Staars, dennoch das Sehen (b), und zwar nicht sehr verschlimmert (c), übrig ist. Doch da die Refraction des Glaskörpers nicht so stark, als die Brechung des Crystalkörpers ist, und da der nunmehr convexe Glas- körper (d), die Stelle der Linse vertritt, so muß man durch den Gebrauch der convexen Glaslinse, den schwachen con- vergirenden Kräften des Auges zu Hülfe kommen (e). Es ist nemlich in den Thieren, aus denen die Feuchtigkeiten ausgeflossen sind, und deren Crystallinse nicht wieder her- gestellet worden, das Sehen trübe, und auch nach der Wiederherstellung der wäßrigen Feuchtigkeit, trübe, wo- fern sie ja das Gesichte wieder bekommen (f).
Daß aber im Auge keine Brechung vorgehen soll (g). dieses gilt nur von einem einzigen Strahle, und daß die- ses von den übrigen falsch sei, läst sich sowol durch die er- wiesene brechende Kräfte des Auges (h), als durch einen Versuch beweisen, von den wir sogleich reden wollen.
Es scheint der vornehmste Nuzzen des Glaskörpers dieser zusein, daß er die Nezzhaut ausgespannter hält, daß er das Auge in seiner rechtmäßigen Grösse erhält, daß er die Crystallinse mit Beweglichkeit unterstüzzt, und daß er, wenn diese zu nichte gegangen, ihre Stelle einigermassen ersezzt.
§. 3. Das Bild auf der Nezzhaut.
Wenn wir alles zusammen nehmen, so kann der Kör- per, welchen wir sehen, als eine Linie betrachtet werden, von welcher die von allen Seiten gezogene Radii, welche
in
(b)[Spaltenumbruch]De la SONE et ARCELIN Paris 1743. &c.
(c)o. HALLORAN. p. 43.
(d)MORGAGNUS Epist. XVIII. n. 23.
(e)THOMIN de l' usag. des lunetes pag 91. REGHELLINI p. XXXVI' BOYIE post. final. caus. [Spaltenumbruch]
obs. 3. PEMBERTON de fac. ocul. &c. n. 3. Nach Verlust der Linse sieht man eben so gut, RIBE om igenen. doch helfen den Alten nicht einmal die Gläser. THOMIN I. c.
(f)POZZI comm epist. p. 84.
(g)RIVINUS de visu.
(h)p. 461. &c.
O o o 5
IV. Abſchnitt. Das Sehen.
Staars, dennoch das Sehen (b), und zwar nicht ſehr verſchlimmert (c), uͤbrig iſt. Doch da die Refraction des Glaskoͤrpers nicht ſo ſtark, als die Brechung des Cryſtalkoͤrpers iſt, und da der nunmehr convexe Glas- koͤrper (d), die Stelle der Linſe vertritt, ſo muß man durch den Gebrauch der convexen Glaslinſe, den ſchwachen con- vergirenden Kraͤften des Auges zu Huͤlfe kommen (e). Es iſt nemlich in den Thieren, aus denen die Feuchtigkeiten ausgefloſſen ſind, und deren Cryſtallinſe nicht wieder her- geſtellet worden, das Sehen truͤbe, und auch nach der Wiederherſtellung der waͤßrigen Feuchtigkeit, truͤbe, wo- fern ſie ja das Geſichte wieder bekommen (f).
Daß aber im Auge keine Brechung vorgehen ſoll (g). dieſes gilt nur von einem einzigen Strahle, und daß die- ſes von den uͤbrigen falſch ſei, laͤſt ſich ſowol durch die er- wieſene brechende Kraͤfte des Auges (h), als durch einen Verſuch beweiſen, von den wir ſogleich reden wollen.
Es ſcheint der vornehmſte Nuzzen des Glaskoͤrpers dieſer zuſein, daß er die Nezzhaut ausgeſpannter haͤlt, daß er das Auge in ſeiner rechtmaͤßigen Groͤſſe erhaͤlt, daß er die Cryſtallinſe mit Beweglichkeit unterſtuͤzzt, und daß er, wenn dieſe zu nichte gegangen, ihre Stelle einigermaſſen erſezzt.
