Es zeiget die Erfahrung, daß in demjenigen Körper, welcher den Schall erregt, zu der Zeit abwechselnde Zit- terungen und Schwingungen vorgehen, in welcher er den Schall hervorbringt. Man kan diese Bebungen auf die allereinfachste Art so betrachten, daß man die Theilchen des zittrenden Körpers, als Saiten ansieht, welche wechselweise aus einer geraden Linie zu einer krum- men werden, deren gröste Krümmung, oder größte Ent- fernung von der geraden Linie vor dem Thongeben, in der Mitte dieser Linie befindlich ist, und daß diese Sai- ten wechselweise wieder so gerade werden, als sie in der vorigen Ruhe waren (k).
Jndem nun dieses von allen Seiten in dem klingen- den Körper vorgeht, so wird die ganze Glokke, wenn sie klingt, wechselweise weiter im Umfange, weil sich alle ihre einzelne Saiten nach einer Krümmung bewe- gen, und sich der Quere nach in eine grössere Ellipsis verwandeln; bald aber verwandeln sie sich wieder in eine Ellipsis, welche nach dem andren Diameter gemes- sen, weiter, nach dem erstern aber kürzer ist, wenn diese Saiten wieder gerade werden (l). Dieses ist nicht eine Sache der Theorie, sondern aus wirklichen Ver- suchen bekannt. Auch ein Ring, an welchen man
schlägt,
(k)[Spaltenumbruch]HELSHAM, Lectures, p. 258. t. 7. f. 11. NOLLET, lec. de physiq. exper. T. III. p. 398. t. 1. f. 3. EULER, de musica n. 2. ROHAULT, phys. ex edition. CLARKII, L. I. c. 26. n. 16. BIRCH, T. IV. p. 46.
(l)NOLLET, l. c. p. 399. f. 7. DESAGULIERS, T. II. p. 6. 7. 5. GRAVEZANDE. T. II. n. 2. 314. BIRCH, l. c. ROUHAULT, n. 19. WOLF, [Spaltenumbruch]
Versuche T. III. p. 32. 36. LE CATT, p. 262. KIRCHER, phonurg, p. 185. von einem Trink- glase PERRAULT, p. 208. 214. ep. belg. du BOIS, de sono & auditu diss. 1. n. 3. An einem Trinkglase KIRCHER. phonurg p. 188. An einem nach Spiralli- nien geschnittenen Trinkglase, sind die Linien um ein ansehnliches län- ger, und kürzer, wenn man es mit dem Finger streicht. BOYLE, Of languid. motion.
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II. Abſchnitt. Werkzeug.
Es zeiget die Erfahrung, daß in demjenigen Koͤrper, welcher den Schall erregt, zu der Zeit abwechſelnde Zit- terungen und Schwingungen vorgehen, in welcher er den Schall hervorbringt. Man kan dieſe Bebungen auf die allereinfachſte Art ſo betrachten, daß man die Theilchen des zittrenden Koͤrpers, als Saiten anſieht, welche wechſelweiſe aus einer geraden Linie zu einer krum- men werden, deren groͤſte Kruͤmmung, oder groͤßte Ent- fernung von der geraden Linie vor dem Thongeben, in der Mitte dieſer Linie befindlich iſt, und daß dieſe Sai- ten wechſelweiſe wieder ſo gerade werden, als ſie in der vorigen Ruhe waren (k).
Jndem nun dieſes von allen Seiten in dem klingen- den Koͤrper vorgeht, ſo wird die ganze Glokke, wenn ſie klingt, wechſelweiſe weiter im Umfange, weil ſich alle ihre einzelne Saiten nach einer Kruͤmmung bewe- gen, und ſich der Quere nach in eine groͤſſere Ellipſis verwandeln; bald aber verwandeln ſie ſich wieder in eine Ellipſis, welche nach dem andren Diameter gemeſ- ſen, weiter, nach dem erſtern aber kuͤrzer iſt, wenn dieſe Saiten wieder gerade werden (l). Dieſes iſt nicht eine Sache der Theorie, ſondern aus wirklichen Ver- ſuchen bekannt. Auch ein Ring, an welchen man
ſchlaͤgt,
(k)[Spaltenumbruch]HELSHAM, Lectures, p. 258. t. 7. f. 11. NOLLET, lec. de phyſiq. exper. T. III. p. 398. t. 1. f. 3. EULER, de muſica n. 2. ROHAULT, phyſ. ex edition. CLARKII, L. I. c. 26. n. 16. BIRCH, T. IV. p. 46.
