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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Das Gesicht. XVI. Buch.

Es hat diese Drüse im sechzehnten und siebenzehnten
Jahrhunderte zu vielen Jrrthümern Anlaß gegeben, in-
dem die Physiologi im Auge zwo Drüsen verlangten,
und die Zergliederer ausser dieser caruncula keine andere
fanden, welche den Namen einer untern Drüse bei den
Alten führen könnte. Und dennoch hatte hier Riolan
einen Unterscheid gemacht (u).

Sie ist länglich, und nach auswendig zu kegelförmig,
als ob sie in einen Schwanz ausliefe, röthlich, und be-
steht aus der Membran des innersten Theils des dritten
Augenliedes, welche sich mit den beiden grössern Augen-
liedern und mit einem häufigen Fadengewebe verbindet,
welches weich ist, und in einen länglichen Körper sich
verwandelt, der nach der Queere gelagert ist, in einem
Anhängsel der Augenliederspalte, welches sich im innern
Winkel befindet. Sie legt sich zwischen denjenigen Theil
des Augenliedes ein, welcher inwendig am Thränenloche
liegt (x), und welcher am Menschen (y) aus denen, in
einen spizzen Winkel zusammengehenden Augenliedern
entsteht.

Jn diesem Körperchen stekken viele (z) schmierige,
rundliche, ziemlich grosse (a) Drüsen, die Löcher ha-
ben, welche kleine (b), und kaum sichtbare Haare,

die
(u) [Spaltenumbruch] in C. BAUHIN p. 719. tum
VERDUG osteolog. pag.
105.
Recht hat auch in dieser Sache
GUILLEMEAU de oculis Sect.
VII. c. 4. MASSA p. 91. aliique.
(x) MORGAGN, adv. VI. t. 2.
f. 2. ZINN t 7. f
10. zurükke
gezogen, denn sie reichet genau
an die Punkte.
(y) Daß die Jndianer einen
Bogen und keinen Ring haben,
saget GUMILLA Orinoko, T. I.
p.
105.
(z) Diese Drüsen mit ihren
auswerfenden Gängen hat I. ME-
[Spaltenumbruch] RY
beschrieben, unter den Auf-
säzzen des Iournals de medec.
1697. p. 28. et DUVERNEY
posth. p.
131. weitläuftig handelt
davon MORGAGNUS advers. I.
t. 4. f.
1. Bläschen, die eine öli-
ge Feuchtigkeit absondern, auto-
res physiologiae batavae p.
524.
(a) RUYSCH Thes. II. t. 1. f. 3.
DUVERNEY.
(b) MORGAGN. adv. I. p. 28.
et in ic. adv. VI. p. 59. WINS-
LOW num. 283. SCHOBINGER
p. 7. DUVERNEY.
Das Geſicht. XVI. Buch.

Es hat dieſe Druͤſe im ſechzehnten und ſiebenzehnten
Jahrhunderte zu vielen Jrrthuͤmern Anlaß gegeben, in-
dem die Phyſiologi im Auge zwo Druͤſen verlangten,
und die Zergliederer auſſer dieſer caruncula keine andere
fanden, welche den Namen einer untern Druͤſe bei den
Alten fuͤhren koͤnnte. Und dennoch hatte hier Riolan
einen Unterſcheid gemacht (u).

Sie iſt laͤnglich, und nach auswendig zu kegelfoͤrmig,
als ob ſie in einen Schwanz ausliefe, roͤthlich, und be-
ſteht aus der Membran des innerſten Theils des dritten
Augenliedes, welche ſich mit den beiden groͤſſern Augen-
liedern und mit einem haͤufigen Fadengewebe verbindet,
welches weich iſt, und in einen laͤnglichen Koͤrper ſich
verwandelt, der nach der Queere gelagert iſt, in einem
Anhaͤngſel der Augenliederſpalte, welches ſich im innern
Winkel befindet. Sie legt ſich zwiſchen denjenigen Theil
des Augenliedes ein, welcher inwendig am Thraͤnenloche
liegt (x), und welcher am Menſchen (y) aus denen, in
einen ſpizzen Winkel zuſammengehenden Augenliedern
entſteht.

