fällen stieg dieses bis auf zehn, und ferner in drei oder vier Tagen hintereinander bis auf 70 Pfunde (o).
Nach dem Gatinaria(q) harnete ein Mädchen alle Tage, sechzig Tage hintereinander, 16 Becher voll, deren sie drei getrunken hatte, so daß damals der Urin das Ge- tränke um 1740 Pfunde überstieg, und sie hatte, ausser Speise und Trank, wiewohl mit gutem Erfolge, 1740 Pfunde verloren. Eine Nonne gab den Urin in unglaub- licher Menge von sich (r). Eine Jungfer verlor inner- halb 60 Tagen, ohne Durst zu empfinden oder krank zu sein, 20 Pfunde (s). Gauzer 97 Tage lang gab Jemand täglich 40 Pfunde Harn von sich (t).
Fast eine dergleichen Erzälung thut Boerhaave(u), und es vermutet Antonius von Haen(x), die wassersüch- tigen Körper hätten die Art an sich, Luft in sich zu saugen.
Jn diesen Beispielen, da man mehr Urin läst, als Speise und Trank liefern könnten, und da sich der Körper selbst wenige Tage lang, bei so ansenlicher Einbuße erhielt und daurete, wenn er gleich ganz und gar zu Wasser ge- worden zu sein schien, glaubt man (y), daß diese Feuch- tigkeiten überhaupt aus der Luft eingezogen worden. C. Taglini hat durch Rechnungen gefunden (z), daß durch das Atemholen allein so viel Wasser nicht einge- schlukkt werden könne.
(p)
Da
(o)[Spaltenumbruch]PISSINIUS de diabet. pag. 6. 7.
(q)CARDAN. variet. L. VIII. c. 44. aus dem MARLIANO und GATINARIA. SCHENK excerp. pag. 566.
(r)KENELM DIGBY pulv. simpath. pag. 168. 200. J. Peter SERVIUS de ungu. ar- mario.
(s)[Spaltenumbruch]PISSIN. pag. 5. vielleicht ist diese Historie eben die, welche wir aus dem GATINARIA ange- führt haben.
(t)MUNDINUS Comm. Bono. T. I. pag. 145.
(u)n. 416.
(x)Rat. med. P. IV. p. 118.
(y)FONTENELLE de puella gratianopolitana BOERHAAVE cet.
(z)De aere p. 167.
(p)PISANI pag. 32. Diese Geschichte ist fast zu wunderbar.
Das Gefuͤhl. XII. Buch.
faͤllen ſtieg dieſes bis auf zehn, und ferner in drei oder vier Tagen hintereinander bis auf 70 Pfunde (o).
Nach dem Gatinaria(q) harnete ein Maͤdchen alle Tage, ſechzig Tage hintereinander, 16 Becher voll, deren ſie drei getrunken hatte, ſo daß damals der Urin das Ge- traͤnke um 1740 Pfunde uͤberſtieg, und ſie hatte, auſſer Speiſe und Trank, wiewohl mit gutem Erfolge, 1740 Pfunde verloren. Eine Nonne gab den Urin in unglaub- licher Menge von ſich (r). Eine Jungfer verlor inner- halb 60 Tagen, ohne Durſt zu empfinden oder krank zu ſein, 20 Pfunde (s). Gauzer 97 Tage lang gab Jemand taͤglich 40 Pfunde Harn von ſich (t).
Faſt eine dergleichen Erzaͤlung thut Boerhaave(u), und es vermutet Antonius von Haen(x), die waſſerſuͤch- tigen Koͤrper haͤtten die Art an ſich, Luft in ſich zu ſaugen.
