linde Purganz eingenommen (o). Es kann auch sein, daß das Purgiren, das in einem gesunden Menschen die Ausdünstung hemmt, sie bei einem Kranken dadurch be- fördert, daß sie das Verdorbne wegräumt (p). Wenig- stens wollte Keil nicht zugeben, daß die Ausdünstung von Purgirmitteln vermindert werde (q). Und G. Rye will nicht, daß sie von einem Durchlaufe verringert werde (r). Jndessen ist doch zuverläßig genung, daß die Diarhoe in hizzigen Krankheiten, wo die Haut lose sein mus, der Ausdünstung so zuwider sei, daß die glükklichsten Aerzte, und selbst Werlhof, durch Opium selbige stillen.
Und aus dieser Ursache sind Speisen, die nicht gut zu verdauen sind, auch nicht zum Ausdünsten tauglich, als die Austern (s), Plattfische, Schwämme und Kürbisse. Wenn daher die Ausdünstung zurükke tritt, so reizt sie zum Stulgehen, z. E. die Erkältung der Füsse, und das Besprengen mit kaltem Wasser (t). Das Erbrechen leitet ebenfalls die Ausdünstung ab (u).
Daher heben sich die Auswürfe einander auf (x): und man hat angemerkt, daß die Feuchtigkeiten von einem Geschwüre auf den Stulgang, von diesem auf den Schweis, von da auf Trähnen, weiter auf den Speichel, wieder auf den Stulgang, und endlich wieder auf die Haut gefallen (y). Weil die Hautdrüsen viele Feuchtigkeiten auswerfen, so wird eine doppelt so grosse Kraft eines Purgirmittels
erfor-
(o)[Spaltenumbruch]
Kassia I. n. 48. add. KEIL.
(p)GORTER ed. pr. p. 107.
(q)pag. 17.
(r)pag. 273. Da der Unrat zwei Pfunde wog.
(s)RYE pag. 269. 288.
(t)STEVENSON ess. of a Societ. at Edimb. T. V. p. 895. Neue Ausgabe. INNES de ileo p. 35. Eine Ruhr, da die Speisen roh wieder weggehen, als man [Spaltenumbruch]
Sommerkleider, statt der Winter- kleider, mit einmal umwechselte, RIVIN. de morbo vestit. p. 7.
(u)SANCTORIUS Sect. I. n. 54. 89.
(x)RUSSEL oeconom. nat. Der Schweis mindert den Durch- lauf und die Ausdünstung, GOR- TER II. p. 178. 379.
(y)GORTER ed. II. p. 175.
H. Phisiol. 5. B. Z
II. Abſchnitt. Schweis.
linde Purganz eingenommen (o). Es kann auch ſein, daß das Purgiren, das in einem geſunden Menſchen die Ausduͤnſtung hemmt, ſie bei einem Kranken dadurch be- foͤrdert, daß ſie das Verdorbne wegraͤumt (p). Wenig- ſtens wollte Keil nicht zugeben, daß die Ausduͤnſtung von Purgirmitteln vermindert werde (q). Und G. Rye will nicht, daß ſie von einem Durchlaufe verringert werde (r). Jndeſſen iſt doch zuverlaͤßig genung, daß die Diarhoe in hizzigen Krankheiten, wo die Haut loſe ſein mus, der Ausduͤnſtung ſo zuwider ſei, daß die gluͤkklichſten Aerzte, und ſelbſt Werlhof, durch Opium ſelbige ſtillen.
Und aus dieſer Urſache ſind Speiſen, die nicht gut zu verdauen ſind, auch nicht zum Ausduͤnſten tauglich, als die Auſtern (s), Plattfiſche, Schwaͤmme und Kuͤrbiſſe. Wenn daher die Ausduͤnſtung zuruͤkke tritt, ſo reizt ſie zum Stulgehen, z. E. die Erkaͤltung der Fuͤſſe, und das Beſprengen mit kaltem Waſſer (t). Das Erbrechen leitet ebenfalls die Ausduͤnſtung ab (u).
