Hirsche, Rehe und Elephanten (q). Jch habe die be- wundernswürdige Artigkeit dieses Baues an einem Rehe betrachtet.
Dieser Bau ist endlich am Menschen, den die mei- sten Thiere an feinem Geruche übertreffen, einfach röh- rig (r). Einfach ist er an dem Krampffische (s), diesem trägen Thiere, welches nur eine faule Berührung von seiner Beute erwartet.
Ob man aber darum die Nasenscheidewand von dem Rechte, ein Werkzeug des Geruches zu sein, die untere Fläche der Siebplatte, und den mittlern und untersten Gang in der Nase, so wie die übrigen Hölen, ausschlies- sen müsse, das läßt sich nicht so leicht bestimmen. Es findet sich überall einerlei Membran, von einerlei Bau, überall sind zalreiche Nerven, und zwar an der Nasen- scheidewand von eben dem ersten Paare (t), dem ein be- rümter Mann den Geruch insonderheit zuschreibt. Es hängen aber auch die Schleimsinus mit zusammenhängen- den Stufen mit den Siebfächern zusammen, und es schei- net hart zu sein, wenn man sagen wollte, daß in diesen, als Theilen vom Schwammknochen, der Geruch nicht statt finden sollte. Endlich finde ich bei diesem Baue selbst keine Ursache, warum diesseits einer sichern Grenze der Geruch ausgeübt werden sollte, und jenseits dersel- ben nicht.
Jch gebe leicht zu, daß es einige Theile in der Nase gebe, welche mehr, als andre empfinden; daß diejenigen den größten Antheil daran haben, welche nach vorne zu oben liegen, und den Geruchdünsten näher ausge- sezzt sind, welche mehr Nervenäste haben (u), welche ihre Nerven näher an den Stämmen bekommen, und welche mehr entblößt, weicher und zärter sind. Jch glaube daß
der
(q)[Spaltenumbruch]BLAIS, Phil. trans. n. 327.
(r)MORAND l. c. p. 407.
(s) Ohne Platten LORENZI- NI p. 8.
(t)[Spaltenumbruch]p. 151.
(u) Jn der Nase der Schweine sind viel Nerven, SCHNEIDER l. c.
III. Abſchnitt. Werkzeug.
Hirſche, Rehe und Elephanten (q). Jch habe die be- wundernswuͤrdige Artigkeit dieſes Baues an einem Rehe betrachtet.
Dieſer Bau iſt endlich am Menſchen, den die mei- ſten Thiere an feinem Geruche uͤbertreffen, einfach roͤh- rig (r). Einfach iſt er an dem Krampffiſche (s), dieſem traͤgen Thiere, welches nur eine faule Beruͤhrung von ſeiner Beute erwartet.
Ob man aber darum die Naſenſcheidewand von dem Rechte, ein Werkzeug des Geruches zu ſein, die untere Flaͤche der Siebplatte, und den mittlern und unterſten Gang in der Naſe, ſo wie die uͤbrigen Hoͤlen, ausſchlieſ- ſen muͤſſe, das laͤßt ſich nicht ſo leicht beſtimmen. Es findet ſich uͤberall einerlei Membran, von einerlei Bau, uͤberall ſind zalreiche Nerven, und zwar an der Naſen- ſcheidewand von eben dem erſten Paare (t), dem ein be- ruͤmter Mann den Geruch inſonderheit zuſchreibt. Es haͤngen aber auch die Schleimſinus mit zuſammenhaͤngen- den Stufen mit den Siebfaͤchern zuſammen, und es ſchei- net hart zu ſein, wenn man ſagen wollte, daß in dieſen, als Theilen vom Schwammknochen, der Geruch nicht ſtatt finden ſollte. Endlich finde ich bei dieſem Baue ſelbſt keine Urſache, warum dieſſeits einer ſichern Grenze der Geruch ausgeuͤbt werden ſollte, und jenſeits derſel- ben nicht.
Jch gebe leicht zu, daß es einige Theile in der Naſe gebe, welche mehr, als andre empfinden; daß diejenigen den groͤßten Antheil daran haben, welche nach vorne zu oben liegen, und den Geruchduͤnſten naͤher ausge- ſezzt ſind, welche mehr Nervenaͤſte haben (u), welche ihre Nerven naͤher an den Staͤmmen bekommen, und welche mehr entbloͤßt, weicher und zaͤrter ſind. Jch glaube daß
der
(q)[Spaltenumbruch]BLAIS, Phil. tranſ. n. 327.
(r)MORAND l. c. p. 407.
(s) Ohne Platten LORENZI- NI p. 8.
(t)[Spaltenumbruch]p. 151.
(u) Jn der Naſe der Schweine ſind viel Nerven, SCHNEIDER l. c.
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III. Abſchnitt. Werkzeug.
Hirſche, Rehe und Elephanten (q). Jch habe die be-
wundernswuͤrdige Artigkeit dieſes Baues an einem Rehe
betrachtet.
Dieſer Bau iſt endlich am Menſchen, den die mei-
ſten Thiere an feinem Geruche uͤbertreffen, einfach roͤh-
rig (r). Einfach iſt er an dem Krampffiſche (s), dieſem
traͤgen Thiere, welches nur eine faule Beruͤhrung von
ſeiner Beute erwartet.
Ob man aber darum die Naſenſcheidewand von dem
Rechte, ein Werkzeug des Geruches zu ſein, die untere
Flaͤche der Siebplatte, und den mittlern und unterſten
Gang in der Naſe, ſo wie die uͤbrigen Hoͤlen, ausſchlieſ-
ſen muͤſſe, das laͤßt ſich nicht ſo leicht beſtimmen. Es
findet ſich uͤberall einerlei Membran, von einerlei Bau,
uͤberall ſind zalreiche Nerven, und zwar an der Naſen-
ſcheidewand von eben dem erſten Paare (t), dem ein be-
ruͤmter Mann den Geruch inſonderheit zuſchreibt. Es
haͤngen aber auch die Schleimſinus mit zuſammenhaͤngen-
den Stufen mit den Siebfaͤchern zuſammen, und es ſchei-
net hart zu ſein, wenn man ſagen wollte, daß in dieſen,
als Theilen vom Schwammknochen, der Geruch nicht
ſtatt finden ſollte. Endlich finde ich bei dieſem Baue
ſelbſt keine Urſache, warum dieſſeits einer ſichern Grenze
der Geruch ausgeuͤbt werden ſollte, und jenſeits derſel-
ben nicht.
Jch gebe leicht zu, daß es einige Theile in der Naſe
gebe, welche mehr, als andre empfinden; daß diejenigen
den groͤßten Antheil daran haben, welche nach vorne
zu oben liegen, und den Geruchduͤnſten naͤher ausge-
ſezzt ſind, welche mehr Nervenaͤſte haben (u), welche ihre
Nerven naͤher an den Staͤmmen bekommen, und welche
mehr entbloͤßt, weicher und zaͤrter ſind. Jch glaube daß
der
(q)
BLAIS, Phil. tranſ. n. 327.
(r) MORAND l. c. p. 407.
(s) Ohne Platten LORENZI-
NI p. 8.
(t)
p. 151.
(u) Jn der Naſe der Schweine
ſind viel Nerven, SCHNEIDER
l. c.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 509. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/527>, abgerufen am 22.11.2024.
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