welcher an der Zunge des Menschen eine Bekleidung, die da weich, und der Oberhaut änlich war, gefunden. Allein, er hat den Bau der Menschenzunge mit der thierischen nicht gut verglichen.
Ruysch will nicht (z) die Nezmembran an der Zunge gefunden haben.
Nachher hat J. Benignus Winslow erinnert, daß sich dieser Bau an Thieren anders, als am Menschen verhalte (a), und es habe der Mensch an der Zunge keine Nezzmembran; er sagt ferner, daß sich in den Thieren eine schleimige helle Substanz zwischen die Wärzchen er- giesse, so wie zwischen die Wärzchen, die sich gekocht in eine Art von Membran verwandeln. Sie sei am Menschen dünne, und der Oberhaut änlich (b). Aus der Schule dieses vortreflichen Mannes tadelt J. R. C. Garengeot den Heister, da er eine durchlöcherte Nezzmembran be- schrieb, mit Bitterkeit (c).
Nach diesem, da die Schriftsteller in der Zergliede- rungskunst immerfort (d) ein nezzförmiges Wesen und Löcher daran, nach den Thieren, lehrten, erwies der vor- trefliche Albin dergleichen, und nannte diese Oberhaut Periglottis(e), er trug den wahren Bau derselben vor, welches auch die Schüler dieses berümten Mannes thaten (e*), welche seine Erfindungen noch ehe, als ihr Lehrer, öffentlich bekannt machten. Jch habe den wahren Bau theils nach dem Unterrichte dieses vortreflichen Mannes, theils aus der Natur (e**) bereits vorlängst vorgetragen.
Es
(z)[Spaltenumbruch]Thes. X. n. 18.
(a)n. 529.
(b)n. 506.
(c) Neue Ausgabe der Splan- chnologia.
(d)HEISTER compend. anat. f. 20. BOERHAAVE n. 1185. DUVERNEY posth. p. 253.
(e) Jn seinen Vorlesungen, ohn- [Spaltenumbruch]
längst aber in adnot. L. I. im Jahr 1756 herausgegeben, und adnot. L. III. p. 92. 93.
(e*)REVENHORST p. 50. 51. 52. u. f. LUCHTMANNS p. 67. MOERS de gustu.
(e**)Comm. T. IV. pag. 17. ferner in beiden Ausgaben prun. lin. Physiolog.
I. Abſchnitt. Werkzeug.
welcher an der Zunge des Menſchen eine Bekleidung, die da weich, und der Oberhaut aͤnlich war, gefunden. Allein, er hat den Bau der Menſchenzunge mit der thieriſchen nicht gut verglichen.
Ruyſch will nicht (z) die Nezmembran an der Zunge gefunden haben.
Nachher hat J. Benignus Winslow erinnert, daß ſich dieſer Bau an Thieren anders, als am Menſchen verhalte (a), und es habe der Menſch an der Zunge keine Nezzmembran; er ſagt ferner, daß ſich in den Thieren eine ſchleimige helle Subſtanz zwiſchen die Waͤrzchen er- gieſſe, ſo wie zwiſchen die Waͤrzchen, die ſich gekocht in eine Art von Membran verwandeln. Sie ſei am Menſchen duͤnne, und der Oberhaut aͤnlich (b). Aus der Schule dieſes vortreflichen Mannes tadelt J. R. C. Garengeot den Heiſter, da er eine durchloͤcherte Nezzmembran be- ſchrieb, mit Bitterkeit (c).
Nach dieſem, da die Schriftſteller in der Zergliede- rungskunſt immerfort (d) ein nezzfoͤrmiges Weſen und Loͤcher daran, nach den Thieren, lehrten, erwies der vor- trefliche Albin dergleichen, und nannte dieſe Oberhaut Periglottis(e), er trug den wahren Bau derſelben vor, welches auch die Schuͤler dieſes beruͤmten Mannes thaten (e*), welche ſeine Erfindungen noch ehe, als ihr Lehrer, oͤffentlich bekannt machten. Jch habe den wahren Bau theils nach dem Unterrichte dieſes vortreflichen Mannes, theils aus der Natur (e**) bereits vorlaͤngſt vorgetragen.
Es
(z)[Spaltenumbruch]Theſ. X. n. 18.
(a)n. 529.
(b)n. 506.
(c) Neue Ausgabe der Splan- chnologia.
(d)HEISTER compend. anat. f. 20. BOERHAAVE n. 1185. DUVERNEY poſth. p. 253.
(e) Jn ſeinen Vorleſungen, ohn- [Spaltenumbruch]
laͤngſt aber in adnot. L. I. im Jahr 1756 herausgegeben, und adnot. L. III. p. 92. 93.
(e*)REVENHORST p. 50. 51. 52. u. f. LUCHTMANNS p. 67. MOERS de guſtu.
(e**)Comm. T. IV. pag. 17. ferner in beiden Ausgaben prun. lin. Phyſiolog.
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I. Abſchnitt. Werkzeug.
welcher an der Zunge des Menſchen eine Bekleidung, die
da weich, und der Oberhaut aͤnlich war, gefunden. Allein,
er hat den Bau der Menſchenzunge mit der thieriſchen
nicht gut verglichen.
Ruyſch will nicht (z) die Nezmembran an der Zunge
gefunden haben.
Nachher hat J. Benignus Winslow erinnert, daß
ſich dieſer Bau an Thieren anders, als am Menſchen
verhalte (a), und es habe der Menſch an der Zunge keine
Nezzmembran; er ſagt ferner, daß ſich in den Thieren
eine ſchleimige helle Subſtanz zwiſchen die Waͤrzchen er-
gieſſe, ſo wie zwiſchen die Waͤrzchen, die ſich gekocht in eine
Art von Membran verwandeln. Sie ſei am Menſchen
duͤnne, und der Oberhaut aͤnlich (b). Aus der Schule
dieſes vortreflichen Mannes tadelt J. R. C. Garengeot
den Heiſter, da er eine durchloͤcherte Nezzmembran be-
ſchrieb, mit Bitterkeit (c).
Nach dieſem, da die Schriftſteller in der Zergliede-
rungskunſt immerfort (d) ein nezzfoͤrmiges Weſen und
Loͤcher daran, nach den Thieren, lehrten, erwies der vor-
trefliche Albin dergleichen, und nannte dieſe Oberhaut
Periglottis (e), er trug den wahren Bau derſelben vor,
welches auch die Schuͤler dieſes beruͤmten Mannes thaten
(e*), welche ſeine Erfindungen noch ehe, als ihr Lehrer,
oͤffentlich bekannt machten. Jch habe den wahren Bau
theils nach dem Unterrichte dieſes vortreflichen Mannes,
theils aus der Natur (e**) bereits vorlaͤngſt vorgetragen.
Es
(z)
Theſ. X. n. 18.
(a) n. 529.
(b) n. 506.
(c) Neue Ausgabe der Splan-
chnologia.
(d) HEISTER compend. anat.
f. 20. BOERHAAVE n. 1185.
DUVERNEY poſth. p. 253.
(e) Jn ſeinen Vorleſungen, ohn-
laͤngſt aber in adnot. L. I. im Jahr
1756 herausgegeben, und adnot.
L. III. p. 92. 93.
(e*) REVENHORST p. 50. 51.
52. u. f. LUCHTMANNS p. 67.
MOERS de guſtu.
(e**) Comm. T. IV. pag. 17.
ferner in beiden Ausgaben prun.
lin. Phyſiolog.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 397. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/415>, abgerufen am 22.11.2024.
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