Jn dieſem Koͤrperchen ſtekken viele (z) ſchmierige,
rundliche, ziemlich groſſe (a) Druͤſen, die Loͤcher ha-
ben, welche kleine (b), und kaum ſichtbare Haare,

die
(u) [Spaltenumbruch] in C. BAUHIN p. 719. tum
VERDUG oſteolog. pag.
105.
Recht hat auch in dieſer Sache
GUILLEMEAU de oculis Sect.
VII. c. 4. MASSA p. 91. aliique.
(x) MORGAGN, adv. VI. t. 2.
f. 2. ZINN t 7. f
10. zuruͤkke
gezogen, denn ſie reichet genau
an die Punkte.
(y) Daß die Jndianer einen
Bogen und keinen Ring haben,
ſaget GUMILLA Orinoko, T. I.
p.
105.
(z) Dieſe Druͤſen mit ihren
auswerfenden Gaͤngen hat I. ME-
[Spaltenumbruch] RY
beſchrieben, unter den Auf-
ſaͤzzen des Iournals de medec.
1697. p. 28. et DUVERNEY
poſth. p.
131. weitlaͤuftig handelt
davon MORGAGNUS adverſ. I.
t. 4. f.
1. Blaͤschen, die eine oͤli-
ge Feuchtigkeit abſondern, auto-
res phyſiologiae batavae p.
524.
(a) RUYSCH Theſ. II. t. 1. f. 3.
DUVERNEY.
(b) MORGAGN. adv. I. p. 28.
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LOW num. 283. SCHOBINGER
p. 7. DUVERNEY.
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[744/0762] Das Geſicht. XVI. Buch. Es hat dieſe Druͤſe im ſechzehnten und ſiebenzehnten Jahrhunderte zu vielen Jrrthuͤmern Anlaß gegeben, in- dem die Phyſiologi im Auge zwo Druͤſen verlangten, und die Zergliederer auſſer dieſer caruncula keine andere fanden, welche den Namen einer untern Druͤſe bei den Alten fuͤhren koͤnnte. Und dennoch hatte hier Riolan einen Unterſcheid gemacht (u). Sie iſt laͤnglich, und nach auswendig zu kegelfoͤrmig, als ob ſie in einen Schwanz ausliefe, roͤthlich, und be- ſteht aus der Membran des innerſten Theils des dritten Augenliedes, welche ſich mit den beiden groͤſſern Augen- liedern und mit einem haͤufigen Fadengewebe verbindet, welches weich iſt, und in einen laͤnglichen Koͤrper ſich verwandelt, der nach der Queere gelagert iſt, in einem Anhaͤngſel der Augenliederſpalte, welches ſich im innern Winkel befindet. Sie legt ſich zwiſchen denjenigen Theil des Augenliedes ein, welcher inwendig am Thraͤnenloche liegt (x), und welcher am Menſchen (y) aus denen, in einen ſpizzen Winkel zuſammengehenden Augenliedern entſteht. Jn dieſem Koͤrperchen ſtekken viele (z) ſchmierige, rundliche, ziemlich groſſe (a) Druͤſen, die Loͤcher ha- ben, welche kleine (b), und kaum ſichtbare Haare, die (u) in C. BAUHIN p. 719. tum VERDUG oſteolog. pag. 105. Recht hat auch in dieſer Sache GUILLEMEAU de oculis Sect. VII. c. 4. MASSA p. 91. aliique. (x) MORGAGN, adv. VI. t. 2. f. 2. ZINN t 7. f 10. zuruͤkke gezogen, denn ſie reichet genau an die Punkte. (y) Daß die Jndianer einen Bogen und keinen Ring haben, ſaget GUMILLA Orinoko, T. I. p. 105. (z) Dieſe Druͤſen mit ihren auswerfenden Gaͤngen hat I. ME- RY beſchrieben, unter den Auf- ſaͤzzen des Iournals de medec. 1697. p. 28. et DUVERNEY poſth. p. 131. weitlaͤuftig handelt davon MORGAGNUS adverſ. I. t. 4. f. 1. Blaͤschen, die eine oͤli- ge Feuchtigkeit abſondern, auto- res phyſiologiae batavae p. 524. (a) RUYSCH Theſ. II. t. 1. f. 3. DUVERNEY. (b) MORGAGN. adv. I. p. 28. et in ic. adv. VI. p. 59. WINS- LOW num. 283. SCHOBINGER p. 7. DUVERNEY.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 744. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/762>, abgerufen am 23.06.2024.