Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Gefühl. XII. Buch.
materie; sondern ein neues und widernatürlich angehäuf-
tes Element, welches von keinem Zuwachse der Ausdün-
stung überwältigt, oder ausgetrieben werden kann. Jch
halte, für meine Person, nicht eine gehemmte Ausdünstung,
sondern die Verstopfung des Leibes auf einen einzigen Tag
für das gewisseste Zeichen einer schweren Krankheit.

§. 20.
Die Jnhalation.

Wir wollen zuerst zeigen, daß Wasser, Quecksilber,
und allerlei zarte Theilchen durch die Haut eines Menschen
einen Weg finden; ferner, daß in einem lebendigen Men-
schen dergleichen Theilchen allerdings durch unsre Haut in
das Blut selbst eindringen; und daß endlich einige Theil-
chen, auf eben diesem Wege, in die Masse unsrer Säfte
kommen.

Es lassen alle Membranen des menschlichen Körpers
Wasser durchgehen, und solches thut die Haut, der Magen
und die Harnblase. Wenn man Sal Tartari in eine
Blase verschliest, und diese in Wasser legt, so zerfliest es (i).
Ganz unverlezzte Leichname, die im Wasser schwimmen,
schwellen von eingezognem Wasser auf (k). Man kann
Quecksilber leicht durchs Leder drükken, und dieses thut
auch das Menschenleder (l), ja, es entfärben sich auch
Metalle im Leder von Säften, die von aussen dasselbe
umgeben (m). So gar haben die Eier viele Schweis-
löcher, und sie salzen sich, wenn man sie in Salzlake
wirft (n).

Doch wir wollen hier zeigen, daß dieses keine unorga-
nisirte Schweislöcher sind, durch welche diese Theile in die

Me-
(i) [Spaltenumbruch] BOYLE poros. corp. p. 19.
add
47.
(k) KAAUW perspir. n. 437.
438.
(l) [Spaltenumbruch] BOYLE p. 10. 12.
(m) Idem pag. 84.
(n) Idem ibid. p. 21.

Das Gefuͤhl. XII. Buch.
materie; ſondern ein neues und widernatuͤrlich angehaͤuf-
tes Element, welches von keinem Zuwachſe der Ausduͤn-
ſtung uͤberwaͤltigt, oder ausgetrieben werden kann. Jch
halte, fuͤr meine Perſon, nicht eine gehemmte Ausduͤnſtung,
ſondern die Verſtopfung des Leibes auf einen einzigen Tag
fuͤr das gewiſſeſte Zeichen einer ſchweren Krankheit.

§. 20.
Die Jnhalation.

Wir wollen zuerſt zeigen, daß Waſſer, Queckſilber,
und allerlei zarte Theilchen durch die Haut eines Menſchen
einen Weg finden; ferner, daß in einem lebendigen Men-
ſchen dergleichen Theilchen allerdings durch unſre Haut in
das Blut ſelbſt eindringen; und daß endlich einige Theil-
chen, auf eben dieſem Wege, in die Maſſe unſrer Saͤfte
kommen.

Es laſſen alle Membranen des menſchlichen Koͤrpers
Waſſer durchgehen, und ſolches thut die Haut, der Magen
und die Harnblaſe. Wenn man Sal Tartari in eine
Blaſe verſchlieſt, und dieſe in Waſſer legt, ſo zerflieſt es (i).
Ganz unverlezzte Leichname, die im Waſſer ſchwimmen,
ſchwellen von eingezognem Waſſer auf (k). Man kann
Queckſilber leicht durchs Leder druͤkken, und dieſes thut
auch das Menſchenleder (l), ja, es entfaͤrben ſich auch
Metalle im Leder von Saͤften, die von auſſen daſſelbe
umgeben (m). So gar haben die Eier viele Schweis-
loͤcher, und ſie ſalzen ſich, wenn man ſie in Salzlake
wirft (n).

Doch wir wollen hier zeigen, daß dieſes keine unorga-
niſirte Schweisloͤcher ſind, durch welche dieſe Theile in die

