Natur bedurfte, ganz übrig geblieben sein; oder es mus die Natur durch irgend einen besondern Bau die üblen Folgen von einem felerhaften Baue ersezzt haben, wie wir wissen, daß es durch einen vorragenden Rand des Gaumenfortsazzes an dem obern Kieferknochen geschehen ist (l). Nur blos im Punkte des Zapfens liesse sich derjenige noch wohl ent- schuldigen, welcher nicht zugeben wollte, daß er zum Ver- schliessen der Nase das Seinige mit beitrüge (m). Die- jenige Thiere, welche keinen Zapfen haben, besizzen ein grösseres Gaumenseegel (n).
Mehr sollte man sich darüber wundern, daß durch einen Feler des Gaumenseegels Speise und Trank in die Luftröhre gefallen, und (o) daß davon eine Schwind- sucht entstanden (p), und endlich eine Erstikkung (q) er-
folgt
(f)[Spaltenumbruch]HAGEDORN obs. 69. RAV. beim BOETTICHER de lo- quela EYSEL praecip. uvulae morb. n. 3 RUFUS II. p 57.
(g)Phil. tranf. n. 464 ASTRUG. L. IV. c. 11 p. 523.
(h)HAGEDORN n. 69. Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann 3. p. 490.
(i)FOREST obs. L. 32. c. 22. add. Hild. obs. chir. Cent. II. obs. 22.
(k)HAGEDORN, den ich nicht bei der Hand habe, EYSEL. Phil. trans. I. c. RUFUS ASTRUC. HILDAN FOREST.
(l)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Nov. vol. I. obs. 103.
(m)SLEVOGT de gurgul. p. 189. 190. nob.
(n) Jm Hunde compar. anat. p. 50.
(o)PETIT. Mem. de 1716. p. 14.
(p)PARE admin. anat. p. 47. MORGAGN. Epist. p. 239. C. BAUHIN p. 502.
(q)MORGAGN. vom verzehr- ten velo palatino. I. c. WALTHER hist. suffoc. von übler Bildung desselben.
Weg zum Magen. XVIII. Buch.
Wenn ſich aber einige finden, die bei weggeſchnitt- nen (f) oder durch Krankheiten zerſtoͤrten Zapfen (g), oder wenn ſelbige gleich von der Geburt an felen (h), und bei angefreſſenen Gaumen (i) dennoch die Speiſe vollkom- men herunterſchlukken koͤnnen (k), bei ſolchen Perſonen iſt wahrſcheinlich, entweder blos ein ſchlaffer Zapfe ver- ſtuͤmmelt worden, daß alſo noch genung zu ſeinem not- duͤrftigen Gebrauche uͤbrig geblieben; oder es muß we- nigſtens ſo viel vom Gaumen, als die Natur bedurfte, ganz uͤbrig geblieben ſein; oder es mus die Natur durch irgend einen beſondern Bau die uͤblen Folgen von einem felerhaften Baue erſezzt haben, wie wir wiſſen, daß es durch einen vorragenden Rand des Gaumenfortſazzes an dem obern Kieferknochen geſchehen iſt (l). Nur blos im Punkte des Zapfens lieſſe ſich derjenige noch wohl ent- ſchuldigen, welcher nicht zugeben wollte, daß er zum Ver- ſchlieſſen der Naſe das Seinige mit beitruͤge (m). Die- jenige Thiere, welche keinen Zapfen haben, beſizzen ein groͤſſeres Gaumenſeegel (n).
Mehr ſollte man ſich daruͤber wundern, daß durch einen Feler des Gaumenſeegels Speiſe und Trank in die Luftroͤhre gefallen, und (o) daß davon eine Schwind- ſucht entſtanden (p), und endlich eine Erſtikkung (q) er-
folgt
(f)[Spaltenumbruch]HAGEDORN obſ. 69. RAV. beim BOETTICHER de lo- quela EYSEL praecip. uvulae morb. n. 3 RUFUS II. p 57.
(g)Phil. tranf. n. 464 ASTRUG. L. IV. c. 11 p. 523.
(h)HAGEDORN n. 69. Eph. Nat. Cur. Dec. I. ann 3. p. 490.
(i)FOREST obſ. L. 32. c. 22. add. Hild. obſ. chir. Cent. II. obſ. 22.
