Bald darauf erfolgte, unter eben diesem Dekkbette, nach dem Dunste, ein deutliches Wasser, welches sich in weisliche Tropfen, die sich einander anzogen, sammelte, und wovon die Oberhaut naß wurde, daß nunmehr die Finger feuchte wurden. Folglich scheint es, daß der Schweis durch eben dieselbe, nur mehr erweiterte, Poros, auf den Dunst folge (h*). Da also der Schweis Schweis- löcher verlangt, die über ihr natürliches Durchmessermaas geöffnet sein müssen, so ist er auch nicht eben der Natur gemäs (i).
Der Weg scheint gleichfalls eben derselbe zu sein, wo- von die eingesprizzte Säfte den Beweis geben, da sie allent- halben aus der Haut durch die kleinste Poros herausdrin- gen, wie ein Schweis, doch aber so gedrengt, daß an der Haut keine einzige Stelle frei ist, die nicht so beschwizzen sollte. Geschiehet dieses durch die unorganische (i*) Po- ros der Oberhaut? Daß die Säfte in die Säfte der Cadavers ausdünsten (k)? Geschiehet das Ausdünsten durch die anziehende Kraft, nicht aber durch den Austrieb, weil sie gar zu subtil ist, noch von den Gefässen fortgedrengt werden kann (k*)?
[Spaltenumbruch]
Ge-
der Oberhaut, aus dem ganzen Körper hervor, und machte blaue Flekken, ROUPPE morb. navig. pag. 174. s. Auch bei der melan- cholischen Schwärze war gleichsam ein Pulver unter der Oberhaut zurükkgeblieben, welches schwarz war, und, an Leinwand gerieben, färbte, der vortrefliche LORRY melanchol. pag. 19. Histoir. de l'Acad. 1740. obs. 1.
(h*) Schweis dringt aus weni- gern offnen Mündungen, die Aus- dünstung aber aus mehrern hervor, LUDWIG physiol. n. 465.
(i)[Spaltenumbruch]
Die unmerkliche Perspira- tion wird sichtbar, wenn die Be- wegung grösser ist, GALENUS method. medendi L. III.
(i*)STAHL theor. med. pag. 338. 339. Ein Theil des Schweisses, BOHN pag. 212.
(k)HOOKE microgr. p. 203. DODART med. stat. gall. p. 228. KRAFT phys. gen. pag. 103. KRüGER Physiolog. pag. 153. Auch die Knochen, BOYLE de porosit. corpor.
(k*)ARRIGRI beim COR- NACHIN rispost. apologet. HAMBERGER l. c. p. 276. sq.
H. Phisiol. 5. B. X
II. Abſchnitt. Schweis.
Bald darauf erfolgte, unter eben dieſem Dekkbette, nach dem Dunſte, ein deutliches Waſſer, welches ſich in weisliche Tropfen, die ſich einander anzogen, ſammelte, und wovon die Oberhaut naß wurde, daß nunmehr die Finger feuchte wurden. Folglich ſcheint es, daß der Schweis durch eben dieſelbe, nur mehr erweiterte, Poros, auf den Dunſt folge (h*). Da alſo der Schweis Schweis- loͤcher verlangt, die uͤber ihr natuͤrliches Durchmeſſermaas geoͤffnet ſein muͤſſen, ſo iſt er auch nicht eben der Natur gemaͤs (i).
Der Weg ſcheint gleichfalls eben derſelbe zu ſein, wo- von die eingeſprizzte Saͤfte den Beweis geben, da ſie allent- halben aus der Haut durch die kleinſte Poros herausdrin- gen, wie ein Schweis, doch aber ſo gedrengt, daß an der Haut keine einzige Stelle frei iſt, die nicht ſo beſchwizzen ſollte. Geſchiehet dieſes durch die unorganiſche (i*) Po- ros der Oberhaut? Daß die Saͤfte in die Saͤfte der Cadavers ausduͤnſten (k)? Geſchiehet das Ausduͤnſten durch die anziehende Kraft, nicht aber durch den Austrieb, weil ſie gar zu ſubtil iſt, noch von den Gefaͤſſen fortgedrengt werden kann (k*)?