§. 3. Das Bild auf der Nezzhaut.
Wenn wir alles zuſammen nehmen, ſo kann der Koͤr- per, welchen wir ſehen, als eine Linie betrachtet werden, von welcher die von allen Seiten gezogene Radii, welche
in
(b)[Spaltenumbruch]De la SONE et ARCELIN Paris 1743. &c.
(c)o. HALLORAN. p. 43.
(d)MORGAGNUS Epiſt. XVIII. n. 23.
(e)THOMIN de l’ uſag. des lunetes pag 91. REGHELLINI p. XXXVI’ BOYIE poſt. final. cauſ. [Spaltenumbruch]
obſ. 3. PEMBERTON de fac. ocul. &c. n. 3. Nach Verluſt der Linſe ſieht man eben ſo gut, RIBE om igenen. doch helfen den Alten nicht einmal die Glaͤſer. THOMIN I. c.
(f)POZZI comm epiſt. p. 84.
(g)RIVINUS de viſu.
(h)p. 461. &c.
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[953/0971]
IV. Abſchnitt. Das Sehen.
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des Glaskoͤrpers nicht ſo ſtark, als die Brechung des
Cryſtalkoͤrpers iſt, und da der nunmehr convexe Glas-
koͤrper (d), die Stelle der Linſe vertritt, ſo muß man durch
den Gebrauch der convexen Glaslinſe, den ſchwachen con-
vergirenden Kraͤften des Auges zu Huͤlfe kommen (e). Es
iſt nemlich in den Thieren, aus denen die Feuchtigkeiten
ausgefloſſen ſind, und deren Cryſtallinſe nicht wieder her-
geſtellet worden, das Sehen truͤbe, und auch nach der
Wiederherſtellung der waͤßrigen Feuchtigkeit, truͤbe, wo-
fern ſie ja das Geſichte wieder bekommen (f).
Daß aber im Auge keine Brechung vorgehen ſoll (g).
dieſes gilt nur von einem einzigen Strahle, und daß die-
ſes von den uͤbrigen falſch ſei, laͤſt ſich ſowol durch die er-
wieſene brechende Kraͤfte des Auges (h), als durch einen
Verſuch beweiſen, von den wir ſogleich reden wollen.
Es ſcheint der vornehmſte Nuzzen des Glaskoͤrpers
dieſer zuſein, daß er die Nezzhaut ausgeſpannter haͤlt, daß
er das Auge in ſeiner rechtmaͤßigen Groͤſſe erhaͤlt, daß er
die Cryſtallinſe mit Beweglichkeit unterſtuͤzzt, und daß
er, wenn dieſe zu nichte gegangen, ihre Stelle einigermaſſen
erſezzt.
§. 3.
Das Bild auf der Nezzhaut.
Wenn wir alles zuſammen nehmen, ſo kann der Koͤr-
per, welchen wir ſehen, als eine Linie betrachtet werden,
von welcher die von allen Seiten gezogene Radii, welche
in
(b)
De la SONE et ARCELIN
Paris 1743. &c.
(c) o. HALLORAN. p. 43.
(d) MORGAGNUS Epiſt. XVIII.
n. 23.
(e) THOMIN de l’ uſag. des
lunetes pag 91. REGHELLINI p.
XXXVI’ BOYIE poſt. final. cauſ.
obſ. 3. PEMBERTON de fac. ocul.
&c. n. 3. Nach Verluſt der Linſe
ſieht man eben ſo gut, RIBE om
igenen. doch helfen den Alten nicht
einmal die Glaͤſer. THOMIN I. c.
(f) POZZI comm epiſt. p. 84.
(g) RIVINUS de viſu.
(h) p. 461. &c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 953. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/971>, abgerufen am 23.11.2024.
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