Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772.

Bild:
<< vorherige Seite

II. Abschnitt. Erscheinungen.
Wunde von einander zerret, und aus einer einfachen
Spalte eine weite Oefnung macht. Sie bezeugt sich an
dem Mittelfelle (i), der Ribbenhaut (i*) dem Darmfelle,
der Haut (k), dem Zellgewebe (l) und an der Sehne (m).
Sie ist am Zellgewebe so gros, daß ich blos von dieser
in Krankheiten zugenommenen Kraft am Unterleibe und
der Hüfte eine offenbare Härte wargenommen, davon
die Hüfte, ohne allen Feler der Muskeln zusammengezogen
und gebogen war (m*). Von dieser Art war diejenige
alte Krümmung des Kniees, welche man durch Bäder
heilte (m**). Es äussert sich diese Kraft an den Mus-
keln noch deutlicher und verschwindet am getrokkneten Flei-
sche fast ganz und gar. Es ziehet nämlich ein Muskel,
dessen Bauch man mitten durchschneidet, seine Fleischfa-
sern mit Gewalt gegen die Enden zurükke (m***), da-
von auch in todten Körpern ein grosser Zwischenraum ent-
steht. Schneidet man seine beiden Enden von den Kno-
chen los, so ziehet sich der Muskel gegen die Mitte seines
Bauches zusammen (n). Trokknes Fleisch behält hinge-
gen wenig von dieser Kraft übrig. Wenn man eine
Schlagader, die in diesem Stükke mit den Muskeln viel
Aenlichkeit hat, an beiden Enden bindet, und sie alsdenn
dies und jenseits von dem übrigen Stamme losschneidet,
so verkürzt sie sich ebener maaßen, und sie wird überhaupt
um die Helfte kürzer (o); ist sie hingegen schon steif, so
zieht sie sich weniger und langsamer zurükke.

Es zog sich eine Fleischfaser um etwas hurtiger, bis
auf ein Drittheil ihrer Länge zusammen (p).

Es
(i) [Spaltenumbruch] PERRAULT T. III. p.
74. LORRY
beim VANDER-
MONDE. 1757. Janv.
(i*) LORRY bei dem VANDERM.
loc. cit.
(k) SAUVAGES l. c. p. 9.
(l) v. GEUNS de vita p. 17.
(m) Denn es gehen die zer-
schnittnen Theile derselben aus-
einander. PAGANI und BO-
NIOLI.
p.
158.
(m*) Opus
[Spaltenumbruch] patholog. obs.
52.
(m**) MA-
LOET
hist. de l'Acad.
1728.
(m***) GALEN. de motu musc.
T. I. p.
623.
(n) VESAL pag. 519. FA-
BRIC.
ab AQVAP. de act.
musc. p.
88.
(o) STVART loc. cit. p. 40.
und SAUVAGES physiol. p. 23.
(p) SAUVAGES l. c.
A 4

II. Abſchnitt. Erſcheinungen.
Wunde von einander zerret, und aus einer einfachen
Spalte eine weite Oefnung macht. Sie bezeugt ſich an
dem Mittelfelle (i), der Ribbenhaut (i*) dem Darmfelle,
der Haut (k), dem Zellgewebe (l) und an der Sehne (m).
Sie iſt am Zellgewebe ſo gros, daß ich blos von dieſer
in Krankheiten zugenommenen Kraft am Unterleibe und
der Huͤfte eine offenbare Haͤrte wargenommen, davon
die Huͤfte, ohne allen Feler der Muſkeln zuſammengezogen
und gebogen war (m*). Von dieſer Art war diejenige
alte Kruͤmmung des Kniees, welche man durch Baͤder
heilte (m**). Es aͤuſſert ſich dieſe Kraft an den Muſ-
keln noch deutlicher und verſchwindet am getrokkneten Flei-
ſche faſt ganz und gar. Es ziehet naͤmlich ein Muſkel,
deſſen Bauch man mitten durchſchneidet, ſeine Fleiſchfa-
ſern mit Gewalt gegen die Enden zuruͤkke (m***), da-
von auch in todten Koͤrpern ein groſſer Zwiſchenraum ent-
ſteht. Schneidet man ſeine beiden Enden von den Kno-
chen los, ſo ziehet ſich der Muſkel gegen die Mitte ſeines
Bauches zuſammen (n). Trokknes Fleiſch behaͤlt hinge-
gen wenig von dieſer Kraft uͤbrig. Wenn man eine
Schlagader, die in dieſem Stuͤkke mit den Muſkeln viel
Aenlichkeit hat, an beiden Enden bindet, und ſie alsdenn
dies und jenſeits von dem uͤbrigen Stamme losſchneidet,
ſo verkuͤrzt ſie ſich ebener maaßen, und ſie wird uͤberhaupt
um die Helfte kuͤrzer (o); iſt ſie hingegen ſchon ſteif, ſo
zieht ſie ſich weniger und langſamer zuruͤkke.

