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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

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Das Gefühl. XII. Buch.
Wenn der Zergliederer genau verfährt, so gehen ganze
Handschue (e), oder Stiefel von der Haut los, und
diese pflegen weiter zu sein, als sie erst waren (f). Jch
habe es aus der Erfahrung gefunden, daß dieses an der
Frucht und Kindern, mittelst einer langen Maceration,
leichtlich von Statten geht.

§. 9.
Die Gefässe. Nerven.

Diejenigen, welche sagen, daß im Körper alles von
Nerven erzeugt werde, nehmen dennoch das Oberhäut-
chen davon aus, weil sie an demselben keine Empfindung
warnehmen, und wenn es abgehoben ist, die Haut aufs
heftigste schmerzt.

Doch es finden sich auch im Oberhäutchen keine Ge-
fässe, wenigstens solche nicht, welche bis jezzt von einem
Zergliederer mit einigem Safte ausgesprizzt sein sollten.
Einige haben sie zugelassen (g), theils weil man sie ver-
mutete (h), theils kraft der gemachten Versuche. Jch
selbst habe es mit Augen gesehen, und durch ein Ver-
grösserungsglas betrachtet, wie die kleine Schuppen des
Oberhäutchen, an einem Schweizerischen Wundarzte, S.
Andre, auf dessen innrer Fläche Gefässe liefen, mit Qvek-
silber ausgesprizzt waren. Doch hat es auch sein können,
daß mit einem Stükkchen dergleichen Oberhaut zugleich
ein wenig Haut mit weggenommen worden, und daran
sizzen geblieben ist. Daß dieser Mann sehr leichtgläu-
big gewesen, bewis die lächerliche Fabel von einer Frau,
welche Kaninchen zur Welt gebracht haben sollte; und er

glaubte
(e) [Spaltenumbruch] SCHELHAMMER physiol.
p. CCCXXXVIII. RUYSCH Thes.
III. ass. I. n. 13. tab.
3.
(f) KAAUW n. 41. RIED.
de tactu. p
9.
(g) PASCOLUS beim FANTON
p. 22. BLAIR Botan. ess. pag. 373.
[Spaltenumbruch] MIEG Spec. anat. botan. n. 25.
GARENGEOT Splanchnol p. 46.
De SWAMMERD ADOLPHI
de friction op pag.
436.
(h) DRACKE L I. c. 1. Die
Pariser am Elefanten.

Das Gefuͤhl. XII. Buch.
Wenn der Zergliederer genau verfaͤhrt, ſo gehen ganze
Handſchue (e), oder Stiefel von der Haut los, und
dieſe pflegen weiter zu ſein, als ſie erſt waren (f). Jch
habe es aus der Erfahrung gefunden, daß dieſes an der
Frucht und Kindern, mittelſt einer langen Maceration,
leichtlich von Statten geht.

§. 9.
Die Gefaͤſſe. Nerven.

Diejenigen, welche ſagen, daß im Koͤrper alles von
Nerven erzeugt werde, nehmen dennoch das Oberhaͤut-
chen davon aus, weil ſie an demſelben keine Empfindung
warnehmen, und wenn es abgehoben iſt, die Haut aufs
heftigſte ſchmerzt.

Doch es finden ſich auch im Oberhaͤutchen keine Ge-
faͤſſe, wenigſtens ſolche nicht, welche bis jezzt von einem
Zergliederer mit einigem Safte ausgeſprizzt ſein ſollten.
Einige haben ſie zugelaſſen (g), theils weil man ſie ver-
mutete (h), theils kraft der gemachten Verſuche. Jch
ſelbſt habe es mit Augen geſehen, und durch ein Ver-
groͤſſerungsglas betrachtet, wie die kleine Schuppen des
Oberhaͤutchen, an einem Schweizeriſchen Wundarzte, S.
Andre, auf deſſen innrer Flaͤche Gefaͤſſe liefen, mit Qvek-
ſilber ausgeſprizzt waren. Doch hat es auch ſein koͤnnen,
daß mit einem Stuͤkkchen dergleichen Oberhaut zugleich
ein wenig Haut mit weggenommen worden, und daran
ſizzen geblieben iſt. Daß dieſer Mann ſehr leichtglaͤu-
big geweſen, bewis die laͤcherliche Fabel von einer Frau,
welche Kaninchen zur Welt gebracht haben ſollte; und er

glaubte
(e) [Spaltenumbruch] SCHELHAMMER phyſiol.
p. CCCXXXVIII. RUYSCH Theſ.
III. aſſ. I. n. 13. tab.
3.
(f) KAAUW n. 41. RIED.
de tactu. p
9.
(g) PASCOLUS beim FANTON
p. 22. BLAIR Botan. eſſ. pag. 373.
[Spaltenumbruch] MIEG Spec. anat. botan. n. 25.
GARENGEOT Splanchnol p. 46.
De SWAMMERD ADOLPHI
de friction op pag.
436.
(h) DRACKE L I. c. 1. Die
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[252/0270] Das Gefuͤhl. XII. Buch. Wenn der Zergliederer genau verfaͤhrt, ſo gehen ganze Handſchue (e), oder Stiefel von der Haut los, und dieſe pflegen weiter zu ſein, als ſie erſt waren (f). Jch habe es aus der Erfahrung gefunden, daß dieſes an der Frucht und Kindern, mittelſt einer langen Maceration, leichtlich von Statten geht. §. 9. Die Gefaͤſſe. Nerven. Diejenigen, welche ſagen, daß im Koͤrper alles von Nerven erzeugt werde, nehmen dennoch das Oberhaͤut- chen davon aus, weil ſie an demſelben keine Empfindung warnehmen, und wenn es abgehoben iſt, die Haut aufs heftigſte ſchmerzt. Doch es finden ſich auch im Oberhaͤutchen keine Ge- faͤſſe, wenigſtens ſolche nicht, welche bis jezzt von einem Zergliederer mit einigem Safte ausgeſprizzt ſein ſollten. Einige haben ſie zugelaſſen (g), theils weil man ſie ver- mutete (h), theils kraft der gemachten Verſuche. Jch ſelbſt habe es mit Augen geſehen, und durch ein Ver- groͤſſerungsglas betrachtet, wie die kleine Schuppen des Oberhaͤutchen, an einem Schweizeriſchen Wundarzte, S. Andre, auf deſſen innrer Flaͤche Gefaͤſſe liefen, mit Qvek- ſilber ausgeſprizzt waren. Doch hat es auch ſein koͤnnen, daß mit einem Stuͤkkchen dergleichen Oberhaut zugleich ein wenig Haut mit weggenommen worden, und daran ſizzen geblieben iſt. Daß dieſer Mann ſehr leichtglaͤu- big geweſen, bewis die laͤcherliche Fabel von einer Frau, welche Kaninchen zur Welt gebracht haben ſollte; und er glaubte (e) SCHELHAMMER phyſiol. p. CCCXXXVIII. RUYSCH Theſ. III. aſſ. I. n. 13. tab. 3. (f) KAAUW n. 41. RIED. de tactu. p 9. (g) PASCOLUS beim FANTON p. 22. BLAIR Botan. eſſ. pag. 373. MIEG Spec. anat. botan. n. 25. GARENGEOT Splanchnol p. 46. De SWAMMERD ADOLPHI de friction op pag. 436. (h) DRACKE L I. c. 1. Die Pariſer am Elefanten.

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Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 252. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/270>, abgerufen am 22.11.2024.