nun gleich die Sache an den vierfüßigen Thieren viele Schwierigkeiten macht, so habe ich dennoch die Membran von der Nezzhaut bis zur Linse unter dem Schleimringe, vor kurzer Zeit am Dachse verfolgt. An den Vögeln hört an diesem Orte die wirkliche Nezzhaut auf; allein es läuft eine dünnere Platte weiter fort, und an den Fischen findet keine Zona ciliaris des Zinns statt. Wenn ich alles dieses erwege, so trete ich derjenigen Meinung bei, welche eine von der Nezzhaut verschiedene kleine Mem- bran, zwischen der Trauben- und Glaßhaut, zur Linse laufen läst.
Die Nezzhaut hat eine große Empfindlichkeit, indem sie ein fortgeseztes Mark des Sehenerven ist. Und wenn sie von der Sonne zu sehr getroffen wird (x), so verur- sachet sie heftige Schmerzen und Ohnmachten. Es soll an einem andern Orte gezeiget werden (y), an welchem Theile sie unempfindlich ist.
Sie hat rothe Gefässe (z), welche in allen Geschlech- tern der vierfüßigen Thiere deutlich sind, wiewohl die klei- nen Aeste weniger Röthe haben (a) und deutlich sind, und dennoch nicht eben mit großer Schwierigkeit die einge- sprüzten dünne und gefärbte Säfte annehmen, wovon sie zu einem deutlichen Nezze werden (b). Jch will von ihrem Ursprunge und von ihren Stämmen, welche durch die siebförmige Platte gehen, an einem andern Orte reden. Von diesen an der Nezzhaut deutlichen Gefässen sind ei- nige ganz offenbar Schlagadern, andere hingegen Blut- adern, wie Oribasius vorlängst bemerkt hat (c). Jch habe dieses an den Fischen nicht sehen können, und es ist an den Vögeln viel undeutlicher wahrzunehmen. Dieses
von
(x)[Spaltenumbruch]
Am Blinden KLOEKHOF morb. anim. p. 53.
(y)PORTERFIELD Ess. of a [s]ociet. at Edimb. T. II. p. 221.
(z) Schon ORIBASIUS p. 34. längst am Löwen PARISINI, und an der Gazella.
(a)[Spaltenumbruch]
Am halben Untertheile o HAL- LORAN p. 53. im Schafe gelbroth.
(b) Die Schüler ALBINI, MOEHRING p. 59. MOELLER n. 19. f. 3. HEUERMANN T. II. n. 739. 740. RAHTLAUW p. [2]0. Physiol. Amstel. p. 502.
(c)pag. 34.
Das Geſicht. XVI. Buch.
nun gleich die Sache an den vierfuͤßigen Thieren viele Schwierigkeiten macht, ſo habe ich dennoch die Membran von der Nezzhaut bis zur Linſe unter dem Schleimringe, vor kurzer Zeit am Dachſe verfolgt. An den Voͤgeln hoͤrt an dieſem Orte die wirkliche Nezzhaut auf; allein es laͤuft eine duͤnnere Platte weiter fort, und an den Fiſchen findet keine Zona ciliaris des Zinns ſtatt. Wenn ich alles dieſes erwege, ſo trete ich derjenigen Meinung bei, welche eine von der Nezzhaut verſchiedene kleine Mem- bran, zwiſchen der Trauben- und Glaßhaut, zur Linſe laufen laͤſt.
Die Nezzhaut hat eine große Empfindlichkeit, indem ſie ein fortgeſeztes Mark des Sehenerven iſt. Und wenn ſie von der Sonne zu ſehr getroffen wird (x), ſo verur- ſachet ſie heftige Schmerzen und Ohnmachten. Es ſoll an einem andern Orte gezeiget werden (y), an welchem Theile ſie unempfindlich iſt.