Es zog ſich eine Fleiſchfaſer um etwas hurtiger, bis
auf ein Drittheil ihrer Laͤnge zuſammen (p).

Es
(i) [Spaltenumbruch] PERRAULT T. III. p.
74. LORRY
beim VANDER-
MONDE. 1757. Janv.
(i*) LORRY bei dem VANDERM.
loc. cit.
(k) SAUVAGES l. c. p. 9.
(l) v. GEUNS de vita p. 17.
(m) Denn es gehen die zer-
ſchnittnen Theile derſelben aus-
einander. PAGANI und BO-
NIOLI.
p.
158.
(m*) Opus
[Spaltenumbruch] patholog. obſ.
52.
(m**) MA-
LOET
hiſt. de l’Acad.
1728.
(m***) GALEN. de motu muſc.
T. I. p.
623.
(n) VESAL pag. 519. FA-
BRIC.
ab AQVAP. de act.
muſc. p.
88.
(o) STVART loc. cit. p. 40.
und SAUVAGES phyſiol. p. 23.
(p) SAUVAGES l. c.
A 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0025" n="7"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">II.</hi> Ab&#x017F;chnitt. Er&#x017F;cheinungen.</hi></fw><lb/>
Wunde von einander zerret, und aus einer einfachen<lb/>
Spalte eine weite Oefnung macht. Sie bezeugt &#x017F;ich an<lb/>
dem Mittelfelle <note place="foot" n="(i)"><cb/><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PERRAULT</hi> T. III. p.<lb/>
74. <hi rendition="#g">LORRY</hi></hi> beim <hi rendition="#aq">VANDER-<lb/>
MONDE. 1757. Janv.</hi></note>, der Ribbenhaut <note place="foot" n="(i*)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">LORRY</hi></hi> bei dem <hi rendition="#aq">VANDERM.<lb/>
loc. cit.</hi></note> dem Darmfelle,<lb/>
der Haut <note place="foot" n="(k)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SAUVAGES</hi> l. c. p.</hi> 9.</note>, dem Zellgewebe <note place="foot" n="(l)"><hi rendition="#aq">v. GEUNS de vita p.</hi> 17.</note> und an der Sehne <note place="foot" n="(m)">Denn es gehen die zer-<lb/>
&#x017F;chnittnen Theile der&#x017F;elben aus-<lb/>
einander. <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">PAGANI</hi></hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">BO-<lb/>
NIOLI.</hi> p.</hi> 158.</note>.<lb/>
Sie i&#x017F;t am Zellgewebe &#x017F;o gros, daß ich blos von die&#x017F;er<lb/>
in Krankheiten zugenommenen Kraft am Unterleibe und<lb/>
der Hu&#x0364;fte eine offenbare Ha&#x0364;rte wargenommen, davon<lb/>
die Hu&#x0364;fte, ohne allen Feler der Mu&#x017F;keln zu&#x017F;ammengezogen<lb/>
und gebogen war <note place="foot" n="(m*)"><hi rendition="#aq">Opus<lb/><cb/>
patholog. ob&#x017F;.</hi> 52.</note>. Von die&#x017F;er Art war diejenige<lb/>
alte Kru&#x0364;mmung des Kniees, welche man durch Ba&#x0364;der<lb/>
heilte <note place="foot" n="(m**)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">MA-<lb/>
LOET</hi> hi&#x017F;t. de l&#x2019;Acad.</hi> 1728.</note>. Es a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ert &#x017F;ich die&#x017F;e Kraft an den Mu&#x017F;-<lb/>
keln noch deutlicher und ver&#x017F;chwindet am getrokkneten Flei-<lb/>
&#x017F;che fa&#x017F;t ganz und gar. Es ziehet na&#x0364;mlich ein Mu&#x017F;kel,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Bauch man mitten durch&#x017F;chneidet, &#x017F;eine Flei&#x017F;chfa-<lb/>
&#x017F;ern mit Gewalt gegen die Enden zuru&#x0364;kke <note place="foot" n="(m***)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">GALEN.</hi> de motu mu&#x017F;c.<lb/>
T. I. p.</hi> 623.</note>, da-<lb/>
von auch in todten Ko&#x0364;rpern ein gro&#x017F;&#x017F;er Zwi&#x017F;chenraum ent-<lb/>
&#x017F;teht. Schneidet man &#x017F;eine beiden Enden von den Kno-<lb/>
chen los, &#x017F;o ziehet &#x017F;ich der Mu&#x017F;kel gegen die Mitte &#x017F;eines<lb/>
Bauches zu&#x017F;ammen <note place="foot" n="(n)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">VESAL</hi> pag. 519. <hi rendition="#g">FA-<lb/>
