Seiten, und dieser reflectirt in der That die Strahlen, ohne sie zu verschlingen (s*).
Da übrigens das Object vielmehr verschwindet, als daß es schwarz aussehen sollte, so finden wir hievon ein Exempel, woraus erhellet, daß die Eindrükke der äusser- lichen Objecte nicht diesen Punkt einzig und allein in Be- wegung sezzen, welchen sie treffen: sondern daß auch hie und da eins der allernächsten Theilchens mit getroffen werde, daß man also durch diese Stelle der Nezzhaut glaubt, eine weisse oder schwarze Wand zu sehen, da sie doch nichts sieht, sondern weil sie nur klein ist, mit dem benachtbarten Bilde (t), und gleichsam mit dessen Halb- schatten ausgefüllt wird.
Es fält aber das Bild auf die fasrige Membran der Nezzhaut, nicht aber auf die markige, wie es wohl das Ansehen hat. Man weiß nemlich von der fasrigen Haut mit Gewißheit, daß sie die ersten Lichtstrahlen bekömmt: Jch glaube aber nicht, daß sie durch dieselbe durchfahren sollte, theils weil diese Fasern in vielen Fischen weiß (u), und nicht durchsichtig sind: Um so viel mehr, weil sie neben dem Eingange des Sehnervens dichter aufeinanderliegen: Jm Menschen aber die rothen Gefässe der Nezzhaut, ein gu- tes Stükk von dieser Membran bedekken: theils weil die Fa- sern aus dem Mittelpunkte des Sehnervens selbst herkom- men (x), theils weil eine accurate Distinction an einer Faser leichter zu machen scheint, als an einem weichen Marke. Jndessen gestehe ich es gern, daß dieses alles nur Muthmassungen sind.
§. 6. Die Grösse dieses Bildes.
Wenn das Bild vermöge des Baues im Auge, auf dem Grunde der Nezzhaut abgemahlet ist, so hat dasselbe
seine
(s*)[Spaltenumbruch]
Am Wolfe umgiebt sie den ganzen Sehnerven, ein klein Stükk- chen ausgenommen. Jm Dachs oder Steinbokk ist sie auswendig gelagert, wo sonderlich das Sehen geschicht.
(t)[Spaltenumbruch]Comm. in BOERHAAV. T. IV. HAMBERGER p. 541. 542.
(u)pag. 389.
(x)ibid.
P p p 2
IV. Abſchnitt. Das Sehen.
Seiten, und dieſer reflectirt in der That die Strahlen, ohne ſie zu verſchlingen (s*).
Da uͤbrigens das Object vielmehr verſchwindet, als daß es ſchwarz ausſehen ſollte, ſo finden wir hievon ein Exempel, woraus erhellet, daß die Eindruͤkke der aͤuſſer- lichen Objecte nicht dieſen Punkt einzig und allein in Be- wegung ſezzen, welchen ſie treffen: ſondern daß auch hie und da eins der allernaͤchſten Theilchens mit getroffen werde, daß man alſo durch dieſe Stelle der Nezzhaut glaubt, eine weiſſe oder ſchwarze Wand zu ſehen, da ſie doch nichts ſieht, ſondern weil ſie nur klein iſt, mit dem benachtbarten Bilde (t), und gleichſam mit deſſen Halb- ſchatten ausgefuͤllt wird.
Es faͤlt aber das Bild auf die faſrige Membran der Nezzhaut, nicht aber auf die markige, wie es wohl das Anſehen hat. Man weiß nemlich von der faſrigen Haut mit Gewißheit, daß ſie die erſten Lichtſtrahlen bekoͤmmt: Jch glaube aber nicht, daß ſie durch dieſelbe durchfahren ſollte, theils weil dieſe Faſern in vielen Fiſchen weiß (u), und nicht durchſichtig ſind: Um ſo viel mehr, weil ſie neben dem Eingange des Sehnervens dichter aufeinanderliegen: Jm Menſchen aber die rothen Gefaͤſſe der Nezzhaut, ein gu- tes Stuͤkk von dieſer Membran bedekken: theils weil die Fa- ſern aus dem Mittelpunkte des Sehnervens ſelbſt herkom- men (x), theils weil eine accurate Diſtinction an einer Faſer leichter zu machen ſcheint, als an einem weichen Marke. Jndeſſen geſtehe ich es gern, daß dieſes alles nur Muthmaſſungen ſind.
