Wenn man aber die Kinnbakken feste anzieht, so he- ben die zweibäuchige Muskeln die Kinnmuskel des Zun- genknochens (y) und die Kinnmuskel der Zunge (z) den Luftröhrenkopf über sich, und wenden ihn (z*). Jch sehe, daß man dieses von Zweibäuchigen läugnen will (a): Doch es haben berümte Männer die Erfarung eingezo- gen, daß er sich im Hinabschlukken hart verhalte (b).
Zum Umwenden des Kehldekkels trägt die Zunge das ihrige mit bei (c), und von ihr haben wir gesagt, daß sie sich in dieser Zeit in die Höhe hebe. Doch es läst sich auch, wenn die Zunge unbeweglich liegen bleibt, und an einem todten Körper zeigen, daß sich der Eingang des Luftröhrenkopfes, indem derselbige in die Höhe gezogen worden, verengert, und auf die Seite neigt; und dieses kann wegen der Kräfte der Kinnmuskel des Zungenkno- chens, der Kinnmuskel der Zunge nicht anders sein. Jch glaube vielmehr, daß die Zunge Widerstand thut, und folglich nicht durch ihren Rükkzug den Kehldekkel fort- treibt; denn man verrichtet das Hinabschlukken recht gut, wenn man die Zunge steif macht, und gegen den Gau- men drükkt. Einige schreiben, daß der Bissen (d) den Kehldekkel zwinge, sich zu bükken. Doch es läst sich auch wenig Flüßigkeit, die doch untauglich ist, den Kehldekkel umzuwenden, dennoch hinabschlukken.
Jndessen habe ich die Notwendigkeit, wenn man den Schlundkopf in die Höhe hebt, gezeigt, und es muß sich zugleich die Luftröhrenspalte alsdann verschliessen (e), wenn nicht vielleicht einige Tropfen, die durch die an beiden
Sei-
(y)[Spaltenumbruch]L. IX. p. 420.
(z)p. 422. seq.
(z*) Am lebendigen Hunde SCHELHAMMER de voce p. 10.
(a)FERREIN Mem. de 1744. p. 552.
(b)MONRO Ess. of a Societ. at. Edimb. T. III. ed. 4. p. 424. 229. T. I. ed. 4. p. 113. 114.
(c)[Spaltenumbruch]B. S. ALBIN hist. musc. COWPER Phil. trans. n. 220. PERRAULT Ess. III. p. 194.
(d)GALENUS util. part. L. VII. c. 16. ORIBAS p. 64. CAS- SER p. 187. HILDAN. Cent. V. obs. 94.
(e)L. IX p. 447.
III. Abſchnitt. Das Herabſchlingen.
Wenn man aber die Kinnbakken feſte anzieht, ſo he- ben die zweibaͤuchige Muſkeln die Kinnmuſkel des Zun- genknochens (y) und die Kinnmuſkel der Zunge (z) den Luftroͤhrenkopf uͤber ſich, und wenden ihn (z*). Jch ſehe, daß man dieſes von Zweibaͤuchigen laͤugnen will (a): Doch es haben beruͤmte Maͤnner die Erfarung eingezo- gen, daß er ſich im Hinabſchlukken hart verhalte (b).
Zum Umwenden des Kehldekkels traͤgt die Zunge das ihrige mit bei (c), und von ihr haben wir geſagt, daß ſie ſich in dieſer Zeit in die Hoͤhe hebe. Doch es laͤſt ſich auch, wenn die Zunge unbeweglich liegen bleibt, und an einem todten Koͤrper zeigen, daß ſich der Eingang des Luftroͤhrenkopfes, indem derſelbige in die Hoͤhe gezogen worden, verengert, und auf die Seite neigt; und dieſes kann wegen der Kraͤfte der Kinnmuſkel des Zungenkno- chens, der Kinnmuſkel der Zunge nicht anders ſein. Jch glaube vielmehr, daß die Zunge Widerſtand thut, und folglich nicht durch ihren Ruͤkkzug den Kehldekkel fort- treibt; denn man verrichtet das Hinabſchlukken recht gut, wenn man die Zunge ſteif macht, und gegen den Gau- men druͤkkt. Einige ſchreiben, daß der Biſſen (d) den Kehldekkel zwinge, ſich zu buͤkken. Doch es laͤſt ſich auch wenig Fluͤßigkeit, die doch untauglich iſt, den Kehldekkel umzuwenden, dennoch hinabſchlukken.