BRIC.</hi> ab <hi rendition="#g">AQVAP.</hi> de act.<lb/>
mu&#x017F;c. p.</hi> 88.</note>. Trokknes Flei&#x017F;ch beha&#x0364;lt hinge-<lb/>
gen wenig von die&#x017F;er Kraft u&#x0364;brig. Wenn man eine<lb/>
Schlagader, die in die&#x017F;em Stu&#x0364;kke mit den Mu&#x017F;keln viel<lb/>
Aenlichkeit hat, an beiden Enden bindet, und &#x017F;ie alsdenn<lb/>
dies und jen&#x017F;eits von dem u&#x0364;brigen Stamme los&#x017F;chneidet,<lb/>
&#x017F;o verku&#x0364;rzt &#x017F;ie &#x017F;ich ebener maaßen, und &#x017F;ie wird u&#x0364;berhaupt<lb/>
um die Helfte ku&#x0364;rzer <note place="foot" n="(o)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">STVART</hi> loc. cit. p.</hi> 40.<lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SAUVAGES</hi> phy&#x017F;iol. p.</hi> 23.</note>; i&#x017F;t &#x017F;ie hingegen &#x017F;chon &#x017F;teif, &#x017F;o<lb/>
zieht &#x017F;ie &#x017F;ich weniger und lang&#x017F;amer zuru&#x0364;kke.</p><lb/>
          <p>Es zog &#x017F;ich eine Flei&#x017F;chfa&#x017F;er um etwas hurtiger, bis<lb/>
auf ein Drittheil ihrer La&#x0364;nge zu&#x017F;ammen <note place="foot" n="(p)"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#g">SAUVAGES</hi> l. c.</hi></note>.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0025] II. Abſchnitt. Erſcheinungen. Wunde von einander zerret, und aus einer einfachen Spalte eine weite Oefnung macht. Sie bezeugt ſich an dem Mittelfelle (i), der Ribbenhaut (i*) dem Darmfelle, der Haut (k), dem Zellgewebe (l) und an der Sehne (m). Sie iſt am Zellgewebe ſo gros, daß ich blos von dieſer in Krankheiten zugenommenen Kraft am Unterleibe und der Huͤfte eine offenbare Haͤrte wargenommen, davon die Huͤfte, ohne allen Feler der Muſkeln zuſammengezogen und gebogen war (m*). Von dieſer Art war diejenige alte Kruͤmmung des Kniees, welche man durch Baͤder heilte (m**). Es aͤuſſert ſich dieſe Kraft an den Muſ- keln noch deutlicher und verſchwindet am getrokkneten Flei- ſche faſt ganz und gar. Es ziehet naͤmlich ein Muſkel, deſſen Bauch man mitten durchſchneidet, ſeine Fleiſchfa- ſern mit Gewalt gegen die Enden zuruͤkke (m***), da- von auch in todten Koͤrpern ein groſſer Zwiſchenraum ent- ſteht. Schneidet man ſeine beiden Enden von den Kno- chen los, ſo ziehet ſich der Muſkel gegen die Mitte ſeines Bauches zuſammen (n). Trokknes Fleiſch behaͤlt hinge- gen wenig von dieſer Kraft uͤbrig. Wenn man eine Schlagader, die in dieſem Stuͤkke mit den Muſkeln viel Aenlichkeit hat, an beiden Enden bindet, und ſie alsdenn dies und jenſeits von dem uͤbrigen Stamme losſchneidet, ſo verkuͤrzt ſie ſich ebener maaßen, und ſie wird uͤberhaupt um die Helfte kuͤrzer (o); iſt ſie hingegen ſchon ſteif, ſo zieht ſie ſich weniger und langſamer zuruͤkke. Es zog ſich eine Fleiſchfaſer um etwas hurtiger, bis auf ein Drittheil ihrer Laͤnge zuſammen (p). Es (i) PERRAULT T. III. p. 74. LORRY beim VANDER- MONDE. 1757. Janv. (i*) LORRY bei dem VANDERM. loc. cit. (k) SAUVAGES l. c. p. 9. (l) v. GEUNS de vita p. 17. (m) Denn es gehen die zer- ſchnittnen Theile derſelben aus- einander. PAGANI und BO- NIOLI. p. 158. (m*) Opus patholog. obſ. 52. (m**) MA- LOET hiſt. de l’Acad. 1728. (m***) GALEN. de motu muſc. T. I. p. 623. (n) VESAL pag. 519. FA- BRIC. ab AQVAP. de act. muſc. p. 88. (o) STVART loc. cit. p. 40. und SAUVAGES phyſiol. p. 23. (p) SAUVAGES l. c. A 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/25
Zitationshilfe: Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/25>, abgerufen am 22.11.2024.