man Kröten und Nattern in Trummeln einsperre, dar- auf mit Stökken schlüge, und dadurch diese Thiere zu der äussersten Wut brächte, ihr Geruch einen plözlichen Todt verursacht habe.
Auch andere Arten von grossen Gestanke haben einen plözzlichen Todt (u) nach sich gezogen, sonderlich die, wel- che von einer Fäulnis entstanden. So erfolgte vom Ge- stanke eines verfaulten Ochsen (x) ein schneller Todt, so wie vom Geruche todter Körper (y), vom Zusammenflusse des Auswurfschlammes (z) u. s. f. Die Alten glaubten, daß Koth, der vom Gifte angegriffen sei (a), einen solchen Gestank hervorbringe, welcher die Umstehenden tödtete, und man könne Briefe oder Handschue mit sehr durch- dringendem Gifte versehen (b), davon sind viele die es glauben. Es starb jemand vom Arsenikdampfe (c), den derselbe in die Nase zog, ohne daß andre Zufälle dazu gekommen wären. Man sagt, Dippel habe eben dieses Schikksal gehabt, der sich in seinen Schriften den Na- men Christiani Democriti gegeben hat.
Einschläfrende Kräfte haben angezündete Kolen, der Wein, die Alraunwurzel (mandragora) (d), einige Ge- würze, und besonders der Saffran (e); denn man lieset, daß derselbe, wenn man ihn in Menge eingesammelt, die Menschen und so gar die Pakkesel (f) eingeschläfert. Auch stark wohlriechende Dinge ziehen uns Beschwerun- gen zu, und es beräucherten einige Schiffer, welche vor
der
(u)[Spaltenumbruch]Add. L. VIII.
(x)LANCIS pest. bovill. p. 1. c. 8.
(y)Iourn. de Medeci. 1759. M. Aug.
(z)ARCUDIO. contemplat. p. 5.
(a)SCALIGER de subtil. exerc. p. 154. HEUCHER oper. p. 429. MEAD of poison. p. 225. Er fügt hinzu, er kenne dieses Gift, und es sei metallisch.
(b)[Spaltenumbruch]WEPFER cicut. Der sich erst nach vielen Monaten wieder erholet.
(c)BARNSTORF de amput. membr.
(d)Levin LEMN. herb. bibl. c. 2.
(e)CARDAN. variet. VIII. L. BORELLI hist. 35. Gent. IV. v. L. XVII.
(f)FABER ad HERNANDEZ. p. 755.
H h 2
II. Abſchnitt. Werkzeug.
man Kroͤten und Nattern in Trummeln einſperre, dar- auf mit Stoͤkken ſchluͤge, und dadurch dieſe Thiere zu der aͤuſſerſten Wut braͤchte, ihr Geruch einen ploͤzlichen Todt verurſacht habe.
Auch andere Arten von groſſen Geſtanke haben einen ploͤzzlichen Todt (u) nach ſich gezogen, ſonderlich die, wel- che von einer Faͤulnis entſtanden. So erfolgte vom Ge- ſtanke eines verfaulten Ochſen (x) ein ſchneller Todt, ſo wie vom Geruche todter Koͤrper (y), vom Zuſammenfluſſe des Auswurfſchlammes (z) u. ſ. f. Die Alten glaubten, daß Koth, der vom Gifte angegriffen ſei (a), einen ſolchen Geſtank hervorbringe, welcher die Umſtehenden toͤdtete, und man koͤnne Briefe oder Handſchue mit ſehr durch- dringendem Gifte verſehen (b), davon ſind viele die es glauben. Es ſtarb jemand vom Arſenikdampfe (c), den derſelbe in die Naſe zog, ohne daß andre Zufaͤlle dazu gekommen waͤren. Man ſagt, Dippel habe eben dieſes Schikkſal gehabt, der ſich in ſeinen Schriften den Na- men Chriſtiani Democriti gegeben hat.