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Ge-
der Oberhaut, aus dem ganzen Koͤrper hervor, und machte blaue Flekken, ROUPPE morb. navig. pag. 174. ſ. Auch bei der melan- choliſchen Schwaͤrze war gleichſam ein Pulver unter der Oberhaut zuruͤkkgeblieben, welches ſchwarz war, und, an Leinwand gerieben, faͤrbte, der vortrefliche LORRY melanchol. pag. 19. Hiſtoir. de l’Acad. 1740. obſ. 1.
(h*) Schweis dringt aus weni- gern offnen Muͤndungen, die Aus- duͤnſtung aber aus mehrern hervor, LUDWIG phyſiol. n. 465.
(i)[Spaltenumbruch]
Die unmerkliche Perſpira- tion wird ſichtbar, wenn die Be- wegung groͤſſer iſt, GALENUS method. medendi L. III.
(i*)STAHL theor. med. pag. 338. 339. Ein Theil des Schweiſſes, BOHN pag. 212.
(k)HOOKE microgr. p. 203. DODART med. ſtat. gall. p. 228. KRAFT phyſ. gen. pag. 103. KRüGER Phyſiolog. pag. 153. Auch die Knochen, BOYLE de poroſit. corpor.
(k*)ARRIGRI beim COR- NACHIN riſpoſt. apologet. HAMBERGER l. c. p. 276. ſq.
H. Phiſiol. 5. B. X
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II. Abſchnitt. Schweis.
Bald darauf erfolgte, unter eben dieſem Dekkbette,
nach dem Dunſte, ein deutliches Waſſer, welches ſich in
weisliche Tropfen, die ſich einander anzogen, ſammelte,
und wovon die Oberhaut naß wurde, daß nunmehr die
Finger feuchte wurden. Folglich ſcheint es, daß der
Schweis durch eben dieſelbe, nur mehr erweiterte, Poros,
auf den Dunſt folge (h*). Da alſo der Schweis Schweis-
loͤcher verlangt, die uͤber ihr natuͤrliches Durchmeſſermaas
geoͤffnet ſein muͤſſen, ſo iſt er auch nicht eben der Natur
gemaͤs (i).
Der Weg ſcheint gleichfalls eben derſelbe zu ſein, wo-
von die eingeſprizzte Saͤfte den Beweis geben, da ſie allent-
halben aus der Haut durch die kleinſte Poros herausdrin-
gen, wie ein Schweis, doch aber ſo gedrengt, daß an der
Haut keine einzige Stelle frei iſt, die nicht ſo beſchwizzen
ſollte. Geſchiehet dieſes durch die unorganiſche (i*) Po-
ros der Oberhaut? Daß die Saͤfte in die Saͤfte der
Cadavers ausduͤnſten (k)? Geſchiehet das Ausduͤnſten
durch die anziehende Kraft, nicht aber durch den Austrieb,
weil ſie gar zu ſubtil iſt, noch von den Gefaͤſſen fortgedrengt
werden kann (k*)?
Ge-
(h)
(h*) Schweis dringt aus weni-
gern offnen Muͤndungen, die Aus-
duͤnſtung aber aus mehrern hervor,
LUDWIG phyſiol. n. 465.
(i)
Die unmerkliche Perſpira-
tion wird ſichtbar, wenn die Be-
wegung groͤſſer iſt, GALENUS
method. medendi L. III.
(i*) STAHL theor. med.
pag. 338. 339. Ein Theil des
Schweiſſes, BOHN pag. 212.
(k) HOOKE microgr. p. 203.
DODART med. ſtat. gall. p. 228.
KRAFT phyſ. gen. pag. 103.
KRüGER Phyſiolog. pag. 153.
Auch die Knochen, BOYLE de
poroſit. corpor.
(k*) ARRIGRI beim COR-
NACHIN riſpoſt. apologet.
HAMBERGER l. c. p. 276. ſq.
(h) der Oberhaut, aus dem ganzen
Koͤrper hervor, und machte blaue
Flekken, ROUPPE morb. navig.
pag. 174. ſ. Auch bei der melan-
choliſchen Schwaͤrze war gleichſam
ein Pulver unter der Oberhaut
zuruͤkkgeblieben, welches ſchwarz
war, und, an Leinwand gerieben,
faͤrbte, der vortrefliche LORRY
melanchol. pag. 19. Hiſtoir. de
l’Acad. 1740. obſ. 1.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/339>, abgerufen am 24.11.2024.
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