Jndeſſen habe ich die Notwendigkeit, wenn man den Schlundkopf in die Hoͤhe hebt, gezeigt, und es muß ſich zugleich die Luftroͤhrenſpalte alsdann verſchlieſſen (e), wenn nicht vielleicht einige Tropfen, die durch die an beiden
Sei-
(y)[Spaltenumbruch]L. IX. p. 420.
(z)p. 422. ſeq.
(z*) Am lebendigen Hunde SCHELHAMMER de voce p. 10.
(a)FERREIN Mém. de 1744. p. 552.
(b)MONRO Eſſ. of a Societ. at. Edimb. T. III. ed. 4. p. 424. 229. T. I. ed. 4. p. 113. 114.
(c)[Spaltenumbruch]B. S. ALBIN hiſt. muſc. COWPER Phil. tranſ. n. 220. PERRAULT Eſſ. III. p. 194.
(d)GALENUS util. part. L. VII. c. 16. ORIBAS p. 64. CAS- SER p. 187. HILDAN. Cent. V. obſ. 94.
(e)L. IX p. 447.
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genknochens (y) und die Kinnmuſkel der Zunge (z) den
Luftroͤhrenkopf uͤber ſich, und wenden ihn (z*). Jch
ſehe, daß man dieſes von Zweibaͤuchigen laͤugnen will (a):
Doch es haben beruͤmte Maͤnner die Erfarung eingezo-
gen, daß er ſich im Hinabſchlukken hart verhalte (b).
Zum Umwenden des Kehldekkels traͤgt die Zunge das
ihrige mit bei (c), und von ihr haben wir geſagt, daß
ſie ſich in dieſer Zeit in die Hoͤhe hebe. Doch es laͤſt
ſich auch, wenn die Zunge unbeweglich liegen bleibt, und
an einem todten Koͤrper zeigen, daß ſich der Eingang des
Luftroͤhrenkopfes, indem derſelbige in die Hoͤhe gezogen
worden, verengert, und auf die Seite neigt; und dieſes
kann wegen der Kraͤfte der Kinnmuſkel des Zungenkno-
chens, der Kinnmuſkel der Zunge nicht anders ſein. Jch
glaube vielmehr, daß die Zunge Widerſtand thut, und
folglich nicht durch ihren Ruͤkkzug den Kehldekkel fort-
treibt; denn man verrichtet das Hinabſchlukken recht gut,
wenn man die Zunge ſteif macht, und gegen den Gau-
men druͤkkt. Einige ſchreiben, daß der Biſſen (d) den
Kehldekkel zwinge, ſich zu buͤkken. Doch es laͤſt ſich auch
wenig Fluͤßigkeit, die doch untauglich iſt, den Kehldekkel
umzuwenden, dennoch hinabſchlukken.
Jndeſſen habe ich die Notwendigkeit, wenn man den
Schlundkopf in die Hoͤhe hebt, gezeigt, und es muß ſich
zugleich die Luftroͤhrenſpalte alsdann verſchlieſſen (e), wenn
nicht vielleicht einige Tropfen, die durch die an beiden
Sei-
(y)
L. IX. p. 420.
(z) p. 422. ſeq.
(z*) Am lebendigen Hunde
SCHELHAMMER de voce p. 10.
(a) FERREIN Mém. de 1744.
p. 552.
(b) MONRO Eſſ. of a Societ.
at. Edimb. T. III. ed. 4. p. 424.
229. T. I. ed. 4. p. 113. 114.
(c)
B. S. ALBIN hiſt. muſc.
COWPER Phil. tranſ. n. 220.
PERRAULT Eſſ. III. p. 194.
(d) GALENUS util. part. L.
VII. c. 16. ORIBAS p. 64. CAS-
SER p. 187. HILDAN. Cent. V.
obſ. 94.
(e) L. IX p. 447.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 6. Berlin, 1774, S. 141. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende06_1774/161>, abgerufen am 22.11.2024.
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