(l)NOLLET, l. c. p. 399. f. 7. DESAGULIERS, T. II. p. 6. 7. 5. GRAVEZANDE. T. II. n. 2. 314. BIRCH, l. c. ROUHAULT, n. 19. WOLF, [Spaltenumbruch]
Verſuche T. III. p. 32. 36. LE CATT, p. 262. KIRCHER, phonurg, p. 185. von einem Trink- glaſe PERRAULT, p. 208. 214. ep. belg. du BOIS, de ſono & auditu diſſ. 1. n. 3. An einem Trinkglaſe KIRCHER. phonurg p. 188. An einem nach Spiralli- nien geſchnittenen Trinkglaſe, ſind die Linien um ein anſehnliches laͤn- ger, und kuͤrzer, wenn man es mit dem Finger ſtreicht. BOYLE, Of languid. motion.
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II. Abſchnitt. Werkzeug.
Es zeiget die Erfahrung, daß in demjenigen Koͤrper,
welcher den Schall erregt, zu der Zeit abwechſelnde Zit-
terungen und Schwingungen vorgehen, in welcher er
den Schall hervorbringt. Man kan dieſe Bebungen
auf die allereinfachſte Art ſo betrachten, daß man die
Theilchen des zittrenden Koͤrpers, als Saiten anſieht,
welche wechſelweiſe aus einer geraden Linie zu einer krum-
men werden, deren groͤſte Kruͤmmung, oder groͤßte Ent-
fernung von der geraden Linie vor dem Thongeben, in
der Mitte dieſer Linie befindlich iſt, und daß dieſe Sai-
ten wechſelweiſe wieder ſo gerade werden, als ſie in der
vorigen Ruhe waren (k).
Jndem nun dieſes von allen Seiten in dem klingen-
den Koͤrper vorgeht, ſo wird die ganze Glokke, wenn
ſie klingt, wechſelweiſe weiter im Umfange, weil ſich
alle ihre einzelne Saiten nach einer Kruͤmmung bewe-
gen, und ſich der Quere nach in eine groͤſſere Ellipſis
verwandeln; bald aber verwandeln ſie ſich wieder in
eine Ellipſis, welche nach dem andren Diameter gemeſ-
ſen, weiter, nach dem erſtern aber kuͤrzer iſt, wenn
dieſe Saiten wieder gerade werden (l). Dieſes iſt nicht
eine Sache der Theorie, ſondern aus wirklichen Ver-
ſuchen bekannt. Auch ein Ring, an welchen man
ſchlaͤgt,
(k)
HELSHAM, Lectures, p.
258. t. 7. f. 11. NOLLET, lec.
de phyſiq. exper. T. III. p. 398.
t. 1. f. 3. EULER, de muſica n. 2.
ROHAULT, phyſ. ex edition.
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BIRCH, T. IV. p. 46.
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p. 6. 7. 5. GRAVEZANDE. T.
II. n. 2. 314. BIRCH, l. c.
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Verſuche T. III. p. 32. 36. LE
CATT, p. 262. KIRCHER,
phonurg, p. 185. von einem Trink-
glaſe PERRAULT, p. 208. 214.
ep. belg. du BOIS, de ſono &
auditu diſſ. 1. n. 3. An einem
Trinkglaſe KIRCHER. phonurg
p. 188. An einem nach Spiralli-
nien geſchnittenen Trinkglaſe, ſind
die Linien um ein anſehnliches laͤn-
ger, und kuͤrzer, wenn man es
mit dem Finger ſtreicht. BOYLE,
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 617. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/635>, abgerufen am 22.11.2024.
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