(k)HAGEDORN, den ich nicht bei der Hand habe, EYSEL. Phil. tranſ. I. c. RUFUS ASTRUC. HILDAN FOREST.
(l)[Spaltenumbruch]Eph. Nat. Cur. Nov. vol. I. obſ. 103.
(m)SLEVOGT de gurgul. p. 189. 190. nob.
(n) Jm Hunde compar. anat. p. 50.
(o)PETIT. Mém. de 1716. p. 14.
(p)PARE admin. anat. p. 47. MORGAGN. Epiſt. p. 239. C. BAUHIN p. 502.
(q)MORGAGN. vom verzehr- ten velo palatino. I. c. WALTHER hiſt. ſuffoc. von uͤbler Bildung deſſelben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><pbfacs="#f0168"n="148"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Weg zum Magen. <hirendition="#aq">XVIII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/><p>Wenn ſich aber einige finden, die bei weggeſchnitt-<lb/>
nen <noteplace="foot"n="(f)"><cb/><hirendition="#aq"><hirendition="#g">HAGEDORN</hi> obſ. 69.<lb/>
RAV.</hi> beim <hirendition="#aq">BOETTICHER de lo-<lb/>
quela <hirendition="#g">EYSEL</hi> praecip. uvulae<lb/>
morb. n. 3 RUFUS II. p</hi> 57.</note> oder durch Krankheiten zerſtoͤrten Zapfen <noteplace="foot"n="(g)"><hirendition="#aq">Phil. tranf. n. 464 ASTRUG.<lb/>
L. IV. c. 11 p.</hi> 523.</note>,<lb/>
oder wenn ſelbige gleich von der Geburt an felen <noteplace="foot"n="(h)"><hirendition="#aq">HAGEDORN n. 69. Eph.<lb/>
Nat. Cur. Dec. I. ann 3. p.</hi> 490.</note>, und<lb/>
bei angefreſſenen Gaumen <noteplace="foot"n="(i)"><hirendition="#aq">FOREST obſ. L. 32. c. 22.<lb/>
add. Hild. obſ. chir. Cent. II.<lb/>
obſ.</hi> 22.</note> dennoch die Speiſe vollkom-<lb/>
men herunterſchlukken koͤnnen <noteplace="foot"n="(k)"><hirendition="#aq">HAGEDORN,</hi> den ich nicht<lb/>
bei der Hand habe, <hirendition="#aq">EYSEL. Phil.<lb/>
tranſ. I. c. RUFUS ASTRUC.<lb/>
HILDAN FOREST.</hi></note>, bei ſolchen Perſonen<lb/>
iſt wahrſcheinlich, entweder blos ein ſchlaffer Zapfe ver-<lb/>ſtuͤmmelt worden, daß alſo noch genung zu ſeinem not-<lb/>
duͤrftigen Gebrauche uͤbrig geblieben; oder es muß we-<lb/>
nigſtens ſo viel vom Gaumen, als die Natur bedurfte,<lb/>
ganz uͤbrig geblieben ſein; oder es mus die Natur durch<lb/>
irgend einen beſondern Bau die uͤblen Folgen von einem<lb/>
felerhaften Baue erſezzt haben, wie wir wiſſen, daß es<lb/>
durch einen vorragenden Rand des Gaumenfortſazzes an<lb/>
dem obern Kieferknochen geſchehen iſt <noteplace="foot"n="(l)"><cb/><hirendition="#aq">Eph. Nat. Cur. Nov. vol. I.<lb/>
obſ.</hi> 103.</note>. Nur blos im<lb/>
Punkte des Zapfens lieſſe ſich derjenige noch wohl ent-<lb/>ſchuldigen, welcher nicht zugeben wollte, daß er zum Ver-<lb/>ſchlieſſen der Naſe das Seinige mit beitruͤge <noteplace="foot"n="(m)"><hirendition="#aq">SLEVOGT de gurgul. p.<lb/>
189. 190. nob.</hi></note>. Die-<lb/>
jenige Thiere, welche keinen Zapfen haben, beſizzen ein<lb/>
groͤſſeres Gaumenſeegel <noteplace="foot"n="(n)">Jm Hunde <hirendition="#aq">compar. anat.<lb/>
p.</hi> 50.</note>.</p><lb/><p>Mehr ſollte man ſich daruͤber wundern, daß durch<lb/>
einen Feler des Gaumenſeegels Speiſe und Trank in die<lb/>
Luftroͤhre gefallen, und <noteplace="foot"n="(o)"><hirendition="#aq"><hirendition="#g">PETIT.</hi> Mém. de 1716.<lb/>
p.</hi> 14.</note> daß davon eine Schwind-<lb/>ſucht entſtanden <noteplace="foot"n="(p)"><hirendition="#aq">PARE admin. anat. p. 47.<lb/><hirendition="#g">MORGAGN.</hi> Epiſt. p. 239. C.<lb/>
BAUHIN p.</hi> 502.</note>, und endlich eine Erſtikkung <noteplace="foot"n="(q)"><hirendition="#aq">MORGAGN.</hi> vom verzehr-<lb/>
ten <hirendition="#aq">velo palatino. I. c. WALTHER<lb/>
hiſt. ſuffoc.</hi> von uͤbler Bildung<lb/>
deſſelben.</note> er-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">folgt</fw><lb/></p></div></div></div></body></text></TEI>
[148/0168]
Weg zum Magen. XVIII. Buch.
