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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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II. Abschnitt. Das Auge.
nerve in vielen Thieren offenbar die dunkle Hornhaut,
und dahero ändere ich nunmehro meine Meynung, da
ich sehe, daß die Hornhaut eine besondere und jederzeit
beständige Bekleidung sei, mit welcher sich die Beklei-
dung des Sehenerven mittelst eines sehr kurzen Faden-
gewebes vereiniget.

Ein Theil dieser Bekleidung ist bisweilen auch im
Menschen, knochig befunden worden (e).

§. 6.
Das schwarze Plättchen der dunklen Hornhaut.

Die alten Schulen haben durchgängig gelehret, daß
die Aderhaut (f) eine Fortsezzung von der dünnen Ge-
hirnhaut sey, und sie hatten darinnen nicht Unrecht. Es
hat nämlich Claudius Nicolaus le Cat überhaupt
zuverläßig bezeiget (g), daß die inwendige Bedekkung
des Sehenerven sich in das besondere Plättchen der
Hornhaut verwandele, welches inwendig liegt, zart
und braun ist, mit der dunklen Hornhaut einerlei Länge
hat, und sich in jungen Personen nur schwach, in er-
wachsenen aber feste mit der dunklen Hornhaut verbin-
det (h), dergleichen man auch in andern vierfüßigen
Thieren findet. Daß aber die dünne Gehirnhaut ein
inneres Blättchen haben soll, woraus die Aderhaut
wurde (i), dieses finde ich nicht; und es erhellet mehr
als zu deutlich, daß auch nicht der Schriftsteller solches

gefun-
(e) [Spaltenumbruch] BLAS L. VI. obs. 8. Er-
weicht, nimmt sie mit dem Alaun
eine harte Art an sich DUVER-
NEY l. c.
(f) GALENUS de usu part.
L. X. c.
2. Auch vor kurzem
MERY memoir de l'Acad. 1712.
BERTRANDI p. 57. negant
WINSLOW HEISTER de Cho-
roid. etc.
Daß sie am Anfange
[Spaltenumbruch] des Augapfels verschwinde DU-
VERNEY l. c. p.
145.
(g) p. 373. add. HEISTER de
l'Acad. 1739. p. 19. 25. ZINN
p. 11. Comm. 121. t. I. P. prim.
lin. phys. n.
504.
(h) ZINN p. 6. 12. Comm.
fig. cit.
(i) le CATT p. 373.
D d d 4

II. Abſchnitt. Das Auge.
nerve in vielen Thieren offenbar die dunkle Hornhaut,
und dahero aͤndere ich nunmehro meine Meynung, da
ich ſehe, daß die Hornhaut eine beſondere und jederzeit
beſtaͤndige Bekleidung ſei, mit welcher ſich die Beklei-
dung des Sehenerven mittelſt eines ſehr kurzen Faden-
gewebes vereiniget.

Ein Theil dieſer Bekleidung iſt bisweilen auch im
Menſchen, knochig befunden worden (e).

§. 6.
Das ſchwarze Plaͤttchen der dunklen Hornhaut.

Die alten Schulen haben durchgaͤngig gelehret, daß
die Aderhaut (f) eine Fortſezzung von der duͤnnen Ge-
hirnhaut ſey, und ſie hatten darinnen nicht Unrecht. Es
hat naͤmlich Claudius Nicolaus le Cat uͤberhaupt
zuverlaͤßig bezeiget (g), daß die inwendige Bedekkung
des Sehenerven ſich in das beſondere Plaͤttchen der
Hornhaut verwandele, welches inwendig liegt, zart
und braun iſt, mit der dunklen Hornhaut einerlei Laͤnge
hat, und ſich in jungen Perſonen nur ſchwach, in er-
wachſenen aber feſte mit der dunklen Hornhaut verbin-
det (h), dergleichen man auch in andern vierfuͤßigen
Thieren findet. Daß aber die duͤnne Gehirnhaut ein
inneres Blaͤttchen haben ſoll, woraus die Aderhaut
wurde (i), dieſes finde ich nicht; und es erhellet mehr
als zu deutlich, daß auch nicht der Schriftſteller ſolches

gefun-
(e) [Spaltenumbruch] BLAS L. VI. obſ. 8. Er-
weicht, nimmt ſie mit dem Alaun
eine harte Art an ſich DUVER-
NEY l. c.
(f) GALENUS de uſu part.
L. X. c.
2. Auch vor kurzem
MERY memoir de l’Acad. 1712.
BERTRANDI p. 57. negant
WINSLOW HEISTER de Cho-
roid. etc.
Daß ſie am Anfange
[Spaltenumbruch] des Augapfels verſchwinde DU-
VERNEY l. c. p.
145.
(g) p. 373. add. HEISTER de
l’Acad. 1739. p. 19. 25. ZINN
p. 11. Comm. 121. t. I. P. prim.
lin. phyſ. n.
504.
(h) ZINN p. 6. 12. Comm.
fig. cit.
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D d d 4
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[791/0809] II. Abſchnitt. Das Auge. nerve in vielen Thieren offenbar die dunkle Hornhaut, und dahero aͤndere ich nunmehro meine Meynung, da ich ſehe, daß die Hornhaut eine beſondere und jederzeit beſtaͤndige Bekleidung ſei, mit welcher ſich die Beklei- dung des Sehenerven mittelſt eines ſehr kurzen Faden- gewebes vereiniget. Ein Theil dieſer Bekleidung iſt bisweilen auch im Menſchen, knochig befunden worden (e). §. 6. Das ſchwarze Plaͤttchen der dunklen Hornhaut. Die alten Schulen haben durchgaͤngig gelehret, daß die Aderhaut (f) eine Fortſezzung von der duͤnnen Ge- hirnhaut ſey, und ſie hatten darinnen nicht Unrecht. Es hat naͤmlich Claudius Nicolaus le Cat uͤberhaupt zuverlaͤßig bezeiget (g), daß die inwendige Bedekkung des Sehenerven ſich in das beſondere Plaͤttchen der Hornhaut verwandele, welches inwendig liegt, zart und braun iſt, mit der dunklen Hornhaut einerlei Laͤnge hat, und ſich in jungen Perſonen nur ſchwach, in er- wachſenen aber feſte mit der dunklen Hornhaut verbin- det (h), dergleichen man auch in andern vierfuͤßigen Thieren findet. Daß aber die duͤnne Gehirnhaut ein inneres Blaͤttchen haben ſoll, woraus die Aderhaut wurde (i), dieſes finde ich nicht; und es erhellet mehr als zu deutlich, daß auch nicht der Schriftſteller ſolches gefun- (e) BLAS L. VI. obſ. 8. Er- weicht, nimmt ſie mit dem Alaun eine harte Art an ſich DUVER- NEY l. c. (f) GALENUS de uſu part. L. X. c. 2. Auch vor kurzem MERY memoir de l’Acad. 1712. BERTRANDI p. 57. negant WINSLOW HEISTER de Cho- roid. etc. Daß ſie am Anfange des Augapfels verſchwinde DU- VERNEY l. c. p. 145. (g) p. 373. add. HEISTER de l’Acad. 1739. p. 19. 25. ZINN p. 11. Comm. 121. t. I. P. prim. lin. phyſ. n. 504. (h) ZINN p. 6. 12. Comm. fig. cit. (i) le CATT p. 373. D d d 4

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 791. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/809>, abgerufen am 23.11.2024.