Sie hat rothe Gefaͤſſe (z), welche in allen Geſchlech- tern der vierfuͤßigen Thiere deutlich ſind, wiewohl die klei- nen Aeſte weniger Roͤthe haben (a) und deutlich ſind, und dennoch nicht eben mit großer Schwierigkeit die einge- ſpruͤzten duͤnne und gefaͤrbte Saͤfte annehmen, wovon ſie zu einem deutlichen Nezze werden (b). Jch will von ihrem Urſprunge und von ihren Staͤmmen, welche durch die ſiebfoͤrmige Platte gehen, an einem andern Orte reden. Von dieſen an der Nezzhaut deutlichen Gefaͤſſen ſind ei- nige ganz offenbar Schlagadern, andere hingegen Blut- adern, wie Oribaſius vorlaͤngſt bemerkt hat (c). Jch habe dieſes an den Fiſchen nicht ſehen koͤnnen, und es iſt an den Voͤgeln viel undeutlicher wahrzunehmen. Dieſes
von
(x)[Spaltenumbruch]
Am Blinden KLOEKHOF morb. anim. p. 53.
(y)PORTERFIELD Eſſ. of a [ſ]ociet. at Edimb. T. II. p. 221.
(z) Schon ORIBASIUS p. 34. laͤngſt am Loͤwen PARISINI, und an der Gazella.
(a)[Spaltenumbruch]
Am halben Untertheile o HAL- LORAN p. 53. im Schafe gelbroth.
(b) Die Schuͤler ALBINI, MOEHRING p. 59. MOELLER n. 19. f. 3. HEUERMANN T. II. n. 739. 740. RAHTLAUW p. [2]0. Phyſiol. Amſtel. p. 502.
(c)pag. 34.
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Das Geſicht. XVI. Buch.
nun gleich die Sache an den vierfuͤßigen Thieren viele
Schwierigkeiten macht, ſo habe ich dennoch die Membran
von der Nezzhaut bis zur Linſe unter dem Schleimringe,
vor kurzer Zeit am Dachſe verfolgt. An den Voͤgeln
hoͤrt an dieſem Orte die wirkliche Nezzhaut auf; allein es
laͤuft eine duͤnnere Platte weiter fort, und an den Fiſchen
findet keine Zona ciliaris des Zinns ſtatt. Wenn ich
alles dieſes erwege, ſo trete ich derjenigen Meinung bei,
welche eine von der Nezzhaut verſchiedene kleine Mem-
bran, zwiſchen der Trauben- und Glaßhaut, zur Linſe
laufen laͤſt.
Die Nezzhaut hat eine große Empfindlichkeit, indem
ſie ein fortgeſeztes Mark des Sehenerven iſt. Und wenn
ſie von der Sonne zu ſehr getroffen wird (x), ſo verur-
ſachet ſie heftige Schmerzen und Ohnmachten. Es ſoll
an einem andern Orte gezeiget werden (y), an welchem
Theile ſie unempfindlich iſt.
Sie hat rothe Gefaͤſſe (z), welche in allen Geſchlech-
tern der vierfuͤßigen Thiere deutlich ſind, wiewohl die klei-
nen Aeſte weniger Roͤthe haben (a) und deutlich ſind, und
dennoch nicht eben mit großer Schwierigkeit die einge-
ſpruͤzten duͤnne und gefaͤrbte Saͤfte annehmen, wovon ſie
zu einem deutlichen Nezze werden (b). Jch will von
ihrem Urſprunge und von ihren Staͤmmen, welche durch
die ſiebfoͤrmige Platte gehen, an einem andern Orte reden.
Von dieſen an der Nezzhaut deutlichen Gefaͤſſen ſind ei-
nige ganz offenbar Schlagadern, andere hingegen Blut-
adern, wie Oribaſius vorlaͤngſt bemerkt hat (c). Jch
habe dieſes an den Fiſchen nicht ſehen koͤnnen, und es iſt
an den Voͤgeln viel undeutlicher wahrzunehmen. Dieſes
von
(x)
Am Blinden KLOEKHOF
morb. anim. p. 53.
(y) PORTERFIELD Eſſ. of a
ſociet. at Edimb. T. II. p. 221.
(z) Schon ORIBASIUS p. 34.
laͤngſt am Loͤwen PARISINI, und
an der Gazella.
(a)
Am halben Untertheile o HAL-
LORAN p. 53. im Schafe gelbroth.
(b) Die Schuͤler ALBINI,
MOEHRING p. 59. MOELLER
n. 19. f. 3. HEUERMANN T. II.
n. 739. 740. RAHTLAUW p. 20.
Phyſiol. Amſtel. p. 502.
(c) pag. 34.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 838. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/856>, abgerufen am 23.11.2024.
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