Daher heben ſich die Auswuͤrfe einander auf (x): und man hat angemerkt, daß die Feuchtigkeiten von einem Geſchwuͤre auf den Stulgang, von dieſem auf den Schweis, von da auf Traͤhnen, weiter auf den Speichel, wieder auf den Stulgang, und endlich wieder auf die Haut gefallen (y). Weil die Hautdruͤſen viele Feuchtigkeiten auswerfen, ſo wird eine doppelt ſo groſſe Kraft eines Purgirmittels
erfor-
(o)[Spaltenumbruch]
Kaſſia I. n. 48. add. KEIL.
(p)GORTER ed. pr. p. 107.
(q)pag. 17.
(r)pag. 273. Da der Unrat zwei Pfunde wog.
(s)RYE pag. 269. 288.
(t)STEVENSON eſſ. of a Societ. at Edimb. T. V. p. 895. Neue Ausgabe. INNES de ileo p. 35. Eine Ruhr, da die Speiſen roh wieder weggehen, als man [Spaltenumbruch]
Sommerkleider, ſtatt der Winter- kleider, mit einmal umwechſelte, RIVIN. de morbo veſtit. p. 7.
(u)SANCTORIUS Sect. I. n. 54. 89.
(x)RUSSEL œconom. nat. Der Schweis mindert den Durch- lauf und die Ausduͤnſtung, GOR- TER II. p. 178. 379.
(y)GORTER ed. II. p. 175.
H. Phiſiol. 5. B. Z
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II. Abſchnitt. Schweis.
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daß das Purgiren, das in einem geſunden Menſchen die
Ausduͤnſtung hemmt, ſie bei einem Kranken dadurch be-
foͤrdert, daß ſie das Verdorbne wegraͤumt (p). Wenig-
ſtens wollte Keil nicht zugeben, daß die Ausduͤnſtung von
Purgirmitteln vermindert werde (q). Und G. Rye
will nicht, daß ſie von einem Durchlaufe verringert werde
(r). Jndeſſen iſt doch zuverlaͤßig genung, daß die Diarhoe
in hizzigen Krankheiten, wo die Haut loſe ſein mus, der
Ausduͤnſtung ſo zuwider ſei, daß die gluͤkklichſten Aerzte,
und ſelbſt Werlhof, durch Opium ſelbige ſtillen.
Und aus dieſer Urſache ſind Speiſen, die nicht gut
zu verdauen ſind, auch nicht zum Ausduͤnſten tauglich, als
die Auſtern (s), Plattfiſche, Schwaͤmme und Kuͤrbiſſe.
Wenn daher die Ausduͤnſtung zuruͤkke tritt, ſo reizt ſie
zum Stulgehen, z. E. die Erkaͤltung der Fuͤſſe, und das
Beſprengen mit kaltem Waſſer (t). Das Erbrechen
leitet ebenfalls die Ausduͤnſtung ab (u).
Daher heben ſich die Auswuͤrfe einander auf (x): und
man hat angemerkt, daß die Feuchtigkeiten von einem
Geſchwuͤre auf den Stulgang, von dieſem auf den Schweis,
von da auf Traͤhnen, weiter auf den Speichel, wieder auf
den Stulgang, und endlich wieder auf die Haut gefallen
(y). Weil die Hautdruͤſen viele Feuchtigkeiten auswerfen,
ſo wird eine doppelt ſo groſſe Kraft eines Purgirmittels
erfor-
(o)
Kaſſia I. n. 48. add. KEIL.
(p) GORTER ed. pr. p. 107.
(q) pag. 17.
(r) pag. 273. Da der Unrat
zwei Pfunde wog.
(s) RYE pag. 269. 288.
(t) STEVENSON eſſ. of
a Societ. at Edimb. T. V. p. 895.
Neue Ausgabe. INNES de ileo
p. 35. Eine Ruhr, da die Speiſen
roh wieder weggehen, als man
Sommerkleider, ſtatt der Winter-
kleider, mit einmal umwechſelte,
RIVIN. de morbo veſtit. p. 7.
(u) SANCTORIUS Sect. I.
n. 54. 89.
(x) RUSSEL œconom. nat.
Der Schweis mindert den Durch-
lauf und die Ausduͤnſtung, GOR-
TER II. p. 178. 379.
(y) GORTER ed. II. p. 175.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 353. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/371>, abgerufen am 24.11.2024.
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