Wenn ſich aber einige finden, die bei weggeſchnitt-
nen (f) oder durch Krankheiten zerſtoͤrten Zapfen (g),
oder wenn ſelbige gleich von der Geburt an felen (h), und
bei angefreſſenen Gaumen (i) dennoch die Speiſe vollkom-
men herunterſchlukken koͤnnen (k), bei ſolchen Perſonen
iſt wahrſcheinlich, entweder blos ein ſchlaffer Zapfe ver-
ſtuͤmmelt worden, daß alſo noch genung zu ſeinem not-
duͤrftigen Gebrauche uͤbrig geblieben; oder es muß we-
nigſtens ſo viel vom Gaumen, als die Natur bedurfte,
ganz uͤbrig geblieben ſein; oder es mus die Natur durch
irgend einen beſondern Bau die uͤblen Folgen von einem
felerhaften Baue erſezzt haben, wie wir wiſſen, daß es
durch einen vorragenden Rand des Gaumenfortſazzes an
dem obern Kieferknochen geſchehen iſt (l). Nur blos im
Punkte des Zapfens lieſſe ſich derjenige noch wohl ent-
ſchuldigen, welcher nicht zugeben wollte, daß er zum Ver-
ſchlieſſen der Naſe das Seinige mit beitruͤge (m). Die-
jenige Thiere, welche keinen Zapfen haben, beſizzen ein
groͤſſeres Gaumenſeegel (n).
Mehr ſollte man ſich daruͤber wundern, daß durch
einen Feler des Gaumenſeegels Speiſe und Trank in die
Luftroͤhre gefallen, und (o) daß davon eine Schwind-
ſucht entſtanden (p), und endlich eine Erſtikkung (q) er-
folgt
(f)
HAGEDORN obſ. 69.
RAV. beim BOETTICHER de lo-
quela EYSEL praecip. uvulae
morb. n. 3 RUFUS II. p 57.
(g) Phil. tranf. n. 464 ASTRUG.
L. IV. c. 11 p. 523.
(h) HAGEDORN n. 69. Eph.
Nat. Cur. Dec. I. ann 3. p. 490.
(i) FOREST obſ. L. 32. c. 22.
add. Hild. obſ. chir. Cent. II.
obſ. 22.
(k) HAGEDORN, den ich nicht
bei der Hand habe, EYSEL. Phil.
tranſ. I. c. RUFUS ASTRUC.
HILDAN FOREST.
(l)
Eph. Nat. Cur. Nov. vol. I.
obſ. 103.
(m) SLEVOGT de gurgul. p.
189. 190. nob.
(n) Jm Hunde compar. anat.
p. 50.
(o) PETIT. Mém. de 1716.
p. 14.
(p) PARE admin. anat. p. 47.
MORGAGN. Epiſt. p. 239. C.
BAUHIN p. 502.
(q) MORGAGN. vom verzehr-
ten velo palatino. I. c. WALTHER
hiſt. ſuffoc. von uͤbler Bildung
deſſelben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/168>, abgerufen am 23.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.