der Augen naturalisirt. Sie ist gewont, die meisten aus- ser Acht zu lassen. Jndessen wollen wir doch einige der vorzüglichsten Bewegungen, die im menschlichen Leben am öftersten vorkommen, einiger maßen kürzlich entwerfen.
§. 2. Das Stehen.
Der Mensch allein kann mit einiger Sicherheit eine Zeitlang stehen, ob der Bär gleich einen breiten Fus hat, und den Körper zum Kampfe in die Höhe richtet. So kann auch der Affe (h), und noch besser der Pigmäe (i), stehen. Jndessen hat doch der Mensch einen breitern Fus, und es ist insonderheit dessen inwendiger Theil fester; und so hat der einzige Mensch vor allen andern Thieren den grossen Zee, welcher fester und länger als alle übrige Zeen ist, da derselbe auch am Affen kürzer, und dem Daumen änlich ist. Folglich können alle Völker des menschlichen Geschlechtes stehen, und es haben auch diejenige wilde Mägdgen, welche unter den Thieren in Wildnissen gros gewachsen, und welche fern von aller menschlichen Erzie- hung ohnlängst in Frankreich gefunden worden, stehen können.
Wenn ein Mensch stehen soll, so mus die senkrechte Linie, welche zwischen dem Schamknochen und dem Hin- tern, durch den Mittelpunkt der Schwere durchgeht (k), in den vierseitigen Raum einfallen, der sich zwischen den zwo Fussolen befindet (l), oder sie mus auf die Fussole selbst fallen, wofern der Mensch auf diesem Fusse allein zu stehen beliebt, und diese Bewegung kann kein einziges vierfüssiges Thier, auch nicht auf einen Augenblikk, nach- machen.
Doch
(h)[Spaltenumbruch]
Wegen der kurzen Ferse, und des schmalen Fusses. RICOLA- NUS osteolog. simiae. pag. 533.
(i)TYSON anat. of the pyg- my pag. 79. seqq.
(k)[Spaltenumbruch]BORELL. Lib. I. prop. 132. 137.
(l)idem ibid. prop. 137.
N 5
IV. Abſchnitt. Thieriſche Beweg. Nuzzen.
der Augen naturaliſirt. Sie iſt gewont, die meiſten auſ- ſer Acht zu laſſen. Jndeſſen wollen wir doch einige der vorzuͤglichſten Bewegungen, die im menſchlichen Leben am oͤfterſten vorkommen, einiger maßen kuͤrzlich entwerfen.
§. 2. Das Stehen.
Der Menſch allein kann mit einiger Sicherheit eine Zeitlang ſtehen, ob der Baͤr gleich einen breiten Fus hat, und den Koͤrper zum Kampfe in die Hoͤhe richtet. So kann auch der Affe (h), und noch beſſer der Pigmaͤe (i), ſtehen. Jndeſſen hat doch der Menſch einen breitern Fus, und es iſt inſonderheit deſſen inwendiger Theil feſter; und ſo hat der einzige Menſch vor allen andern Thieren den groſſen Zee, welcher feſter und laͤnger als alle uͤbrige Zeen iſt, da derſelbe auch am Affen kuͤrzer, und dem Daumen aͤnlich iſt. Folglich koͤnnen alle Voͤlker des menſchlichen Geſchlechtes ſtehen, und es haben auch diejenige wilde Maͤgdgen, welche unter den Thieren in Wildniſſen gros gewachſen, und welche fern von aller menſchlichen Erzie- hung ohnlaͤngſt in Frankreich gefunden worden, ſtehen koͤnnen.
Wenn ein Menſch ſtehen ſoll, ſo mus die ſenkrechte Linie, welche zwiſchen dem Schamknochen und dem Hin- tern, durch den Mittelpunkt der Schwere durchgeht (k), in den vierſeitigen Raum einfallen, der ſich zwiſchen den zwo Fusſolen befindet (l), oder ſie mus auf die Fusſole ſelbſt fallen, wofern der Menſch auf dieſem Fuſſe allein zu ſtehen beliebt, und dieſe Bewegung kann kein einziges vierfuͤſſiges Thier, auch nicht auf einen Augenblikk, nach- machen.
Doch
(h)[Spaltenumbruch]
Wegen der kurzen Ferſe, und des ſchmalen Fuſſes. RICOLA- NUS oſteolog. ſimiæ. pag. 533.
(i)TYSON anat. of the pyg- my pag. 79. ſeqq.
(k)[Spaltenumbruch]BORELL. Lib. I. prop. 132. 137.
(l)idem ibid. prop. 137.
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IV. Abſchnitt. Thieriſche Beweg. Nuzzen.
der Augen naturaliſirt. Sie iſt gewont, die meiſten auſ-
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vorzuͤglichſten Bewegungen, die im menſchlichen Leben am
oͤfterſten vorkommen, einiger maßen kuͤrzlich entwerfen.
§. 2.
Das Stehen.
Der Menſch allein kann mit einiger Sicherheit eine
Zeitlang ſtehen, ob der Baͤr gleich einen breiten Fus hat,
und den Koͤrper zum Kampfe in die Hoͤhe richtet. So
kann auch der Affe (h), und noch beſſer der Pigmaͤe (i),
ſtehen. Jndeſſen hat doch der Menſch einen breitern Fus,
und es iſt inſonderheit deſſen inwendiger Theil feſter; und
ſo hat der einzige Menſch vor allen andern Thieren den
groſſen Zee, welcher feſter und laͤnger als alle uͤbrige Zeen
iſt, da derſelbe auch am Affen kuͤrzer, und dem Daumen
aͤnlich iſt. Folglich koͤnnen alle Voͤlker des menſchlichen
Geſchlechtes ſtehen, und es haben auch diejenige wilde
Maͤgdgen, welche unter den Thieren in Wildniſſen gros
gewachſen, und welche fern von aller menſchlichen Erzie-
hung ohnlaͤngſt in Frankreich gefunden worden, ſtehen
koͤnnen.
Wenn ein Menſch ſtehen ſoll, ſo mus die ſenkrechte
Linie, welche zwiſchen dem Schamknochen und dem Hin-
tern, durch den Mittelpunkt der Schwere durchgeht (k),
in den vierſeitigen Raum einfallen, der ſich zwiſchen den
zwo Fusſolen befindet (l), oder ſie mus auf die Fusſole
ſelbſt fallen, wofern der Menſch auf dieſem Fuſſe allein
zu ſtehen beliebt, und dieſe Bewegung kann kein einziges
vierfuͤſſiges Thier, auch nicht auf einen Augenblikk, nach-
machen.
Doch
(h)
Wegen der kurzen Ferſe, und
des ſchmalen Fuſſes. RICOLA-
NUS oſteolog. ſimiæ. pag. 533.
(i) TYSON anat. of the pyg-
my pag. 79. ſeqq.
(k)
BORELL. Lib. I. prop.
132. 137.
(l) idem ibid. prop. 137.
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Haller, Albrecht von: Anfangsgründe der Phisiologie des menschlichen Körpers. Bd. 5. Berlin, 1772, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/haller_anfangsgruende05_1772/219>, abgerufen am 22.11.2024.
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