Jn dieſen Beiſpielen, da man mehr Urin laͤſt, als Speiſe und Trank liefern koͤnnten, und da ſich der Koͤrper ſelbſt wenige Tage lang, bei ſo anſenlicher Einbuße erhielt und daurete, wenn er gleich ganz und gar zu Waſſer ge- worden zu ſein ſchien, glaubt man (y), daß dieſe Feuch- tigkeiten uͤberhaupt aus der Luft eingezogen worden. C. Taglini hat durch Rechnungen gefunden (z), daß durch das Atemholen allein ſo viel Waſſer nicht einge- ſchlukkt werden koͤnne.
(p)
Da
(o)[Spaltenumbruch]PISSINIUS de diabet. pag. 6. 7.
(q)CARDAN. variet. L. VIII. c. 44. aus dem MARLIANO und GATINARIA. SCHENK excerp. pag. 566.
(r)KENELM DIGBY pulv. ſimpath. pag. 168. 200. J. Peter SERVIUS de ungu. ar- mario.
(s)[Spaltenumbruch]PISSIN. pag. 5. vielleicht iſt dieſe Hiſtorie eben die, welche wir aus dem GATINARIA ange- fuͤhrt haben.
(t)MUNDINUS Comm. Bono. T. I. pag. 145.
(u)n. 416.
(x)Rat. med. P. IV. p. 118.
(y)FONTENELLE de puella gratianopolitana BOERHAAVE cet.
(z)De aere p. 167.
(p)PISANI pag. 32. Dieſe Geſchichte iſt faſt zu wunderbar.
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Das Gefuͤhl. XII. Buch.
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Nach dem Gatinaria (q) harnete ein Maͤdchen alle
Tage, ſechzig Tage hintereinander, 16 Becher voll, deren
ſie drei getrunken hatte, ſo daß damals der Urin das Ge-
traͤnke um 1740 Pfunde uͤberſtieg, und ſie hatte, auſſer
Speiſe und Trank, wiewohl mit gutem Erfolge, 1740
Pfunde verloren. Eine Nonne gab den Urin in unglaub-
licher Menge von ſich (r). Eine Jungfer verlor inner-
halb 60 Tagen, ohne Durſt zu empfinden oder krank zu
ſein, 20 Pfunde (s). Gauzer 97 Tage lang gab Jemand
taͤglich 40 Pfunde Harn von ſich (t).
Faſt eine dergleichen Erzaͤlung thut Boerhaave (u),
und es vermutet Antonius von Haen (x), die waſſerſuͤch-
tigen Koͤrper haͤtten die Art an ſich, Luft in ſich zu ſaugen.
Jn dieſen Beiſpielen, da man mehr Urin laͤſt, als
Speiſe und Trank liefern koͤnnten, und da ſich der Koͤrper
ſelbſt wenige Tage lang, bei ſo anſenlicher Einbuße erhielt
und daurete, wenn er gleich ganz und gar zu Waſſer ge-
worden zu ſein ſchien, glaubt man (y), daß dieſe Feuch-
tigkeiten uͤberhaupt aus der Luft eingezogen worden.
C. Taglini hat durch Rechnungen gefunden (z), daß
durch das Atemholen allein ſo viel Waſſer nicht einge-
ſchlukkt werden koͤnne.
Da
(p)
(o)
PISSINIUS de diabet.
pag. 6. 7.
(q) CARDAN. variet. L. VIII.
c. 44. aus dem MARLIANO
und GATINARIA. SCHENK
excerp. pag. 566.
(r) KENELM DIGBY
pulv. ſimpath. pag. 168. 200. J.
Peter SERVIUS de ungu. ar-
mario.
(s)
PISSIN. pag. 5. vielleicht
iſt dieſe Hiſtorie eben die, welche
wir aus dem GATINARIA ange-
fuͤhrt haben.
(t) MUNDINUS Comm. Bono.
T. I. pag. 145.
(u) n. 416.
(x) Rat. med. P. IV. p. 118.
(y) FONTENELLE de puella
gratianopolitana BOERHAAVE
cet.
(z) De aere p. 167.
(p) PISANI pag. 32. Dieſe
Geſchichte iſt faſt zu wunderbar.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/388>, abgerufen am 24.11.2024.
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