§. 6. Die Groͤſſe dieſes Bildes.
Wenn das Bild vermoͤge des Baues im Auge, auf dem Grunde der Nezzhaut abgemahlet iſt, ſo hat daſſelbe
ſeine
(s*)[Spaltenumbruch]
Am Wolfe umgiebt ſie den ganzen Sehnerven, ein klein Stuͤkk- chen ausgenommen. Jm Dachs oder Steinbokk iſt ſie auswendig gelagert, wo ſonderlich das Sehen geſchicht.
(t)[Spaltenumbruch]Comm. in BOERHAAV. T. IV. HAMBERGER p. 541. 542.
(u)pag. 389.
(x)ibid.
P p p 2
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IV. Abſchnitt. Das Sehen.
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Da uͤbrigens das Object vielmehr verſchwindet, als
daß es ſchwarz ausſehen ſollte, ſo finden wir hievon ein
Exempel, woraus erhellet, daß die Eindruͤkke der aͤuſſer-
lichen Objecte nicht dieſen Punkt einzig und allein in Be-
wegung ſezzen, welchen ſie treffen: ſondern daß auch hie
und da eins der allernaͤchſten Theilchens mit getroffen
werde, daß man alſo durch dieſe Stelle der Nezzhaut
glaubt, eine weiſſe oder ſchwarze Wand zu ſehen, da ſie
doch nichts ſieht, ſondern weil ſie nur klein iſt, mit dem
benachtbarten Bilde (t), und gleichſam mit deſſen Halb-
ſchatten ausgefuͤllt wird.
Es faͤlt aber das Bild auf die faſrige Membran der
Nezzhaut, nicht aber auf die markige, wie es wohl das
Anſehen hat. Man weiß nemlich von der faſrigen Haut
mit Gewißheit, daß ſie die erſten Lichtſtrahlen bekoͤmmt:
Jch glaube aber nicht, daß ſie durch dieſelbe durchfahren
ſollte, theils weil dieſe Faſern in vielen Fiſchen weiß (u),
und nicht durchſichtig ſind: Um ſo viel mehr, weil ſie neben
dem Eingange des Sehnervens dichter aufeinanderliegen:
Jm Menſchen aber die rothen Gefaͤſſe der Nezzhaut, ein gu-
tes Stuͤkk von dieſer Membran bedekken: theils weil die Fa-
ſern aus dem Mittelpunkte des Sehnervens ſelbſt herkom-
men (x), theils weil eine accurate Diſtinction an einer
Faſer leichter zu machen ſcheint, als an einem weichen
Marke. Jndeſſen geſtehe ich es gern, daß dieſes alles
nur Muthmaſſungen ſind.
§. 6.
Die Groͤſſe dieſes Bildes.
Wenn das Bild vermoͤge des Baues im Auge, auf
dem Grunde der Nezzhaut abgemahlet iſt, ſo hat daſſelbe
ſeine
(s*)
Am Wolfe umgiebt ſie den
ganzen Sehnerven, ein klein Stuͤkk-
chen ausgenommen. Jm Dachs
oder Steinbokk iſt ſie auswendig
gelagert, wo ſonderlich das Sehen
geſchicht.
(t)
Comm. in BOERHAAV.
T. IV. HAMBERGER p. 541.
542.
(u) pag. 389.
(x) ibid.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 963. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/981>, abgerufen am 23.11.2024.
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