Me-
(i) [Spaltenumbruch] BOYLE poroſ. corp. p. 19.
add
47.
(k) KAAUW perſpir. n. 437.
438.
(l) [Spaltenumbruch] BOYLE p. 10. 12.
(m) Idem pag. 84.
(n) Idem ibid. p. 21.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0380" n="362"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Das Gefu&#x0364;hl. <hi rendition="#aq">XII.</hi> Buch.</hi></fw><lb/>
materie; &#x017F;ondern ein neues und widernatu&#x0364;rlich angeha&#x0364;uf-<lb/>
tes Element, welches von keinem Zuwach&#x017F;e der Ausdu&#x0364;n-<lb/>
&#x017F;tung u&#x0364;berwa&#x0364;ltigt, oder ausgetrieben werden kann. Jch<lb/>
halte, fu&#x0364;r meine Per&#x017F;on, nicht eine gehemmte Ausdu&#x0364;n&#x017F;tung,<lb/>
&#x017F;ondern die Ver&#x017F;topfung des Leibes auf einen einzigen Tag<lb/>
fu&#x0364;r das gewi&#x017F;&#x017F;e&#x017F;te Zeichen einer &#x017F;chweren Krankheit.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 20.<lb/><hi rendition="#b">Die Jnhalation.</hi></head><lb/>
            <p>Wir wollen zuer&#x017F;t zeigen, daß Wa&#x017F;&#x017F;er, Queck&#x017F;ilber,<lb/>
und allerlei zarte Theilchen durch die Haut eines Men&#x017F;chen<lb/>
einen Weg finden; ferner, daß in einem lebendigen Men-<lb/>
&#x017F;chen dergleichen Theilchen allerdings durch un&#x017F;re Haut in<lb/>
das Blut &#x017F;elb&#x017F;t eindringen; und daß endlich einige Theil-<lb/>
chen, auf eben die&#x017F;em Wege, in die Ma&#x017F;&#x017F;e un&#x017F;rer Sa&#x0364;fte<lb/>
kommen.</p><lb/>
            <p>Es la&#x017F;&#x017F;en alle Membranen des men&#x017F;chlichen Ko&#x0364;rpers<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er durchgehen, und &#x017F;olches thut die Haut, der Magen<lb/>
und die Harnbla&#x017F;e. Wenn man Sal Tartari in eine<lb/>
Bla&#x017F;e ver&#x017F;chlie&#x017F;t, und die&#x017F;e in Wa&#x017F;&#x017F;er legt, &#x017F;o zerflie&#x017F;t es <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOYLE</hi> poro&#x017F;. corp. p. 19.<lb/>
add</hi> 47.</note>.<lb/>
Ganz unverlezzte Leichname, die im Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;chwimmen,<lb/>
&#x017F;chwellen von eingezognem Wa&#x017F;&#x017F;er auf <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">KAAUW</hi> per&#x017F;pir. n.</hi> 437.<lb/>
438.</note>. Man kann<lb/>
Queck&#x017F;ilber leicht durchs Leder dru&#x0364;kken, und die&#x017F;es thut<lb/>
auch das Men&#x017F;chenleder <note place="foot" n="(l)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BOYLE</hi> p.</hi> 10. 12.</note>, ja, es entfa&#x0364;rben &#x017F;ich auch<lb/>
Metalle im Leder von Sa&#x0364;ften, die von au&#x017F;&#x017F;en da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
umgeben <note place="foot" n="(m)"><hi rendition="#aq">Idem pag.</hi> 84.</note>. So gar haben die Eier viele Schweis-<lb/>
lo&#x0364;cher, und &#x017F;ie &#x017F;alzen &#x017F;ich, wenn man &#x017F;ie in Salzlake<lb/>
wirft <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq">Idem ibid. p.</hi> 21.</note>.</p><lb/>
            <p>Doch wir wollen hier zeigen, daß die&#x017F;es keine unorga-<lb/>
ni&#x017F;irte Schweislo&#x0364;cher &#x017F;ind, durch welche die&#x017F;e Theile in die<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Me-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[362/0380] Das Gefuͤhl. XII. Buch. materie; ſondern ein neues und widernatuͤrlich angehaͤuf- tes Element, welches von keinem Zuwachſe der Ausduͤn- ſtung uͤberwaͤltigt, oder ausgetrieben werden kann. Jch halte, fuͤr meine Perſon, nicht eine gehemmte Ausduͤnſtung, ſondern die Verſtopfung des Leibes auf einen einzigen Tag fuͤr das gewiſſeſte Zeichen einer ſchweren Krankheit. §. 20. Die Jnhalation. Wir wollen zuerſt zeigen, daß Waſſer, Queckſilber, und allerlei zarte Theilchen durch die Haut eines Menſchen einen Weg finden; ferner, daß in einem lebendigen Men- ſchen dergleichen Theilchen allerdings durch unſre Haut in das Blut ſelbſt eindringen; und daß endlich einige Theil- chen, auf eben dieſem Wege, in die Maſſe unſrer Saͤfte kommen. Es laſſen alle Membranen des menſchlichen Koͤrpers Waſſer durchgehen, und ſolches thut die Haut, der Magen und die Harnblaſe. Wenn man Sal Tartari in eine Blaſe verſchlieſt, und dieſe in Waſſer legt, ſo zerflieſt es (i). Ganz unverlezzte Leichname, die im Waſſer ſchwimmen, ſchwellen von eingezognem Waſſer auf (k). Man kann Queckſilber leicht durchs Leder druͤkken, und dieſes thut auch das Menſchenleder (l), ja, es entfaͤrben ſich auch Metalle im Leder von Saͤften, die von auſſen daſſelbe umgeben (m). So gar haben die Eier viele Schweis- loͤcher, und ſie ſalzen ſich, wenn man ſie in Salzlake wirft (n). Doch wir wollen hier zeigen, daß dieſes keine unorga- niſirte Schweisloͤcher ſind, durch welche dieſe Theile in die Me- (i) BOYLE poroſ. corp. p. 19. add 47. (k) KAAUW perſpir. n. 437. 438. (l) BOYLE p. 10. 12. (m) Idem pag. 84. (n) Idem ibid. p. 21.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/380
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/380>, abgerufen am 24.11.2024.