Einſchlaͤfrende Kraͤfte haben angezuͤndete Kolen, der Wein, die Alraunwurzel (mandragora) (d), einige Ge- wuͤrze, und beſonders der Saffran (e); denn man lieſet, daß derſelbe, wenn man ihn in Menge eingeſammelt, die Menſchen und ſo gar die Pakkeſel (f) eingeſchlaͤfert. Auch ſtark wohlriechende Dinge ziehen uns Beſchwerun- gen zu, und es beraͤucherten einige Schiffer, welche vor
der
(u)[Spaltenumbruch]Add. L. VIII.
(x)LANCIS peſt. bovill. p. 1. c. 8.
(y)Iourn. de Medeci. 1759. M. Aug.
(z)ARCUDIO. contemplat. p. 5.
(a)SCALIGER de ſubtil. exerc. p. 154. HEUCHER oper. p. 429. MEAD of poiſon. p. 225. Er fuͤgt hinzu, er kenne dieſes Gift, und es ſei metalliſch.
(b)[Spaltenumbruch]WEPFER cicut. Der ſich erſt nach vielen Monaten wieder erholet.
(c)BARNSTORF de amput. membr.
(d)Levin LEMN. herb. bibl. c. 2.
(e)CARDAN. variet. VIII. L. BORELLI hiſt. 35. Gent. IV. v. L. XVII.
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II. Abſchnitt. Werkzeug.
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auf mit Stoͤkken ſchluͤge, und dadurch dieſe Thiere zu der
aͤuſſerſten Wut braͤchte, ihr Geruch einen ploͤzlichen Todt
verurſacht habe.
Auch andere Arten von groſſen Geſtanke haben einen
ploͤzzlichen Todt (u) nach ſich gezogen, ſonderlich die, wel-
che von einer Faͤulnis entſtanden. So erfolgte vom Ge-
ſtanke eines verfaulten Ochſen (x) ein ſchneller Todt, ſo
wie vom Geruche todter Koͤrper (y), vom Zuſammenfluſſe
des Auswurfſchlammes (z) u. ſ. f. Die Alten glaubten,
daß Koth, der vom Gifte angegriffen ſei (a), einen ſolchen
Geſtank hervorbringe, welcher die Umſtehenden toͤdtete,
und man koͤnne Briefe oder Handſchue mit ſehr durch-
dringendem Gifte verſehen (b), davon ſind viele die es
glauben. Es ſtarb jemand vom Arſenikdampfe (c), den
derſelbe in die Naſe zog, ohne daß andre Zufaͤlle dazu
gekommen waͤren. Man ſagt, Dippel habe eben dieſes
Schikkſal gehabt, der ſich in ſeinen Schriften den Na-
men Chriſtiani Democriti gegeben hat.
Einſchlaͤfrende Kraͤfte haben angezuͤndete Kolen, der
Wein, die Alraunwurzel (mandragora) (d), einige Ge-
wuͤrze, und beſonders der Saffran (e); denn man lieſet,
daß derſelbe, wenn man ihn in Menge eingeſammelt,
die Menſchen und ſo gar die Pakkeſel (f) eingeſchlaͤfert.
Auch ſtark wohlriechende Dinge ziehen uns Beſchwerun-
gen zu, und es beraͤucherten einige Schiffer, welche vor
der
(u)
Add. L. VIII.
(x) LANCIS peſt. bovill. p. 1.
c. 8.
(y) Iourn. de Medeci. 1759.
M. Aug.
(z) ARCUDIO. contemplat.
p. 5.
(a) SCALIGER de ſubtil. exerc.
p. 154. HEUCHER oper. p. 429.
MEAD of poiſon. p. 225. Er fuͤgt
hinzu, er kenne dieſes Gift, und
es ſei metalliſch.
(b)
WEPFER cicut. Der ſich
erſt nach vielen Monaten wieder
erholet.
(c) BARNSTORF de amput.
membr.
(d) Levin LEMN. herb. bibl.
c. 2.
(e) CARDAN. variet. VIII. L.
BORELLI hiſt. 35. Gent. IV. v.
L. XVII.
(f) FABER ad HERNANDEZ.
p. 755.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 483. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/501>, abgerufen am 22.11.2024.
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